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Veröffentlicht am 17.06.2017

Nichts ist, wie es scheint

Der Brief
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Die Journalistin Marie Kluge ist Anfang 30 und lebt in Hamburg mit ihrer Freundin Johanna seit zwei Jahren in einer Beziehung. Eines Tages findet sie einen Brief von ihrer alten Schulfreundin Christine, ...

Die Journalistin Marie Kluge ist Anfang 30 und lebt in Hamburg mit ihrer Freundin Johanna seit zwei Jahren in einer Beziehung. Eines Tages findet sie einen Brief von ihrer alten Schulfreundin Christine, mit der sie schon sehr lange keinen Kontakt mehr pflegt und der sie völlig verwirrt. Christine schreibt von Maries Mann Victor, der mit Marie zusammen eine Galerie in Paris führen soll und von dem gemeinsamen Kind. Sie erwähnt ebenfalls, dass Marie schwerkrank sei. Marie ist völlig durcheinander, denn sie ist kerngesund und ihr Leben findet in Hamburg statt. Trotzdem lässt der Inhalt des Briefes sie nicht los, weshalb Marie kurzerhand nach Paris reist, um herauszufinden, was es mit all diesen Informationen auf sich hat. Kaum in Paris angekommen, fühlt sich Marie auf bekanntem Terrain, aber je mehr sie nachforscht und auch das Treffen mit Christine werfen immer neue Fragen auf. Gleichzeitig stellt Marie ihr ganzes bisheriges Leben in Frage. Wird Marie eine Antwort auf alle Fragen bekommen?

Carolin Hagebölling hat mit ihrem Buch „Der Brief“ ihren Debütroman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und temporeich, schnell lässt er den Leser in der Geschichte versinken. Die Geschichte wird aus der Sicht von Marie in der Ich-Form erzählt. Der Spannungsbogen wird recht schnell aufgebaut und zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Handlung, was durch die recht kurzen Kapitel noch unterstützt wird. Die Beschreibungen von Paris sind bildreich und geben dem Leser einen guten Eindruck über die französische Metropole. Die Autorin versteht es ebenfalls sehr gut, durch das Spiel mit zwei verschiedenen Lebensmodellen von Marie den Leser in Verwirrung zu stürzen und alles in Frage zu stellen. Welches Leben ist real, welches Fiktion? Welche Menschen spielen wirklich eine Rolle in Marie Leben und welche sind nur ausgedacht oder bestehen in ihrer Phantasie? Durch dieses Verwirrspiel wird der Leser an der Lektüre gehalten, will er doch um jeden Preis herausfinden, was hier gespielt wird. Das Ende der Geschichte wirft allerdings Fragen auf, die nur der Leser sich selbst beantworten kann, was eine gewisse Unbefriedigung hinterlässt.

Die Charaktere sind schön ausgestaltet und interessant in Szene gesetzt worden, so dass sie sehr lebhaft und authentisch wirken. Marie ist eine sympathische Frau, die wirkt, als stünde sie mit beiden Beinen mitten im Leben. Durch einen Brief wird ihre Realität bzw. ihr Leben in Frage gestellt, was sie verunsichert und sie nach einer Lösung suchen lässt. Gleichzeitig vermittelt Marie in anderen Lebenspunkten auch eine gewisse Rücksichtslosigkeit und Oberflächlichkeit, wenn man z.B. ihre Beziehung zu Johanna betrachtet. Johanna wirkt zwar nicht gerade wie eine nette Person, doch hat sie innerhalb der Geschichte auch ihre Daseinsberechtigung, bei der sie allerdings etwas zu kurz kommt. Victor und André sind ebenfalls sehr sympathische Männer, die jeder auf seine Weise Marie unterstützen und ihr Halt geben. Auch die auftauchenden Nebenprotagonisten sind interessant platziert und geben mit ihren Handlungen Fragen auf oder tragen zum Verlauf bei.

