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Veröffentlicht am 30.06.2019

"Große Veränderungen in unserem Leben können eine zweite Chance sein." (Harrison Ford)

Kobaltblaue Tage
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Adam Stone hat einen langen Gefängnisaufenthalt hinter sich und lebt mit seinem Hund Clyde etwas abgeschieden in einer Hütte in Hope Harbour. Mit der Polizei möchte Adam am liebsten gar nichts zu tun haben, ...

Adam Stone hat einen langen Gefängnisaufenthalt hinter sich und lebt mit seinem Hund Clyde etwas abgeschieden in einer Hütte in Hope Harbour. Mit der Polizei möchte Adam am liebsten gar nichts zu tun haben, aber einige Vandalismusfälle lassen Chief Lexie Graham vor seiner Haustür erscheinen. Mit Hilfe von Taco-Verkäufer Charlie haben Lexie und Adam schnell einen gewissen Draht zueinander, deshalb trägt sie ihm ihre Bitte an, sich um den jungen Brian zu kümmern, der immer mehr auf die schiefe Bahn zu rutschen scheint. Vielleicht kann Adam mit seiner Vorgeschichte Brian eine Warnung sein, die ihn auf den rechten Weg zurückführt. Doch irgendjemand will Brian fertig machen und legt auch Adam immer wieder Steine in den Weg. Obwohl beide einige Schicksalsschläge zu verkraften hatten und extrem vorsichtig sind, wird die Anziehung zwischen Lexie und Adam immer stärker. Doch kann eine Liebe zwischen einem Ex-Knacki und einer geachteten Polizistin funktionieren, zumal Hope Harbour nur ein kleiner Ort ist, in dem jeder jeden kennt?
Irene Hannon hat mit „Kobaltblaue Tage“ den dritten Teil ihrer Hope-Harbour-Serie vorgelegt, der den Vorgängern an Tiefe und Einfühlungsvermögen in nichts nachsteht und den Leser mit seinem wunderschönen, berührenden und flüssig-leichten Erzählstil schnell in seinen Bann zieht. Schnell lebt der Leser sich wieder in der kleinen Gemeinschaft von Hope Harbour ein, lässt sich gedanklich eines von Charleys Spezialtacos schmecken und beobachtet still und heimlich die neu geknüpften zarten Bande zwischen Adam und Lexie. Behutsam und berührend legt die Autorin nach und nach die Schicksalsschläge ihrer Protagonisten offen, während gleichzeitig einige Unruhe in der kleinen idyllischen Ortschaft stattfindet. Auch das Miteinander der Ortsgemeinschaft wird sehr schön dargestellt, da kümmert sich jeder um jeden, bietet Hilfe an, wenn sie benötigt wird. Die Autorin hat ein geschicktes Händchen dafür, mehrere kleine Geschichten zu einer großen zu verweben, die mitten in das Herz und in die Seele des Lesers treffen und gleichzeitig einiges an Spannung enthalten.
Auch der christliche Aspekt ist hier wunderbar in die Handlung eingefügt. Hier geht es darum, sich selbst zu verzeihen, um Hoffnung und vor allem darum, den christlichen Gedanken zu leben, indem man die Menschen so annimmt, wie sie sind und das Wort Gemeinschaft gelebt wird, also Hilfe und Unterstützung spendet, wo sie von Nöten ist.
Bei den Charakteren trifft man neben neuen Protagonisten auch alte Bekannte wieder. Allesamt sind liebevoll und einfühlsam ausstaffiert mit Ecken und Kanten und individuellen Schicksalen, die den Leser berühren und zum Mitfühlen und –hoffen animieren. Adam ist ein Mann, der für einen Fehler lange gebüßt hat und nun ins normale Leben zurückfinden muss. Er lebt zurückgezogen, ist eher scheu und besitzt nicht viel Selbstvertrauen, doch gleichzeitig ist er hilfsbereit und voller Hoffnung, endlich ein normales Leben führen zu dürfen. Lexie ist für Recht und Ordnung in Hope Harbour zuständig. Sie leidet unter Schuldgefühlen und braucht einige Zeit, um aus sich herauszukommen und sich wieder einer neuen Liebe zuzuwenden. Charley ist wie ein Orakel, er sieht Dinge, bevor sie passieren und bringt die Menschen unauffällig zusammen, die sich seiner Meinung nach etwas zu geben haben. Aber auch Protagonisten wie Brian, Luis und auch Lucas tragen zur rundum gelungenen Handlung bei.
„Kobaltblaue Tage“ ist ein Buch, das mit seiner Geschichte mitten ins Herz des Lesers trifft. Freundschaft, Liebe, alte Geheimnisse und vor allem das Miteinander in einem kleinen Ort lässt die Lektüre kurzweilig werden, stimmt aber auch nachdenklich. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 30.06.2019

