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Veröffentlicht am 04.05.2020

Ein sprachgewaltiger Klassiker über die Liebe zum Meer

Der Zorn des Meeres
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Heute möchte ich euch unbedingt meine Meinung, zu einem eher unbekannten Werk von einem sehr bekannten, klassischen Autor vorstellen: „Der Zorn des Meeres“ (OT The Watters Mou’) von Bram Stoker. Der Zorn ...


Heute möchte ich euch unbedingt meine Meinung, zu einem eher unbekannten Werk von einem sehr bekannten, klassischen Autor vorstellen: „Der Zorn des Meeres“ (OT The Watters Mou’) von Bram Stoker. Der Zorn des Meeres hat der Mare Verlag erstmals auf Deutsch, übersetzt von hat Alexander Pechmann, herausgebracht.
Klappentext:

In einer stürmischen Nacht steht William Barrow, Bootsführer der Küstenwache, vor einem Dilemma. Ein Telegramm hat ihn über die Ankunft von Schmuggelwaren an der schottischen Ostküste informiert. Als sich William darauf vorbereitet, den Verbrechern das Handwerk zu legen, erfährt er von seiner Verlobten Maggie, dass ihr hoch verschuldeter Vater gezwungen wurde, den Schmugglern sein Boot zu überlassen. Die Folgen, die eine Auslieferung des alten Fischers hätte, sind undenkbar, und Maggie, hin- und hergerissen zwischen ihrer Liebe zu William und der für ihren Vater, startet einen verzweifelten und gefährlichen Versuch, um beide zu schützen.

Meinung:

Dies ist ein poetischer Roman, bei dem nicht die Menschen die Protagonisten sind, sondern das aufgewühlte, stürmische, raue und wunderschöne Meer.
Bram Stocker hat eine abenteuerliche und zutiefst romantische Erzählung geschaffen – eine Liebeserklärung an das Meer. Er fängt meisterhaft das Wesen und das Wunder des Meeres. Man kann förmlich die Brandung hören, die Gisch spüren und die salzige Luft schmecken.

Detailgenau und leidenschaftlich beschreibt er die Küste Schottlands, die schroffen Felsen, die gesäumten Küsten, zerklüfteten Felsen und Klippen, das urige Dorf und den Hafen.
Kombiniert mit einem poetischen, sinnlichen, dichten, und sprachgewaltigen Schreibstil, wird die Erzählung zum literarischen Kleinod. In Zeiten, in den wir nicht reisen können, ist diese atmosphärische, überwältigende Geschichte ein wahres Geschenk.

„Dann kam der Moment, da der Sturm mit einem letzten Aufgebot all seiner Kräfte den Kelch seines Zorns bis zur Neige leerte, wobei das dahinsausende Boot in einer Nebelschwade verschwand“,

Neben den Naturschilderungen gibt es natürlich auch einen Plot: es geht um den dramatischen Konflikt zwischen Liebe und Loyalität, Pflichtgefühl und Ehrgefühl. Ein Mann, der zwischen Liebe und Pflicht steht.

Die hervorragende Übersetzung von Alexander Pechmann und das interessante Nachwort, indem man viel über Stocker lernt sowie die wunderschöne Optik mit Leinenband, Lesebändchen und kleinen Schuber, trägt zum Lesegenuss maßgeblich bei. Ein Schmuckstück für jedes Bücherregal.

Es ist eine melodramatische Erzählung – ein Klassiker, der zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist und ein erstaunliches Stück Nature Writing, das ich nur jedem Schottland-, Meerliebhaber und eigentlich allem ans Herz legen möchte. Wenn ihr euch für einige Stunden ans Meer wegträumen wollt, ist dieses Buch genau richtig.

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Veröffentlicht am 23.04.2020

Kreatives, persönliches und poetisches, voller inspirierender Rezepte

Greenfeast: Frühling / Sommer
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Ich liebe es zu kochen, besonders vegetarisch und ich liebe Kochbücher über alles, auch wenn ich sie vielleicht etwas anders benutze als andere. Ich koche immer sehr intuitiv und selten nach Rezept. Daher ...

