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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.02.2019

Zu Recht den Friedensnobelpreis gewonnen!

Meine Stimme für das Leben
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Bereits eine TV-Dokumentation über Denis Mukwege und dessen Arbeit hat mich nachhaltig beeindruckt. Umso neugieriger war ich auf sein eigenes Buch. Ich wusste demnach, was mich inhaltlich erwartet und ...

Bereits eine TV-Dokumentation über Denis Mukwege und dessen Arbeit hat mich nachhaltig beeindruckt. Umso neugieriger war ich auf sein eigenes Buch. Ich wusste demnach, was mich inhaltlich erwartet und war mir nicht sicher, ob ich es schaffe, das ganze Buch mit all den Greueltaten zu lesen. Ich kann nun sagen, dass Ich es bis zur letzten Seite gelesen habe und die Seiten nur so dahin flogen. Diese Tatsache ist v.a. Dr. Mukweges Schreibstil zu verdanken, nicht nur dass er sehr flüssig ist, es schwingen immer Optimismus, Gottvertrauen und Hoffnung mit, die die Situation erträglich machen. Was mich mindestens genauso geschockt hat wie die Kriegsverbrechen, die an Frauen verübt werden, ist die alltägliche Situation der Frauen auch in Friedenszeiten. Eine Schwangerschaft oder Geburt und deren gesundheitliche Schäden sind oft so dramatisch, dass die betroffenen Frauen kein normales Leben mehr führen können.

Dr. Mukwege flickt die Frauen nach Vergewaltigungen im wahrsten Sinne des Wortes wieder zusammen. Damit sind sie jedoch noch lange nicht ihrem Schicksal entkommen. Die meisten müssen in ihre Dörfer zurückkehren, wo sie zum einen gesellschaftlich geächtet sinden, zum anderen jederzeit wieder vergewaltigt oder getötet werden können.

Zwei große Fragen bleiben für mich offen: 1. Was macht die restliche Welt, die UNO usw. gegen die Verbrechen, die tagtäglich den kongolesischen Frauen angetan werden? 2. Was bringt einen Mann dazu, solche unvorstellbrar grausamen Taten zu verüben?

Dr. Denis Mukwege ist ein außergewöhnlicher Mensch mit viel Charisma und Idealismus, der die Hoffnung für sein Land nicht aufgibt und die Welt darüber informiert, was im Kongo passiert. Davon berichten unsere Medien nämlich nicht. Jeder kann sich vorstellen, dass die Situation in Afrika im allgemeinen sowie in Kriegsgebieten im besonderen sehr schwieirg ist. Man hat aber erst nach dem Lesen des Buches eine realistische Vorstellung, von dem was tatsächlich den Frauen angetan wird.

Trotz des schwierigen Themas oder grade deswegen: Unbedingt lesenswert!

Veröffentlicht am 22.01.2019

Kochen, heilen, genießen

Die Heilkraft der Kräuter und Gewürze
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Julia Gruber ist ein sehr gutes Buch über Kräuter und Gewürze gelungen. Es ist umfangreich, bespricht 40 bekannte Gewürze und Kräuter sehr genau inkl. Geschichte, Inhaltsstoffe und Wirkung, Verwendung ...

Julia Gruber ist ein sehr gutes Buch über Kräuter und Gewürze gelungen. Es ist umfangreich, bespricht 40 bekannte Gewürze und Kräuter sehr genau inkl. Geschichte, Inhaltsstoffe und Wirkung, Verwendung in der Küche, Rezepte und sogar die seelische Wirkung, die ich besonders interessant finde. Die ersten Seiten finde ich nicht so interessant und für meinen Geschmack, wäre ich lieber gleich auf Seite 33 "Informationen zu den 40 Gewürzen" eingestiegen. Das gleiche gilt auch für die letzten zwei Seiten über seelische Impulse und Heilwirkungen.
Außerdem muss ich noch das Layout kritisieren: Die Fotos zu den einzelnen Pflanzen sind wichtig und haben ihre Berechtigung, allerdings sind es dann doch recht viele Fotos geworden, die das Buch unruhig machen - von der Meeresbrandung über einen Gemäldeausschnitt von Monet bis zum Steinbuddha. Die Inhaltsangabe wird noch von gezeichneten Blumen à la Merian geschmückt, die mir sehr gut gefallen, die dann von Fotos abgelöst werden. Bzgl. des Bildmaterials fehlt die Struktur und das hätte man sicherlich besser lösen können.

Inhaltlich gibt es jedoch nichts zu meckern.

Veröffentlicht am 19.12.2018

Brillante Stimme + großartige Geschichte

Der Apfelbaum
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Christian Berkel hat man schon bei dem einen oder anderen Blockbuster gesehen, dass er nun schreibt, ist neu und eine Bereicherung; und nicht nur das, er verleiht dem Hörbuch seine Stimme und das ist gut ...

Christian Berkel hat man schon bei dem einen oder anderen Blockbuster gesehen, dass er nun schreibt, ist neu und eine Bereicherung; und nicht nur das, er verleiht dem Hörbuch seine Stimme und das ist gut so.

