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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.08.2019

Bodenständig

Bella Stella
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Essen hält Leib und Seele zusammen

Das gilt für diesen Roman bestimmt. Denn in Holstein beginnt alles in der Gutsküche, auch Stella lernte dort kochen. Lorenzo kocht ebenfalls gerne und ersinnt ständig ...

Essen hält Leib und Seele zusammen

Das gilt für diesen Roman bestimmt. Denn in Holstein beginnt alles in der Gutsküche, auch Stella lernte dort kochen. Lorenzo kocht ebenfalls gerne und ersinnt ständig neue Gerichte. Beiden zu eigen ist es aus wenig viel Leckeres zu zaubern. Zum Einen gab es damals kaum vernünftige Zutaten, zum anderen kommt gerade die italienische Küche mit wenigen, guten Zutaten aus. Beides vermengt sich so allmählich in diesem Lebensmittelgeschäft Anfang der Zwanziger Jahre.

Liebe geht durch den Magen

Gilt für vieles in diesem Roman. Aber in ganz unterschiedlichen Facetten. So wird aus der grauen Maus Stella ein ansehnlicher Schwan und aus dem verträumten Lorenzo ein kreativer Koch. Auch die anderen Nachbarn haben es zeitweise in sich und bieten einen Mikrokosmos, der zugleich viele gesellschaftliche Themen abbildet. Übrigens sind viele von ihnen heute immer noch aktuell.  Grundsätzlich bleibt die Geschichte bodenständig und gleichzeitig multikulturell. Migranten gab es immer schon und vieles von dem, was sie mitbrachten, veränderte vor Ort etwas. In diesem Fall dreht es sich ums Essen, aber auch um Gemeinsamkeiten und Offenheit.

Veröffentlicht am 14.08.2019

Vielschichtig mit starken Persönlichkeiten

Find mich da, wo Liebe ist
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Ein Roman um die Liebe und vor allem um eine Frau, Grace, die sich selbst findet. Er fängt angenehm an, der Roman. Man lernt Grace und David kennen, sie ledig und seit Jahrzehnten mit ihm zusammen. Er ...

Ein Roman um die Liebe und vor allem um eine Frau, Grace, die sich selbst findet. Er fängt angenehm an, der Roman. Man lernt Grace und David kennen, sie ledig und seit Jahrzehnten mit ihm zusammen. Er verheiratet und ab und zu seit zwanzig Jahren mit Grace liiert. Die Autorin schleicht sich an die kernigen Themen behutsam ran. Es ist zunächst keine einfach zu lesende Geschichte. Und sie ist weit vielschichtiger als gedacht. Das lässt Harris immer wieder einfließen:

Persönlichkeiten begleiten Grace

Neben Grace gibt es noch die begabte Nadia und Mr. Williams. Grace ist Instrumentenbauerin und hat vorher etwas ganz anderes gelernt, dass sie perfekt beherrscht. Aber auch das ist mit einem Makel behaftet. Zumindest glaubt sie das, denn sie nimmt die Worte, mit denen ihr Ausbilder sie damals entlassen hat, immer noch ernst. In der Perspektive früherer Kollegen waren sie nie wahr. Aber, und das merkt man rasch, sie trägt seither eine spezielle Blockade mit sich herum. Welche und wie sie gelöst wird, erfährt man so nach und nach. Harris schürft ihre Figur förmlich frei. Schicht um Schicht erfährt man wie Grace tickt und was sie charakterlich und beruflich ausmacht. Das ist sehr ansprechend und lädt zum Versinken in die Geschichte ein. 

Die quirlige Nadia spielt Geige, hilft in Grace Laden aus und spart nicht mit ihren Kommentaren über den Lebensstil, vor allem diese Affäre mit David. Mr. Williams ist erst eine schwache und später eine starke Nebenfigur. Er wuchs mir richtig ans Leserinnenherz Er ist sozusagen der Retter in der Not, aber nicht nur. 

Veröffentlicht am 20.07.2019

Packend und stark

Das goldene Palais
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Die Familie Goldbaum erinnert irgendwie an die Rothschilds Der Roman beginnt stark, es werden besonders die Hauptfigur Greta, aber auch ihr Bruder Otto und späterer Gatte Albert beleuchtet. Größtenteils ...

Die Familie Goldbaum erinnert irgendwie an die Rothschilds Der Roman beginnt stark, es werden besonders die Hauptfigur Greta, aber auch ihr Bruder Otto und späterer Gatte Albert beleuchtet. Größtenteils dreht es sich um das Bankhaus, das nur deswegen so groß ist, weil die verschiedenen Zweige der Familie so vernetzt mit- und untereinander sind. Mit beleuchtet wird ab dem zweiten Drittel zunehmen die unterschwellige Position als jüdisches Bankhaus. Dabei kommen auch historische Fakten auf den Tisch, immer wieder wie nebenbei unterfüttern sie die Story.

