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Veröffentlicht am 01.05.2018

Ein norddeutscher Roman mit Charakteren, die man einfach ins Herz schließen muss

Pferdefrauen ticken anders
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Inhalt:

Eigentlich ist Lisa ganz glücklich. Ihre Freizeit verbringt sie gerne auf dem Pferdehof ihres besten Freundes Tom, gemeinsam mit ihrem Kaltbluthengst Heinrich. Hier findet sie Ruhe und Erholung. ...

Inhalt:

Eigentlich ist Lisa ganz glücklich. Ihre Freizeit verbringt sie gerne auf dem Pferdehof ihres besten Freundes Tom, gemeinsam mit ihrem Kaltbluthengst Heinrich. Hier findet sie Ruhe und Erholung. Ein kleiner Klönschnack mit Toms Opa, ein wenig Abschalten von der Arbeit als Physiotherapeutin mit Stallarbeit. Das ist alles, was Lisa braucht.
Mit Beziehungen hingegen hat Lisa nicht viel im Sinn. Wenn sie Sorgen hat, so vertraut sie die gerne Heinrich an. Denn Heinrich und Lisa sind sich, was Stolz und Sturheit angeht, sehr ähnlich. Nur die Familie und die beste Freundin, „Tantra-Anke“, die gerne mal das Universum um Rat fragt, sind da ganz anderer Meinung. Sie finden, dass Lisa, sich endlich mal einen Mann suchen sollte.

Beim Familienessen trifft Lisa dann auch auf einen Schotten namens Joe. Lisa interessiert sich mehr für den Titel des englischen Ebooks, welches der junge Mann liest, als für den Besitzer selbst. Mit ihrer tolpatschigen Art gelingt es ihr dann allerdings bald ungewollt Kontakt zu knüpfen. Bald fühlt sich Lisa an Joe, einen alten Klassenkameraden, erinnert. Der Fremde ähnelt dem Jungen, der ihr einst die Haare verbrannte. Dem Außenseiter mit Schulproblemen.
Ab diesem Zusammentreffen geht Lisa Joe einfach nicht mehr aus dem Kopf. Und auch Anke hat sich vorgenommen, gemeinsam mit dem Universum einen Plan zu schmieden, der dem Schicksal ein wenig auf die Sprünge helfen soll.



Wichtigste Charaktere:

Der stoische und sture Kaltblüter Heinrich sorgt auf dem Pferdehof für allerhand Trubel. Kein Hindernis ist ihm zu groß, um an das teure Spezialfutter der Nachbarbox zu gelangen. Toms Hustenbonbons liebt er über alles, auch wenn er danach ständig mit Blähungen zu kämpfen hat. Aber was stört es den Hengst mit den Hufen so groß wie Suppenterinen, dem Hintern so breit wie ein Sofa und dem Gemüt eines störrischen Esels, wenn seine Besitzerin die Nase rümpft oder mal wieder etwas reparieren muss, was „versehentlich“ kaputt gegangen ist?

Selbst Tom, der eigentlich die Ruhe in Person und unglaublich harmoniesüchtig ist, verliert bei Heinrichs Allüren gelegentlich mal die Fassung. Die Streitereien zwischen seiner langjährigen Freundin Sandy, die eigentlich nichts mit Pferden am Hut hat und auch nicht gerade pfiffig ist und Lisa, die Sandy gerne mal die Stirn bietet, erträgt er mit Fassung.

Lisa wird nicht selten mit einer Walküre verglichen. Ihre Statur, ihre bissigen Kommentare und ihr robustes Auftreten sorgen dafür, dass Männer ihr mit Skepsis begegnen. Bei Familienfeiern ist es Tradition, dass Lisa am Kindertisch sitzt. Doch Lisa sagt auch klar, was Sache ist, wenn ihr etwas nicht passt.

Lisas beste Freundin Anke arbeitet in einer Beschwerdestelle. Ein Job, der schon viele ihrer Kolleginnen in den Burn-Out getrieben hat. Nicht so Anke, die mit einer absolut naiven Art, ihrem Verständnis für alles Gute und Böse, dass das Universum zu bieten hat und ihrem offenen Ohr für jeden, stets ihre gute Laune bewahrt. Ihren Frieden findet sie in meditativem Singsang und im Gesprächskreis der Tantra-Gruppe.



Schreibstil:

Durch einen Poetryslamwettbewerb bin ich auf die Autorin Tina Wolff aufmerksam geworden. Zu einem Pferderoman hätte ich vermutlich sonst nicht gegriffen. Doch der Humor und die sympathische Ausstrahlung der Autorin weckten meine Neugier. Pferdefrauen ticken anders ist ein Buch, das ohne große Konflikte sehr gut auskommt. Liebevoll gestaltete Charaktere und ein Leben auf dem platten Lande bieten genügend Potential für diese humorvolle Geschichte.

