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Veröffentlicht am 26.02.2020

Als Kronzeugin in Gefahr

Du bist die Nächste
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Atlanta. Bezirksstaatsanwältin Sophie Dawson muss sich in ihrem neuen Fall um die Betrugsaffäre des Privatbankangestellten Glen Shelton kümmern und arbeitet sich bis spät abends in die Akten ein. Auf dem ...

Atlanta. Bezirksstaatsanwältin Sophie Dawson muss sich in ihrem neuen Fall um die Betrugsaffäre des Privatbankangestellten Glen Shelton kümmern und arbeitet sich bis spät abends in die Akten ein. Auf dem Weg nach Hause möchte sie noch kurz an einer Tankstelle einkaufen, doch dann wird sie Zeugin eines Doppelmords im Zuge eines Überfalls. Von jetzt auf gleich ist Sophie in höchster Gefahr, denn sie kann den Täter namens Ricky identifizieren, den Bruder des berüchtigten Gangsterbosses Juan Wade. Ausgerechnet dieser will seinen Bruder „reinwaschen“ und heftet sich an Sophies Fersen. Derweil lässt es sich Sophies Vater nicht nehmen, ihr den Bodyguard Cooper Knight an die Seite zu stellen, damit sie als Hauptbelastungszeugin im Mordfall aussagen kann, ohne dass ihr etwas zustößt. Doch Cooper und Sophie folgt die Gefahr auf dem Fuße, immer wieder gibt es neue Anschläge auf ihr Leben, was allerdings auch mit Sophies eigenem Betrugsfall zusammenhängen könnte...
Rachel Dylan hat mit „Du bist die nächste“ einen sehr spannenden und unterhaltsamen Kriminalroman vorgelegt, der den Leser von der ersten bis zur letzten Zeile in Atem hält, während er an den Seiten klebt. Der Erzählstil ist flüssig, gefühlvoll und fesselnd, der Leser wird an der Seite von Sophie selbst zum Augenzeugen und begibt sich mit ihr auf eine gefährliche Mission, nicht nur ihren eigenen Fall überzeugend vor Gericht zu bringen, sondern auch immer die Gefahr im Nacken zu spüren, bis sie in dem Mordfall aussagen kann. Die Autorin, die selbst jahrelang als Prozessanwältin gearbeitet hat, strickt einen packenden und glaubhaften Plot, gleichzeitig zeigt sie auch die Missstände im amerikanischen Rechtssystem auf, in dem Zeugen verängstigt und bedroht, wo Geschworene bedrängt und bestochen werden können und auch vor Vertretern der Justiz oder der Polizei nicht halt gemacht wird. Der Spannungslevel ist von Beginn an auf extrem hohem Niveau und wird durch überraschende Wendungen und das Insiderwissen der Autorin für den Leser nicht vorhersehbar, so dass er wie ein Ermittler immer wieder neu kombinieren muss, um der Lösung auf die Spur zu kommen. Der christliche Aspekt ist in diesem Roman sehr schön eingewoben, denn Sophie vertritt ihren Glauben durch gelebte Werte und Lebensanschauungen. Aber Vergebung und Selbstvertrauen spielen auch große Rollen in dieser Geschichte.
Die Charaktere sind sehr lebendig und glaubhaft in Szene gesetzt. Sie wirken durch ihre individuellen Ecken und Kanten sehr realistisch und machen es dem Leser leicht, seine Sympathien gleichmäßig zu verteilen. Sophie ist im Wohlstand aufgewachsen, doch geht sie engagiert ihren eigenen Weg, um für Gerechtigkeit zu sorgen und lässt sich dabei nicht von ihren Moral- und Wertevorstellungen abbringen. Auch Gefahr hindert sie nicht daran, sich durchzusetzen und für die Dinge zu kämpfen, die ihr wichtig sind. Cooper ist ein Mann, der zupacken kann und extrem wachsam ist. Juan ist mit allen Wassern gewaschen und macht vor nichts Halt, um seine Ziele zu erreichen, dabei geht er sprichwörtlich über Leichen. Ashley verteidigt einen Mörder und setzt sich sehr für dessen Belange ein. Sie ist schwer zu durchschauen, als Leser hofft man einfach, dass sie zu den Guten gehört, auch wenn sie es einem mit ihrer Art schwer macht, daran zu glauben. Aber auch Patrick, Ricky und viele andere spielen eine große Rolle in dieser sehr gut ausgetüftelten Geschichte und lassen dabei keine Wünsche offen.
„Du bist die nächste“ besitzt alles, was einen guten Psychokrimi ausmacht: hochgradige Spannung, viele Überraschungsmomente und eine Story, die den Leser von Beginn an in den Bann zieht und bis zum finalen Schluss rätseln lässt. Fesselnd erzählt und einmalig gut! Absolute Leseempfehlung!!!