Christian Berkel, in Berlin geboren, jüdischer Abstammung, recherchiert seine Familiengeschichte. Das ereignisreiche Leben seiner bemerkenswerten Mutter zieht sich dabei wie ein roter Faden durch das Buch. Geschickt springt er zwischen der Gegenwart mit einer dementen Mutter und der Vergangenheit, die er ein Jahrhundert lang aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet - mal amüsant und komisch, mal tragisch und traurig, mal todernst und sehr berührend; immer so, dass sich dem Hörer, wie dem Autor auch, nach und nach ein Gesamtbild erschließt, über das Leben seiner Mutter und seiner eigenen Familiengeschichte, die außergewöhnlich ist.

Eine absolut gelungene, hörenswerte und vielschichtige Familiengeschichte, die bewegt und berührt.

Veröffentlicht am 05.12.2018

Die Nr. 1 der Paris-Städteführer

Paris MM-City Reiseführer Michael Müller Verlag
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Man nimmt dem Autor ab, dass er die beschriebenen Touren abgelaufen ist. Die sind der große Mehrwert des Reiseführers: Es werden nicht nur die einzelnen Stadtviertel und Sehenswürdigkeiten aufgelistet, ...

Man nimmt dem Autor ab, dass er die beschriebenen Touren abgelaufen ist. Die sind der große Mehrwert des Reiseführers: Es werden nicht nur die einzelnen Stadtviertel und Sehenswürdigkeiten aufgelistet, sondern laden dazu ein, selbst zu flanieren. Neben der klassischen Sightseeing mit Eiffelturm, Louvre usw., die man aber trotz allem gesehen haben muss, erhält der Leser jede Menge Tipps zu anderen interessanten Ecken der französischen Metropole - insgesamt sind es 13 detaillierte Touren. Ausschnittskarten, auch ein Faltplan der Stadt, sogar eine App sowie Hotel- und Shoppingtipps und Restaurants bereichern den Städteführer. In einer so großen Stadt sind das zwar oft nur Momentaufnahmen, da sich Location schnell ändern können, dennoch gute Anhaltspunkte. Besonders gut haben mir die Tipps für den schmaleren Geldbeutel oder zum Reisen mit Kindern gefallen, die ich definitv bei der nächsten Reise selbst ausprobieren werde.

Obwohl ich die Stadt schon mehrfach bereist habe und sie schon etwas kenne, ist der Paris-Führer von Ralf Nestmeyer immer mit im Gepäck.

Veröffentlicht am 02.12.2018

Eine Kindheit im Exil

Kind aller Länder
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Bin ich froh, dass es sich um eine ungekürzte Fassung handelt, denn das Hörbuch ist jede Minute ein Genuss, tief berührend und liebenswert.

Bevor ich mit der eigentlichen Rezension beginne, möchte ich ...

Bin ich froh, dass es sich um eine ungekürzte Fassung handelt, denn das Hörbuch ist jede Minute ein Genuss, tief berührend und liebenswert.

Bevor ich mit der eigentlichen Rezension beginne, möchte ich unbedingt den Hörern nahe legen, sich mit der recht unbekannten Autorin Irmgard Keun zu beschäftigen. Den Einstieg hierfür bietet ein Interview mit Volker Weidermann, am Ende des Hörbuchs. Was für eine Frau! 1933/34 wurden ihre Bücher verboten und sie selbst lebt von 1936-40 im Exil in Belgien und in den Niederlanden. Dort lernt sie Joseph Roth kennen, der Kullys Vater im Hörbuch darstellt. Nach dem Krieg lebt sie verarmt, alkoholkrank und völlig unbekannt in Köln. Erst kurz vor ihrem Tod sorgt ein Artikel im Stern für Keuns Wiederentdeckung.

Keun schreibt über ihre Erlebnisse und schlüpft in die Rolle der Protagonistin Kully, einem 10jährigen Mädchen und Erzählerin. Obwohl der Roman aus kindlicher Sicht geschrieben ist, ist er niemals naiv und schon gar nicht süß. Kully war u.a. schon in Wien, Warschau, Prag, Paris, Amsterdam und New York City. Obwohl Kully scheinbar alles ganz harmlos erzählt, erkennt der Hörer schnell die Tragik in der Geschichte. Die Eltern fliehen nämlich vor den Nazis und reisen nicht aus Spaß oder Fernweh. Der Vater ist Schriftsteller, versucht sowohl mit der Schriftstellerei, aber auch mit allerhand halbseidener Geschäfte an Geld zu kommen. Was ihm oft nicht gelingt, zumal er dem Alkohol und schönen Frauen sehr zugetan ist. Trotz des rastlosen Lebens und vielen ausweglosen Situation gelingt Keun ein tragikomischer Erzählstil, dadurch dass sie ein Mädchen erzählen lässt. Dennoch lenkt sie nicht vom Ernst der Lage ab. Kinder bekommen meist viel mehr mit, als Erwachsene denken und eine materielle Beständigkeit ist oft gar nicht so wichtig, so lange das familiäre Umfeld stabil ist.

Eine schöne Erzählung deutscher Geschichte einer bemerkenswerten Autorin.