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Veröffentlicht am 12.09.2023

Es sind immer die einfachsten Ideen, die außergewöhnliche Erfolge haben. (Tolstoi)

Das Kaufhaus – Zeit des Wandels
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1909 Berlin. Die Kaufhäuser von Leonhard und Flora Tietz sind mittlerweile in jeder größeren deutschen Stadt und werden von ihnen und ihrer engeren Verwandtschaft geführt. Sohn Alfred soll demnächst in ...

1909 Berlin. Die Kaufhäuser von Leonhard und Flora Tietz sind mittlerweile in jeder größeren deutschen Stadt und werden von ihnen und ihrer engeren Verwandtschaft geführt. Sohn Alfred soll demnächst in die Geschäftsführung einsteigen, deshalb reist er nach Berlin, um dort im Auftrag seines Vaters Aktien zeichnen zu lassen, damit Tietz demnächst an die Börse gehen kann. Durch einen Zufall begegnet er im von Oscar geführten dortigen Kaufhaus Tietz der jungen Lehrerin Margarete. Zwischen den beiden sprühen sofort die Funken, doch sie verlieren sich wieder aus den Augen. Aber Alfred lässt nicht locker, diese wunderbare Frau in Berlin aufzuspüren und stürzt sich dabei in so allerlei fragwürdige Unternehmungen, bis er Margarete wiedergefunden hat. Von da an kann sie nichts mehr trennen, sie gibt sogar ihre geliebte Stelle auf, um mit Alfred nach Köln zu gehen. Doch die Kaufhauswelt Tietz steht immer öfter harten Gegnern gegenüber, die sich gegen die Übermacht wehren und dabei auch nicht vor Gewalt und Zerstörung halt machen…
Susanne von Berg hat mit „Zeit des Wandels“ den Abschlussband ihrer historischen Hertie-Trilogie vorgelegt, der durch die Verflechtung von Fiktion und Realität eine unterhaltsame Lektüre verspricht und dem Leser gleichzeitig eine Zeitreise spendiert. Der flüssige und farbenfrohe Erzählstil bringt den Leser schnell ins 20. Jahrhundert, um sich dort unsichtbar unten den Mitgliedern der Familie Tietz zu bewegen und vor allem Albert zu folgen. Dieser macht sich mit einem Auftrag seines Vaters auf den Weg von Köln nach Berlin, wo er einerseits in Oscars Warenhaus-Dependance einige neue Ideen aufschnappt und andererseits auf die Frau seines Lebens stößt. Während er alles daran setzt, Margarete für sich zu gewinnen, muss er nebenbei auch miterleben, wie Konkurrent Wertheim seinem Onkel Oscar das Leben schwer macht und ihn ausbooten will. Daheim in Köln sehen sich Leonhard und Flora Anfeindungen anderer Ladenbesitzer ausgesetzt, die zunehmend radikaler und gewalttätiger werden. Die Autorin hat gut recherchiert und den historischen Hintergrund mit ihrer Handlung verwoben. So darf der Leser gemeinsam mit Margarete und Alfred per Zeppelin von Berlin nach Köln reisen, auf deren Reise auch die Wuppertaler Schwebebahn von oben zu sehen ist. Der Spannungslevel zwar ist mäßig, die Perspektivwechsel zwischen einigen Protagonisten verleihen der Geschichte aber Kurzweiligkeit.
Die Charaktere sind liebevoll in Szene gesetzt und lassen mit ihren menschlichen Eigenschaften den Leser nahe an sich heran. Flora und Leonhard sind inzwischen alt geworden, doch noch immer brennt die kaufmännische Leidenschaft in ihren Adern. Beide sind liebevolle und kreative Menschen, die nichts auf die Familie kommen lassen und sich auch um jeden und alles selbst kümmern wollen. Oscar und Betty sind mittlerweile verheiratet und mit ihrem Kaufhaus erfolgreich. Alfred ist ein junger Mann mit Prinzipien, freundlich, aufgeschlossen, auf der Suche nach der großen Liebe. Margarete hat eine Frau mit einem Herz aus Gold, der die Bedürftigen am Herzen liegen. Sie ist wohlbehütet und gut erzogen aufgewachsen, hält viel auf Werte wie Freundschaft und Ehrlichkeit. Protagonisten wie Wertheim sind in dieser Geschichte das Salz in der Suppe, denn sie bringen mit ihrem Neid und ihren Intrigen etwas Unruhe hinein.
„Zeit des Wandels“ bildet einen gelungenen Abschluss der Hertie-Trilogie, die mit einem Mix aus Familiengeschichte, Missverständnissen, Liebe, Einfallsreichtum und historischem Hintergrund eine unterhaltsame Lektüre für den Leser bietet. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 05.09.2023

Es kommt der Tag, der alles lösen wird. (Friedrich von Schiller)

Hickory Hills
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2020 Atlanta, Georgia. Allie hat ihre Zukunft schon genau geplant. Gemeinsam mit ihrem Verlobten Austin möchte sie ein Therapiezentrum mit Pferden auf dem Gestüt ihrer Großmutter Dale eröffnen, doch dann ...