Stark besonders in den ersten zwei Dritteln des Buches, danach nimmt der Erste Weltkrieg gefühlt das Heft in die Hand. Und man verliert Greta ein wenig aus dem Blick. Abgesehen davon erscheinen die zuletzt beschriebenen Ereignisse eher trivial. Denn alles andere wird blass und davon profitiert der Roman an sich überhaupt nicht. Das Ende kommt ziemlich abrupt und ist zwar verständlich und anrührend. Es bleibt eine kleine Leere bei mir zurück und die Frage, ob es das jetzt war oder ob noch ein zweiter Teil folgen wird?

Der Schreibstil ist hervorragend von Anfang bis Ende. Der Erzählstil ist locker, lässt Lesenden genügend Raum, um selbst mitzudenken und verzichtet auf überflüssiges Geschwurbel. Ich konnte mir die Personen gut vor dem inneren Auge vorstellen ebenso ihre Handlungsweisen. Es gibt immer Unterschiede, je nachdem welcher Familienzweig gerade besucht wird - ob in Wien, Paris oder London - jedes Mal fließt das typische des jeweiligen Landes mit hinein. Sei es im Umgang mit Juden speziell oder von der Lebensart her. Das macht diesen Roman neben der eigenwilligen Hauptperson Greta sehr besonders.

Veröffentlicht am 09.07.2019

Zeit aus Glas

Zeit aus Glas
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Die Geschichte zog mich sofort in ihren Bann, ich versank förmlich im Krefeld und Frinton-on-Sea um 1938/39. Der  Roman beginnt am Morgen nach der Reichskristallnacht. Zeigt, wie verstört die Familie Meyer ...

Die Geschichte zog mich sofort in ihren Bann, ich versank förmlich im Krefeld und Frinton-on-Sea um 1938/39. Der  Roman beginnt am Morgen nach der Reichskristallnacht. Zeigt, wie verstört die Familie Meyer und besonders ihre Töchter Ruth und Ilse sind, die das demolierte Eigenheim als Erstes aufsuchen. 

Wahre Geschichte aus dem Leben von Ruth Meyer

Ulrike Renk recherchierte gründlich und las unter anderem die Tagebücher von Ruth Meyer, beschäftigte sich offenkundig auch mit Einreisebestimmungen für Juden in England. Denn diese durften vor Beginn des Krieges noch ausreisen, es waren aber nur Akademiker, Musiker und Leute aus der Oberschicht gefragt. Die einfachen Menschen bekamen meist kein Einreisevisum. In England gab es schon früh Programme und in eins wurde die Hauptfigur aufgenommen. Den Weg dahin - sowohl mental, sich alleine als Siebzehnjährige in schwerer Zeit von der Familie zu trennen und in ein fremdes Land einzureisen als auch die Reise wirklich anzutreten und vor Ort für den Familiennachzug zu engagieren - darum dreht es sich in diesem gut geschriebenen Schmöker.

Anmerkung: Den ersten Band habe ich nicht gelesen, in den vorliegenden zweiten Teil kommt man problemlos hinein.

Veröffentlicht am 07.07.2019

Frostflamme

Frostflamme
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Ein lesenswerter Auftakt in eine neue Fantasy-Reihe! Zu Beginn sind es viele Figuren, wobei etliche Nebenakteure schnell wieder von der Lesefläche verschwinden und andere hinzu kommen. Bis sich eine Reisegruppe ...

Ein lesenswerter Auftakt in eine neue Fantasy-Reihe! Zu Beginn sind es viele Figuren, wobei etliche Nebenakteure schnell wieder von der Lesefläche verschwinden und andere hinzu kommen. Bis sich eine Reisegruppe bildet, die aus unterschiedlichsten Gestalten besteht. Jeder mit seiner eigenen Vergangenheit und teils eigenen Aufträgen, die den anderen unbekannt sind. Das macht einen Reiz aus. Es kommen typische Figuren der Fantasy vor, aber anders als man es gewohnt ist. Sehr erfreulich und erfrischend!

Auch der Schreibstil ist wunderbar locker, nicht der für Fantasy übliche übrigens und irgendwie passend. Gut gesetzte Spannungsbögen und etliche amüsante Aspekte sorgen dafür, das man den Roman unbedingt weiterlesen möchte. Also, bei mir jedenfalls!

Der einzige Lesefluss-Behinderer war eine Eigenart des E-Books. Ich lese auf dem Phablet und finde es störend, wenn sich die Schriftgröße bei jedem Kapitel ändert. Sie schoss sich erst im 23. Kapitel auf die von mir gewünschte ein.