Absoluter Pageturner
Der KastanienmannIch werde vermutlich nie wieder Kastanienfiguren basteln können, ohne an dieses Buch zu denken. Bevor ich euch meine Meinung mitteile, möchte ich erwähnen, dass ich die Netflix-Serie bereits im Vorfeld ...
Ich werde vermutlich nie wieder Kastanienfiguren basteln können, ohne an dieses Buch zu denken. Bevor ich euch meine Meinung mitteile, möchte ich erwähnen, dass ich die Netflix-Serie bereits im Vorfeld gesehen und geliebt habe. Daher waren meine Erwartungen sehr hoch und ich hatte etwas Sorgen, da ich das Ende bereits kannte. Doch die Bedenken waren völlig unbegründet, denn das Buch konnte mich absolut überzeugen.
Sowohl der Schreibstil, als auch die Charaktere und die Spannung waren wirklich perfekt aufeinander abgestimmt. Kurze Kapitel, zackige Wendungen und ein absolut durchtriebener Täter, der lange Zeit unerkannt bleibt und seine Opfer mit Kastanienmännern kennzeichnet. Doch was haben die weiblichen Opfer, die noch dazu Mütter sind, mit der ermordeten Tochter der Sozialministerin Rosa Hartung zu tun. Linus Becker, der die Tat an ihrer Tochter gestand und dafür im Gefängnis sitzt, kann unmöglich für den Mord an den jungen Frauen verantwortlich sein und doch sind die Fingerabdrücke des Mädchens auf den Kastanienmännern.
Ein absolut authentisches Ermittlerduo bestehend aus der alleinerziehenden Naia Thulin und einem ehemaligen Ermittler von Europol Mark Hess überzeugt von der ersten Seite - auch wenn sie am Anfang alles andere als harmonieren. Für Thulin soll dieser Fall der letzte im Morddezernat werden und zunächst scheint es so, als würde sie nur noch ihre Zeit absitzen wollen und mit wenig Ehrgeiz die Geschehnisse bearbeiten. Auch Hess, welcher von seiner Position, die er bei Europol inne hatte, entbunden und zurück zu seinem alten Arbeitsplatz beordert wurde, war nicht sehr begeistert von dieser Aufgabe. Im Laufe der Story wurden die beiden Kollegen aber doch warm miteinander und knieten sich mit all ihrem Können und ihrer Energie in den Fall rein. Ich mochte beide Protagonisten - auch durch die zuvor gesehene Serie - durchaus und ich empfand es als sehr auflockernd, dass sie nicht die typischen Sympathieträger waren.
Die Aufklärung des Falls wäre - ohne das vorherige Wissen - für mich nicht vorhersehbar gewesen. Die Spannung wurde durch das ganze Buch gehalten und an keiner Stelle wirkte es zu aufgesetzt oder übertrieben. Für Zartbesaitete sind manche detaillierten Erklärungen wohl nichts, da es doch das ein oder andere Mal sehr brutal wird. Sveistrup schafft es sowohl Hass als auch Mitleid für den Täter in mir hervorzurufen und ganz nebenbei lernt man noch was über Kastanien - ein positiver Nebeneffekt eines durchweg tollen Thrillers.
Das Cover gefällt mir gut, da es sehr düster ist und somit zur Grundstimmung des Buches passt. Die Kapitel beginnen nicht immer auf einer neuen Seite, was zunächst etwas gewöhnungsbedürftig war, aber letztendlich Seiten gespart hat. Der Klappentext verrät nicht zu viel und sorgt für Interesse an den Geschehnissen und vor allem Verbindungen zwischen den Fällen.
Das Buch wurde mir als Printexemplar vom Bloggerportal zur Verfügung gestellt.