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Veröffentlicht am 23.02.2018

Auf der Flucht

So, und jetzt kommst du
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Arno Frank ist ein außergewöhnlich guter Debütroman gelungen. Er erzählt die Geschichte seiner Kindheit und Jugend zwischen 1977 und 1986. Geboren 1971 in Kaiserslautern sollte man meinen, dass alles für ...

Arno Frank ist ein außergewöhnlich guter Debütroman gelungen. Er erzählt die Geschichte seiner Kindheit und Jugend zwischen 1977 und 1986. Geboren 1971 in Kaiserslautern sollte man meinen, dass alles für den kleinen Arno in der pfälzischen Provinz seinen gewohnten Gang nimmt mit Vater Jürgen, Mutter Jutta und den Geschwistern Jeany und Fabian. Beileibe nicht! Der Vater hat das Arbeiten nicht erfunden, sein Ziel ist es reich zu sein, sofort, ohne es sich erarbeiten zu müssen. Man spürt Arno Franks Bewunderung für den smarten Vater, der es schließlich auch schafft, nach seinem Verständnis reich zu sein, indem er eine größere Summe Geld veruntreut. Selbstverständlich lässt die Polizei nicht lange auf sich warten und die Familie zieht Hals über Kopf an die Côte d'Azur. Dort leben sie in Saus und Braus und Arno macht auf mich anfangs einen glücklichen Eindruck. Er geht zur Schule, lernt schnell Französisch und erkundet mit seinem Moped die Gegend. Doch irgendwann kippt die Stimmung, die Vergangenheit holt die Familie ein. Arno sieht seinen Vater zum ersten Mal ratlos und schwach und es kommt wie es kommen muss, auch hier stehen eines Tages zwei Polizisten vor der Tür. Die Familie schafft es jedoch wieder zu flüchten, dieses Mal nach Portugal.  Je weiter sie nach Westen kommen, umso schlimmer wird ihre Lage, aus der Abenteuerreise wird v.a. für die Kinder eine Katastrophe. Sie übernachten auf Strohmatratzen in einem Rohbau, die Kinder hungern, an einen Schulbesuch ist schon lange nicht mehr zu denken und ein Hund ist sterbenskrank, weil der Tierarzt nicht bezahlt werden kann. Als Leser war für mich das Leben der Familie Frank in Portugal unerträglich. Man schaut sozusagen hilflos zu wie die Eltern die Kinder vernachlässigen. Auch dann schreitet Vater Frank nicht ein und stellt sich. Die Mutter möchte man am liebsten schütteln, so sehr lebt sie in ihrer eigenen Welt und glaubt den Träumereien und Geschichten ihres Mannes, auch wenn dabei ihre Kinder vor die Hunde gehen. Die Franks schaffen es dann zwar wieder nach Deutschland zurück, auch hier auf der Flucht bis der Vater endlich von der Polizei aufgegriffen wird und der Alptraum ein Ende hat. 

Das Buch ist rasant, komisch und beklemmend zugleich und v.a. sehr hörenswert. Übrigens genial gelesen von Devid Striesow.

Veröffentlicht am 01.02.2018

Dreieckstücher mit tollen Muster

CraSy Mosaik - Dreieckstücher stricken
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Ich stricke schon sehr lange, habe mich aber noch nie an Dreieckstücher heran gewagt. Mosaiktücher sind super, um mit Dreieckstüchern anzufangen, da sie recht einfach zu stricken sind, aber trotzdem so ...

Ich stricke schon sehr lange, habe mich aber noch nie an Dreieckstücher heran gewagt. Mosaiktücher sind super, um mit Dreieckstüchern anzufangen, da sie recht einfach zu stricken sind, aber trotzdem so richtig was hermachen. Sylvie Rasch gibt das Grundmuster vor, Nadelstärke, Farbe und Größe des Tuchs können jedoch variiert werden. So wird jedes Tuch zum individuell gestalteten Einzelstück. Außerdem bestechen ihre Anleitungen durch Klarheit, Einfachheit und die Auswahl der Modelle. Mit dem Buch alleine ist es allerdings nicht getan, denn es gibt noch jede Menge Videos zur Stricktechnik. Sollten die Anleitungen im Buch nicht komplett verstanden werden, klappt es mit den zusätzlichen Videos bestimmt.

