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Veröffentlicht am 30.05.2019

"Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben" (Cicely Saunders)

heimelig
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Kaum war ihre Ehemann Xaver gestorben, hatte Tochter Trudi nichts Besseres zu tun, als ihre 77-jährige Mutter Nelly in das Seniorenheim „heimelig“ abzuschieben. Nelly, die noch recht rüstig und geistig ...

Kaum war ihre Ehemann Xaver gestorben, hatte Tochter Trudi nichts Besseres zu tun, als ihre 77-jährige Mutter Nelly in das Seniorenheim „heimelig“ abzuschieben. Nelly, die noch recht rüstig und geistig fit ist, langweilt der monotone Alltag, während sie viele Dinge vermisst, die das Leben schöner machen. Ob es ein funktionstüchtiges WLAN oder auch nur gutes Essen ist, im „heimelig“ wird das leider nicht geboten. Darin sind sich alle Bewohner einig, doch wer kann das schon ändern. Nelly aber, moralisch unterstützt durch Enkelin Kim, möchte sich damit nicht abfinden, vor allem möchte sie auf Reisen gehen, und wenn es nur Tagesausflüge sind, Hauptsache RAUS! So stellt sie den Plan auf, sich zu jedem Buchstaben des Alphabets eine Schweizer Stadt auszusuchen, die sie besuchen möchte. Schon mit A wie Ascona beginnt sie ihr Abenteuer und hat ihren Heimmitbewohnern nach ihrer Rückkehr so einiges zu erzählen. Ihre Ausflüge bringen aber nicht nur Abwechslung in ihr Leben, sondern helfen auch dem einen oder anderen Mitbewohner. Mit einigem Selbstbewusstsein ausgestattet, macht sich Nelly nebenbei daran, eine Forderungsliste zu erstellen, um unliebsame Zustände für alle zu ändern…
Blanca Imboden hat mit „heimelig“ einen sehr unterhaltsamen und warmherzigen Roman vorgelegt, der zudem mit spritzigem Humor punkten kann. Der Schreibstil ist locker-flüssig und lässt dem Leser kaum eine Chance, sich von den Seiten zu lösen. An der Seite der älteren Dame Nelly begibt er sich auf ein Abenteuer der besonderen Art und folgt ihr auf Schritt und Tritt, um die Mitbewohner im Heim kennenzulernen, die dortigen Zustände mitzuerleben und Nellys Gedankengänge zu verfolgen. Sensibel und mit der nötigen Empathie wendet sich die Autorin einem sehr aktuellen Thema zu und verpackt dies in einer sehr lebensnahen Geschichte. Dabei lässt sie sich nicht nehmen, Mängel im Heim aufzuzeigen sowie die kleinen alltäglichen Wünsche der einzelnen Bewohner aufzuzeigen, die ihren Aufenthalt dort angenehmer machen könnten und ihnen wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Nicht alle, die eine sogenannte Altersresidenz wählen, haben mit dem Leben abgeschlossen und wollen mit lieblosen Angeboten abgespeist werden, ganz zu schweigen von einer eintönigen Verpflegung. Alt zu sein heißt schließlich nicht, alles mit sich machen lassen zu müssen oder sogar seine Selbstständigkeit aufzugeben, wenn man in ein Seniorenheim zieht. Man ist immer noch ein mündiger Mensch und sollte sich dies auch nicht nehmen lassen.
Die Charaktere sind mitten aus dem Leben gegriffen und erobern gerade durch ihre Authentizität das Herz des Lesers im Sturm, denn man fühlt sich ihnen sofort ganz nah und verbunden, ob es ihre Gedanken oder auch ihre Wünsche sind. Nelly ist eine tolle Protagonistin, sympathisch, aufgeschlossen, freundlich und mit klarem Verstand gesegnet. Sie ist nie um eine Antwort verlegen, hat ein großes Herz und nimmt es in die Hand, ihr Leben mit dem nötigen Pfiff zu versorgen. Direktorin Meier ist die typische Heimleiterin, man kann ihr nicht verdenken, dass sie es nicht allen recht machen kann, aber sie könnte sich mehr für bessere Bedingungen einsetzen und ihre Heimbewohner nicht bevormunden. Enkelin Kim ist eine Wucht, sie unterstützt ihre Oma in allem und hat ein besonders liebevolles Verhältnis zu ihr. Auch die einzelnen Heimbewohner sowie der ein oder andere neue Reisekontakt geben der Geschichte ganz spezielle Momente, die die Handlung einfach einmalig machen.
„heimelig“ ist wirklich ein „unheimlich“ schöner und humoriger Roman, der nicht nur wunderbar unterhält, sondern mit seiner Handlung auch ganz nah am Puls der Zeit liegt. Herrlich erzählt, was eine absolute Leseempfehlung verdient!