Ich liebe es zu kochen, besonders vegetarisch und ich liebe Kochbücher über alles, auch wenn ich sie vielleicht etwas anders benutze als andere. Ich koche immer sehr intuitiv und selten nach Rezept. Daher hole ich mir darin meistens nur Anregungen und verleihe dem Rezept meine eigene Note. So passt dieses Kochbuch perfekt zu mir, weil es genau dort ansetzt. Es stellt keine starren Regeln auf, sondern will inspirieren. Die Rede ist von: „Greenfeast: Frühling Sommer“ von Nigel Slater aus dem Dumont Verlag.

Meinung:

Die wunderschöne Optik fällt sofort auf und begeistert. Durch die knalligen Farben ist der Sommer quasi spürbar und die Leinoptik macht es besonders hochwertig. Innendrinnen setzt sich die schöne Gestaltung fort und beinhaltet außerdem Fotos und kleine Anekdoten des Autors.

Alle appetitanregenden, genussvollen und vegetarischen Rezepte stammen aus Slaters täglich geführten Tagebüchern. Es gibt verschiedene und vielseitige Kategorien wie „In der Schüssel“ oder „Auf dem Herd. Dabei fungiert jedes Rezept nur als Empfehlung – eine Inspiration. Der Autor ruft dazu auf, sich genau daran zu halten, die Angaben sollen schließlich keine Zwangsjacke für die Kreativität sein. Was super ist. Das ist nicht nur ein Kochbuch für strenge Vegetarier. Der Autor möchte vielmehr eine sanfte Empfehlung aussprechen und jene erreichen, die wie er, einfach weniger Fleisch essen. Diese lockere unkonventionelle Art ist sehr angenehm.
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Weitere Highlights sind die Diversität, Geselligkeit und Einfachheit der Gerichte. Sie sind gesund, abwechslungsreich und trotzdem schnell zubereitet. Denn mal ehrlich, wer will nach einem langen Arbeitstag noch 3h Stunden in der Küche stehen.
Die Kombination von anderen, fremden Aromen und neu interpretierten Klassikern wie Hummus finde ich großartig. Das ist übrigens auch mein Lieblingsrezept darin.

Was ich oft bei anderen Kochbüchern bemängele, ist das zu wenige Fotos enthalten sind. Das ist hier zum Glück anders. Jedes Gericht ist bebildert, was das Nachkochen und Servieren vereinfacht. Was selten in einem Kochbuch ist und deshalb besonders positiv hinaussticht ist der poetische Schreibstil. Man spürt in jeder Zeile seine Liebe zum Essen und den Zutaten. Wasser kocht bei ihm „enthusiastisch“, Walderdbeeren gleichen „Diamantsternen“.


Fazit:
Dies ist ein wundervolles Kochbuch für Vegetarier sowie Flexitarier, die Lust haben auf eine einfache, kreative grüne Küche. Ein persönliches und literarisch wertvolles Kochbuch, das durch eine fantastische Aufmachung, inspirierende und originelle Rezepte sowie einem sympathischen Autor besticht. Die genialen Rezeptkreationen sowie den liebevollen Fotografien sprechen für seine Leidenschaft für gutes Essen und Ästhetik.

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Veröffentlicht am 27.03.2020

Ein außergewöhnlicher, düsterer und spanender historischer Roman

The Doll Factory
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Happy Book Birthday „The Doll Factory“! Heute erscheint dieser wunderbare, atemraubende und düsterere Roman von Elizabeth MacNeal, aus dem Englischen übersetzt von Eva Bonne im Eichborn Verlag. Die Autorin ...

Happy Book Birthday „The Doll Factory“! Heute erscheint dieser wunderbare, atemraubende und düsterere Roman von Elizabeth MacNeal, aus dem Englischen übersetzt von Eva Bonne im Eichborn Verlag. Die Autorin entführt uns in die Abgründe der viktorianischen Gesellschaft und in die einer gefährlichen, obsessiven Liebe, die die Welt der Protagonistin Iris gefährlich ins Wanken bringt.

Klappentext:
London, 1850. Die Protagonistin Iris schuftet unter harten Bedingungen in einer Puppenmanufaktur, doch heimlich träumt von einem Dasein als Künstlerin. Als sie für den Maler Louis Frost Modell stehen soll und von ihm unterrichtet wird, eröffnet sich ihr eine völlig neue Welt: Künstlerische Meisterschaft, persönliche Entfaltung und die Liebe zu Louis stellen ihr Leben auf den Kopf. Sie ahnt jedoch nicht, dass sie einen heimlichen Verehrer hat. Einen Verehrer, der seinen ganz eigenen, dunklen Plan verfolgt........