Stockmanns Anfänge auf Amrum

Hotel Inselblick - Wolken über dem Meer
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1891 Hamburg. Bisher war St. Georg die Heimat der Familie des Kaufmanns Wilhelm Stockmann. Doch dann wird Wilhelm für sein Asthma vom Arzt eine Luftveränderung verschrieben, die nicht nur ihn, sondern ...

1891 Hamburg. Bisher war St. Georg die Heimat der Familie des Kaufmanns Wilhelm Stockmann. Doch dann wird Wilhelm für sein Asthma vom Arzt eine Luftveränderung verschrieben, die nicht nur ihn, sondern auch Ehefrau Marta und die Töchter Rieke, Ida und Marie auf die Insel Amrum verschlägt, nachdem Wilhelm durch einen Brand seine Arbeit verliert. Schnell fühlen sich die Stockmanns auf Amrum sehr wohl und beschließen, dass ihre Zukunft auf dieser Insel liegen soll und sie ein kleines Hotel eröffnen. Damit wird gerade Marta ein langgehegter Wunsch erfüllt, denn seit sie bei ihrer Tante aufwuchs, die eine kleine Pension führte, träumt sie davon. Nur Tochter Rieke fällt da Einleben in der neugewählten Heimat schwer. Marta ist ganz in ihrem Element, ihre Gäste zu verwöhnen, und Wilhelm plant schon die Vergrößerung des Hotels. Aber immer wieder gibt es Probleme mit den Einheimischen oder auch mit dem Hotel…
Anke Petersen hat mit „Hotel Inselblick – Wolken über dem Meer“ einen wunderbaren Startroman ihrer Amrum-Serie hingelegt, die mit flüssigem, detaillierte und bildhaften Schreibstil den Leser schnell in seinen Bann zieht und mit in eine vergangene Zeit auf die schöne Nordseeinsel mitnimmt, damit er dort die Stockmanns, ihre Gäste und die Einheimischen bei ihrem Treiben kennenlernt, während er sich den Wind um die Nase wehen und die Seele baumeln lässt. Bereits zu Beginn des Buches gibt die Autorin mit einem genauen Personenüberblick und führt ihre Charaktere wunderbar ein, so dass der Leser sich mit ihnen wohlfühlt und sich ihnen nahe fühlen kann, vor allem wird man zu einem Dauergast bei der Familie Stockmann. Der historische Hintergrund wurde von der Autorin sehr schön mit ihrer Handlung verwoben, so erfährt der Leser von dem Choleraausbruch in Hamburg und wie er sich auch woanders verbreitet. Ebenfalls zeigt die Autorin die unterschiedlichen Lebensverhältnisse zwischen Arm und Reich auf und die gesellschaftlichen Strukturen, die in der Stadt und auf der Insel zwar gleich sind, jedoch im Inselleben wesentlich weniger Gewicht haben. Auch die Landschaftsbeschreibungen sind der Autorin sehr gelungen, ihr bildgewaltiger Schreibstil lässt regelrecht einen Film vor den Augen des Lesers ablaufen, während er sich der Lektüre widmet.
Die Charaktere sind liebevoll skizziert und mit Eigenschaften versehen, die sie individuell, authentisch und lebendig wirken lassen. Der Leser findet sich schnell in ihrer Mitte wieder und darf mit ihnen eine tolle Zeit erleben. Dabei wächst ihm der eine oder andere Protagonist immer mehr ans Herz. Wilhelm Stockmann ist ein freundlicher Mann, der seine Familie über alles liebt und alles für sie tun würde. Er hat viele Ideen und ist fleißig darauf bedacht, seiner Frau ihre Träume zu erfüllen. Marta ist eine herzensgute Seele, die es jedem so angenehm wie möglich machen möchte. Rieke braucht einige Zeit, bis sie sich in Amrum wohl fühlt, sie vermisst ihre alten Freunde. Doch ihre Entwicklung ist wunderbar zu beobachten. Ebenso schön fügen sich die Figuren der Nele oder auch der Amrumer Pfarrer in die Handlung ein und lassen ein rundum stimmiges Bild entstehen.
„Hotel Inselblick – Wolken über dem Meer“ ist ein wunderbar gelungener Auftakt der Amrum-Hotel-Serie. Der Roman besticht nicht nur mit seinem historischen Hintergrund, sondern vor allem mit seinen realistischen Protagonisten, die man ab der ersten Seite wie alte Freunde betrachtet und ihr Schicksal daher besonders aufmerksam verfolgt. Hier ist eine Leseempfehlung absolut verdient!

