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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.12.2023

Lesenswert

Bis wir unsere Stimme finden
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Fanny und Jakob sind so genannte Verdingkinder in der Schweiz. Sie haben ledige Mütter, die in den 1940er-Jahren als unanständig angesehen wurden und der staatlichen Fürsorge überstellt wurden. Diese wurden ...

Fanny und Jakob sind so genannte Verdingkinder in der Schweiz. Sie haben ledige Mütter, die in den 1940er-Jahren als unanständig angesehen wurden und der staatlichen Fürsorge überstellt wurden. Diese wurden in Pflegefamilien untergebracht, häufig auf Bauernhöfen, wo sie vor allem arbeiten mussten. Wenig Schulbildung, viel schuften und misstrauisch beäugt wurden. Schweigen, gehorchen, körperlich harte Arbeit leisten, war bei vielen an der Tagesordnung. Anhand von Fanny und Jakob als fiktive Personen lernt man diesen Teil der Schweizer Geschichte kennen. Mir war beim lesen stets unbehaglich.
Der Schreibstil ist hervorragend und die Spannungsbögen gut gesetzt. Die Geschichte sehr bildhaft dargestellt ohne zu detailliert zu sein, so dass man sich alles gut vorstellen kann.
1968 sehen die beiden Freunde sich wieder. Sie hat einen Beruf, ist aber eher schüchtern und lehnt sich nicht auf. Er säuft und hat Gelegenheitsjobs. Als der Umgang mit den Verdinge bekannt wird und im Zuge der Studentenproteste aufgenommen wird, überlegt sich Fanny ob sie weiterhin ein Mäuschen sein will oder die Wahrheit nennen möchte. Es geht auch um eine Art der Selbstbehauptung und Selbstwertschätzung. Man merkt, dass Töpfner gut recherchierte. Sie erzählt in zwei sehr gut miteinander verzahnten Handlungssträngen, die zeitlich versetzt sind.

Nichts für schwache Nerven und absolut kein Buch für abends. Dafür bleibt zu viel hängen. Aber ein lesenswerter Roman.

Veröffentlicht am 11.12.2023

Nette Fantasy für Jugendliche

Die Legende vom letzten Bücherjäger
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Jelto hat eine gute Nase für Bücher und ein feines Händchen für Taschendrachen, die er für die Jagd nach Büchern und zum Spähen abrichtet. In Brück sind Bücher verboten und werden dem Feuer übergeben. ...

Jelto hat eine gute Nase für Bücher und ein feines Händchen für Taschendrachen, die er für die Jagd nach Büchern und zum Spähen abrichtet. In Brück sind Bücher verboten und werden dem Feuer übergeben. Leider verbergen einige Bewohner immer noch welche.

Wyona und Rôna sind zusammen mit Jelto die Hauptfiguren. Sie stehen auf der Seite der Bücher und wollen, dass das Wissen erhalten bleibt. In Brück können nur die fürstlichen Schreiber lesen und schreiben. Alle anderen sollen davon die Finger lassen. Jelto bekommt eines Tages ein magisches, sprechendes Buch in die Hand, das nur auf jemanden wie ihn gewartet hat. Ab da nimmt die Geschichte eine Wendung ein und gewinnt an Erzähltempo. Es wird abenteuerlich, verwunschen, drachiger und fantastisch im wahrsten Sinnes des Wortes. Die drei halten zusammen, auch wenn Rôna ein Geheimnis umgibt. Jelto lernt Papiermacher kennen und die Gefahren des Bücherschützens. Die Schreibe ist flüssig, lockerflockig und zieht mich in den Bann des ebooks. Ein Schmöker für Jugendliche und jung gebliebene Erwachsene.

Veröffentlicht am 11.12.2023

Berührend ohne Kitsch

Die Löffelliste
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Karin ist Pflegefachkraft in Bern und kann nicht mehr. Ihre Ehe geht den Bach hinunter, ihr Job kostet viel zu viel Energie, Nerven und Kraft und Freunde hat sie auch keine mehr wegen der vielen Überstunden. ...