Veröffentlicht am 15.02.2020

„Das Schönste im Leben ist kostenlos. Das zweitschönste ist ziemlich teuer.“ (Coco Chanel)

Die Kleider der Frauen
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1940 Paris. Estella Bissette lebt zusammen mit Mutter Jeanne in Paris. Beide arbeiten in dem Atelier von Monsieur Aubrey und fertigen die schönsten Kleider für diejenigen, die sich diese im Krieg noch ...

1940 Paris. Estella Bissette lebt zusammen mit Mutter Jeanne in Paris. Beide arbeiten in dem Atelier von Monsieur Aubrey und fertigen die schönsten Kleider für diejenigen, die sich diese im Krieg noch leisten können. Eines Abends begegnet Estella dem attraktiven Amerikaner Alex Morgan, der als Spion in Paris tätig ist. Was Estella nicht weiß: ihre Mutter arbeitet zusammen mit Monsieur Aubrey für die Résistance. Als Monsieur Aubrey auffliegt und getötet wird, wird Estella von ihrer Mutter per Schiffspassage nach New York geschickt, um sie in Sicherheit zu bringen. Schon auf dem Schiff lernt Estella den reichen Sam kennen, der als Zuschneider in der Modebranche arbeitet. Gemeinsam mit ihm und dem Model Janie startet Estella in New York eine eigene Modelinie. Doch die Sorge um ihre Mutter Jeanne macht sie verrückt. Dann steht ihr auf einer Party auch Alex Morgan wieder gegenüber, an seiner Seite eine exakte Kopie von Estella mit dem Namen Lena. Estella ist völlig durcheinander, hat sie eine Zwillingsschwester, von der sie bisher nichts wusste? Sie muss unbedingt mit ihrer Mutter sprechen, doch die ist in Paris untergetaucht. So reist Estella mit Alex und Lena nach Paris, um das Geheimnis zu ergründen. Dabei verliebt sie sich rettungslos in Alex…
Natasha Lester hat mit „Die Kleider der Frauen“ einen packenden Roman vor historischer Kulisse vorgelegt, der über zwei Zeitebenen eine fesselnde Geschichte voller Geheimnisse erzählt. Der Schreibstil ist flüssig-leicht, gefühlvoll und sehr bildhaft, der Leser versinkt mit den ersten Zeilen in der Handlung und kann sich kaum von den Seiten lösen. Die Autorin hat zwei unterschiedliche Zeitebenen wunderbar miteinander verwoben, der eine betrifft das Leben von Estella in den Jahren 1940 bis 1944, der andere lässt Estellas Enkelin Fabienne zu Wort kommen, die in der Gegenwart das Modeimperium ihrer Großmutter erbt und erst nach und nach die Familiengeschichte aufdeckt, die zu keiner Zeit vorhersehbar waren und für einiges an Überraschung sorgen. Lester versteht es sehr gut, den Leser mit ihrer Geschichte in den Bann zu ziehen, gleich einem Puzzle entblättert sie die komplexen Geheimnisse und in welchem Verhältnis die einzelnen Protagonisten zueinander stehen. Dabei flicht sie auch reale Persönlichkeiten mit ein, deren Schicksal ebenfalls schillernd ist und in der Realität für Aufsehen gesorgt hat. Neben der Arbeit der Résistance sind auch die Ausflüge in die Modewelt, von dem Entwurf bis zur Modenschau, ein großes Thema, dass die Autorin gut in ihrer Geschichte platziert hat. In diesem Buch kommt zu keiner Zeit Langeweile auf, da die Handlung so komplex ist, zieht sich der Spannungsbogen bis zum finalen Schluss.
Ein bunter Strauß an lebendig gezeichneten Protagonisten sorgt für viel Abwechslung in der Geschichte. Sie wirken durchweg glaubwürdig und lassen eine gewisse Nähe zum Leser zu. So fällt es leicht, in ihren Spuren zu wandeln und mit ihnen zu fühlen, zu hoffen und zu bangen. Estella ist eine junge Frau, die ihr Leben der Mode verschrieben hat. Sie ist mit dem Zeichenstift ebenso flink wie mit ihrer Zunge, offen und geradeheraus sagt sie, was sie denkt und tritt dabei oftmals ins Fettnäpfchen. Alex ist ein Mann von Welt, der eine traumatische Kindheit hinter sich gelassen hat und heute auf der Welle der Gefahr reitet, um anderen zu helfen. Sam ist ein herzensguter Kerl, der ein Händchen für Mode hat. Lena ist eine verlorene Seele, der Reichtum und ihr eigenes Leben nichts bedeutet. Janie ist eine Frohnatur, die anderen Mut macht und als Freundin eine echte Bereicherung ist. Harry Thaw ist eine Ausgeburt der Hölle, der andere manipuliert und einen Spaß daran hat, ihnen das Leben zu ruinieren. Aber auch Jeanne, Fabienne oder Will haben einen festen Platz in dieser packenden Geschichte.
„Die Kleider der Frauen“ ist ein fesselnder und kurzweiliger Roman gespickt mit Familiengeheimnissen, tollem historischen Hintergrund, Liebe, Mode und einiges an Verwicklungen. Wunderbar erzählt und jede Seite wert. Absolute Leseempfehlung für eine Entdeckung!