Veröffentlicht am 30.06.2019

Leilas Suche nach ihrer Vergangenheit

Das Lied der Seiltänzerin
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1788 Berlin. Findelkind Leila hat in der Familie des Stadtarztes Brendel ein Zuhause gefunden. Sie ist eine äußerlich auffällige Erscheinung mit ihren dunklen Haaren und Augen, über ihre eigene Familie ...

1788 Berlin. Findelkind Leila hat in der Familie des Stadtarztes Brendel ein Zuhause gefunden. Sie ist eine äußerlich auffällige Erscheinung mit ihren dunklen Haaren und Augen, über ihre eigene Familie weiß sie nichts. Sie verdingt sich als Küchenmagd bei Brendels für Kost und Logis, wird von ihnen aber auch mit manch Besonderheit bedacht, die anderen Angestellten vorenthalten bleibt. Leila begegnet dem Maler Nepomuk, als der die Dame des Hauses auf einem Portrait festhalten soll. Diese Begegnung verleitet Leila dazu, sich nachts mit ihm zu treffen und durch ihn eine neue Welt kennenzulernen. Dabei lernt sie den Kronprinzen Friedrich Wilhelm kennen, mit dem Leila sich auf eine Affäre einlässt, die aber nur von kurzer Dauer ist. Ihre nächtlichen Ausflüge bleiben nicht lange geheim, Leila muss das Haus des Arztes verlassen und sucht übergangsweise bei Nepumuk Unterschlupf. Ihre Vergangenheit lässt Leila keine Ruhe, sie möchte unbedingt herausfinden, wer sie wirklich ist und was die Träume bedeuten, die sie immer wieder heimsuchen…
Anne Stern hat mit „Das Lied der Seiltänzerin“ einen farbenprächtigen, fesselnden und sehr berührenden Roman vorgelegt, der regelrecht nach einer Fortsetzung schreit. Der Erzählstil ist flüssig, bildgewaltig und lässt den Leser schon mit dem spannenden Prolog in der Geschichte und eine vergangene Zeit zu versinken, um nicht nur Leila und ihre Träume kennenzulernen, sondern sich auch mit ihr auf die Suche nach ihrer Vergangenheit zu begeben. Die Autorin verwebt geschickt den gut recherchierten historischen Hintergrund mit ihrer Handlung und lässt den Leser so im alten Preußen wandeln sowie durch das Berlin des 18. Jh. streifen, wobei ihm auch das gesellschaftliche Leben vor Augen geführt wird. Nur Stück für Stück gibt die Autorin dem Leser das Geheimnis um Leilas Herkunft preis, so dass die Spannung innerhalb der Geschichte immer auf einem gleichbleibend hohen Niveau liegt.
Den Charakteren sind differenziert ausgestaltet und wirken sehr lebendig. Ihre individuellen Eigenheiten wirken authentisch, so fällt es dem Leser nicht schwer, sich in sie hineinzuversetzen und mit ihnen zu bangen, zu hoffen und zu fühlen. Leila ist eine junge Frau, die dem Leser sofort ans Herz wächst. Sie ist fleißig, freundlich und vor allem dankbar, was ihr eine gewisse Unterwürfigkeit bescheinigt. Doch mit der Begegnung mit dem Maler wird sie mutiger, wagt sich ins Ungewisse und findet Gefallen an dem Leben außerhalb der Mauern des Arzthauses. Sie ist neugierig auf die Welt, aber aufgrund ihres Aussehens auch den Vorurteilen der Menschen ausgesetzt. Doch Leila ist eine Kämpferseele und hat ein Ziel vor Augen, dass sie unbedingt erreichen will. Nepomuk ist ein Künstler, der schnell das Außergewöhnliche in Leila entdeckt, aber auch von ihrer Wissbegier begeistert ist. Auch die weiteren Protagonisten wie Friedrich Wilhelm machen die Geschichte zusätzlich interessant.
„Das Lied der Seiltänzerin“ ist ein wunderschöner Roman, der nicht nur eine Liebesgeschichte enthält, sondern vor historischem Hintergrund Geheimnisse und die Suche nach der eigenen Herkunft beinhaltet. Sehr schön erzählt und ein echter Pageturner. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 29.06.2019