Die Autorin selbst kommt aus Niedersachsen, irgendwo zwischen Moor und Heide, und weiß wovon sie spricht, wenn sie von einer Protagonistin erzählt, deren Liebe einem dicken Halbbluthengst namens Heinrich gehört oder wenn der Opa mit seinem Gehwägelchen vorbeischlurft und auf Plattdeutsch kurz und knapp seine weisen Ratschläge unters Volk bringt.

Überhaupt sind es die Charaktere, die in diesem Buch für humorvolle Situationen sorgen. Während Tantra-Anke stets die Ruhe in Person ist und mit ihrem Singsang Kontakt zum und Hilfe vom Universum sucht, schimpft Lisa schon eher mal über die Probleme des Lebens. Gemeinsam fliegen die beiden Freundinnen jedes Jahr nach Gran Canaria, um dort ein wenig vom Alltag abzuschalten, ein gutes Buch zu lesen und die Sonne zu genießen. Doch in diesem Jahr ist alles etwas anders. Denn Miguel, der Ankes geerbtes Ferienhaus über das Jahr hinweg hütet, verkündet bei der Ankunft, dass weder die Toilette, noch der Strom funktionieren. Anke nimmt diese Tatsache gelassen hin, doch Lisa wundert sich. Das Licht im Kühlschrank geht sehr wohl und Miguel fährt ein teures Auto, welches er sich nach seiner finanziellen Selbstauskunft doch gar nicht leisten könnte. Etwas ist faul und Lisa ist bereit Nachforschungen anzustellen. Und dann taucht auch noch der Schotte Joe mit seiner Familie am Urlaubsort auf. Ein Zufall oder doch ein abgekartertes Spiel? Währenddessen hat Tom allerhand mit Heinrich zu tun, denn der geht, wie immer seinen eigenen Weg und strapaziert die Nerven seines neuen Stallburschen mit kleinen Schikanen so gut er kann.



Fazit:

Pferdefrauen ticken anders, ist ein norddeutscher Roman. Lisa ist eine Heldin nach norddeutschem Herzen, etwas tollpatschig, etwas liebenswert, etwas reserviert: So ganz wie wir hier oben. Der Roman ist durchaus originell geschrieben. Ebenso macht das mitgelieferte Lokalkolorit die Lektüre unterhaltsam und authentisch.
Wörter wie Klönschnack oder tüddeln kennt man hier. Zu Beerdigungen wird Butterkuchen serviert. Es wird nicht viel drumrumgeredet, sondern angepackt. Gemeinsam mit Lisa der Walküre, Heinrich dem stoisch sturem Halbbluthengst, dem harmoniesüchtigen Tom und Tantra-Anke, begibt sich der Leser in diesem Roman auf ein Abenteuer der besonderen Art. Es gilt einen Freund für Lisa zu finden, die eigentlich mit Heinrich an ihrer Seite bislang immer sehr glücklich war. Darüber hinaus ist ein Trickbetrüger dingfest zu machen und dem Universum ist die Stirn zu bieten.

Ich hatte ein paar sehr humorvolle Stunden mit diesem Roman und möchte nun ein Pferd haben. Und zwar genauso eines wie Heinrich, den Kaltbluthengst mit den Hufen so groß wie Suppenterinen, dem Hintern so breit wie ein Sofa und dem Gemüt eines störrischen Esels, der ständig pupst und gerne bockt, wenn man auf ihm reitet, der Hustenbonbons liebt und einfach der perfekte Mann fürs Leben ist.



Buchzitate:

Heinrich, das war ein stoffeliges Kaltblutpferd mit einer unterirdischen Arbeitsauffassung. Sein braunes Fell glänzte in der Spätsommersonne, die lange Wuschelmähne ließ er gekonnt im Wind wehen, er pupste unverdrossen und bockte durch die Reitbahn, weil er davon ausging, dass seine Herrin auf seinem Rücken das genauso toll fand wie er.

„Anki“, setzte Lisa an, „ich bin heute Abend zu nix zu gebrauchen. Ich habe vielleicht einen doofen Tag hinter mir.“ „Mmmmh-mmmmhhmmm, lass es raus Lisa. Mmmmhhmm“, summte Anke.

Veröffentlicht am 26.04.2018

Ein lebensbejahendes Buch über einen Jungen, der es nicht immer leicht in seinem Leben hat

Dieses Leben gehört: Alan Cole – bitte nicht knicken
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Inhalt:

Alan Cole ist zwölf Jahre alt. Er geht in die siebte Klasse auf der Evergreen. In der Pause teilt er sich den Wackeltisch der Cafeteria mit seinen nerdigen Mitschülern Zack und Madison. Zu Hause ...