Veröffentlicht am 25.05.2019

Mehr als ein Gefühl...

Das Leuchten in mir
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Seit 18 Jahren für die 40-jährige Emmanuelle eine glückliche Ehe mit ihrem Mann Olivier, aus der drei Kinder hervorgingen. Emmanuelle wird allerdings völlig aus der Bahn geworfen, als sie in einer Brasserie ...

Seit 18 Jahren für die 40-jährige Emmanuelle eine glückliche Ehe mit ihrem Mann Olivier, aus der drei Kinder hervorgingen. Emmanuelle wird allerdings völlig aus der Bahn geworfen, als sie in einer Brasserie auf Alexandre trifft. Sie fühlt sich sofort magnetisch von ihm angezogen und erkennt, dass er in ihr Gefühle weckt, die sie schon so lange nichtmehr gespürt hat: Begehren, Selbstbewusstsein und das Spüren der eigenen Schönheit in den Augen eines anderen. Schon lange hat sie diese Gefühle unterdrückt oder in ihrer Ehe nicht mehr gehabt. Emmanuelle trifft Alexandre immer wieder und irgendwann fällt sie eine folgenschwere Entscheidung, denn sie verlässt ihre Familie ebenso wie Alexandre die seine, um gemeinsam ein neues Leben in Angriff zu nehmen. Doch wird es dazu kommen?
Grégoire Delacourt hat mit „Das Leuchten in mir“ einen wunderschönen und tiefgründigen Roman vorgelegt, der schon allein durch seinen poetischen, melancholischen und gleichsam sinnlichen Erzählstil besticht. Der Autor besitzt die seltene Gabe, sich als Mann in die Seele einer Frau zu begeben, um auf diese Weise ihre Gefühlswelt, ihre Sprachlosigkeit sowie ihre Zerrissenheit wunderbar berührend wiederzugeben. Die Handlung teilt sich in drei Abschnitte, durch die sowohl die Vergangenheit als auch die Gegenwart von Emmanuelles Leben lebendig und intensiv erzählt werden und ihre Reflexionen auf die Geschehnisse und ihre eigene Gefühlswelt sehr deutlich hervortreten. Interessant ist das Thema allemal, denn als Ehefrau und Mutter in den besten Jahren geht es vielen so, dass sie an einen Punkt gelangen, wo sie selbst das Gefühl haben, irgendwann in den letzten Jahren mit ihren eigenen Wünschen auf der Strecke geblieben zu sein. Doch in dieser Geschichte sind die Entschlüsse der Protagonistin sehr drastisch und egoistisch zu nennen für eine Vielleicht-Momentaufnahme, um wieder Lebendigkeit und ihre Sinne zu spüren. Die eigenen Kinder einfach so zu verlassen, das kann man als Mutter kaum nachvollziehen, ohne einen unbändigen Schmerz zu fühlen. Jedoch ist die Fragestellung für einen selbst nicht uninteressant: Würde man selbst sich auch so verhalten oder gibt es einen anderen Ausweg?
Die Charaktere sind mit Leben versehen, besitzen Ecken und Kanten, die sie glaubwürdig und realistisch erscheinen lassen. Emmanuelle ist eine Frau in mittleren Jahren, die sich um Mann und Kinder gekümmert hat und dabei selbst zu kurz gekommen ist. Allerdings fokussiert sie sich dann doch zu sehr auf sich selbst und will mit Biegen und Brechen sich selbst verwirklichen ohne Rücksicht auf Verluste. Dieser Egoismus lässt sie nicht gerade in einem besonders guten Licht erscheinen, zumal sie als Mutter eine lebenslange Verantwortung hat, der sie sich entziehen will, um ihr Ding durchzuziehen. Mutig ist Emmanuelle allemal, denn leicht ist dieser Cut bestimmt nicht, aber sympathisch wird sie dadurch auch nicht gerade. Auch Alexandre kommt hier nicht gerade rühmlich weg, denn auch er verlässt seine Familie, aber Männern verzeiht man so etwas merkwürdigerweise eher als Frauen. Ebenso geben Sophie und Olivier der Handlung zusätzliche Impulse.
„Das Leuchten in mir“ ist ein intensives und sinnliches Lesevergnügen, dass einiges an Tragik und Melodramatik in sich vereint. Die verschiedenen Facetten der Liebe sowie die sehr persönliche und tiefgründige Gedankenreflexion machen das Buch sehr lesenswert. Absolute Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 22.05.2019