Das vertauschte Foto

Dein Blick so tot
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Die Fotografin Avery Tate ist mit ihrer alten Freundin Skylar in einer Galerie verabredet, wo die Ausstellung eines bekannten Fotokünstlers eröffnet werden soll, für den Skylar Modell gestanden hat. Doch ...

Die Fotografin Avery Tate ist mit ihrer alten Freundin Skylar in einer Galerie verabredet, wo die Ausstellung eines bekannten Fotokünstlers eröffnet werden soll, für den Skylar Modell gestanden hat. Doch Avery wartet vergeblich auf Skylar, dafür steht sie vor einem sehr verstörenden Foto ihrer Freundin. Dies ist allerdings nicht das Werk des ausstellenden Künstlers, sondern wurde ungesehen ausgetauscht. Avery macht sich auf die Suche nach Skylar und bittet ihren ehemaligen Kollegen Parker Mitchell, ihr dabei zu helfen. Schnell sind sie einem aufstrebenden jungen Fotografen namens Sebastian auf der Spur, der Skylar regelrecht bedrängt hat, für ihn Modell zu stehen. Aber es gibt noch weitere Verdächtige, denn Skylar bewegte sich in recht zwielichtigen Kreisen und scheute auch vor Erpressung nicht zurück. Avery und Parker ist bald klar, dass sie Unterstützung brauchen, so trommeln sie ihre Freunde Griffin, Finley, Tanner, Declan und Kate zusammen, um Skylar endlich zu finden. Bei ihren gemeinsamen Nachforschungen kommen sich Avery und Parker immer näher…
Dani Pettrey hat mit „Dein Blick so tot“ den zweiten Teil ihrer Baltimore-Serie vorgelegt, der sowohl an Unterhaltung als auch an Spannung dem ersten Roman „Die Sünden aus der Vergangenheit“ in nichts nachsteht. Der flüssig-packende Schreibstil hat eine richtige Sogwirkung und katapultiert den Leser regelrecht in die Handlung an Averys Seite, wo er nicht nur ihr, sondern auch dem Rest der Clique unsichtbar bei den Ermittlungen über die Schulter sehen darf. Dabei rinnen einem während der Lektüre die Seiten nur so durch die Finger. Die Autorin versteht es geschickt, zwei Fälle parallel laufen zu lassen und die Spannung aufgrund der wechselnden Schauplätze immer weiter in die Höhe zu schrauben. Gleichzeitig lernt der Leser die verschiedenen Protagonisten und ihre Beziehung untereinander immer besser kennen. Versteckte Anspielungen weisen auf die unterschiedlichen Paarungen innerhalb der Freundesclique hin, wobei sich manche schon gefunden haben, andere aber noch nicht so recht mit ihren Gefühlen