Ordentlich gemacht
T.R.O.J.A. Komplott„Ich dachte immer , man kann die Dinger nicht so einfach rausnehmen, weil die Nanobots sonst im Körper Amok laufen“, wunderte sich der stellvertretende Direktor der NSA. (S.166)
Nico ist beinahe am Ziel. ...
„Ich dachte immer , man kann die Dinger nicht so einfach rausnehmen, weil die Nanobots sonst im Körper Amok laufen“, wunderte sich der stellvertretende Direktor der NSA. (S.166)
Nico ist beinahe am Ziel. Er steht kurz vor der Aufnahme ins FBI. Am Tag der Angelobung kommt doch noch einmal alles anders. Nico wird unehrenhaft entlassen, angeblich wurde ein psychologisches Gutachten nicht berücksichtigt.
Am Boden zerstört verlässt der junge Mann das Ausbildungslager, alle seine Hoffnungen scheinen zerschlagen.
Wir befinden uns in einer nahen Zukunft, das Gesundheitssystem arbeitet mittlerweile mit Nanobots und implantierten Chips, die es ermöglichen Ernährung und Lebensstil aller Menschen zu dokumentieren. Es gibt eine umfangreiche Gesetzgebung, die einen ungesunden Lebensstil zu einem teuren Vergnügen macht. Der Erfolg spricht für sich, die Lebenserwartung steigt und die Wohlstandserkrankungen werden zunehmend ausgemerzt. Aber was machen die mikroskopisch kleinen Roboter in unserer Blutbahn, wenn sie nicht gerade unsere Vitalfunktionen überwachen? Welche Informationen können noch übertragen werden? Wer macht sie sich zu Nutze und zu welchem Zweck?
Die Hauptpersonen sind Nico und Beta, die zwei völlig konträre Sichtweisen des Geschehens erzählen und darstellen können, dadurch wird der Plot sehr schnell rund und glaubwürdig. Ein wirklich tieferes Verständnis für die Beweggründe der Charaktere gewinnen die LeserInnen im Verlauf des Buchs allerdings nicht.
Angesiedelt ist die Geschichte in Amerika, so lässt sie sich gegebenenfalls eben auch gut übersetzen und in andere Länder verkaufen. Für mich bleibt da aber ein schales Gefühl bestehen – wieso kann ein dystopisches Thema nicht im Schwarzwald, in Berlin, in Graz oder im ungarischen Lenti umgesetzt werden?
Ortwin Ramadan ist ein bekannter Kinderbuchautor und versucht sich nun im Genre der Jugendbücher. T.R.O.J.A. ist eine handwerklich gut ausgearbeitete Dystopie, ganz im Fahrwasser der Vorbilder aus dem anglo-amerikanischen Raum. Die Geschichte funktioniert, das aber sonst oft so erfrischende „Kantige“ das deutschsprachige AutorInnen mitbringen geht dabei verloren.
Es wird natürlich deutlich, dass das Buch für eine jugendliche LeserInnenschaft geschrieben wurde, dennoch vermisst es Tiefe und innere Konflikte der Charaktere. Für ein paar anregende Stunden aber, die ein wenig an unsere Fähigkeit politische Systeme und ihre Missstände zu hinterfragen durchaus geeignet.