Den Nazis die Stirn bieten

Die Spionin der Charité
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Lily Hartmann ist die Privatsekretärin des schon zu Lebzeiten legendären Professor Ferdinand Sauerbruchs, der als genialer Chirurg das Renommee der Berliner Charité entscheidend mitgeprägt hat. Mit Wissen ...

Lily Hartmann ist die Privatsekretärin des schon zu Lebzeiten legendären Professor Ferdinand Sauerbruchs, der als genialer Chirurg das Renommee der Berliner Charité entscheidend mitgeprägt hat. Mit Wissen des Professors formiert sich aus Mitarbeitern Sauerbruchs eine Widerstandsgruppe, der auch Lily Hartmann beitritt. Lily erhält den Auftrag, den Beamten Fritz Kolbe aus dem Außenministerium, zu bespitzeln und sogar “umzudrehen”. Als ihr das gelingt, ist sie bereits in Kolbe verliebt und die beiden heiraten sogar. Doch schon bald hängen sich die Nazis nicht nur an die Fersen von Professor Sauerbruch, der ihnen schon lange ein Dorn im Auge ist, sondern kommen auch den Mitgliedern des Donnerstagsclubs gefährlich nahe…

Christian Hardinghaus wagt sich mit “Die Spionin der Charité” sehr gekonnt an eine in Fiktion eingebettete wahre Geschichte, nämlich über den “Donnerstagsclub”, eine Widerstandsbewegung innerhalb der Charité während der Naziherrschaft, und transportiert diese sehr spannend aufbereitet und fesselnd erzählt an den Leser. In Form eines Interviews lässt der Autor Lily die Geschehnisse der Vergangenheit rund um den Club und ihren Ehemann Fritz Kolbe nochmals durchleben und dabei wieder lebendig werden. Ausgezeichnet recherchiert verwebt der Autor Zeitgeschichte mit einer fiktiven Handlung und lässt den Leser während der Lektüre oft genug den Atem anhalten vor Spannung und jeder Menge Emotionen, wobei er aufgrund der detaillierten und bildgewaltigen Erzählweise alles vor Augen hat, sich sogar als unsichtbarer Statist der Geschichte fühlt. Der Leser wandelt mit den teils wahrhaft existierenden Protagonisten durch die Krankenhausflure und erlebt den Alltag dort mit, aber auch die konspirativen Treffen sowie die einzelnen Spitzelpläne bleiben nicht verborgen. Sehr lebendig ist auch die Verfolgung durch die Nazis, die Repressalien und der immer größer werdende Druck auf Sauerbruch zu spüren. Der Spannungsbogen ist während der gesamten Lektüre auf höchstem Niveau und glänzt auch in der Gegenwart mit einer Überraschung.