herausrücken wollen. Besonders gut gelungen sind auch die kurzen Sequenzen, in denen der Täter zu Wort kommt, ohne dass der Leser ahnen kann, um wen es sich wohl handelt. Durch viele überraschende Wendungen muss der Leser die Lage immer wieder neu durchdenken, denn die Autorin präsentiert so einige Verdächtige, die es im Auge zu behalten gilt, so dass das Spannungsniveau immer weiter steigt.
Auch in dieser Handlung wird dem christlichen Glauben ein großer Stellenwert eingeräumt. Die sich kursiv abhebenden kleinen Gebete und Hilfegesuche passen sehr gut zur jeweiligen Situation und zur Verfassung des einzelnen. Hauptsächlich geht es aber darum, sich selbst zu lieben und sich zu verzeihen sowie sich zu öffnen und sich in Gottes Hand zu begeben, um sich durch ihn leiten zu lassen.
Die Protagonisten wurden von der Autorin weiter entwickelt und sind sehr lebendig gestaltet. Mit ihren Ecken und Kanten wirken sie sehr realistisch, so dass es dem Leser nicht schwer fällt, mit ihnen zu fühlen, zu fiebern und zu hoffen. Avery ist eine Frau, die in ihrer Vergangenheit auf die schiefe Bahn gelangt ist, doch noch rechtzeitig die Kurve gekriegt hat. Sie leidet immer noch darunter, wirkt zurückhaltend, zeigt aber auch ihre mutige Seite. Parker ist ein sympathischer Kerl, der sich gut in andere hineinversetzen kann. Dabei hat er eine sehr gefühlvolle Seite. Declan ist ein nüchterner Mann, den seine Gefühle überraschen. Er kann knallhart sein, hat aber einen weichen Kern, wenn es um die Frau seines Herzens geht. Aber auch Griffin, Tanner, Kate und Finley sind aus dieser Runde nicht mehr wegzudenken, sie alle ergänzen sich auf wunderbare Weise und machen die Lektüre so zu einem Erlebnis.
„Dein Blick so tot“ überzeugt nicht nur durch eine fesselnde und abwechslungsreiche Handlung, sondern verbindet auch Freundschaft, Liebe und Zusammenhalt miteinander. Der Titel passt wie die Faust aufs Auge. Packende Unterhaltung von der ersten bis zur letzten Seite und mit einer absoluten Leseempfehlung ausgestattet!

Veröffentlicht am 29.06.2019

Es ist nie zu spät, neu anzufangen

Paulas erster Frühling
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Paula lebt mit ihrem Ehemann Thilo an der Ostsee und führt mit ihm zusammen die Apotheke ihrer Eltern weiter. Die 16-jährige Tochter Katharina ist in einem Internat, kommt nur selten zu Besuch. Zwischen ...

