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Veröffentlicht am 13.02.2021

Von der Freiheit in die Abhängigkeit

Miss Marie
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1916 Norwegen. Die Bäckerei von Thea Marie Thoresens Vater kämpft im Krieg ums Überleben, denn überall sind die Lebensmittel knapp und die Leute haben kaum Geld. Dies macht auch den Traum von Thea Marie ...

1916 Norwegen. Die Bäckerei von Thea Marie Thoresens Vater kämpft im Krieg ums Überleben, denn überall sind die Lebensmittel knapp und die Leute haben kaum Geld. Dies macht auch den Traum von Thea Marie zunichte, als Älteste von sechs Geschwistern das Geschäft eines Tages fortführen zu können. Die Einladung ihrer vor Jahren nach Amerika ausgewanderten Tante Augusta, zu ihr in den USA zu kommen und eine Stelle bei einer reichen Familie anzunehmen, bedeutet vielleicht die Rettung der familieneigenen Bäckerei. Thea Marie macht sich auf die Reise und landet als Dienstmädchen im Haushalt der Vanderbilts, wo auch Tante Augusta als Köchin angestellt ist. Schon bald muss Thea Marie feststellen, dass sie als Dienstbotin nicht nur unsichtbar und fehlerfrei zu sein hat, sondern bei den Gästen der Hausherren auch als Freiwild gilt. Das will sie sich nicht gefallen lassen…
Ellen Vahr hat mit „Miss Marie“ einen historischen Roman mit ernstem Hintergrund vorgelegt, denn die Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten und zeigt schonungslos neben den großen Standesunterschieden auch die Rechtlosigkeit von Frauen in der damaligen Zeit auf. Der flüssige und bildhafte Erzählstil lässt den Leser schnell eintauchen ins vergangene Jahrhundert, um sich dem Schicksal von Thea Marie anzunehmen und mit ihr eine folgenschwere Reise anzutreten. Nicht nur der Krieg, sondern vor allem die finanziellen Nöte lassen die junge Frau ihre Heimat verlassen in dem Glauben, mit dem im Ausland verdienten Geld die Familie und das Geschäft zu retten. Doch einmal in Amerika angekommen, wird sie nicht nur ihres Vornamens beraubt, sondern auch zu einem Nichts degradiert. War sie in Norwegen noch eine freie Frau mit eigenen Entscheidungen, die den Zusammenhalt von Familie und Freunden genoss, so muss sie sich nun unterordnen und für sich selbst kämpfen, einzig Tante Augusta und deren Schwester Hulda sind ihre Vertrauten. Vahr zeigt offen die damalige Ungleichbehandlung von Frauen in den USA sowie den Konkurrenzkampf unter den Dienstboten auf. Auch Übergriffe durch die Dienerschaft und geladene Gäste des Hauses sind an der Tagesordnung, wobei die Frau als einzig Schuldige angeprangert und für ihre Schande bestraft wird. Die Zustände sind so plastisch geschildert, dass der Leser alles hautnah miterlebt und durch ein wahres Gefühlsbarometer schreitet ob der Ungerechtigkeit und des Machtmissbrauchs sowohl im Kreis der Dienstboten, aber auch der Herrschaft.
Die Charaktere sind mit gutem Augenmaß gestaltet und bestechen durch Glaubwürdigkeit und Authentizität. Der Leser fühlt sich Thea Marie schnell verbunden und kann so mit ihr hoffen, bangen und fiebern. Thea Marie ist eine offene, selbständige, junge Frau, die sich um ihre Familie sorgt und dafür ein großes Opfer bringt. So tauscht sie ihre Freiheiten ein für ein unselbständiges Leben am unteren Rand der Gesellschaft verbunden mit ständiger Angst. Doch sie ist eine Kämpfernatur, die sich nicht alles gefallen lässt und sich zur Wehr setzt. Augusta ist eine warmherzige Frau, die mit ihrer Schwester Hulda allerdings ein Geheimnis hütet. Aber auch Consuelo Vanderbilt hat mit ihren Handlungen einen Einfluss auf Thea Maries Entscheidungen.
„Miss Marie“ fußt auf wahren Begebenheiten und überzeugt mit einer spannend sowie gefühlvoll erzählten Geschichte, die nicht nur das Kopfkino des Lesers anwirft, sondern auch die Entwicklung der Frauenrolle aufzeigt. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 13.02.2021

„Nur, wer seine Wurzeln kennt, kann wachsen“ (Anselm Grün)

Die Frauen vom Nikolaifleet – Der ferne Glanz (Die Kolonialwaren-Saga 2)
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1925 Hamburg. Von Kindesbeinen an mit dem Laden ihrer Mutter Leonore in der Nikolaifleet vertraut, hat Ada inzwischen das Ruder in dem Kolonialwarenladen übernommen und führt diesen mit viel Herzblut und ...