2020 Atlanta, Georgia. Allie hat ihre Zukunft schon genau geplant. Gemeinsam mit ihrem Verlobten Austin möchte sie ein Therapiezentrum mit Pferden auf dem Gestüt ihrer Großmutter Dale eröffnen, doch dann kommt alles ganz anders. Nach dem Tod von Dale muss Allie erfahren, dass ihre Großmutter das Gestüt an einen Immobilienhai verloren hat und ihre Zukunftspläne Geschichte sind. Allie will sich damit nicht abfinden und sucht verzweifelt nach Möglichkeiten, ihr versprochenes Erbe doch noch zu bekommen. Dabei stößt sie auf die Vergangenheit von Dale und alte Familiengeheimnisse, von denen Allie keine Ahnung hatte. Ob sie erkennt, welchen Schatz ihre Großmutter ihr wirklich hinterlassen hat?
Elizabeth Musser hat mit „Hickory Hills“ einen sehr tiefgründigen, emotionalen Roman vorgelegt, der den Leser über zwei unterschiedliche Zeitebenen gut zu unterhalten weiß. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil nimmt den Leser sofort mitten hinein ins Geschehen, wo er zum einen Allie in der Gegenwart zur Seite steht, zum anderen aber auch die Vergangenheit von Großmutter Dale in den 30er/40er Jahren miterleben lässt. Im Wechsel erlebt der Leser einerseits die Enttäuschung von Allie über das verlorene Erbe und ihre geradezu besessene Suche nach dem versprochenen Nachlass ihrer Großmutter, während er andererseits Einblick in Dales Leben als erfolgreiche Spring- und Dressurreiterin und ihre Liebe zum Pferdesport sowie zu Jungendliebe Tommy bekommt bis hin zu den großen Veränderungen durch den 2. Weltkrieg. Die Autorin verknüpft beide Zeitstränge auf wunderbare Weise miteinander, gibt die Emotionen von Verlust, Enttäuschung sowie Hoffnungsschimmer sehr gut an den Leser weiter, der sich gemeinsam mit Allie auf der Suche nach dem „Schatzkästchen“ immer mehr dem Familiengeheimnis nähert. Während die Geschichte um Dale dem Leser sehr nah ans Herz geht, steht er Allie eher als Beobachter gegenüber, zu sehr von ihrer Enttäuschung geleitet und verbissen wehrt sie sich dagegen, dass ihre Träume nicht erfüllen. Dabei zeigt sich umso deutlicher, dass sie den Kampfgeist ihrer Großmutter geerbt hat und ihr sehr ähnlich ist. Der christliche Aspekt wurde von der Autorin sehr gut mit ihrer Handlung verwoben, in dem es vor allem um Hoffnung, Respekt, Genügsamkeit und Gottvertrauen geht.
Die Charaktere sind mit glaubwürdigen menschlichen Eigenschaften ausgestattet und liebevoll in Szene gesetzt, so dass der Leser sich nur zu gern an ihre Fersen heftet, um die Vergangenheit und die Gegenwart mit ihnen zu erkunden. Dale ist eine sympathische Frau, zielstrebig, ehrgeizig, mutig, kämpferisch und stark. Jugendliebe Tommy ist ein fröhlicher Filou, der mutig und abenteuerlustig ist, jedoch auch einiges wegstecken muss. Allie ist mit ihrer Sturheit nicht gerade eine Sympathieträgerin. Zeitweilig wirkt sie hart, völlig verbohrt und unbeugsam, will mit dem Kopf durch die Wand und stößt viele mit ihrer Art vor den Kopf. Es dauert eine Weile, bis sie anfängt, sich auf das eigentliche Erbe ihrer Großmutter zu konzentrieren und den Wert dessen schätzen zu lernen. Aber auch Nanny Husy spielt eine große Rolle in dieser tiefgründigen Geschichte.
„Hickory Hills“ ist nicht nur eine tiefgründige Geschichte über zwei Zeitebenen, interessanten Protagonisten sowie einem zu lüftenden Familiengeheimnis, sondern spiegelt das gesamte Kaleidoskop von Gefühlen wieder. Die Seiten jagen nur so dahin und fesseln den Leser bis zum letzten Moment. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 28.08.2023

Viele Tränen sind Perlen, die nicht gehoben wurden. - Peter Sirius

Das Haus der Perlen – Glanz des Glücks
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1888. Seit Marie Thomass ins Münchner Juweliergeschäft kam, sind 44 Jahre vergangen. Inzwischen ist das Geschäft nach ihrem Bruder Carl Thomass benannt, der dieses mit seiner Familie unterhält. Die 19- ...