Paula lebt mit ihrem Ehemann Thilo an der Ostsee und führt mit ihm zusammen die Apotheke ihrer Eltern weiter. Die 16-jährige Tochter Katharina ist in einem Internat, kommt nur selten zu Besuch. Zwischen Paula und Thilo herrscht Wortlosigkeit, von Liebe ist weit und breit nichts zu spüren, was Paula innerlich brodeln lässt. Doch dann schafft es Thilo, sie aus dem Konzept zu bringen, denn er zieht von jetzt auf gleich aus und lässt sie in dem gemeinsamen Haus, aber auch in der Apotheke allein zurück. Aus ihrer anfänglichen Verzweiflung holen sie vor allem ihre Mutter und 40-jährige Schwester Iris, die am Downsyndrom leidet. Paula hat ein besonders inniges Verhältnis zu Iris, die ihr immer wieder zeigt, dass man sich auch an den kleinen Dingen des Lebens erfreuen kann. Nach und nach erwacht Paula wieder zum Leben, krempelt ihr Leben um, möchte sich als ausgebildete Schauspielerin noch einmal auf eine Bühne wagen und vor allem will sie ihr Herz endlich der Liebe öffnen. Da kreuzt der Tierarzt Hendrik ihren Weg…
Susanne Lieder hat mit „Paulas erster Frühling“ einen sehr unterhaltsamen und anrührenden Roman vorgelegt, der mit einem locker-flüssigen und gefühlvollen Schreibstil den Leser zu verzaubern weiß. Schon mit den ersten Seiten hängt man an Paulas Fersen, darf ihr durch den Alltag folgen und währenddessen ihre Gedanken- und Gefühlswelt lesen. Die Autorin lässt den Leser aber nicht nur an Paulas Gegenwart teilhaben, sondern mit geschickt platzierten Rückblenden auch Ereignisse aus der Vergangenheit erneut ans Tageslicht schlüpfen, um dem Leser nicht nur das besondere Verhältnis zwischen Paula und Iris zu verdeutlichen, sondern immer sehr passend zur jeweiligen Situation erklärend zu wirken. Besonders Iris sticht in diesem Roman hervor, die durch ihre kindliche Lebensfreude und Offenheit in jeder Lebenslage Wärme und Liebe ausstrahlt, was den Leser immer wieder aufs Neue berührt. Mit viel Empathie beschreibt die Autorin die Zweifel einer Frau mittleren Alters, die an einer Weggabelung steht und sich jahrelang viele Dinge versagt hat, um es anderen recht zu machen. Dass sie sich dabei fast selbst aufgegeben hat, lässt sie rebellieren, verzweifeln, denn Abschied nehmen tut weh. Aber sie wird langsam auch mutig, neue Wege zu gehen und sich endlich auf ihre eigenen Bedürfnisse zu konzentrieren. Wie wichtig dabei gute Freunde und die Familie sind, wird in dieser Geschichte wunderbar deutlich. Sehr schön auch die Idee mit dem alten Brief, der nun zum Vorschein kam.
Die Protagonisten sind sehr liebevoll in Szene gesetzt und mit viel Leben versehen. Individuelle Eigenschaften verleihen ihnen einen sehr authentischen und realistischen Charakter, der Leser hat das Gefühl, einige von ihnen schon lange zu kennen. Gerade deshalb fühlt man sich in ihrer Mitte sofort wohl und als Teil von ihnen. Paula ist eine sympathische Frau, die ihre eigenen Bedürfnisse viel zu lange verschlossen hat. Nun ist sie gezwungen, sich neu zu orientieren, was sie manchmal ängstlich, oftmals pragmatisch, aber dann auch mutig und stark wirken lässt. Paula entdeckt nach und nach, was sie unbedingt in ihrem Leben will und was nicht. Die Entwicklung ist sehr schön zu beobachten. Iris ist der eigentliche Star in dieser Geschichte, denn mit ihrer fröhlichen, offenen und liebevollen Art gewinnt sie das Herz des Lesers im Sturm. Sie hat sehr feine Antennen für ihre Mitmenschen, ist ohne Falsch und trägt ihr Herz auf der Zunge. Marie ist eine nette Frau, die von einer neuen Angestellten schnell zu einer tollen Freundin mutiert. Katharina ist für ihr Alter schon sehr erwachsen und hat ihre Eltern entlarvt, lange bevor es ihnen selbst bewusst wurde. Hendrik ist ein charmanter und offener Mann, der sofort einen Draht zu Paulas Herz hat. Aber auch Viola, Kriemhild und Thilo steuern ihren Beitrag bei, um die Handlung rundum gelungen wirken zu lassen.
„Paulas erster Frühling“ ist eine ehrliche und authentische Geschichte, wie sie jedem von uns passieren kann. Sehr gefühlvoll erzählt und jede Zeile wert, was eine absolute Leseempfehlung verdient.