Veröffentlicht am 15.02.2020

Licht der Hoffnung

Spuren deines Lichts
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Das Leben der Sozialarbeiterin Wren Crawford wird seit frühester Jugend von Ängsten und Depressionen begleitet, denen Wren oftmals nichts als Hilflosigkeit und Resignation entgegenzusetzen hat. Nur ihr ...

Das Leben der Sozialarbeiterin Wren Crawford wird seit frühester Jugend von Ängsten und Depressionen begleitet, denen Wren oftmals nichts als Hilflosigkeit und Resignation entgegenzusetzen hat. Nur ihr Glaube an Gott und die intensive Beschäftigung mit dem Leben und Wirken des Malers Vincent van Gogh verleihen ihr eine gewisse Bodenhaftung sowie Lichtblicke in ihrem Alltag, widmet sie sich doch selbst gern der Malerei, um dem Alltag zu entfliehen. Als ihr alter Jugendfreund Casey Wilson, dem sie immer noch sehr eng verbunden ist, nach seiner Heirat und seinem Umzug nach Reno plötzlich bei ihr auftaucht, gerät Wrens zerbrechliches Stimmungsgerüst in eine Schieflage. Und Casey, der mit eigenen Dämonen zu kämpfen hat, ist es auch, der für einen Zusammenbruch Wrens sorgt…
Sharon Garlough Brown hat mit „Spuren deines Lichts“ einen sehr eindringlichen und berührenden Roman vorgelegt, der in die Welt derjenigen führt, die unter Angst- und Panikattacken sowie schwersten Depressionen leiden. Der Schreibstil ist flüssig, tiefgründig, fesselnd und sehr gefühlvoll, der Leser wird regelrecht in die Geschichte hineingesogen, um Wren und ihre Welt kennenzulernen, ihre Stimmungsschwankungen und Ängste sowie deren Wirkung auf ihr unmittelbares Umfeld mitzuerleben, deren Leben ebenfalls durch die Depressionen in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Autorin verknüpft ihre sehr emotionale Geschichte um Wren wunderbar mit dem christlichen Glauben, die ausgewählten und eingefügten Bibelverse passen immer ausgezeichnet zur Situation und verdeutlichen den Glauben von Wren und ihre Hoffnung in diesen. Die Autorin macht innerhalb der Handlung auch deutlich, wie sehr das unmittelbare Umfeld, die Familie, engste Freunde und Bekannte ebenfalls unter den Auswirkungen der Depressionen leiden, wie hilflos sie diesen manchmal gegenüberstehen und wie sie sich damit auseinandersetzen bzw. mit welchen Methoden sie dem Erkrankten dennoch Hilfestellung geben, damit dieser sich nicht mit seinen Dämonen und Lebenszweifeln allein fühlt.
Die Charaktere wurden sehr detailliert und wunderbar lebendig in Szene gesetzt, so dass der Leser schnell das Gefühl hat, sie persönlich zu kennen. Tiefe Einblicke in ihr Seelenleben lassen eine Nähe zu, die man selten in einem Roman findet. Wren ist eine Frau, die verzweifelt versucht, ihr Leben zu meistern, während Ängste und Hilflosigkeit sie immer wieder lähmen und drohen, sie hinab in die Dunkelheit zu ziehen. Ihr unerschütterlicher Glaube ist wie ein Lichtstrahl in der Nacht, die sie umgibt. Mutter Jamie ist eine sehr geduldige und gläubige Frau, die immer wieder versucht, ihre Tochter aufzurichten. Wrens Tante Katherine Rhodes ist Therapeutin und ihr eine große Stütze ebenso wie die Pastorin Hannah Allen. Casey ist Wrens Jugendfreund und leidet selbst unter großen Zweifeln. Er wirkt allerdings eher selbstsüchtig und wenig rücksichtsvoll. Brooke ist Caseys Ehefrau, die von Sorge um ihren Mann getrieben, einschneidende Entscheidungen trifft. Auch Dylan und weitere Protagonisten spielen in dieser sehr komplexen Geschichte eine nicht unwesentliche Rolle.
„Spuren deines Lichts“ ist ein hochemotionaler und tiefgründiger Roman, der Einblick in die verletzten Seelen seiner Protagonisten gewährt und in dem der Glaube eine ebenso große Rolle spielt wie das Leben und Wirken von Vincent van Gogh. Wunderbar einfühlsam erzählt und mit einer verdienten absoluten Empfehlung ausgestattet.