1888. Seit Marie Thomass ins Münchner Juweliergeschäft kam, sind 44 Jahre vergangen. Inzwischen ist das Geschäft nach ihrem Bruder Carl Thomass benannt, der dieses mit seiner Familie unterhält. Die 19- jährige Henya Schmerler, deren Vater in Frankfurt als Notar arbeitet, hat bei Carl eine Anstellung als Schmuckverkäuferin ergattert und darf schon am ersten Arbeitstag die Bekanntschaft von Erzherzogin Marie Therese machen. Auch die Begegnung mit dem Goldschmiedelehrling Jakob ist für Henya schicksalhaft, denn beide verlieben sich sofort ineinander, obwohl Jakob kurz vor seinen Wanderjahren steht, die ihn nach Australien zu Henyas Großonkel Moritz Schmerler und dessen Perlenfischerei führen sollen. Als Henya in ihrem Gästezimmer ein altes Tagebuch findet, ist sie von dem Inhalt sofort fasziniert, gehörte es doch der verstorbenen Marie Thomass. Schon bald kommt sie einem alten Geheimnis auf die Spur, dass Jakob in Australien plötzlich lüftet…
Das Autorenduo Charlotte Jacobi hat mit „Glanz des Glücks“ den zweiten Band ihrer Perlenhaus-Trilogie vorgelegt, der dem ersten in punkto Familiengeschichte und gut recherchiertem Hintergrundwissen über die Perlenzucht in nichts nachsteht. Der flüssige, gefühlvolle und farbenfrohe Erzählstil beamt den Leser sofort in die Vergangenheit und ins Juweliergeschäft Carl Thomass in München, wo er Henya Schmerler über die Schulter schauen darf und einige Schicksalsmomente miterlebt. Im Juweliergeschäft Carl Thomas ist die jüngste Generation am Start. Henya kommt aus Frankfurt nach Bayern, da sie nicht nur ihren Traumberuf ausüben darf und ihre große Liebe Jakob kennenlernt, sondern mit seiner Hilfe auch ein altes Familiengeheimnis aufdeckt. Als Leser vermisst man im ersten Moment die liebgewonnene Marie, doch wird man mit den neuen und einigen altbekannten Charakteren schnell warm. Der Tagebuchfund ist ebenso spannend inszeniert wie Jakobs Aufenthalt in Australien, aber auch Henyas persönliches Schicksal geht dem Leser schnell ans Herz. Einige Machenschaften sind wirklich kriminell. Die Lage für ledige schwangere Frauen erforderte zur damaligen Zeit so einiges an Phantasie und Vorschiebung falscher Tatsachen, um das Kind nicht einfach entzogen zu bekommen. Auch die Machtverhältnisse und Intrigen zwischen einigen Charakteren sind unfassbar böse, was dem Spannungslevel der Handlung gut tut und den Leser mitreißt.
Die Charaktere sind mit glaubwürdigen Ecken und Kanten versehen, so dass sie sofort eine Nähe zum Leser herstellen, der ihnen nur zu gerne bei ihren Unternehmungen folgt. Henya Schmerler ist eine liebenswerte junge Frau, die ihren Beruf liebt und sich um ihre Mitmenschen sorgt. Sie ist neugierig und offen. Jakob ist ein lieber Kerl, der ein großes Interesse an fremden Tierarten und der Perlenzucht hegt. Er ist ehrlich, hilfsbereit und schließt schnell Freundschaften, nur das Verhältnis zu seinem Vater ist vergiftet, denn jener ist die Hinterhältigkeit auf zwei Beinen. Kutscher Leonhard spielt diesmal nicht nur eine Nebenrolle, auch der Doktor rückt in den Fokus des Geschehens. Ebenso verhelfen einige andere Protagonisten sowie überraschende Wendungen der Geschichte zu dem gewissen Etwas.
„Glanz des Glücks“ ist eine gelungene Fortsetzung über das traditionsreiche Münchner Juweliergeschäft Thomas. Historische Recherche sowie eine durchweg unterhaltsame, verzweigte Familiengeschichte mit einigen Intrigen sorgt für schöne Lesestunden. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 28.08.2023

Man muss viele Muscheln öffnen, um eine Perle zu finden...