Die Charaktere sind sehr detailliert und nah an der Realität herausgearbeitet, was einmal mehr die gute Recherche des Autors beweist und sie lebendig und glaubwürdig wirken lässt. Aber auch die fiktiven Akteure überzeugen in dieser Geschichte. Lily ist eine starke und entschlossene Frau, die für ihre Überzeugungen und für die Liebe kämpft. Sie ist mutig und wagt sich hinaus, um der Gefahr ins Auge zu blicken. Fritz Kolbe hat zwar für den Feind gearbeitet, doch seine Überzeugungen kommen schnell ins Wanken, er will das Unrecht sühnen, vielleicht auch, um sein Gewissen wieder in die Balance zu bringen, nachdem er von den Gräueltaten weiß. Sauerbruch ist ein genialer Arzt und ein schwieriger Mensch. Er sagt, was er denkt und steht vielen damit im Weg, die seine Meinung nicht teilen. Doch das berührt ihn nicht. Er hat hinter der harten Schale durchaus ein weiches Herz, doch zeigt er dies nicht oft, um seine Position nicht zu gefährden. Auch die weiteren Protagonisten überzeugen durch ihr Handeln und Tun, seien es nun reale oder fiktive Personen, sie allesamt steigern die Spannung und geben der Geschichte ein Ausrufezeichen mit Stern!

Mit “Die Spionin der Charité” ist Hardinghaus einmal mehr ein wunderbarer Roman gelungen, an dessen Seiten man förmlich klebt, und der Menschen wieder zum Leben erweckt, deren Mut niemals vergessen werden darf. Absolute Leseempfehlung für alle, die historische Romane und eine enge Verknüpfung zur Realität lieben. Chapeau - grandios!

Veröffentlicht am 22.05.2019

Was du liebst, lass frei...

Der Zauber von Somerset
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Nach einem schweren Schicksalsschlag kehrt Amber London für 3 Monate den Rücken, um in der Abgeschiedenheit Somersets in einem kleinen gemieteten Cottage den Sommer dazu zu nutzen, wieder auf die Beine ...

Nach einem schweren Schicksalsschlag kehrt Amber London für 3 Monate den Rücken, um in der Abgeschiedenheit Somersets in einem kleinen gemieteten Cottage den Sommer dazu zu nutzen, wieder auf die Beine zu kommen. Allerdings steht ihr schon einen Tag nach ihrem Einzug in ihrem Domizil mit dem Schriftsteller Finian ein Fremder gegenüber, der das Cottage ebenfalls angemietet hat, um dort seine Wunden zu lecken, nachdem seine Ehefrau ihn mit dem Nachbarn betrogen und verlassen hat. Aus der Doppelvermietung wird schnell eine Zweckgemeinschaft, Amber und Finian teilen sich das Cottage und versorgen gemeinsam das alte “Hauspferd”, das zum Mietvertrag dazugehört. Mit dem Auftauchen der trächtigen Hündin des unangenehmen Nachbarn Cox vergrößert sich die Cottagegemeinde, denn Finian und Amber haben beide ein Herz für Tiere, was ihnen immer mehr Zulauf beschert. Während der gemeinsamen Arbeit mit all den tierischen Hausbewohnern lernen sich Amber und Finian immer besser kennen und teilen ihre Gedanken und Gefühle miteinander, was nicht nur ihre Wunden langsam heilen lässt…