Meinung:
Wow! Ich habe schon so viele historische Romane gelesen, aber dieses Debüt hat mich komplett überrascht und begeistert. „The Doll Factory“ ist ein fesselnder, zugleich einfühlsamer Roman, der durch historische Genauigkeit genauso besticht wie durch lebendige, vielschichtige Charaktere, Detailreichtum und eine geschickte, düstere Dramaturgie.
Die historischen Figuren und Begebenheiten werden geschickt mit den fiktiven Elementen verwebt. Alles ist so atmosphärisch und lebensecht beschrieben, dass man förmlich den Nebel Londons schmecken kann. Außerdem ist er höchst literarisch, intelligent, raffiniert und spannend bis zum letzten Wort.

Die Charaktere sind wundervoll skizziert. Ihr Handeln ist nachvollziehbar und authentisch beschrieben. Besonders Iris hat mich mit ihrer Willensstärke und Geschichte beeindruckt und berührt, die der Geschichte auch einen feministischen Tatsch verleiht.

Was ich gar nicht erwartet hätte, aber die Geschichte so spannend und besonders macht, ist die überaus dunkle, unheimliche Seite der Erzählung. Es geht um Obsession in der Kunst und Liebe, Morbidität, Abhängigkeit und Hass. Besonders im letzten Drittel wandelt es sich sogar immer mehr zu einem spannenden Thriller. Außerdem ist sie sehr gesellschaftskritisch und zeigt die Missstände der Zeit auf wie die Klassenunterschiede,

Es ist ein wunderbarer, künstlerischer, packender, dunkler und poetisch geschriebener historischer und Thriller ähnlicher Roman voller Spannung. Ein wahrer Page Turner! Perfekt für alle die etwas Außergewöhnliches suchen und historische Romane lieben, die im viktorianischen Zeitalter angesiedelt sind. 5 Sterne! Unbedingt lesen.

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Veröffentlicht am 18.03.2020

Ein ehrlicher, humorvoller und authentischer Insiderbericht aus Oxbridge

Dear Oxbridge
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Wisst ihr noch, wo ihr am 23. Juni 2016 wart? Ich weiß es noch ganz genau — ich war in Oxford, an einem Tag, der England und Europa für immer verändern sollte, einer der in die Geschichte einging – der ...

Wisst ihr noch, wo ihr am 23. Juni 2016 wart? Ich weiß es noch ganz genau — ich war in Oxford, an einem Tag, der England und Europa für immer verändern sollte, einer der in die Geschichte einging – der Tag, an dem die Briten den Brexit beschlossen.

Ich kann mich genau daran erinnern, wie ich mit Freunden in einem urigen Pub saß, ich höre noch das Raunen, das ungläubige Staunen und die minutenlange Stille nach der Entscheidung. Ich hatte die letzten 4 Jahre noch gehofft, sie würden in der EU bleiben, doch leider ist der Traum vor ein paar Wochen zerplatzt. Aber wie konnte es nur soweit kommen?
Auf diese Frage gibt Nele Pollatschek mit ihrem Buch „Dear Oxbride“ aus dem Galiani Verlag Antworten.

„Dear Oxbridge“ ist ein berührender, witziger Insiderbericht aus den Eliten-Universitäten Oxford und Cambridge, einer jungen deutschen Frau, die seit ihrer Jugend eine Obsession für diese beiden Städte hat und unbedingt dort studieren wollte. Sie schaffte es und traf dort auf komische Rote Hosen sowie die exzentrischen Verhaltensweisen der Elite. Wunderbare Erfahrungen, Putschversuche und obsessiver Lesehunger waren genauso Teil ihrer Zeit wie verstopfte Toiletten, zugige Fenster und unbedingt benötigte Heizdecken (auch ich hatte eine).
Sie zeigt auf, dass in Oxbridge das Überzeugen, Glitzern und Argumentieren wichtiger sind als echtes Wissen. Wie ein lebenslanger Traum Realität wird, aber Träume oft im realen Leben gar nicht so schillernd sind. Charmant und ehrlich legt sie all die witzigen Eigenheiten der Engländer offen, erklärt, was diese ausmacht, was dort schiefgelaufen ist und wie es verdammt noch mal zum Brexit kommen konnte.