Veröffentlicht am 15.02.2020

Christophers Läuterung

Der Schlüssel der Weisheit
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Der 31-jährige Seemann Christopher weiß nichts Sinnvolles anzufangen und führt einen liederlichen Lebensstil, was seinen adligen Eltern Allison und Robin Wakefield die Sorgenfalten ins Gesicht treibt. ...

Der 31-jährige Seemann Christopher weiß nichts Sinnvolles anzufangen und führt einen liederlichen Lebensstil, was seinen adligen Eltern Allison und Robin Wakefield die Sorgenfalten ins Gesicht treibt. Schon bald bringen Christopher seine Exzesse in den Tower. Robin möchte seinem ältesten Sohn zur Freiheit verhelfen, doch stellt er diesmal Bedingungen an Christopher. So soll dieser sich unter Kapitän Jones auf die „Mayflower begeben, die Auswanderer nach Amerika bringt, um auf dem Schiff zu arbeiten. Dabei erhofft sich Robin, dass Christopher endlich in seine Schranken gewiesen wird und seinem Leben eine neue Richtung gibt. Wird Christopher geläutert in den Schoss seiner Familie zurückkehren?
Gilbert Morris hat mit „Der Schlüssel der Wahrheit“ den dritten Teil seiner Wakefield-Saga vorgelegt und entführt den Leser ins England des frühen 17. Jahrhunderts. Der Erzählstil ist flüssig, bildgewaltig und berührend, der Leser darf eine Zeitreise der besonderen Art unternehmen und als unsichtbarer Schatten Christophers fungieren, um seinen Lebensstil sowie seine Wandlung hautnah mitzuerleben. Sehr eindrucksvoll und tiefgründig beschreibt der Autor, wie sich Christopher aufgrund seiner Begegnung mit sehr gläubigen Schiffspassagieren und im Besonderen mit Patience immer mehr verändert und seine Launenhaftigkeit und Rebellion nach und nach aufgibt, um seinem Leben endlich eine positive Wendung zu geben, aus der er Glück und Zufriedenheit schöpft. Der Leser darf eine sehr bildhafte Reise auf der berühmten „Mayflower“ miterleben, die zur damaligen Zeit mehr als beschwerlich und gefährlich war. Ebenso lässt der Autor wichtige historische Details der englischen Geschichte in seine Handlung hineinfließen, die sehr gut recherchiert einen interessanten Abriss über die politischen und gesellschaftlichen Zustände geben sowie die Lebensumstände der Menschen wiederspiegelt. Auch der berühmte Lordprotektor Oliver Cromwell, der auch als Königsmörder in die Geschichte einging, spielt in diesem Roman eine tragende Rolle. Der christliche Aspekt ist ebenso wunderbar in die Handlung eingewebt, so geht es hier um Hoffnung und Vergebung. Auch die Spannung kommt nicht zu kurz, denn nicht nur das politische Geschehen ist hochinteressant, sondern auch die Intrigenspinnerei sowie die Ankunft in Amerika und die Herausforderungen, die sich den Auswanderern dort ausgesetzt sehen.
Die Charaktere sind mit viel Liebe zum Detail lebendig ausgestaltet und überzeugen durch ihre Glaubwürdigkeit und Authentizität. Der Leser darf sich in einem bunten Reigen verschiedenster Protagonisten unauffällig bewegen und ihre Entwicklung über einen Zeitraum von 46 Jahren beobachten. Christopher ist zu Beginn ein Nichtsnutz, der sein Geld mit Frauen und Alkohol verprasst. Doch mit der Reise auf der „Mayflower“ und unterschiedlichen Begegnungen verändert er sich zusehends, denn er findet mit Hilfe zum Glauben, wird ruhiger und ausgeglichener, so dass er seine verzweifelten Eltern stolz machen kann und die Wurzeln für ein glückliches Leben in sich trägt. Charaktere wie Christophers Sohn Gavin, Robin, Allison, Susanne und Patience spielen ebenfalls eine tragende Rolle in dieser Geschichte und machen sie zu einem echten Genuss.
„Der Schlüssel der Wahrheit“ ist eine wunderbare Fortsetzung der Wakefield-Saga und bietet dem Leser neben wunderbarer historischer Hintergrundrecherche eine spannende Geschichte voller Intrigen, Liebe, Glauben und Abenteuer. Herausragend erzählt, ist hier eine absolute Leseempfehlung mehr als verdient!