1925 Hamburg. Von Kindesbeinen an mit dem Laden ihrer Mutter Leonore in der Nikolaifleet vertraut, hat Ada inzwischen das Ruder in dem Kolonialwarenladen übernommen und führt diesen mit viel Herzblut und Leidenschaft. Als es darum geht, den Laden hauptverantwortlich zu übernehmen, fühlt sich Ada auf einmal mit dem Gedanken daran überfordert und tritt die Flucht nach Berlin an. In der Metropole findet Ada nicht nur Arbeit und in der Tänzerin Lisbeth eine Freundin, sondern erliegt ebenso schnell dem Charme des Schriftstellers Paul, in den sie sich heftig verliebt. Berlin bietet Ada das pralle Leben genauso, wie sie es sich vorgestellt hat. Doch als die Wirtschaftskrise die Stadt erfasst, wird Ada klar, dass sie eigentlich schon den richtigen Platz im Leben gefunden hat …
Katharina Lansing hat mit „Der ferne Glanz“ nicht nur den Fortsetzungsband ihrer historischen Trilogie vorgelegt, sondern auch einen recht treffenden Titel dafür gefunden. Durch den flüssig-leichten, farbenprächtigen und gefühlsbetonten Schreibstil findet sich der Leser schnell im alten Hamburg wieder, um dort in Leonores Familie erneut nach dem Rechten zu sehen und die weiteren Entwicklungen zu verfolgen. Leonore hat sich als Geschäftsfrau bereits einen Namen gemacht und hofft darauf, dass ihre jüngste Tochter Ada in ihre Fußstapfen tritt, denn die Liebe zu dem Laden wurde ihr praktisch in die Wiege gelegt. Ada fühlt sich allerdings überfordert bei dem Gedanken, die Nachfolge ihrer Mutter anzutreten, hat sie doch eigene Wünsche ihr Leben betreffend. Um sich von Leonore abzunabeln, nimmt Ada ihr Schicksal selbst in die Hand und hofft auf ein abenteuerliches Leben in Berlin. Die Autorin zeigt geschickt die Rolle der Frau zur damaligen Zeit auf. Leonore war mit ihren Ambitionen ihrer Generation schon weit voraus. Ada geht nun einen weiteren Schritt, was bei ihrer Mutter Ängste hervorruft, jedoch auch Einsichten zeigt in Erinnerung daran, wie sehr sie selbst kämpfen musste. Farbenfrohe Beschreibungen zaubern nicht nur die Hamburger Stadtkulisse nebst dem liebevoll eingerichteten Laden vor das innere Auge des Lesers, sondern lassen ihn auch das Berlin der 20er Jahre miterleben.
Lebendig gestaltete Charaktere mit glaubwürdigen Ecken und Kanten lassen den Leser sich schnell mit ihnen wohlfühlen und mitfiebern. Leonore hat sich zu einer guten und selbstbewussten Geschäftsfrau entwickelt, die den Laden mit Freude und Ideenreichtum erfolgreich führt. Ada gegenüber ist sie manchmal etwas zu fordernd und streng, jedoch ist sie sich auch bewusst, dass ihre Jüngste ihren eigenen Weg gehen und sie die Leine locker halten muss. Ada liebt die Arbeit im Laden, jedoch ist sie noch wie ein Rohdiamant, der erst geschliffen werden will. Sie sucht das Abenteuer und die Aufregung, der Gedanke, Verantwortung zu übernehmen, kommt ihr wie ein Gefängnis vor. Sie stürzt sich ins Leben, saugt alles auf, gewinnt schnell Freunde und erlebt die erste Liebe. An all dem wächst sie nicht nur, sondern es macht ihr am Ende auch die Entscheidung leicht, denn „der ferne Glanz“ von Berlin funkelt bei Tageslicht nicht so schön. Schwester Greta ist eine liebe und fürsorgliche Person, die ein Auge auf Ada hat. Lisbeth ist Ada eine wunderbare Freundin, während Paul eher den Eindruck eines Windhundes macht.
„Der ferne Glanz“ entführt in die 20er Jahre des letzten Jahrhunderts und wartet mit einer gelungenen Mischung aus Familiengeschichte, Abenteuerlust und Liebe auf, die den Leser schnell für sich gewinnen kann und für unterhaltsame Lesestunden sorgt. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 08.02.2021