Karin ist Pflegefachkraft in Bern und kann nicht mehr. Ihre Ehe geht den Bach hinunter, ihr Job kostet viel zu viel Energie, Nerven und Kraft und Freunde hat sie auch keine mehr wegen der vielen Überstunden. Sie will vom Dach des Hospitals springen, eigentlich. Sie steht schon ob. Als sie Zigarettenrauch riecht…

Einer ihrer Patienten, austherapiert und Kettenraucher sitzt da und schmaucht auf dem Dach. Reto hält sie vom Springen ab und macht ihr ein Angebot. Denn er will nicht im Krankenhaus sterben sondern in einem Hotel in St. Moritz.
Es beginnt eine Art „Sterbe-Reise“ für Reto und ein Aufatmen für Karin, die das Angebot annimmt. Dabei lernt sie viel mehr kennen als nur das vermeintlich versnobte St. Moritz. Sehr viel mehr. Es ist ein beglückender Roman geworden, der manchmal anrührt, aber dabei nie kitschig wird. Man lernt St. Moritz und die Seen umzu kennen, den Ort an sich ohne Touristen. Vieles liest man zwischen den Zeilen. Es ist ein Roman, den man irgendwann wieder zur Hand nehmen kann, um ihn nochmals zu lesen.

Veröffentlicht am 04.12.2023

Die Anfänge des Kinos

Träume aus Licht
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Ariane findet alte Filmrollen, teils noch aus der Zeit des Stummfilms auf dem Dachboden ihrer Oma. Diese liegt im Krankenhaus und Ariane möchte sie mit dem Fund nicht behelligen, ist aber neugierig genug, ...

Ariane findet alte Filmrollen, teils noch aus der Zeit des Stummfilms auf dem Dachboden ihrer Oma. Diese liegt im Krankenhaus und Ariane möchte sie mit dem Fund nicht behelligen, ist aber neugierig genug, um auf eigene Faust nachzuforschen. Dabei kommen etliche Geheimnisse ans Licht, u. a. zur Vergangenheit ihrer Mutter.
Es gibt drei Handlungsstränge in unterschiedlichen Zeitebenen. Der Hauptteil des Romans spielt in den 1920-er Jahren. Jeder Strang für sich ist sehr spannend, aber auch im Hinblick auf die verknüpften Schicksale dreier Frauen.
Der Schreibstil ist alles andere als seicht und die Spannungsbögen sind hervorragend gesetzt. Zudem wächst das Interesse beim Lesen mehr über die Anfänge der Kinos zu erfahren.

Veröffentlicht am 04.12.2023

Hochspannung pur

Tief im Schatten
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Kurz vor dem Beginn der schwedischen Winterferien wird in einem Ski-Gebiet eine misshandelte Leiche gefunden. Die Ermittler Kindskog und Ahlander stecken bis zum Hals im Schnee und ermitteln gegen die ...

Kurz vor dem Beginn der schwedischen Winterferien wird in einem Ski-Gebiet eine misshandelte Leiche gefunden. Die Ermittler Kindskog und Ahlander stecken bis zum Hals im Schnee und ermitteln gegen die Zeit in alle Richtungen.
Zwei Erzählstränge - einer in der Gegenwart und einer in der Vergangenheit, sorgen für zusätzliche Spannung. Dazu bring Sten wie gewohnt Tempiwechsel in ihrer Erzählweise mit hinein. Der Krimi ist nicht nur atmosphärisch dicht sondern bringt geballte Spannung mit sich. Das Ermittlerteam verfolgt verschiedene Theorien, mehrere werden verdächtigt und es gibt viel zum Miträtseln. Hochspannend mit wenig Erholung für Lesende.
Es ist der zweite Band einer mehrteiligen Reihe. Mir fehlte der erste, aber das schadete nicht.