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Veröffentlicht am 16.05.2023

SO VIELE PARADIESE - Giovanna Giordana

So viele Paradiese
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„So viele Paradiese“ von Giovanna Giordana erzählt von dem 20-jährigen Antonino Grillo. Antonino empfindet das künstlerische Bergdorf Gesso, in dem er bislang sein ganzes Leben verbracht hat, zunehmend ...

„So viele Paradiese“ von Giovanna Giordana erzählt von dem 20-jährigen Antonino Grillo. Antonino empfindet das künstlerische Bergdorf Gesso, in dem er bislang sein ganzes Leben verbracht hat, zunehmend als einengend und freiheitraubend. Daher beschließt er sich auf eine große Reise zu begeben und kauft sich 1923 ein Schiffsticket, welches ihn nach Amerika, und somit in die ‚Freiheit‘ bringen soll. Die Vorstellung dieser atemberaubenden Freiheit vor Augen, begibt er sich auf die Reise, wobei ihm immer wieder Hindernisse in den Weg treten, denen er sich stellen muss.

Allem voran konnte mich der Schreibstil der Autorin überzeugen. Der bildliche und dennoch fantasievolle Stil hat der Geschichte gleichzeitig etwas reelles und fiktives verliehen. Durch die ausführlichen Beschreibungen ist es den Leser:innen möglich, sich das paradiesische Bergdorf Gesso, aber auch die verschiedenen Hürden, denen sich Antonino stellen muss, vorzustellen. Gleichzeitig bewirken der metapherreiche und poetische Stil, sowie die Charaktereigenschaften des Protagonisten – beispielsweise seine Art mit Tieren und Pflanzen zu sprechen – dass der Roman märchenhafte Züge aufweist. Obwohl der Roman einer neu auferlegten Odyssee ähnelt, enthält er dennoch eine breite Palette an positiven Emotionen und komischen Elementen, die die Geschichte auf eine mehrdimensionale Ebene heben.

Dennoch konnte ich persönlich an einigen Stellen die Handlungen der verschiedenen Protagonist:innen nicht wirklich nachvollziehen. Dadurch konnte die Geschichte nicht durchweg überzeugen und erschien von Zeit zu Zeit etwas verwirrend.

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Veröffentlicht am 06.03.2021

„Geht eine Welt unter, geht eine andere wieder auf, mit vielen neuen Geheimnissen“ - Onno

Die vier Gezeiten
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Die Kießlings leben seit jeher auf der Nordseeinsel Juist und zeigen - nach Außen hin - die perfekte Vorzeigefamilie. Der Familienpatriarch Eduard Kießling schätzt dabei nichts größer als seine geregelte ...

Die Kießlings leben seit jeher auf der Nordseeinsel Juist und zeigen - nach Außen hin - die perfekte Vorzeigefamilie. Der Familienpatriarch Eduard Kießling schätzt dabei nichts größer als seine geregelte Ordnung und seinen tadellosen Ruf. Ärgerlich nur, dass gerade in dem Moment, in dem die ganze Familie Kießling in den Vorbereitungen für Eduards Auszeichnungsfeier mit dem Bundesverdienstkreuz die junge Helen aus Neuseeland auftaucht. Helen, die Eduards Frau Adda wie aus dem Gesicht geschnitten ähnelt, behauptet ein Mitglied der Familie zu sein und ihre leiblichen Eltern zu suchen. Im Mittelpunkt des Romans stehen insbesondere die Geschichten der Frauen Johanne die während der NS-Zeit auf Juist groß wird, deren Tochter Adda die während des Krieges zunächst in Dresden lebt und später nach Juist flieht und der jungen Helen aus Neuseeland, deren Verbindung zu den Kießlings noch geklärt werden muss.

Das ansprechende Cover und der Einstieg in die Geschichte - ein mysteriöser Tagebucheintrag aus dem Jahr 1978, der eine junge Frau zeigt, die sich das Leben nehmen möchte - lassen hohes Erwarten. Man möchte nach den ersten Kapiteln am liebsten direkt den Ausgang der Geschichte erfahren: Wie hängen die Geschichten der Kießlings und der jungen Helen zusammen? Was ist mit der jungen Frau aus dem Tagebucheintrag passiert? Doch trotz des guten Einstiegs konnte mich die Spannung leider nicht bis zum Ende fesseln. Die Geschichte der jungen Helena rutscht etwas zu stark in den Hintergrund. Hier war es auch nicht hilfreich, dass die Geschichte so viele verschiedene Handlungsstränge beinhaltete. Es wurde nicht nur aus der Perspektive mehrerer Protagonisten erzählt, sondern ihre Geschichten hüpften von einem Jahr zum nächsten, wodurch es gerade zu Beginn des Romans sehr schwierig war, einen Überblick über die verschiedenen Figuren und Handlungsstränge zu behalten.
Der Schreibstil und das Thema des Buches sind sehr gut gelungen. Anne Prettin schafft es, dem Leser ein lebendiges Bild der Insel Juist zu vermitteln und sie lässt die Handlung authentisch wirken. Als Leser hat man die ganze Zeit ein lebhaftes Bild vor Augen, wie Juist in der Vergangenheit und in der Gegenwart aussah und welche Ereignisse sich zugetragen haben.
Die Figuren wirkten leider nur zum Teil authentisch. Es war leicht sich in Johanne und Adda in ihrer Vergangenheit hineinzuversetzen, jedoch erschienen die Figuren in der Gegenwart eher distanziert. Ebenso die Tagebucheinträge von Wanda zeigten sich etwas fragwürdig: Welches Tagebuch eines pubertären Mädchens ähnelt einem wissenschaftlichen Aufsatz? Vermutlich nicht sehr viele.

Zusammenfassend hat mir die Geschichte gut gefallen. Besonders die Schilderungen der Vergangenheit konnten lebhaft erzählt werden und wirkten authentisch. Die Frage, was all diese verschiedenen Handlungsstränge mit der jungen Helen und der Suche nach ihren leiblichen Eltern zu tun hat, war jederzeit präsent. Dennoch führten die zu vielen Handlungsstränge und die Beschreibungen der Protagonisten dazu, dass das Buch einige Längen hatte und mich nicht all zu stark gefesselt hat.

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