Trilogieabschluss mit leichten Schwächen

Spiegel unseres Schmerzes
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1940 Frankreich. Der Zweite Weltkrieg ist zwar in vollem Gange, doch in Paris und dem Rest des Landes merkt man davon nichts, obwohl Frankreich gemeinsam mit Großbritannien Deutschland den Fehdehandschuh ...

1940 Frankreich. Der Zweite Weltkrieg ist zwar in vollem Gange, doch in Paris und dem Rest des Landes merkt man davon nichts, obwohl Frankreich gemeinsam mit Großbritannien Deutschland den Fehdehandschuh vor die Füße geworfen hat. Die Franzosen wiegen sich in Sicherheit, auch die Lehrerin Louise Belmont, die aushilfsweise im Monsieur Jules‘ Restaurant „La Petit Bohéme“ am Montmartre bedient. Als die Deutschen Paris mit ihrem Einmarsch überraschen und die Stadt im Handumdrehen übernehmen, ändert sich das Leben der Franzosen schlagartig, auch das von Louise Belmont…
Pierre Lemaitre hat mit „Spiegel unseres Schmerzes“ den Abschlussband seiner historischen Trilogie vorgelegt, der sicher erneut mit Frankreich und der Zeit zwischen den Kriegen beschäftigt. Der detailreiche, anspruchsvolle und leicht ironische Erzählstil erlaubt dem Leser eine Zeitreise in die Vergangenheit, um dort nicht nur den Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Paris mitzuerleben, er wird gemeinsam mit Louise auch hautnah Zeuge eines Selbstmordes mitten im Restaurant und deren Flucht aus Paris. In einem weiteren Handlungsstrang hält sich der Leser an der Maginot-Linie auf, wo sich Louises Bruder Raoul mit viel Einfallsreichtum und Geschäftssinn als Schieber verdingt und dadurch nicht nur an Einfluss gewinnt, sondern praktisch in dem ganzen Drama wie ein Kriegsgewinnler erscheint. Das Frontgeschehen sowie die Handlungen im Militärgeschehen werden sehr bildhaft geschildert, doch es dauert eine ganze Weile, bis der Leser langsam die Zusammenhänge der Perspektivwechsel erkennt und nach und nach die Puzzleteile zusammensetzen kann. Detailverliebt und recht ausschweifend zeichnet Lemaitre seine Handlung gleich einem Gemälde, nur fehlen dieser der gewisse Pepp und die Spannung, die seinen beiden Vorgängerbänden zu Eigen war. Grundsätzlich aber verfehlt der Autor auch diesmal nicht sein Ziel, dem Leser mit seiner Geschichte die damalige Atmosphäre und genug Stoff zum Nachdenken zu vermitteln und gleichzeitig das Kopfkino anzuwerfen.
Detailliert und mit eigenen Persönlichkeiten ausgestaltete Charaktere erscheinen lebendig und authentisch vor dem inneren Auge des Lesers, der ihre jeweiligen Schicksalswege verfolgt, bis sie sich am Ende zu einem vollständigen Bild zusammensetzen. Louise wirkt zu Beginn noch sorglos und selbstsicher, doch ändert sich das schlagartig, bringt Unsicherheit und Ängstlichkeit hervor. Doch unterschwellig wächst eine Stärke in ihr heran, die sie geradezu zur Heldin mutieren lässt. Raoul ist ein Schlitzohr, der den Krieg für seine Zwecke zu nutzen weiß. Aber auch Monsieur Jules, Gabriel, Dr. Thirion und Louises Mutter Jeanne besetzen wichtige Rollen in Lemaitres letztem Akt.
„Spiegel unseres Schmerzes“ rundet mit einer komplexen in sich verwobenen Geschichte die Zwischenkriegs-Trilogie ab, wobei dieser Roman an den beiden Vorgängern in punkto Spannung und ironischem Witz nicht herankommt. Trotz allem lohnt sich die Lektüre, die eine Leseempfehlung verdient hat!