Inhalt:

Alan Cole ist zwölf Jahre alt. Er geht in die siebte Klasse auf der Evergreen. In der Pause teilt er sich den Wackeltisch der Cafeteria mit seinen nerdigen Mitschülern Zack und Madison. Zu Hause erwartet Alan sein dominanter Vater. Sein Wort ist Gesetz. Er macht sich unglaublich viele Gedanken darüber, wie er bei anderen außerhalb der Familie ankommt und was die anderen wohl von ihm halten könnten. Harte Strafen sorgen dafür, dass die Familie seinem Willen nachkommt. Und dann gibt es da noch Nathan, Alans Bruder, der Alan das Leben schwer macht, wo es nur geht.
Alan verfolgt eine strikte „Keine-Freunde-Strategie“, denn er weiß, dass Nathan ihm jeglichen Freund vergraulen würde. Sein größtes Geheimnis, seine heimliche, homosexuelle Liebe zum begehrten Sport-Ass der Schule Connor, hütet er wie einen großen Schatz.
Nachdem Nathan Alans Computerpasswort herausfindet, konfrontiert er ihn mit seinem Geheimnis. Er wird dieses künftig als Druckmittel einsetzen. Auf seine Initiative hin treten die Cole-Brüder
daraufhin in einen Wettstreit. Beim Wettstreit Cole gegen Cole geht es darum herauszufinden, wer der bessere Cole-Bruder ist. Sieben fiese Aufgaben muss Alan erfüllen. Gelingt ihm das, so verspricht Nathan Stillschweigen. Bricht er jedoch vorzeitig ab oder löst er die Aufgaben nicht bis zum Ablauf der gesetzten Frist, dann wird jeder an der Schule und auch die Eltern erfahren, dass Alan Jungs liebt.

… Der Wettstreit hat begonnen.



Schreibstil:

In Eric Bells Roman „Dieses Leben gehört: Alan Cole (Bitte nicht knicken)", geht es um einen Jungen namens Alan, der in einer schwierigen familiären Situation aufwächst. Der Vater tyrannisiert die Familie, wo er nur kann. Alles was geschieht, muss seinem Willen entsprechen. Morgens übt er mit den Söhnen am Tisch die Worte, die sie beim nächsten Firmenessen aufsagen müssen. So soll Alan zum Beispiel vorgeben, gut im Sport zu sein. Dabei gilt Alans Liebe doch der Kunst. Etwas, was der Vater nie dulden würde. Selbst die Mutter muss sich dem Willen des Vaters unterordnen. Abwasch ist Frauensache. Die Söhne dürfen ihr nicht dabei helfen.

Kein Wunder also, dass Nathan seinem Frust Luft machen muss. Alan, der keiner Fliege etwas zu Leide tun könnte, der lieber den Kopf einzieht, als seinen Widersachern die Stirn zu bieten, ist da das perfekte Opfer. So muss Alan die Schikanen des Bruders über sich ergehen lassen.

Nathan ist auch der Grund, warum Alan beschließt keine Freunde haben zu wollen. Er weiß, dass Nathan in der Lage und gewillt ist, diese zu vergraulen. Auch Zack und Madison zwei absolute Nerds der Schule, die sich in der Mittagspause den Wackeltisch mit Alan teilen, möchte er am liebsten nicht näher an sich heranlassen. Dieses Vorhaben scheint aber fast unmöglich. Als Nathan den Cole gegen Cole Wettstreit ins Leben ruft, kann Alan jede Hilfe gebrauchen. Außerdem sind Zack und Madison auch zwei Jungs, die sich nicht so schnell abwimmeln lassen.

Eric Bell gelingt es mit seinem Roman sehr außergewöhnlichen Charakteren Leben einzuhauchen. Der Protagonist Alan ist ein Junge mit einem großen Herz, der es unter der Herrschaft des Vaters und den Schikanen des Bruders nicht leicht hat. Und dennoch geht er seinen Weg. Er behält seine positive Weltsicht. Nicht selten stolpert Alan von einem Desaster ins nächste. So rutscht ihm ungewollt ein Satz heraus, den er vielleicht besser hätte nicht sagen sollen. Auch seine Handlungen sind nicht immer bis ins Letzte durchdacht. So besagt eine Aufgabe, die Nathan ihm stellt, dass Alan den Gegenstand aufgeben soll, der ihm am meisten bedeutet. Alan verschenkt kurzerhand seine Glücksunterhose an einen Mitschüler. Etwas, was vermutlich die wenigsten getan hätten und etwas, was, so kann man sich vielleicht vorstellen, für die ein oder andere humorvolle bzw. skurrile Situation sorgt. Zack und Madison, die beiden Mitschüler von Alan, sind ebenfalls sehr speziell. Madison wird von seiner Mutter stets daran erinnert, dass er ein paar Kilos zu viel wiegt und weiß eine Menge. Zack hingegen ist überraschend, unvorhersehbar und eigenwillig. Auch, wenn seine Vorschläge oft nicht realistisch bis ins Detail sind, so sind sie stets assoziativ und phantasievoll.
Zack war es, der bei mir sehr oft ein Lächeln auf die Lippen gezaubert hat.
Spannung zieht dieser Roman aus der Frage, ob es Alan gelingen wird, die Aufgaben zu lösen, die Nathan ihm gestellt hat. Auch das Thema Coming-Out nimmt einen Part in diesem Roman ein. Aber auch die Frage, ob es Alan gelingen wird, aus dem familiären Schema, bei dem der Vater und Nathan ganz klar die Oberhand haben, auszubrechen, möchte man geklärt wissen.