Das Haus der Perlen – Schimmern der Hoffnung
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1844 München. Die Perlenohrringe ihrer verstorbenen Mutter sind der größte Schatz der 21-jährigen Marie Thomass, denn sie liebt den Glanz der kleinen runden Juwelen über alles. Als sie der Einladung ihres ...

1844 München. Die Perlenohrringe ihrer verstorbenen Mutter sind der größte Schatz der 21-jährigen Marie Thomass, denn sie liebt den Glanz der kleinen runden Juwelen über alles. Als sie der Einladung ihres Bruders Carl Thomass folgt und nach München reist, wo er als Goldschmiedelehrling beim Juwelier Neustätter arbeitet, kommt sie eher zufällig an eine Anstellung als Schmuckverkäuferin. Diese bringt sie eines Tages auch ins Vogtland zu den Perlenfischern, wo sie sich Hals über Kopf in Moritz Schmerler verliebt, der dort im elterlichen Betrieb als Perlenfischer arbeitet. Da Moritz Marie als Zweitgeborener nichts zu bieten hat, begibt er sich auf Wanderschaft nach Bayern, um bei einem anderen Perlenfischer zu arbeiten, sich so einen eigenen Betrieb zu erarbeiten und in der Nähe von Marie zu sein, während diese in München weiterhin als Verkäuferin tätig ist. Ein Unglück und ein Missverständnis sorgen für die Trennung von Marie und Moritz…
Das Autorenduo hinter dem Pseudonym Charlotte Jacobi hat mit „Schimmern der Hoffnung“ den Auftakt für ihre Haus-der-Perlen-Trilogie vorgelegt, die nicht nur die Entstehung und den Werdegang des Münchner Traditionsjuweliers Carl Thomas am Marienplatz erzählt, das heute noch existiert, sondern den Leser mit viel Hintergrundwissen vor allem über Perlenschmuck zu unterhalten weiß. Der flüssig-leichte und bildhafte Erzählstil lässt den Leser schnell gedanklich ins 19. Jahrhundert reisen, wo er sich an die Seite der jungen Marie Thomass heftet und ihr Schicksal hautnah miterlebt. Marie liebt den Zauber von Schmuck und vor allem Perlen, so dass die Arbeit als Schmuckverkäuferin für sie ein absoluter Traumberuf ist. Mit ihrer Gabe, jedem Kunden genau das Richtige zu präsentieren, erarbeitet sie sich schon bald einen guten Ruf. Ebenso hat sie wunderbare Ideen für Maßanfertigungen des königlichen Hofes, vorerst glänzt damit ein Mitglied der Juweliersfamilie. Marie saugt alles auf, was die Schmuckherstellung und das Entstehen der Perlen betrifft. Dabei hilft ihr Moritz Schmerler sehr, in den sie sich sofort verliebt. Während die Autoren dem Leser die schwierige Perlenfischerei näher bringen, schaffen sie ein farbenfrohes Bild der Landschaften und Örtlichkeiten, so dass der Leser das Gefühl hat, vor Ort zu sein. Gesellschaftliche Normen werden innerhalb der Handlung zwar nur gestreift, sind jedoch aussagekräftig genug, um die damaligen Sitten und Gebräuche zu erfassen.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und in Szene gesetzt. Authentische menschliche Eigenschaften verleihen ihnen etwas Lebendiges, so dass der Leser sich ihnen gern an die Fersen heftet. Marie Thomass ist eine offene und ehrliche junge Frau, der schnell die Sympathien zufliegen. Sie durfte ihre Leidenschaft zum Beruf machen und liebt es, edle Schmuckstücke an den Kunden zu bringen. Ihre herzliche, liebevolle Art lässt sie schnell Freunde gewinnen. Moritz Schmerler ist ein herzensguter Kerl, der seine Arbeit als Perlenfischer liebt und dessen Erfahrung allseits geschätzt wird. Er ist hilfsbereit und unterstützt jeden, der seine Hilfe benötigt. Simon Neustätter, der Neffe des Juweliers ist ein strebsamer Mann, der sich allerdings mit fremden Federn schmückt und zuweilen aufdringlich und arrogant daher kommt. Carl Thomass, Maries Bruder, ist ein eher ruhiger Zeitgenosse. Luise Neustätter ist eine patente Frau, die ein großes Herz hat. Aber auch die weiteren Protagonisten machen die Handlung lebhaft und interessant.
„Schimmern der Hoffnung“ ist nicht nur ein gelungener Einstand in eine große Familiensaga, sondern erzählt neben einer Geschichte von Liebe und Freundschaft auch die Entstehung eines alteingesessenen Münchner Juweliergeschäfts. Unterhaltsame Lesestunden mit verdienter Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 23.07.2023

Eine Schwester ist sowohl dein Spiegel – als auch dein Gegenstück.