Veröffentlicht am 08.02.2021

Tipps für das Venedig des Nordens

Hamburg. Unterwegs mit deinen Lieblingsmenschen
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Als Wahlhamburger seit ca. 5 Jahren haben wir die nordische Perle und seine Bewohner inzwischen sehr ins Herz geschlossen. Die Stadt hat noch etwas Unverfälschtes an sich, und die Hamburger glänzen mit ...

Als Wahlhamburger seit ca. 5 Jahren haben wir die nordische Perle und seine Bewohner inzwischen sehr ins Herz geschlossen. Die Stadt hat noch etwas Unverfälschtes an sich, und die Hamburger glänzen mit nordischer Kühle und Understatement, aber mit Offenheit und einer direkten Art sowie mit jeder Menge Herzlichkeit, so dass wir uns sofort wohl gefühlt haben. Inzwischen haben wir schon so einige der vielfältigen Hamburger Seiten kennenlernen dürfen, doch alles haben wir noch nicht ausprobiert.
Da kam uns das Buch „Unterwegs mit Deinem Lieblingsmenschen – Hamburg“ von Sylvie Gühmann gerade recht ins Haus geflattert. Hier erwarten einen 6 unterschiedliche Rubriken, aus denen man jeweils nach dem momentanen Gusto etwas heraussuchen und in Angriff nehmen kann. Die Vorschläge sind etwas abseits des Mainstreams und gerade deshalb etwas Besonderes. Das „Schlittschuhfahren unter Sternen“ an den Planten un Bloomen haben wir schon vor einiger Zeit gemacht und dabei nicht nur viel Spaß gehabt, sondern dort auch nette Einheimische kennengelernt, mit denen wir uns schon mehrmals danach in der „Strand-Perle“ getroffen haben. Da wir alle Arten von Wassersport lieben, werden wir, sobald es geht, die Möglichkeit ergreifen und beim Anleger „Kanu fahren und Kuchen essen“ ausprobieren. Auch „Gemeinsam verirren“ im Treppenviertel steht schon auf unserer Liste, ebenso ein Besuch im Planetarium und ein Streifzug durch die Brauereien ist geplant. Die Landungsbrücken kennen wir zwar, doch der Tipp mit dem Stintfang ist doch nachahmungswürdig und wird bestimmt öfters praktiziert werden. Viele der aufgeführten Einkehrvorschläge sind im Augenblick leider nicht realisierbar, doch damit nicht aus dem Sinn, denn der Besuch des Wasserschlosses am St. Annenufer ist schon länger ein Wunsch von uns ebenso wie das Zollenspieker Pegelhäuschen.
In dem mit Liebe zum Detail gestalteten Buch findet sich eine große Auswahl an Ausflugsmöglichkeiten, Restaurant- und Cafévorschlägen sowie auch einige sportliche Aktivitäten, die sich wunderbar zu zweit erleben lassen. Zu jedem Vorschlag gibt es neben der vollständigen Adresse nebst Haltestelle des ÖPNV auch einen unterhaltsamen und informativen Text, der kurz die Besonderheiten des jeweiligen Ortes zusammenfast. Unterstützt wird alles durch gut in Szene gesetzte Fotos, die die Vorfreude und Entdeckerlust wecken.
„Unterwegs mit Deinem Lieblingsmenschen – Hamburg“ ist eine echte Schatztruhe angefüllt mit außergewöhnlichen Möglichkeiten, die Stadt mit seinem Herzensmenschen immer wieder neu zu entdecken. Wir freuen uns darauf und werden jeden uns noch unbekannten Tipp auf jeden Fall ausprobieren. Empfehlenswert!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.02.2021

Gegensätze ziehen sich an

Das Jahr der Rosenschwestern
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Die zweieiigen Zwillingsschwestern Sunshine und Margot Baker sind so gegensätzlich, wie man es nur sein kann. Margot nimmt ihre Berufung als Benimmcoach sehr ernst und versucht, das Leben von schwierigen ...