Fazit:

"Dieses Leben gehört: Alan Cole (Bitte nicht knicken)" ist ein Buch mit einer Fülle von skurrilen, komischen Figuren und Situationen. Dass durch Schweigen die Traumata von Generation zu Generation weitergegeben werden, da das erlebte Schicksal nie an die Oberfläche der Sprache gelangen kann und somit immer und immer wieder aufs Neue verdrängt werden muss, zeigt Eric Bell auf eindrückliche Weise.
"Dieses Leben gehört: Alan Cole (Bitte nicht knicken)" ist ein lebensbejahendes und positives Buch
aus der Sicht eines Jungen, der sein "Anders-Sein" in einer Mischung aus Naivität und aufgeklärt-zurückgelehnter Abgeklärtheit erlebt. Alan bleibt immer hilfsbereit und gutmütig und stellt damit diejenigen, mit denen er es zu tun hat, umso deutlicher bloß.

Der Roman ist keine leichte Kost, was jedoch mehr auf die Thematik zurückzuführen ist. Schule ist hier der Ausgangspunkt, um Themen wie Gemeinschaft, Zugehörigkeit, Schuld, aber auch Macht, Dominanz und gesellschaftliche Fesseln zu vergegenwärtigen.
Ein Buch, welches ich daher ganz besonders auch jüngeren Lesern empfehlen möchte.

Veröffentlicht am 24.04.2018

Ein vielversprechender Reihenauftakt

Iron Flowers – Die Rebellinnen
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Inhalt:

Alle drei Jahre wählt der König aus jeder Provinz seines Landes ein Mädchen aus, welches ihn am königlichen Hof besuchen darf. Aus den potentiellen Anwärterinnen wählt er wiederum drei Bewerberinnen ...

Inhalt:

Alle drei Jahre wählt der König aus jeder Provinz seines Landes ein Mädchen aus, welches ihn am königlichen Hof besuchen darf. Aus den potentiellen Anwärterinnen wählt er wiederum drei Bewerberinnen aus, die letztlich als Graces an seinem Hof leben dürfen. Nur eine dieser drei Graces wird letztlich den zukünftigen Thronfolger gebären dürfen. In diesem Jahr jedoch wird der älteste Sohn des Königs erstmals seine Wahl treffen dürfen.
Serinas Eltern haben ihre Tochter für die Ehe erzogen und warten nun ungeduldig auf greifbare Ergebnisse. Gemeinsam mit ihrer Schwester wird sie an den königlichen Hof eingeladen. Nomi soll, soweit die Schwester reüssiert, als Dienerin an ihrer Seite bleiben. Doch es kommt alles anders als erwartet und letztlich stehen beide Schwestern vor Herausforderungen, an denen sie zu zerbrechen drohen.



Wichtigste Charaktere:

Nomi ist rebellisch, kämpferisch veranlagt und stark. Sie verachtet die Graces und das wofür sie stehen.

Serina handelt durchdacht. Sie ist hübsch und denkt, dass man sich dem Willen eines Mannes zu fügen hat. Sie beherrscht all die Fähigkeiten, die man am königlichen Hofe besitzen sollte. Zeit ihres Lebens hat sie schon immer das getan, was man von ihr verlangt hat.

Malachi ist der älteste Sohn des Königs. Er darf in diesem Jahr das erste Mal seine Graces wählen. Malachi wirkt verschlossen, unnahbar und herrisch.

Asa ist der jüngste Sohn des Königs. Seine Haare stehen stets wirr ab, als wäre er sich erst kürzlich mit den Fingern hindurchgefahren. Er wirkt lebensfroher und offener als sein älterer Bruder.

Val ist ein Wärter, der für den königlichen Hof arbeitet. Er versucht den Frauen zu helfen, die unter der Regentschaft leiden.