Seeglasschwestern
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Lisa Wingate vereint in ihrem Buch „Seeglasschwestern“ drei unterhaltsame Kurzgeschichten, die jede eine Verbindung zu Hattaras Island haben, eine Beziehung unter Geschwistern unter die Lupe nehmen und ...

Lisa Wingate vereint in ihrem Buch „Seeglasschwestern“ drei unterhaltsame Kurzgeschichten, die jede eine Verbindung zu Hattaras Island haben, eine Beziehung unter Geschwistern unter die Lupe nehmen und in sich abgeschlossen sind.
In den „Seeglasschwestern“ versucht ElisabethGallagher gemeinsam mit ihrer Mutter, ihre Tante Sandy zurück nach Michigan zu holen. Ein Hurricane, der sich Hatteras Islands nähert, torpediert das geplante Vorhaben und die drei Frauen haben viel Zeit zum Reden und zum Wiederannähern. Vor allem aber hilft die Zeit während des Sturms Elizabeth, nach einer beruflichen Pechsträhne wieder nach vorn sieht.
Zwei zerstrittene Schwestern treffen in „Die Gezeitenschwestern“ nach langer Zeit wieder aufeinander. Tandi Reese, steht kurz vor ihrer Hochzeit, als ihr eine Anklage wegen Betrugs in Haus flattert, hinter der ihre ältere durchtriebene, egoistische Schwester Gina steckt. Als Tandi das herausfindet, stellt sie sich Gina mutig entgegen, gewinnt an Selbstbewusstsein und vor allem findet sie noch einiges aus ihrer Vergangenheit heraus. Ihrer Ehe mit Paul steht nun nichts mehr im Wege.
„Die Sandburgschwester“ handelt von Jen, die gerade einen Heiratsantrag von ihrem Freund Evan bekommen hat und aufgrund ihrer negativen Erfahrungen mit ihren Eltern innerhalb einer Sekte in der Vergangenheit nicht weiß, was sie tun soll. Deshalb reist sie mit ihrer kleinen Schwester Lily auf die Insel und trifft dort auf eine Frau, die sich als ihre Schwester herausstellt.
Der flüssige, bildhafte und gefühlige Erzählstil lässt den Leser kurzzeitig an dem Leben der Protagonisten teilhaben, die alle auf der Suche nach Konfliktlösungen mit ihren engsten Verwandten sind. Die in den einzelnen Geschichten erwähnten Probleme reichen alle bis tief in die Vergangenheit zurück und wurden nie ausdiskutiert, lieber trennte man sich, kehrte unter den Teppich oder mied die Konfrontation. Aufgrund der Kürze der einzelnen Handlungen werden gewichtige Themen nur an der Oberfläche angekratzt und bieten nicht viel Tiefe, gleiches gilt für die Protagonisten. Die schöne Hintergrundkulisse von Hatteras Island wird farbenfroh beschrieben, die Insel ist den Naturgewalten ausgesetzt und spiegelt dabei auch sehr intensiv die Stimmungen einer der drei Geschichten wieder. Der Spannungslevel ist gemächlich angelegt, vielmehr geht es um emotionalen Sprengstoff, den es endlich zu entschärfen gilt. Auch wenn die Autorin nur eine begrenzte Seitenzahl für die jeweilige Geschichte hat, werden die Themen für den Leser zufriedenstellend aufgelöst. Der christliche Aspekt ist unaufdringlich in den einzelnen Handlungen eingearbeitet worden und handelt vom Verzeihen, Vergeben und den Mut zu einem Neuanfang.
„Seeglasschwestern“ vereint drei unterschiedliche Konflikte zwischen Schwestern vor dem Hintergrund der Insel Hatteras Island in North Carolina. Empathisch sowie warmherzig bringt Wingate dem Leser die einzelnen Problemfälle näher, die auf eine Auflösung hinstreben. Kurzweilige, unterhaltsame Lektüre mit verdienter Leseempfehlung!