Pippa Watson hat mit “Der Zauber von Somerset” einen wunderschönen und gefühlvollen Roman vorgelegt, der den Leser mitten in Herz und Seele trifft. Der Schreibstil ist flüssig-leicht und voller Emotionen. Durch die wechselnden Perspektiven, in denen die Autorin mal Amber, mal Finian das Wort erteilt, lernt der Leser die beiden Protagonisten sehr gut kennen. Behutsam und sensibel gewährt die Autorin einen tollen Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt ihrer Hauptakteure, legt deren Träume und Wünsche offen, die so alltäglich sind wie die, ihrer Leser und doch so unendlich wichtig. Während der Lektüre hat man ständig den Eindruck, den Personen unendlich nah zu sein, sie sogar persönlich zu kennen. Aber auch die tierischen Bewohner sowie die Landschaftsbeschreibungen waren so detailliert und farbenfroh, dass der Leser während der Lektüre sofort ein Bild vor Augen und sich rundum wohl gefühlt hat, als wäre er selbst dort zuhause. Besonders schön ist auch diese Pseudo-Schriftsteller-Sache, die einmal mehr zeigt, dass auch das andere Geschlecht durchaus in der Lage ist, gefühlvoll und einfühlsam zu schreiben, so dass die Leser sich davon angezogen fühlen.

Die Charaktere sind so liebevoll gestrickt und mit Leben versehen, dass sie wie aus dem normalen Alltag entsprungen zu sein scheinen. Mit ihren individuellen Eigenschaften wirken sie absolut glaubwürdig und authentisch. Der Leser kann sich wunderbar in sie hineinversetzen, mit ihnen fühlen, leiden, hoffen und fiebern. Amber ist eine zurückhaltende, aber ehrliche und warmherzige Frau, die zu allen immer freundlich ist. An ihrem Verlust trägt sie schwer und gerade das Geheimnis um ihre Trauer wird erst nach und nach gelüftet. Sie muss sich erst einmal selbst wiederfinden. Finian ist ein Gentleman, der einfühlsam und ebenso behutsam die Zungen seiner Gesprächspartner zu lösen weiß. Er wurde tief enttäuscht und hofft darauf, das sein Plan aufgehen wird. Doch mit dem Schicksal hat auch er nicht gerechnet. Das Zusammentreffen mit Harriet, Mr. Cox, Sara oder auch Phoebe und Madeleine ist ebenfalls sehr unterhaltsam, aber die eigentlichen Stars neben Amber und Finian sind die Tiere, ob es nun Brandon oder Stanley sind oder aber auch die Hündin, die sich klammheimlich in das Leserherz einschleichen.

“Der Zauber von Somerset” ist ein wunderbarer Wohlfühlroman über Herzschmerz, ganz normale Alltagsprobleme, Tierliebe und -Rettung sowie über Träume, die sich vielleicht doch noch erfüllen können, wenn man daran glaubt. Absolute Leseempfehlung für wirklich schöne Lesestunden!

Veröffentlicht am 20.05.2019

Furiose Fortsetzung auf dem Weingut Gerban

Das Weingut. Aufbruch in ein neues Leben
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1870er Jahre. Zwischen die Liebe von Franz und Irene sollte mit Freude erfüllt sein, die in eine baldige Ehe mündet. Doch dann zerbricht Franz’ Vater mit seinen Äußerungen das junge Glück. Irene sieht ...

1870er Jahre. Zwischen die Liebe von Franz und Irene sollte mit Freude erfüllt sein, die in eine baldige Ehe mündet. Doch dann zerbricht Franz’ Vater mit seinen Äußerungen das junge Glück. Irene sieht keinen anderen Ausweg und verlässt, obwohl schwanger, Franz und Altenstadt, um ihren Sohn allein zur Welt zu bringen und einer Arbeit in einer Textilfabrik nachzugehen, um das Auskommen zu sichern. Allerdings sind die Arbeitsbedingungen hart, und Irene stößt schon bald an ihre Grenzen. Mit der Bekanntschaft des Arbeiterführers Josef Hartmann bessert sich die Lage für Irene, denn sie ist nicht mehr allein und genießt es, eine Schulter zum Anlehnen zu haben. Doch ihre Gedanken sind noch viel zu oft bei ihrer großen Liebe Franz. Gibt es doch noch ein Zurück?