„Der Brief“ ist ein spannender Debütroman, der rasant durch die Handlung fegt und den Leser in Atem hält. Leider geht ihm am Ende die Luft aus, so dass der Leser sich sein Ende selbst denken muss mit jeder Menge Fragen im Gepäck. Eine Leseempfehlung für alle, die sich davon nicht einschüchtern lassen!

Veröffentlicht am 13.05.2017

Omas Kaffeekuchen bringt Glück

Rosen, Tee und Kandiszucker
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Die 26-jährige Ellie arbeitet bei einer Versicherung und lebt noch in ihrem alten Kinderzimmer bei ihren Eltern unterm Dach zusammen mit ihrem jüngeren Bruder Jason. Das Geld ist knapp, zumal ihr Vater ...

Die 26-jährige Ellie arbeitet bei einer Versicherung und lebt noch in ihrem alten Kinderzimmer bei ihren Eltern unterm Dach zusammen mit ihrem jüngeren Bruder Jason. Das Geld ist knapp, zumal ihr Vater beruflich als Klempner auch etwas zurückstecken musste aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Situation. Seitdem ihre verstorbene Großmutter, zu der sie ein sehr enges Verhältnis hatte, bei ihr die Liebe zum Backen und Kochen geweckt hat, träumt Ellie von einem eigenen kleinen Teesalon. Endlich ergibt sich die Möglichkeit für sie, die Teestube in einem ländlichen Schloss zu übernehmen, jedoch hat sie bisher keinerlei Erfahrung. Durch ein wenig Flunkern bekommt sie tatsächlich die Zusage, die Teestube zunächst für ein halbes Jahr zu pachten. Der Gutsverwalter Joe war ihr größter Fürsprecher. Ellie siedelt mit ihrem Hab und Gut auf das Schloss und beginnt, der alten Teestube ihren Stempel aufzudrücken. Dabei wird sie sowohl von Joe als auch von den beiden Aushilfskellnerinnen Doris und Nicole und Deanna, der Seele des Hauses unterstützt. Aber Ellie muss noch viel lernen, um auch den Hausherrn Lord Henry zu überzeugen. So langsam läuft das Geschäft an, denn Ellies besondere Kuchen und Gerichte sprechen sich schnell rum. Auch zwischen Ellie und Joe scheint sich etwas anzubahnen, doch da beide gebrannte Kinder sind, schleichen sie eher umeinander herum. Wird Ellie sich mit ihrer Teestube durchsetzen? Wird sie sich in dem Schloss wohl fühlen? Und was wird mit Ellie und Joe?

Caroline Roberts hat mit ihrem Roman „Rosen, Tee und Kandiszucker“ einen ganz unterhaltsamen Liebesroman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, schnell taucht der Leser in Ellies Welt ein und erfährt so einiges von ihren Gedanken und Gefühlen, die sie bewegen. Der Roman erzählt hauptsächlich aus der Sicht von Ellis, aber es gibt auch einige Kapitel, die Joe zu Wort kommen lassen und wie er so manche Situation empfindet. Die Herstellung der einzelnen Kuchen und Köstlichkeiten sorgen immer wieder für ein leises Magenknurren beim Leser. Die Landschaftsbeschreibungen sind sehr detailliert und lassen neben einer wunderschönen Natur mitten in England auch das Schlossleben auferstehen. Gleichzeitig wird auch deutlich gemacht, wie kostenintensiv es ist, so ein altes Gebäude instand zu halten. Leider hat der Roman einige Längen, die das Lesevergnügen doch recht trüben. Zudem kommt keine wirkliche Spannung auf, alles plätschert so vor sich hin, und das Meiste ist leider vorhersehbar.