Wer rechte und linke Maschen kann, sollte sich wirklich an ein Mosaiktuch wagen, auch Neulinge! 

Ich habe schon viele Strickbücher verschlungen, selten sind sie so gut wie die von Sylvie Rasch.

Veröffentlicht am 30.01.2018

Ernestine und Anton ermitteln

Tod an der Wien
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Beate Malys Spezialität sind historische Krimis, die im besten Fall im alten Wien spielen. So auch "Tod an der Wien".

Der Krimi spielt im Wien des Jahres 1922 in der Künstlerszene. Hermine Egger, eine ...

Beate Malys Spezialität sind historische Krimis, die im besten Fall im alten Wien spielen. So auch "Tod an der Wien".

Der Krimi spielt im Wien des Jahres 1922 in der Künstlerszene. Hermine Egger, eine alternde Operettensängerin, deren Stern am Erlöschen ist, wird tot im Theater an der Wien aufgefunden. Unfall oder Mord? Die pensionierte und für die damalige Zeit schon sehr emanzipierte und fortschrittliche Lehrerin Ernestine Kirsch und ihr Freund und Vermieter Anton Böck besuchen Eggers letzte Vorstellung. Sie haben am Abend des Vorfalls div. Beobachtungen gemacht, die sie überzeugen, dass die Operettendiva ermordet wurde. 

Die Amateurdetektive ermitteln schnell und intelligent. Zudem führt jedes Kapitel den Leser auf einen Stadtrundgang durch das Wien der 20er Jahre mit seinen Kaffeehäusern, Villen aber auch Armenvierteln. Die selbstbewusste Ernestine Kirsch hat mich sehr beeindruckt. Sie besitzt nicht nur genug Scharfsinn und Mut, um einen Mord aufzuklären, sie hat auch sehr moderne und interessante Ansichten in Hinblick auf die damalige vorherrschenden autoritäre Schulbildung. 

Mir hat dass Buch so gut gefallen, dass ich auch Ernestines ersten Fall lesen möchte "Tod am Semmering".
Der Krimi wird allen Lesern genauso gut wie mir gefallen, die gerne historische Krimis, die ohne großes Blutvergießen auskommen, lesen.

Veröffentlicht am 08.01.2018

Neuübersetzung: Zu viele Köche

Zu viele Köche
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Rex Stouts zweiter Band "Zu viele Köche" hat mir noch besser gefallen als der erste "Es klingelte an der Tür". Der Fall lädt den Leser bis zum Schluss zum Mitraten ein und Nero Wolfes und Archie Goodwins ...

Rex Stouts zweiter Band "Zu viele Köche" hat mir noch besser gefallen als der erste "Es klingelte an der Tür". Der Fall lädt den Leser bis zum Schluss zum Mitraten ein und Nero Wolfes und Archie Goodwins Ermittlungen mit einem Schmunzeln zu verfolgen.

