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Veröffentlicht am 18.04.2017

Indisches Chaos

Immer wieder Gandhi
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Ich liebe indische Literatur und Prosa, habe sie rauf und runter gelesen, von Aravind Adiga und Chetan Bhagat über Arundhati Roy bis Rabindranath Tagore, um nur einige wenige zu nennen. Also machte ich ...

Ich liebe indische Literatur und Prosa, habe sie rauf und runter gelesen, von Aravind Adiga und Chetan Bhagat über Arundhati Roy bis Rabindranath Tagore, um nur einige wenige zu nennen. Also machte ich mich voller Vorfreude an das Hörbuch des vielgerühmten Vikas Swarup, von dem ich auch schon den Roman "Rupien!Rupien!" mit großer Begeisterung gelesen habe. Dieses Buch war außerdem die Vorlage für den mehrfach Oscar ausgezeichneten Film "Slumdog Millionär".

Im engeren Sinn handelt es sich bei "Immer wieder Gandhi" um einen Krimi. Jedes Kapitel ist einem anderen Verdächtigen gewidmet. Das Buch trägt im Original den Titel "Six Suspects", den ich übrigens viel passender finde. Schon nach den ersten Zeilen fühlte ich mich nach Indien versetzt und Juan Carlos Lopez Stimme ist brilliant.

Vicky Rai, skrupelloser Sohne des Innenministers erschießt eine Bardame, ohne jemals dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden. Auf der Party, die er veranstaltet, um seinen Freispurch zu feiern, wird er jedoch erschossen. Sechs Verdächtige kommen in die engere Auswahl, die Swarup genau beschreibt. Er prangert gleichzeitig Indiens Korruption und Vetternwirtschaft, das Kastensystem usw. an und versucht, ein Porträt der indischen Gesellschaft zu zeichnen, ABER irgendwann sind dies nur noch Klischees. Dazu wird ein Verdächtiger, der texanische Gabelstaplerfahrer, so plump beschrieben, dass er kaum überzeugen kann. Der Schluss des Buches ist unbefriedigend und zu gewollt. Mehr will ich dazu nicht sagen, um nicht zu viel zu verraten. Erschwerend kommt hinzu, dass ich die unterschiedlichen Handlungsstränge und Charaktere nicht zusammenbringen kann. Sie verwirren mich.

Kurz: Ich war enttäuscht und wende mich lieber wieder anderen indischen Autoren zu.

Veröffentlicht am 10.04.2017

Ausflug in die englische Provinz

Cherringham - Folge 1 & 2
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Der 1. Band "Mord an der Themse" hat mich nicht sehr beeindruckt. Das Genre Kurzkrimi entschuldigt zwar vieles, aber er war doch recht seicht, der Fall war absehbar, die Charaktere flach. Zum Inhalt: Sarahs ...