Marie Lacrosse hat mit “Das Weingut - Aufbruch in ein neues Leben” den fulminanten zweiten Teil der elsässischen Familiensaga vorgelegt, der nahtlos an Band 1 anschließt und genauso mit Spannung, exzellenter historischer Hintergrundrecherche und einer tollen Fortführung der Geschichte zu faszinieren weiß. Mit ihrem eindringlichen, fesselnden und gefühlvollen Erzählstil zieht die Autorin den Leser sofort in ihren Bann, alles ist so plastisch und bildgewaltig beschrieben, dass man es vor dem inneren Auge regelrecht vor sich sehen kann und mit den ersten Zeilen bereits wieder auf das Weingut der Familie Gerban einzieht, um die weiteren Entwicklungen der bereits liebgewonnenen Protagonisten dort hautnah zu mitzuverfolgen und sich selbst als Teil der Familie zu fühlen. Geschickt eingestreute Rückblenden frischen dabei das Gedächtnis auf in Bezug auf die einzelnen Handlungen. Die Autorin lässt den Leser aber nicht nur am Leben der Weingutbewohner teilhaben, sondern gibt auch einen wunderbaren und tiefen Einblick in das damalige gesellschaftliche Leben, harte Arbeitsbedingungen, die politischen Geschehnisse sowie die Auflehnung der ärmeren Bevölkerung für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen. Die Geschichte ist wunderbar abwechslungsreich durch immer wieder geschickt gelegte Wendungen, so dass der Leser zum Miträtseln regelrecht animiert wird, wie es wohl alles ausgehen wird und dabei gleichzeitig eine Gefühlsachterbahn erlebt, wie man sie nicht oft in Büchern findet.

Die Charaktere sind liebevoll mit Leben versehen, die Entwicklungen der einzelnen Hauptprotagonisten sind so glaubhaft und realitätsnah, dass der Leser sich gut in sie hineinversetzen und mit ihren fiebern kann. Franz steht vor seinem 21. Geburtstag und wird dann über den Erbteil seiner Mutter verfügen können. Er ist ein fleißiger junger Mann, der schon genaue Vorstellungen von seiner Arbeit auf dem Weingut hat und zupacken kann, doch alles ist nur halb so viel wert ohne seine geliebte Irene. Irene ist eine stolze und konsequente Frau, deren Herz schwer verwundet ist und die durch harte Arbeit und Zupacken versucht, ihre Unglück zu vergessen und all ihre Liebe ihrem kleinen Sohn zuteil werden zu lassen. Pauline ist ein bedauernswertes Geschöpf, dass wehrlos der Willkür von Ärzten ausgesetzt und ein Entkommen regelrecht unmöglich ist. Franz Vater ist ein schrecklicher Mann, der mit seinem Reden und Tun das Glück seines Sohnes zerstört. Josef Hartmann ist ein charismatischer Mann, der die Menschen zu führen weiß. Aber er hat auch ein Herz. Ebenso überzeugen die übrigen Protagonisten mit ihren Auftritten und machen die Geschichte so sehr gelungen.

Auch Band 2 “Das Weingut - Aufbruch in ein neues Leben” bietet wieder alles, was das Leserherz begehrt, denn vor einem wunderbar recherchierten historischen Hintergrund geht es um eine unglückliche Liebe, Intrigen, Familienzwist, unmenschliche Arbeitsbedingungen sowie Kinderarbeit. Spannend und gefühlvoll in Szene gesetzt ist die Mischung unwiderstehlich und dafür kann es nur eine absolute Leseempfehlung geben! Einfach grandios!!!