Die Charaktere sind schön ausgestaltet, sie wirken lebensecht und authentisch. Ellie ist eine sympathische Frau, die schon lange einen Traum hat. Sie hat keine Angst, hart zu arbeiten und sich einzuschränken, Hauptsache, ihr Wunsch wird Wirklichkeit. Dabei beweist sie auch eine Menge Mut und Eigeninitiative sowie Kreativität gemischt mit Warmherzigkeit und Realitätssinn. Joe ist ein attraktiver Mann, der alles dafür tut, dass das Schloss gut erhalten bleibt und sich möglichst selbst trägt. Er hat seinen Vater nie gekannt und zu seiner Mutter ein enges Verhältnis, die ihn allein aufgezogen hat. Doris und Nicole arbeiten als Aushilfskellnerinnen in der Teestube. Während Doris meist bevormundend und nörglerisch ist, wirkt Nicole sehr zurückhaltend fast scheu; beide sind aber ehrlich und arbeiten hart. Lord Henry ist das Faktotum des Schlosses, er hasst die Menschenmassen, die sich durch sein Zuhause schlängeln und ein wenig Adel schnuppern und besichtigen wollen. Er ist nicht sehr umgänglich, wirkt eher verschroben und sehr nüchtern. Deanna ist die gute Seele des Schlosses, die sich um alles kümmert und jedem etwas Herzenswärme gibt, wenn diese gebraucht wird.

„Rosen, Tee und Kandiszucker“ ist ein etwas verwirrender Titel für einen kurzweiligen Liebesroman vor herrschaftlicher Kulisse. Für den Sommerurlaub oder für zwischendurch ist das Buch ganz nett, stellt es doch keine großen Ansprüche an den Leser. Eingeschränkte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 31.03.2017

Die Reise des Perlenkragens

Aimées geheimer Wunsch
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Normandie 1891. Die junge Aimée steht kurz vor ihrer Hochzeit mit einem ihr völlig unbekannten Mann. Sie soll Bertrand heiraten und mit dieser Verbindung das Schloss ihrer Familie retten. Aimées Mutter ...

Normandie 1891. Die junge Aimée steht kurz vor ihrer Hochzeit mit einem ihr völlig unbekannten Mann. Sie soll Bertrand heiraten und mit dieser Verbindung das Schloss ihrer Familie retten. Aimées Mutter starb vor einigen Jahren auf mysteriöse Weise und ihr Vater hat für sie nur Missbilligung übrig, denn Aimée ist wissensdurstig und möchte sich weiterbilden. Aimée ist heimlich in den Hausdiener verliebt, der sie jedoch nicht beachtet. So versieht sie ihr Hochzeitskleid, ein Erbe ihrer Mutter, mit einem kunstvoll mit Perlen bestickten Kragen und versieht ihn mit einer geheimen Botschaft. Kurz vor der Hochzeit bricht Aimée zusammen…

London, Gegenwart. Maggie ist beruflich als Auktionatorin tätig und lebt mit ihrer Familie in London. Sie hat für sich eine alte Kiste ersteigert und entdeckt darin einen antiken wunderschönen gefertigten Kragen, der mit Perlen besetzt ist. Maggie ist fasziniert von dem Accessoire und schmückt sich damit, doch immer, wenn sie ihn trägt, gerät ihr Leben durcheinander. Durch Francesca, eine alte Dame, die Maggie einen Besuch abstattet, wird sie neugierig und beginnt, Nachforschungen anzustellen, woher der Kragen stammt und wer ihn gemacht hat. Wird Maggie fündig werden und wird sie die geheime Botschaft von Aimée entdecken?

Kelly Doust hat mit ihrem Buch „Aimées geheimer Wunsch“ einen Roman, der mehrere Zeitebenen umfasst, vorgelegt, und die alle ihre Verbindung über ein Kleidungsstück eint. Der Schreibstil ist flüssig und lässt den Leser schon im Prolog in die Aimées Zeit eintauschen eintauchen und ihr beim Sticken über die Schulter sehen, wobei man einige ihrer Gedanken und Sorgen mitverfolgen kann. Der Perlenkragen reist durch viele verschiedene Hände und durch die ganze Welt, bis ihn am Ende Maggie in den Händen hält. Die vielen Handlungsstränge aus unterschiedlichen zeitlichen Ebenen wechseln sich immer wieder mit der Gegenwart und Maggies Nachforschungen ab, so erfährt der Leser nach und nach die Reise des Perlenkragens. Leider hat sich die Autorin nicht auf Aimées und Maggies Geschichte beschränkt, sondern ihr Hauptaugenmerk eher auf den Perlenkragen gelegt. So bleibt die Handlung um Aimée und Maggie nur sehr oberflächlich und geht nicht in die Tiefe. Dabei möchte man gerade mehr von den beiden Frauen und ihrem Leben erfahren, haben sie doch so einiges gemeinsam.