Ein hoch aktuelles, informatives Buch, mit einem großartigen, eloquenten Schreibstil, der gefärbt ist vom britischen, trockenen Humor. Äußerst unterhaltsam! Darüber hinaus ist die Autorin eine intelligente und scharfsinnige Beobachterin, die den Leser mit ihren Darstellungen fesselt, erhellt und häufig herzlich zum Lachen bringt. Selten habe ich mich in einem Buch so wiedergefunden, wie in diesem. Viele Erfahrungen, die sie gemacht hat, machte auch ich dort. Wunderbar und sehr authentisch!

Die Autorin analysiert klug die Situation, zeigt Fehler auf, bleibt dabei aber liebevoll und wertschätzend, ohne belehrend zu wirken. In jeder Zeile wird die Liebe zu dieser bezaubernden Insel sichtbar. Eine große Portion Selbstironie und Ehrlichkeit runden das Gesamtbild ab.
Der proklamierte „Liebesbrief” offenbart sich erst zum Schluß, aber wie bei einem guten Essay, die stärksten Argumente werden am Ende erörtert:)

Hut ab, ein grandioses Buch! Es ist eine Möglichkeit hinter die Türen, der sonst so verschlossenen Elite zu blicken. Für alle England-Fans ein Muss, jene, die den Brexit besser verstehen wollen und auch für alle anderen:)

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Veröffentlicht am 14.03.2020

Packender, gesellschaftskritischer Thriller

Totsee
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Letzte Woche erschien ein wunderbarer, spannender und nervenaufreibender Thriller „Totsee“ von Arne M. Boehler Er eignet sich auch perfekt zum Bücherhamstern, warum? Das erfahrt ihr jetzt;)

Inhalt:
Nora ...

Letzte Woche erschien ein wunderbarer, spannender und nervenaufreibender Thriller „Totsee“ von Arne M. Boehler Er eignet sich auch perfekt zum Bücherhamstern, warum? Das erfahrt ihr jetzt;)

Inhalt:
Nora Dahn ist die beste Personenschützerin Deutschlands. Sie hat Weltstars bewacht, Kanzler und Industrielle. Ihr neuer Auftrag hört sich harmlos an: Eine junge Frau beim Urlaub in den Bergen begleiten? Am idyllischen Bergsee angekommen merkt Nora jedoch schnell, dass ihren Schützling ein düsteres Geheimnis umgibt. Noch bevor sie die Reißleine ziehen kann, steckt sie inmitten einer tödlichen Verschwörung, die in das dunkelste Kapitel der deutschen Vergangenheit zurückreicht. Nicht nur Noras eigenes Leben gerät in höchste Gefahr ..

Meinung:
Seit „Dance with me“ von J. Vellguth traue ich mich auch immer mehr an Selpublished Bücher heran und sie stehen den von Verlagen in nichts nach, so auch dieser wunderbare Thriller: Mich hatte sofort das faszinierende Cover angesprochen, das sofort Fragen in einem wachrufen. Was ist das für eine Frau? Was ist das für ein mysteriöser See mit dem Totenschädel... und dann noch der spannende Klappentext.
Zum Glück hatte der erste Eindruck nicht getäuscht, denn auch die Geschichte überzeugt. Sie ist packend, spannend, ausgeklügelt, gesellschaftskritisch und lässt einen nicht mehr los. Durch die bildhaften Beschreibungen werden die Erlebnisse quasi greifbar. Abgerundet wird alles durch einen fantastisch fesselnden Schreibstil, wodurch man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen kann. Auch der Unterhaltungsfaktor kommt nicht zu kurz.
Der Thriller überzeugt durch detailliert ausgearbeitete, realistische Protagonisten, die sich im Laufe der Geschichte entwickeln und andere Facetten offenbaren. Dadurch wurde die Geschichte auch immer spannender und interessanter.
Er besticht durch ein realitätsnahes Szenario, das beängstigt und nachdenklich macht. Kann uns so etwas auch passieren? Immerhin gibt es genauso in der Realität machtbesessene zum Wahn neigende Personen. Ihr wollt wissen, was ich damit meine? Dann lest das Buch, es lohnt sich! 5 Sterne.

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