Der 1. Band "Mord an der Themse" hat mich nicht sehr beeindruckt. Das Genre Kurzkrimi entschuldigt zwar vieles, aber er war doch recht seicht, der Fall war absehbar, die Charaktere flach. Zum Inhalt: Sarahs Jugendfreundin Sammy wurde tot in der Themse gefunden. Der Fall ist für die örtliche Polizei klar: Sammy war in der Dorfkneipe, hat einen über den Durst getrunken und ist dann in der Themse ertrunken, zumal sie ja schon immer Drogenprobleme hatte. Sarah glaubt weder an einen Unfall, noch an einen Selbstmord und beginnt selbst zu ermitteln. Sie trifft auf Jack, einen ehemaligen Detective der New Yorker Mordkommission, der Sarah bei ihren Ermittlungen hilft. Warum er dies einfach so macht, erschließt sich mir jedoch nicht. Sarah ist alleinerziehende Mutter von zwei Kindern und Inhaberin einer Marketing-Agentur. Ihre Kinder werden allerdings nur erwähnt, wenn sie ihnen etwas zu essen machen muss. Erschwerend kommt noch hinzu, dass ich die Stimme der Sprecherin, Sabine Godec, gewöhnungsbedürftig finde und ich konnte mich bis zur 6. CD nicht damit anfreunden.
Dagegen hat mir der 2. Band "Das Geheimnis von Mogdon Manor" wesentlich besser gefallen. Die Geschichte ist spannender, lädt zum Mitraten ein und die Charaktere, v.a. die habsüchtigen und undankbaren Erben, haben eine gewisse Tiefe. Sarah und Jack sind mittlerweile zu einem eingespielten Ermittler-Duo zusammengewachsen und ich werde den Eindruck nicht los, als ob da noch mehr zwischen den beiden passieren könnte. Zur Handlung: Der Besitzer eines schon etwas in die Jahre gekommenen Herrenhauses verbrennt, Sarah und Jack beginnen in gewohnter Weise zu ermitteln und stoßen auf die drei Kinder, die alle irgendwie verdächtig und v.a. furchtbar unsympathisch sind und so gar nichts über das Leben ihres Vaters wissen. Am Ende kommt doch alles anders als man denkt. Dieser Band verdient die Bezeichnung Cosy Crime-Serie zu Recht.
Die Cherringham-Reihe jedoch mit Agatha Christie oder Sherlock Holmes zu vergleichen, finde ich sehr an den Haaren herbeigezogen.

  • Einzelne Kategorien
  • Atmosphäre
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
  • Stimme
Veröffentlicht am 21.03.2017

Sensibel und interessant

Wie Mr. Rosenblum in England sein Glück fand
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Wunderbar gelesen von Christian Brückner ist dies eines der besten Hörbücher, das ich im letzten Jahr gehört habe. Es ist unaufgeregt, sehr liebevoll und sensibel geschrieben, mit viel Tiefgang und so ...

Wunderbar gelesen von Christian Brückner ist dies eines der besten Hörbücher, das ich im letzten Jahr gehört habe. Es ist unaufgeregt, sehr liebevoll und sensibel geschrieben, mit viel Tiefgang und so spannend, dass ich es kaum ausschalten wollte.

Mr. Jakob Rosenblum muss 1937 mit seiner Familie von Berlin nach England emigrieren und wünscht sich nichts sehnlicher, als typisch englisch zu werden. Dafür tut er alles. Sein Kleidungsstil wird britischer als der der Briten, er "britisiert" den Vor- und Familiennamen, baut sogar einen Golfplatz.

Die Flucht aus Deutschland während des Dritten Reiches wird keineswegs reißerisch erzählt, jedoch so, dass man sehr wohl erahnen kann, welche schrecklichen Dinge die Famile Rosenblum und die Verwandten, die in Berlin zurückbleiben mussten, erdulden musste. Ms Sarah Rosenblum erhohlt sich nie richtig davon.

Die Protagonisten Jack und Sarah Rosenblum sind so gegensätzlich wie man es sich nur vorstellen kann. Sie, melancholisch und deprimiert und er, unerschütterlich optimistisch und voller Tatendrang.

Trotz beruflichen Erfolgs ist auch der Weg in England für die Rosenblums steinig. Über alle Krisen hinweg finden sie sich jedoch wieder und auch ihr Glück.

Veröffentlicht am 17.03.2017

Himmelhochjauchzend

Himmelhorn
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Obwohl es sich beim Himmelhorn schon um den 9. Fall der Kluftinger-Reihe handelt, ist er kein bisschen langweilig. Genial gelesen von Christ Berkl und den Autoren Volker Klüpfel und Michael Kobr. Hier ...

Obwohl es sich beim Himmelhorn schon um den 9. Fall der Kluftinger-Reihe handelt, ist er kein bisschen langweilig. Genial gelesen von Christ Berkl und den Autoren Volker Klüpfel und Michael Kobr. Hier ziehe ich immer das Hörbuch dem Lesen vor.