Die Charaktere sind interessant gestaltet, wenn auch nicht immer sympathisch. Hauptsächlich zeichnet die Autorin durchweg ein Bild von starken Frauen über die Jahre hinweg, die alle ihren Alltag meistern und fast ausschließlich in der Liebe kein Glück hatten. Ebenfalls erfährt der Leser viel von dem gesellschaftlichen Frauenbild der jeweiligen Zeit und welche Anforderungen sie zu erfüllen hatte bzw. welche Rolle ihr zugedacht war. Leider wirken Maggie und Aimée als eigentliche Hauptprotagonistinnen hinter den Erwartungen zurück, der Leser kann keine engere Beziehung zu ihnen aufbauen.

„Aimées geheimer Wunsch“ bleibt leider geheim, der Leser muss sich seine eigenen Gedanken darüber machen, warum der Perlenkragen ihren jeweiligen Trägerinnen nie Glück gebracht hat. Der Roman beginnt zwar vielversprechend und lässt sich gut lesen, aber mehr als eine kurze Unterhaltung konnte er leider nicht bieten, da es zu viele Szenarien und zu viele Schauplätze gab und zu wenig Intensität in Bezug auf Aimée und Maggie. Nette Abwechslung für Zwischendurch, aber leider nichts Besonderes.

Veröffentlicht am 04.03.2017

Lebenswege

Die Zutaten des Glücks
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Die Supermarktkette „Eadens“ wurde in den 60er Jahren in England berühmt durch Kathleen Eaden, die Ehefrau des Gründers, weil diese mit ihren Rezeptbüchern zum Erfolg des Unternehmens beitrug und diese ...

Die Supermarktkette „Eadens“ wurde in den 60er Jahren in England berühmt durch Kathleen Eaden, die Ehefrau des Gründers, weil diese mit ihren Rezeptbüchern zum Erfolg des Unternehmens beitrug und diese sich in jedem Haushalt als unentbehrliche Hilfe wiederfanden. Nun sucht die Ladenkette mittels eines Backwettbewerbs das neue Gesicht für das Unternehmen, die neue „Mrs. Eaden“. Die Teilnehmer sollen Menschen aus dem Volk sein mit einer Leidenschaft fürs Backen. In die Endauswahl kommt die alleinerziehende Claire, deren Eltern die Bewerbung für sie eingereicht haben und die sich liebevoll um ihre Tochter kümmert und sich mit einem Job als Kassiererin über Wasser hält. Die Wahl fällt ebenso auf Karen, die fast erwachsene Kinder hat und in wohlhabenden Verhältnissen lebt, aber Angst vor dem Altern hat und Selbstbestätigung sucht. Eine weitere Kandidatin ist Jennifer, Mutter von drei Kindern, die aus lauter Frust und Einsamkeit Süßigkeiten in sich hineinstopft und außer Form geraten ist, weil ihr Ehemann in einer Midlife-Crisis steckt, sie für ihre Fülle beschimpft und neben einer Affäre auch noch für den Marathon trainiert. Mike ist der einzige männliche Kandidat, der bereits Witwer ist und hofft, seinen zwei Kindern ein guter Vater zu sein, der den Verlust der Mutter irgendwie ausgleichen kann. Als Fünfte im Bunde ist Vicki Teil der Endausscheidung. Sie hat ihr ganzes Leben unter einer dominanten Mutter zu leiden gehabt und hofft, ihrem eigenen Sohn ein besseres und liebevolles Vorbild zu sein. Obwohl die Teilnehmer allesamt Konkurrenten um den Titel sind, tauschen sie sich untereinander aus und es entwickeln sich einige Freundschaften. Allerdings bewirkt der Wettbewerb auch, dass die einzelnen Veränderungen in ihrem privaten Bereich vornehmen, je weiter ihre Teilnahme fortschreitet.