Schreibstil:

Tracy Banghart siedelt ihre Geschichte in einem Land an, in dem patriarchale Geschlechterverhältnisse bestehen. Frauen werden Rechte verweigert. Wenn ihnen nicht das Glück vergönnt ist, vom Thronfolger als seine Grace auserwählt zu werden, so sind ihnen kaum Karrierechancen eröffnet. Sie lernen, dass man einem Mann nicht widersprechen sollte. Auch ist es ihnen nicht gestattet Lesen zu lernen.

Der Leser verfolgt die Geschichte aus den Perspektiven der Schwestern Nomi und Serina, es treffen sich hier zwei Frauen zwischen den Buchdeckeln, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Nomi wurde bereits früh in eine Rolle als Dienerin einer Grace eingeführt. Das Mädchen ist im Gegensatz zu ihrer Schwester rebellisch. Auch hat sie einst mit ihrem Bruder das Lesen gelernt. Sie liebt Bücher und die Geschichte darin.
Serina hingegen hat sich Zeit ihres Lebens auf eine Rolle am königlichen Hof vorbereitet. Sie hat das Sticken und Tanzen gelernt. Sie weiß, dass von ihr verlangt wird, dass sie keine Widerworte hat und dass sie dem König bzw. seinen Thronfolger stets zu Diensten sein muss.

Umso erschreckender gestaltet sich der Tag, an dem der Thronfolger seine Wahl trifft. Von diesem Moment an verändert sich für Nomi und Serina das Leben grundlegend. Schon hier setzt eine unterschwellige Spannung ein, die über die Geschichte hinweg fortgeführt wird.

In „Iron Flowers – Die Rebellinnen“ erwartet den Leser neben einem spannenden Plot auch eine Liebesgeschichte. Diese wirkt allerdings manchmal etwas zu konstruiert, zu auf die Spitze getrieben, zu hastig. Auch handelte eine der beiden Schwestern oft auf nicht nachvollziehbare oder im besten Fall unüberlegte Weise.

Zwar war der Plot an einigen Stellen für mich vorhersehbar, doch gestaltete sich gerade das Ende sehr spannend. Ich hatte Angst, dass die Geschichte mit einem Cliffhanger enden würde, der für mich das Warten auf den Folgeband nahezu unmöglich machen würde. Die Autorin formte jedoch ein Ende, das durchaus eine Menge Neugierde auf den Folgeband schürt, jedoch den Leser auch nicht völlig hilflos zurück lässt.



Fazit:

Tracy Banghart erschafft mit dem ersten Band ihrer Iron Flowers-Reihe einen Auftakt, dem es - trotz vorhersehbarem Plot - nicht an Spannung fehlt.
Es ist Buch über zwei völlig unterschiedliche Schwestern, die mit völlig unerwarteten Wendungen der Ereignisse konfrontiert sind.
Es gibt in dieser Geschichte nicht nur eine Liebesgeschichte. Eine davon wirkt allerdings doch ein wenig konstruiert.

Ist man in dem Buch unterwegs begegnen einem ebenso interessante wie merkwürdige Gestalten, die für Turbulenzen sorgen.

Das Ende der Geschichte ist äußerst gelungen. Da sind der Druck und die Erwartungen für den Folgeband entsprechend groß.



Buchzitate:

Plötzlich fühlte sie sich wie ein Akrobat, der auf einem schwankenden Seil balancierte, die Welt gefährlich weit unter sich. Jemand spielte mit ihr, doch es war ein Spiel, dessen Regeln sie nicht kannte.

Veröffentlicht am 22.03.2018

Eine düstere und bewegende Geschichte

Mädchen in Scherben
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Inhalt:

Charlie ist noch längst nicht geheilt, als sie das Creeley Center, eine Einrichtung für traumatisierte Jugendliche, verlassen muss. Voller Angst schaut sie einer unsicheren Zukunft entgegen. ...


Inhalt:

Charlie ist noch längst nicht geheilt, als sie das Creeley Center, eine Einrichtung für traumatisierte Jugendliche, verlassen muss. Voller Angst schaut sie einer unsicheren Zukunft entgegen. Zurück zu der Mutter, die nach dem Verlust des Vaters in eine schwere Depression verfallen ist und nicht selten die Hand gegen die eigene Tochter erhoben hat, kann sie nicht. Auch möchte sie nicht zurück auf die Straße oder gar erneut dem Mann begegnen, der sie zur Prostitution gezwungen hat.
Dankbar nimmt sie ein Angebot eines guten Freundes namens Mickey an, zeitweilig in dessen Wohnung zu ziehen. Diese ist weit genug von dem Ort entfernt, an dem Charlie so viel Schreckliches widerfahren ist.