Dieser Band wird wieder von Archie Goodwin erzählt, Nero Wolfes Mädchen für alles. Wolfe Fans wissen, dass er nur sehr ungern sein New Yorker Brownhaus verlässt. Doch in diesem Fall Mal geht es um eine seiner Leidenschaften neben Orchideen und Bücher, die gehobene Küche und das Essen der selbigen. Er wurde nämlich zu den sog. 15 Maîtres eingeladen. Hierbei handelt es sich um das Kochevent, zu dem sich alle fünf Jahre die 15 besten Spitzenköche der Welt treffen. Trotz Wolfes Lokomophobie kommen er und Archie gut im vornehmen Kanawha Spa in West Virginia an und der erste Mord lässt nicht lange auf sich warten. Standesgemäß wird der Küchenmagier Philip Laszio mit einem Tranchiermesser erstochen und die Ermittlungen nehmen schnell Fahrt auf. Verdächtig könnte erst einmal jeder der Anwesenden sein, keiner ist gut auf den Ermordeten zu sprechen. Goodwin und Wolfe ermitteln unorthodox in gewohnter Manier. Auch der Leser bleibt bis zum Schluss im Dunklen, nämlich bis zu dem fulminanten Abend, an dem Wolfe den Fall vor versammelter Mannschaft scharfsinnig à la Monsieur Poirot oder Miss Marple aufklärt.

Besonders gut neben der Detektivarbeit ist Rex Stout die Kritik an der vorherrschenden Rassendiskriminierung gelungen. So äußerst z.B. der ermittelnde Sheriff "...In West Virginia siezen wir keine Nigger...", wobei Wolf um einen respektvollen Umgang mit den meist schwarzen Mitarbeitern des Kanawha Spas bemüht ist. Rex Stout war selbst ein Verfechter von Rassengleichheit und ihm gelingen für 1938 beachtlich offene Worte.

Ich freue mich schon sehr auf den dritten Band der Neuübersetzung, der hoffentlich nicht allzu lange auf sich warten lässt und möchte "Zu viele Köche" allen Freunden der klassischen Krimiliteratur wärmstens empfehlen.

Veröffentlicht am 23.12.2017

Schlaflosigkeit

Insomnia (DAISY Edition)
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Vor Insomnia habe ich bereits Samariter von Jilliane Hoffmann gehört und war sehr enttäuscht. Nicht so von Insomnia, das ebenfalls Andrea Sawatzki mit ihrer großartigen Stimme liest. Insomnia ist nicht ...

Vor Insomnia habe ich bereits Samariter von Jilliane Hoffmann gehört und war sehr enttäuscht. Nicht so von Insomnia, das ebenfalls Andrea Sawatzki mit ihrer großartigen Stimme liest. Insomnia ist nicht konstruiert und ich kann die Handlungen der Protagonisten sehr gut nachvollziehen. Bei diesem Buch handelt es sich um den zweiten Band der Bobby Dee-Reihe um den FBI Agenten, den man übrigens auch aus der US-Krimiserie "The Glades" kennt.

Die Schülerin Mallory Knight taucht erst zwei Tage nach einer Party wieder auf, vom Hammermann, einem Serienkiller, vergewaltigt und geschunden. Übrigens die einzige, die dem Hammermörder, der i.d.R. seine Opfer auf das Übelste malträtiert, lebend entkommen ist. Bóbby Dee realisiert schnell die Widersprüche, in die sich Mallory verstrickt, sie lügt, die ganze Geschichte ist frei erfunden. Diese Lüge hat für Mallory unschöne Konsequenzen. Ihre Familie muss den Ort verlassen, Mallory ändert sogar ihren Namen und beginnt einige Jahre später an der Florida State University in Tallahassee ein Jura Studium. Die Vorfälle, die sie noch Jahre zuvor gefaked hat, werden zur grausamen Realität, nur glaubt ihr nun niemand. Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht. Nicht so Bobby Dees. Er ist sich sicher, dass Mallory dieses Mal die Wahrheit sagt. 

Jilliane Hoffmann hält den Spannungsbogen 7 Stunden und 16 Minuten lang. Ich habe ständig mitgefiebert, habe nur ungern das Hörbuch ausgeschaltet und kam bis zum Schluss dem Mörder nicht auf die Schliche. Bei der Beschreibung der Tatorte nimmt sie kein Blatt vor den Mund, was mir die eine oder andere Gänsehaut beschert hat. Fazit: Ein sehr unterhaltender und spannender Thriller.