Das Himmelhorn hat eine lange Geschichte und zählt nicht nur im Buch zu den anspruchsvollsten und gefährlichsten Grasklettereien in den Allgäuer Alpen mit dem einen oder anderen tödlichen Absturz. Das Autorenduo Klüpfel-Kobr hat sauber recherchiert und beschreibt div. Passagen realitätsnah.

So stolpert auch Klufti mit seinem Rivalen Dr. Langhammer bei einer Ebike-Tour in den Bergen über drei abgestürzte Leichen. Diese führen ihn zu zwei Bauernfamilien, die in einer jahrzehntelangen Fehde miteinander leben und nicht nur diese drei Toten auf dem Gewissen haben. Kluftinger sucht beim Ermitteln nach vielen Jahren wieder Kontakt zu seinem alten Bergsteigerspezi. Das Wiedersehen wird sehr emotional beschrieben, aber durchaus authentisch.

Selbstverständlich löst er den ganzen Fall in Klufti-Manier. Aber seien wir doch mal ehrlich, wer liest denn einen Kluftinger nur wegen des Falls. Ich lese bzw. höre ihn vielmehr, um über das Leben des sympathischen Allgäuers zu schmunzeln und mich überraschen zu lassen, was so alles passiert. Klufti beherrscht mittlerweile die neueste Technik, sei es eine Helmkamera, ein Ebike oder das Mailen mit dem japanischen Schwiegervater in Perfektion. Selbst vor Spekulationen an der Börse schreckt er nicht zurück. Den Namen seines ungeborenen Enkels, der natürlich ein Max bzw. Butzele wird, steht für ihn schon längst fest und er wird dank der Seifenoper "Das Feuer der Leidenschaft" zum wandelnden Ratgeber. Und zu guter Letzt riskiert der gutbürgerliche Hauptkommissar noch seine Ehe und die der Langhammers.

Auch der 9. Krimi der Reihe hat mich bestens unterhalten, so dass ich mich auf den 10. schon freue. Prädikat: unbedingt hörenswert.

Veröffentlicht am 17.03.2017

Es ist cool, ein Mädchen zu sein!

Alles, was Mädchen wissen sollten, bevor sie 13 werden
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Das Cover des Buches hat mich stutzig gemacht und ich hoffte, dass es sich nicht wieder um so einen typischen Girlie-Roman handelt. Schon nach den ersten Zeilen wurde ich eines Besseren belehrt. Das Buch ...

Das Cover des Buches hat mich stutzig gemacht und ich hoffte, dass es sich nicht wieder um so einen typischen Girlie-Roman handelt. Schon nach den ersten Zeilen wurde ich eines Besseren belehrt. Das Buch greift Themen der Pubertät fachlich sehr gut auf, bleibt aber dennoch humorvoll und flüssig. Links und Checklisten laden zur Interaktion ein und regen zum eigenen Nachdenken an. Hilfreich ist, dass das Buch nicht aus der Sicht einer erwachsenen Autorin geschrieben ist, sondern von Henriette, einem 15jährigen Mädchen. Dadurch wirken die Tipps nie besserwisserisch, sondern von Pubertier zu Pubertier.

Die einzelnen Kapitel befassen sich z.B. mit körperlichen Themen wie den Veränderungen des weiblichen Körpers, der ersten Monatsblutung oder dem Körperhaarwuchs, aber auch mit der ersten Liebe, dem ersten Date sowie ganz ernsten Themen wie Mobbing. Die Autorin, oder besser gesagt Henriette, stellt nicht nur hohle Thesen auf, sondern belegt alles sachlich fundiert, jedoch mit einem Schmunzeln und immer so, dass es Mädchen in diesem Alter gut verstehen können, ohne dass es peinlich wird.

Das Buch war für meine Tochter und mich eine wahre Lesefreude und wir freuen uns schon auf das nächste Buch aus Heike Abidis Feder.