Sarah Vaughan hat mit ihrem Buch „Die Zutaten von Glück“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen. Den einzelnen Kapiteln sind Auszüge aus den alten „Mrs.Eaden-Backbüchern“ vorangestellt, die gleichzeitig auch eine Art Lebens- und Stilgefühl der damaligen Zeit ausdrücken. Die Handlung ist in verschiedene Perspektivwechsel aufgeteilt, die jeden der Teilnehmer in seinem Umfeld zeigen. Darüber hinaus gibt es Passagen, die aus dem Leben von Kathleen Eaden erzählen und einen Blick in die Vergangenheit ermöglichen. Die Erwähnung der verschiedenen Backwaren lässt dem Leser bei der Lektüre ständig das Wasser im Mund zusammenlaufen und den Magen knurren. Leider wird mehr über die Backerei berichtet, als über die einzelnen Protagonisten, deren Lebensumstände so viel interessanter sind. Durch die Vermengung mit dem Blickwinkel in die Vergangenheit wirkt die gesamte Handlung irgendwie ungeordnet, es ist schwierig, ihr konstant zu folgen, weil man immer durch irgendetwas abgelenkt wird.

Die Charaktere sind insgesamt interessant gestaltet, leider bleiben sie alle etwas farblos, da die Autorin ihnen keine Tiefe verleihen konnte. So hält der Leser Distanz und kann sich in keinen richtig hineinversetzen und mitfühlen. Kathleen Eaden ist eine recht einsame Frau, die sich sehnlichst ein Kind wünscht und den ganzen Tag in einem abgeschiedenen alten Herrschaftshaus in der Küche neue Rezepte für ihre Bücher ausprobiert. Karen ist eine Frau in den 40ern und hadert mit dem Älterwerden. Sie isst kaum ihre eigenen Backwaren, obwohl sie dafür Stunden in der Küche steht. Sie wirkt wie eine frustrierte Frau auf der Suche nach Selbstbestätigung und agiert oft wie ein Miststück. Die 52-jährige Jenny hat einige Kilos zu viel auf dem Leib und drei erwachsene Töchter, die inzwischen außer Haus sind. Ihr Ehemann ist in der Midlife-Crisis und benimmt sich ihr gegenüber abfällig und beleidigend. Aus lauter Frust isst sie immer mehr. Claire ist alleinerziehend und hat einen schlecht bezahlten Job. Ihre Eltern unterstützen sie, doch sie hofft, mit dem Gewinn aus dem Wettbewerb ihre persönliche Situation zu verbessern. Vicki leidet unter ihrer abweisenden dominanten Mutter, die sie immer wieder kritisiert. Ihr Selbstbewusstsein ist am Boden und benötigt dringend einen Schubs. Mike ist ein netter Mann, der sich seiner Fähigkeiten als Vater bewusst ist, sich allerdings als Mutterersatz noch ausprobiert, um seinen Kindern beides zu sein.

„Die Zutaten des Glücks“ ist ein Roman über sechs Einzelschicksale, die an einem Wendepunkt in ihrem Leben stehen und sich eine Chance erhoffen, dieses in die richtige Richtung zu bringen. So ganz konnte die Geschichte nicht überzeugen, dafür waren die Protagonisten zu oberflächlich gestaltet und die Perspektivwechsel zu häufig. Als Urlaubslektüre dennoch gut geeignet.

Veröffentlicht am 08.01.2017

Geheimnisse und verlorene Liebe vor chinesischer Kulisse

Das Geheimnis der Schneekirsche
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1913. Die junge Lehrerin Selma Wallenstein lebt und arbeitet in Berlin, als sie einige Tage vor Weihnachten ein Telegramm erhält, indem ihr in China lebender Vater mitteilt, dass ihr Mutter schwer krank ...