Veröffentlicht am 15.02.2020

Die Erfüllung eines Traums

Die Ärztin - Eine unerhörte Frau
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1908 Berlin. Als Tochter einer Hebamme und eines angesehenen Arztes hegt Amelie von Liebwitz schon früh den Wunsch, selbst die medizinische Laufbahn einzuschlagen und Ärztin zu werden. Sie pfeift auf die ...

1908 Berlin. Als Tochter einer Hebamme und eines angesehenen Arztes hegt Amelie von Liebwitz schon früh den Wunsch, selbst die medizinische Laufbahn einzuschlagen und Ärztin zu werden. Sie pfeift auf die gesellschaftlichen Konventionen und schreibt sich mit 18 Jahren an der Universität zum Studiengang Medizin ein und wird tatsächlich als eine der wenigen Frauen zugelassen. Dort bekommt sie allerdings schnell den Gegenwind und die abschätzige Meinung ihrer männlichen Kollegen zu spüren, für die Frauen in diesem Beruf nichts zu suchen haben und sich besser um weniger anspruchsvolle Dinge kümmern sollen als um die Heilkunst. Doch Amelie kämpft sich fleißig und ehrgeizig durch alle Anfeindungen und Missstände, obwohl diese auch bald ihre Familie erreichen…
Sabine Fisch hat mit „Die Ärztin-eine unerhörte Frau“ einen sehr unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der auf anrührende und informative Weise die Position der Frau in einer damals männerbeherrschenden Welt dem Leser nahe bringt. Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft und mit einer unterschwelligen Spannung ausgestattet, die es dem Leser sehr leicht macht, in den Seiten abzutauchen und die Welt der Amelie von Liebwitz kennenzulernen. Schon bald ist man von der jungen Frau eingenommen und versteht ihren Drang, ihr Leben selbst zu bestimmen und dem Arztberuf ihr Leben zu widmen. Der Autorin gelingt es mit ihrer farbenfrohen Erzählweise und einer besonders guten Hintergrundrecherche, den Leser durch die damalige medizinische Welt zu führen, die sich doch in vielen Punkten von der heutigen sehr unterscheidet und unter welchen Bedingungen die medizinische Versorgung damals stattgefunden hat. Auch die Rolle der Frau zur damaligen Zeit sticht in dieser Geschichte besonders heraus, denn Frauen wurde es sehr schwer gemacht, einen eigenen Beruf zu ergreifen. Ihre Bestimmung sollte die einer Ehefrau und Mutter sein und nicht in die Arbeitswelt der Männer einzudringen. Anfeindungen und erschwerte Bedingungen mussten Frauen über sich ergehen lassen, die sich diesen gesellschaftlich auferlegten Bedingungen widersetzten.
Die Charaktere sind lebendig gezeichnet und wirken mit ihren individuellen Eigenschaften authentisch und glaubwürdig, so dass der Leser sich in ihrer Mitte wohl fühlt und mit ihnen fiebern kann. Amelie ist eine Frau, die schon früh genau weiß, was sie will und welch ein Leben sie führen will. Für ihre Zeit ist sie schon recht emanzipiert und vor allem selbstbewusst. Amelie ist sehr ehrgeizig, wissbegierig und beweist viel Mut und Stärke in einer Zeit, wo Frauen in der Berufswelt ausgegrenzt wurden. Mit ihrer Durchsetzungskraft und ihrem Kampfeswillen schleicht sie sich nicht nur ins Leserherz, sondern lässt auch so manchen Mann Respekt vor ihrer Leistung zollen.
„Die Ärztin-eine unerhörte Frau“ ist ein wunderbar recherchierter historischer Roman, der dem Leser nicht nur die damaligen gesellschaftlichen Ansichten nahe bringt sowie an die Seite einer starken Protagonistin stellt, sondern auch in die zu der Zeit praktizierte Medizin hineinschnuppern lässt. Absolute Leseempfehlung für eine echte Entdeckung!