Die zweieiigen Zwillingsschwestern Sunshine und Margot Baker sind so gegensätzlich, wie man es nur sein kann. Margot nimmt ihre Berufung als Benimmcoach sehr ernst und versucht, das Leben von schwierigen Charakteren wieder in normale Bahnen zu bringen, doch ihre neue Klientin Bianca raubt ihr den letzten Nerv, wäre da nicht ihr Sohn Alec, der sie überreden kann, nicht die Geduld mit seiner Mutter zu verlieren und der auch bei Margot so manche Seite zum Schwingen bringt. Sunshine verdient sich neben ihrem Studium Geld als Kindermädchen und lebt auch sonst eher ins Blaue hinein, als endlich mal eine feste Richtung einzuschlagen und diese dann schnurgerade zu verfolgen. Für ihren jetzigen Job ist sie bei dem alleinerziehenden Vater Declan und seinem Sprößling untergekommen und beide schleichen sich bald in ihr Herz. Was wird aus der einzigen Gemeinsamkeit der beiden Schwestern, die mit dem männlichen Geschlecht bisher nur schlechte Erfahrungen gemacht haben und sich nie wieder mit einem davon einlassen wollten?
Susan Mallery hat mit „Das Jahr der Rosenschwestern“ wieder tief in die romantische Trickkiste gegriffen, um den Leser mit einer gefühlvollen Geschichte gut zu unterhalten. Mit locker-leichtem Erzählstil, der neben einige Witz auch recht farbenfroh daher kommt, darf sich der Leser anhand wechselnder Perspektiven an die Fersen der Zwillingsschwestern heften und ihnen bei ihren jeweiligen Unternehmungen über die Schulter schauen, wobei er auch Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt erhält. Obwohl sie augenscheinlich kaum etwas gemeinsam haben, sind sich Margot und Sunshine vor allem bei ihren Gefühlen sehr ähnlich. Beides sind gebrannte Kinder, die sich lieber nicht mehr auf die Männerwelt einlassen wollen. Was von solchen Vorhaben zu halten ist, wird schnell deutlich, als beide unabhängig voneinander auf ihr perfektes Gegenstück stoßen und ihre gefassten Vorsätze ins Wanken bringen. Die doch recht resolute Margot hat in ihrer Schauspielklientin Bianca ihre Meisterin gefunden, bei der sie die Nerven zu verlieren droht, während Biancas Sohn Alec dem Ganzen von Beginn an skeptisch gegenübersteht, kennt er doch seine Mutter doch wesentlich besser und weiß um ihre Defizite. Die eher lockere Sunshine hat als Kindermädchen schnell das Herz ihres Zöglings gewonnen und damit auch das seines Vaters. Schwierig nur, wenn sowohl Margot und Sunshine sich so sehr einzureden versuchen, Männer seien Gift für sie. Mit unterhaltsamen Dialogen und unterschwelligem Humor liest sich das Buch fast von selbst, auch wenn die Geschichte recht vorhersehbar ist.
Die Charaktere sind lebensnah und glaubwürdig ausstaffiert, besitzen menschliche Ecken und Kanten, die sie dem Leser authentisch und nahbar machen. Margot ist eine ehrgeizige und zielgerichtete Person, die ihre Aufgaben ernst nimmt und das Leben anderer verbessern möchte. Sie besitzt eine Menge Geduld, die aber auch irgendwann ein Ende findet. Sunshine lebt eher in den Tag hinein, hat noch kein richtiges Ziel vor Augen, deshalb schlägt sie sich mehr schlecht als recht durchs Leben. Bianca ist eine Exzentrikerin, während Sohn Alec mit extremer Zurückhaltung und Nüchternheit glänzt. Declan dagegen ist ein warmherziger Mann, der seine Gefühle nicht einfach so verschenkt und mit seiner Ernsthaftigkeit Sunshine in die Bredouille bringt.
„Das Jahr der Rosenschwestern“ unterhält mit zwei Liebesgeschichten und beschert dem Leser romantisch-angehauchte Lesestunden, bei denen die Seiten nur so davonfliegen. Schöne Lektüre für zwischendurch. Verdiente Empfehlung!