1913. Die junge Lehrerin Selma Wallenstein lebt und arbeitet in Berlin, als sie einige Tage vor Weihnachten ein Telegramm erhält, indem ihr in China lebender Vater mitteilt, dass ihr Mutter schwer krank ist. Selma macht sich in Begleitung ihrer Schwester Adele und ihrer Tante Mireille auf die beschwerliche Reise in die chinesische Hafenstadt Tsingtau, um sich dort um ihre Mutter zu kümmern. Kaum dort angekommen, trifft sie unverhofft auf ihre einstige große Liebe und ehemaligen Verlobten Paul, den sie seit Jahren nicht gesehen hat. Während der erste Weltkrieg ausbricht und auch vor der deutschen Kolonialverwaltung der kaiserlichen Marine im fernen China nicht Halt macht, versucht Selma, mit den neuen Gegebenheiten in einem fremden Land zurecht zu kommen und sich einzuleben. Schnell entwickelt sie ein Interesse zur traditionellen chinesischen Medizin und versucht, ihre neugewonnenen Freunde ebenso wie ihre Familie in jeder Art und Weise zu unterstützen. Gleichzeitig geht ihr die Begegnung mit Paul nicht aus dem Kopf, die Gefühle für ihn sind immer noch stark, aber werden die beiden doch noch eine Zukunft haben?

Lisa Marcks hat mit ihrem Buch „Das Geheimnis der Schneekirsche“ einen unterhaltsamen historischen Roman vor der exotischen Kulisse Chinas vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft und farbenfroh, schnell taucht der Leser in die fremde chinesische Welt ein, denn die Autorin weiß aus dem Vorrat eigener familiärer Erinnerungen zu schöpfen, geschichtliche Hintergrunddetails gekonnt zu vermitteln und die Landschaftsbeschreibungen mit Leben zu füllen. Die Schilderungen über die deutsche Kolonialzeit in China und die Situation zum Ausbruch des 1. Weltkrieges sind sehr gut dargestellt und mit der Geschichte verwebt. Ebenso interessant und informativ ist der Ausflug in die traditionelle chinesische Heilkunst, die sich andeutungsweise auch in den Überschriften der Kapitel wiederfinden.

Die Charaktere wurden sehr differenziert ausgestaltet und liebevoll in Szene gesetzt. Selma ist eine sehr sympathische und gewissenhafte junge Frau, die früh eine Menge Verantwortung übernimmt, da es von ihr erwartet wird. Sie wird ihrer Rolle mehr als gerecht, ist mutig, mitfühlend, hilfsbereit und hat das Herz auf dem rechten Fleck. Gleichzeitig ist Selma neuen Dinge und Menschen gegenüber sehr aufgeschlossen. Aber in ihrem Inneren ist sie eine Suchende, seit der Trennung von Paul hat sie ihr Herz für die Liebe verschlossen. Nun, da sie ihm nach langer Zeit wieder gegenüber steht, merkt sie, was ihr wirklich fehlt, um glücklich zu sein. Selmas Schwester Adele ist eine selbstsüchtige und missgünstige Person, deren Welt sich nur um sie selbst dreht. Sie hat viel von ihrem Vater, der machtgierig und egoistisch ist und seine Familie fast schon drangsaliert, um seinen Willen zu bekommen. Tante Mireille ist ein Fall für sich, recht kapriziös und chaotisch, aber sie ist immer wieder für eine Überraschung gut. Paul taucht in der Handlung leider zu selten auf und wirkt leider recht blass und in den Hintergrund geschoben.

„Das Geheimnis der Schneekirsche“ ist ein unterhaltsamer historischer Roman über Familiengeheimnisse und zerbrochene Liebe vor der farbenprächtigen Kulisse des Chinas zur Kolonialzeit. Durch die vielen angerissenen, oberflächlich abgehandelten Themen und die fehlende Ausarbeitung der Liebesgeschichte hält dieses Buch leider nicht ganz das, was der Leser sich beim Lesen des Klappentextes erwartet. Eine Leseempfehlung für alle, die gern Bücher über Familiengeheimnisse in einem exotischen Rahmen lesen, werden hier mit Abstrichen gut unterhalten.