Bald schon muss Charlie erneut kämpfen. Empathie und Mitleid scheinen außerhalb des Creeley Center verschwunden, jeder kümmert sich nur noch um sein eigenes Vorwärtskommen.
Mickey ist auf Tournee, die Vermieterin setzt Charlie ein Ultimatum: Zwei Wochen hat Charlie Zeit, um einen Job zu finden und sich eine eigene Wohnung zu suchen. Das Mädchen balanciert auf einem schmalen Grad, denn in ihrem Koffer befindet sich ihr Notfallset: Alles, was es braucht, um wieder rückfällig zu werden. Ein paar Scherben, um sich zu ritzen. Und dann trifft sie auf Johnny. Einen jungen Mann, der so unbeschwert mit jeder flirtet. Es ist ein wenig die Einsamkeit, zudem die Art, wie Johnny sie ansieht und wie er für sie eintritt, die Charlie dazu veranlasst, alle Warnungen zu ignorieren.



Schreibstil:

Mädchen in Scherben begann für mich mit einem gewöhnungsbedürftigen Schreibstil. Der aufmerksame Leser muss sich auf die permanent düstere, bedrohliche Stimmung und die wenigen Gespräche zwischen den Figuren einlassen.
Über die Seiten hinweg erfährt der Leser mehr über die Protagonistin, die von der Straße kommt und im Gegensatz zu den anderen Patienten des Creeley Center, fast schon dankbar dafür ist, nun ein Dach über dem Kopf zu haben und nicht darüber nachdenken zu müssen, dass sie vielleicht Tage lang Hunger leiden oder sich gar ihr Essen aus Mülltonnen zusammensuchen muss.
Als Charlie erfährt, dass die Zahlungen für ihren Unterhalt in der psychiatrischen Einrichtung eingestellt wurden und dass sie nunmehr zu ihrer Mutter zurückkehren soll, gerät sie in Panik. Ihre Mutter wird sie nicht bei sich aufnehmen. Erneut wird sie ums Überleben kämpfen müssen.

Nach und nach gewann ich Zugang zu der Geschichte und zu Charlie. Mit dem Verlassen der Einrichtung beginnt ein neuer Kampf für das Mädchen. Denn der einzige Freund, den sie hier draußen hat, befindet sich auf einer Tournee und wirkt unerreichbar. An die beste Freundin bleiben lediglich noch ein paar Erinnerungen. Charlie, die in der Klinik „die stumme Sue“ genannt wurde, weil sie nicht in der Lage war, über ihre Erlebnisse und Gefühle zu sprechen und die weiterhin von ihren Traumata verfolgt wird, muss lernen, sich auf andere Menschen einzulassen. Sie muss lernen wieder zu sprechen. Auch möchte sie auf keinen Fall wieder rückfällig werden und zum Alkohol oder gar zu den Glasscherben greifen.

Als Charlie vor einem Café auf den smarten Johnny trifft, der mit seinem Lächeln und seinen Worten jeden sofort in den Bann zieht, ist es um Charlie geschehen. Johnny ist es, der zwar scharf die Luft einzieht, als er ihre Narben erblickt, der aber dennoch hinter ihr steht und ihr Schutzschild wird. Doch auch Johnny trägt eine düstere Vergangenheit mit sich. Die ersten Warnungen erreichen Charlie. Und so sehr Charlie auch weiß, dass sie auf die Worte der anderen und auf ihr Intuition hören sollte, so sehr sehnt sie sich jedoch auch nach jemanden an ihrer Seite.

Johnny sagt an einer Stelle zu Charlie: „Was ich an dir so gerne mag ist, dass du nur das forderst, was du wirklich brauchst“. Meines Erachtens trifft diese Aussage ins Schwarze. Charlie ist ein Charakter, der von seinem Umfeld nicht viel verlangt. Alles was sie möchte, ist ein Dach über dem Kopf, etwas zu Essen auf dem Tisch und vielleicht noch eine Person, die in der Lage ist, ihr Liebe zu schenken.

Für mich wirkte Charlies Geschichte einerseits sehr authentisch, andererseits horizonterweiternd - als Irrfahrt oder qualvoller Kampf ums Überleben.
Ich habe für dieses Mädchen gehofft und ich habe mich mit ihr über die kleinen Dinge des Lebens gefreut, die für die meisten von uns vermutlich selbstverständlich sind, die für Charlie jedoch alles bedeutet haben. Ich habe gehofft, dass sie irgendwann die Möglichkeit findet glücklich zu werden.



Fazit:

Mädchen in Scherben ist ein Roman der düsteren Sorte. Virtuos setzt Kathleen Glasgow authentische Vorgänge in äußerst intensive Szenen um. Bewegend, erschütternd, aber nie selbstbemitleidend kommt die Protagonistin Charlie daher. Mit dieser kämpft man als Leser einen Kampf ums Überleben, für eine bessere Zukunft und für ein wenig Liebe und Zuneigung.

Immer wieder fällt Charlie in ein düsteres Loch, nicht nur einmal droht sie am Leben zu zerbrechen. Ein kleiner Lichtblick hier und da ist es, der die Protagonstin und auch den Leser Hoffnung schöpfen lässt.

Die Frage bleibt, ob das Leben für Kinder wie Charlie ein Happy End parat hält.

Ich möchte diesen Roman an Leser empfehlen, die bereit sind, in die tendenziell misanthropische Geschichte eines Mädchens einzutauchen, in ein Dokument des Aufbruchs, oft aber auch in eine tour de force menschlicher Grausamkeiten.



Buchzitate:

Er zwinkert mir zu. „So werden Herzen gebrochen, weißt du – weil jemand falschen Versprechungen glaubt.“

Linus geht nach vorne, und nach wenigen Minuten höre ich das Schnarren von Kaffeebohnen, die gemahlen werden, dann beginnt die Luft üppig, beinahe süßlich zu duften, als frischer Kaffee aufgebrüht wird.

Veröffentlicht am 20.03.2018

Brush Lettering und Watercolor

Brush Lettering. Gestalten mit Brushpen und Watercolor by May and Berry
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Inhalt:

In ihrem neuen Buch Brush Lettering. Gestalten mit Brushpen und Watercolor legen die Autorinnen Sue Hiepler und Yasmin Reddig das Augenmerk auf die Themen Brushlettering und Watercolor. Auf den ...

Inhalt:

In ihrem neuen Buch Brush Lettering. Gestalten mit Brushpen und Watercolor legen die Autorinnen Sue Hiepler und Yasmin Reddig das Augenmerk auf die Themen Brushlettering und Watercolor. Auf den ersten Seiten widmen sie sich der Frage, was ist Brush Lettering? Es folgen Materialempfehlungen zum Thema Papier, weiteres Zubehör (wie Bleistift, Radiergummi und Lineal) sowie einige beliebte Brushpenmodelle. Auf zwei Doppelseiten gehen die Autorinnen auf das Thema Blending ein. Sie stellen vier Techniken vor und verraten, was man beim Brushlettering beachten sollte.

Brush Lettering funktioniert nicht nur mit dem bekannten Brushpen, sondern auch mit Pinseln und Wasser- bzw. Aquarellfarben. Die Autorinnen geben auch zu dieser Technik dem Leser Materialempfehlungen und Tipps und Tricks mit auf den Weg. Eine schöne Illustration kann ein Lettering optisch aufwerten. Die Frage, „was ist der Unterschied zwischen schmückender und tragender Illustration?“, wird auf vier Doppelseiten anhand von Text und Bildbeispielen geklärt. Gezielt gesetzte kleine Highlights, wie Schatten, Sprenkel oder Schnörkel verleihen dem Schriftbild das gewisse Extra. Vier Doppelseiten stellen dem Leser eine kleine Auswahl an Beispielen zusammen.

Das Layout muss stimmen, das wissen die Autorinnen. Doch wie gelingt eine optisch gute Aufmachung? May und Berry verraten, dass das Raster, die Gewichtung und auch die Botschaft schon bei der Planung überlegt sein wollen. Auch hier gibt es wieder wertvolle Tipps für den Leser.

Kapitel 2 des Buches setzt sich mit dem Thema Projekte auseinander. In Schritt für Schritt Anleitungen erklären May und Berry, wie man ein Lettering vorbereitet, wie man den Text stimmig setzt und letztlich in schöne Watercolorzeichnungen einbettet. Dem Leser sollte es gelingen, sieben wunderschöne und motivierende Bilder mit Hilfe dieser Anleitungen fertigzustellen.


Es folgt eine kreative Bibliothek. Auf diesen Seiten lassen die Autorinnen einige Watercolourzeichnungen auf den Leser wirken. Diese Schmuckelemente sollen Anregungen bieten. Hier findet man neben Blumen und Blättern, Unterwasserzeichnungen auch einige verträumte Zeichnungen, wie ein Schraubglas mit Glitzer oder Mond und Sternenbilder sowie süße Naschereien, tropische Zeichnungen, Kakteen, Bilder aus dem Themenbereich Mode und Schminkutensilien, „Ab in die Wildnis“, Obst und Törtchen und einige Schnörkelbeispiele.

Es folgen Seiten, die sich erneut mit der Handletteringschrift auseinandersetzen. Hier findet der geneigte Leser Aufwärmübungen, weitere Tipps zur Schattensetzung, Übungsseiten für ein Schreibschriftalphabet und vier Beispielalphabete.



Eigene Meinung:

Brush Lettering. Gestalten mit Brushpen und Watercolor beginnt mit einigen Basics. Neben Materialvorstellungen geben die Autorinnen auch Tipps und Tricks. An einer Stelle wird ganz kurz auf das Thema „Lettern mit Links“ eingegangen, was mich ganz besonders gefreut hat. Mir war zuvor noch nicht bewusst, welchen Schwierigkeiten Linkshändler sich beim ersten Handlettering stellen müssen. Die Autorinnen machen in einem (leider nur sehr kurzem Abschnitt) Mut und geben drei wertvolle Anregungen, wie man kleine Probleme, die sich beim Schreiben mit Links ergeben, leicht lösen kann.

Sue Hieplers und Yasmin Reddigs Buch gliedert sich in drei Abschnitte auf: Grundwissen, Projekte und Kreative Bibliothek. Optisch ist diese Buch ein wahres Highlight. Schöne Pastelltöne und ansprechende Watercolorbilder sowie Beispielletterings untermalen die Anleitungen bzw. Tipps und Tricks der Autorinnen.

An einigen Stellen hätte ich mir gewünscht, dass die Autorinnen noch ein wenig mehr Hintergrundwissen vermitteln.
So nehmen z.B. die Projekte einen großen Teil des Buches für sich ein. Gezielt kann man hier einige Bilder gemeinsam mit May und Berry von der Planung bis zum Schriftzug umsetzen. Nach acht Bilder sollte es dem Leser gelingen, das Prinzip begriffen zu haben. Hilfreich wären hier vielleicht noch einige Tipps gewesen, wie man Inspirationen für eigene Letterings findet.
Auf den ersten Seiten werden einige Basics für Anfänger vermittelt. Diese Tipps und Tricks enthalten alles Wesentliche, was Anfänger zum Thema Brushlettering wissen müssen. Ich habe mich bereits in die Thematik Handlettering eingelesen. Die Informationen der Autorinnen erschienen mir schlüssig und hilfreich für Neulinge. Allerdings hatte ich auch hier das Gefühl, dass gerade Anfänger noch mehr Details benötigt hätten. Die Seiten für Aufwärmübungen und Alphabete hätten für mich mit ein paar einleitenden Worten -gerade im ersten Teil des Buches- eine gute Hilfestellungen in dieser Richtung bieten können. Warum sollte man Aufwärmübungen vor dem Lettern machen, wie setzen sich die Buchstaben zusammen? Wie gelingt es Handlettering und Schmuckelemente nicht nur abzuzeichnen, sondern auch genauso hübsch zu Papier zu bringen, wie es die Autorinnen vorgemacht haben? Diese Fragen wurden meiner Meinung nach nicht genügend geklärt.

Fortgeschrittene Handletterer werden vermutlich den Abschnitt Grundkenntnisse nicht mehr benötigen. Dennoch sollten Sie einen Blick auf diese Seiten werfen, denn den ein oder anderen Tipp können Sie hier bestimmt auch noch erhaschen. Die Projekte und auch die Galerie sind nicht nur schön zu betrachten, sondern bieten wertvolle Anregungen für eigene Bilder.



Fazit:

Brush Lettering Gestalten mit Brush Pen & Watercolor überzeugte mich mit einer liebevollen und optisch sehr ansprechenden Aufmachung. Die Idee, einen Bogen Magic Paper beizufügen, fand ich sehr originell.
Das Buch gliedert sich in drei Abschnitte auf: Grundwissen, Projekte und Kreative Bibliothek. Ich bin mir unsicher, ob dieses Buch für Anfänger genügend Hintergrundwissen vermittelt. Fortgeschrittene Letterer oder Anfänger, die bereits ein Buch gelesen haben, welches sich mit dem Aufbau der einzelnen Buchstaben auseinandersetzt, werden mit May & Berrys neuem Werk jedoch gewiss ihre Freude haben.
Sieben Projekte laden ein, mit Hilfe von Schritt-für-Schritt-Anleitungen, ein Handletteringbild vom Anfang bis zum Ende hin zu durchplanen. Im Anschluss an diese Übungen sollte der Nutzer das Prinzip begriffen haben. Die folgende Bildergalerie von May und Berry gibt Anregungen für eigene Projekte mit auf den Weg.

Brush Lettering. Gestalten mit Brush Pen & Watercolor enthält alle wesentlichen Informationen, die man zum Thema Handletterings gestalten mit dem Brush Pen und/oder Pinsel wissen sollte. Ich empfehle dieses Buch an Anfänger mit vorhandenen Grundkenntnissen und fortgeschrittene Letter, die ihr Handlettering mit Illustrationen schmücken wollen und Anregungen hierfür suchen.