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Veröffentlicht am 13.12.2018

Ein Roadtrip, den man nicht so schnell vergessen wird

One More Chance
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Inhalt:

Auf dem Weg nach Temecula macht Aubrey Halt an einem Andenkenladen. Ein neuer Job, eine neue Stadt, Aubrey gibt sich ihren eigenen Gedanken hin, während sie auf ihr bestelltes Essen wartet. Gedankenverloren ...


Inhalt:

Auf dem Weg nach Temecula macht Aubrey Halt an einem Andenkenladen. Ein neuer Job, eine neue Stadt, Aubrey gibt sich ihren eigenen Gedanken hin, während sie auf ihr bestelltes Essen wartet. Gedankenverloren nimmt sie eine Barack-Obama-Wackelkopf-Figur in die Hand. Plötzlich ertönt eine unerwartete Stimme. Der folgende anzügliche Kommentar erschreckt Aubrey so massiv, dass ihr die Figur aus der Hand fällt. Sie reagiert zickig. Die Flirtversuche des Fremden überschreiten die Grenze des guten Geschmacks.

Verärgert nimmt sich Aubrey vor, den Fremden ab sofort zu verachten, was sein gutes Aussehen, sein Charme und Witz nicht gerade vereinfachen. Beide werden in der Folge Opfer einer technischen Panne. Der Fremde, der sich kurze Zeit später als Chance vorstellt, bietet Aubrey einen Deal an. Er wechselt ihr den Reifen, während sein Motorrad sich in der Reparatur befindet. Dafür soll Aubrey ihn allerdings mit nach Kalifornien nehmen.

Es dauert einen Moment, bis Aubrey begreift, dass ihr wohl kaum eine andere Wahl bleibt. Außerdem ist Chance ja nicht nur lustig, sondern auch verdammt süß. War sie nicht auf der Suche nach einer neuen Liebe? Und was soll's: Das Leben ist ein Risiko. Aubrey lässt sich auf den Deal ein. Der Beginn eines unmöglich schönen Roadtrips.



Im Detail:

Als Chance in Aubreys Auto steigt, liefern sie sich von Beginn an ein witziges Wortgefecht, das den einen oder anderen Leser sofort zum Schmunzeln bringen dürfte. Denn Chance ist niemand, der ein Blatt vor den Mund nimmt. Er spricht aus, was er denkt und das ist voller Anzüglichkeiten und sexueller Metaphorik.
Chance Meinung nach, ist seine Mitfahrerin prüde und verklemmt. Sie müsste mal so richtig flachgelegt werden und vor allem sollte sie sich trauen, über ihre Gefühle zu sprechen. Als das Telefon klingelt und einen fremden Männernamen anzeigt, geht Chance ohne lange zu zögern an den Apparat. Aubrey ist erstmal geschockt von dieser Aktion. Aber so ist dieser Mann, der stets unüberlegte und spontane Entscheidungen trifft und schamlos jede Grenzziehung des guten Geschmacks verachtet. Das muss auch der Anrufer erfahren, als Chance am Telefon sexuelle Andeutungen fallen lässt. Aubrey sei beschäftigt und zwar für längere Zeit, das ist die Quintessenz, die der Mann am anderen Ende des Telefons ziehen darf und die Aubrey erstmal verarbeiten muss. Chance ist frech, er ist dreist und auch sehr arrogant. Aber irgendwie ist es das, was Aubrey nicht nur die Sprache verschlägt sondern auch ganz schön verführt.

Es folgt ein spaßiger, manchmal bizarrer Roadtrip. Das hat unter anderem mit Chance zu tun, der mit immer neuen Sprüchen und Ideen aufwartet. Aber auch die Erlebnisse der Reisenden sorgen für allerhand Kurzweil und Abwechslung. Die Fahrt kann man schon als eine Reise der besonderen Art bezeichnen. So beschert ein Beinaheunfall mit einem LKW Aubrey und Chance einen neuen Mitfahrer. Bei dem tierischen Begleiter handelt es sich um einen blinden Ziegenbock, der in Stresssituationen in Ohnmacht fällt. Zu dritt machen die drei Reisegefährten einen Umweg über Las Vegas und entscheiden sich für eine Fake Hochzeit. Aubrey und Chance sammeln wundervolle Momente, haben eine Menge Spaß und nutzen die Zeit für sehr heiße Flirts. Doch umso näher das Ziel rückt, desto unvermeintlicher wird der Gedanke der Endlichkeit dieser Reise. Immer mehr Andeutungen machen klar, dass Chance gehen wird. Warum spricht Chance so wenig über seine Vergangenheit und warum kann er nicht einfach bleiben und seine Zukunftspläne an die von Aubrey anpassen?



Fazit:

One more Chance ist die Geschichte von Aubrey und Chance, die sich in einem Andenkenladen irgendwo in Nebraska auf dem Weg nach Kalifornien begegnen. An super witzigen Dialogen und Wortgefechten mangelt es dem Buch zu keiner Zeit. Die Erlebnisse der beiden lassen einen mitunter sprachlos zurück. Die Geschichte nimmt im weiteren Verlauf eine unvorhersehbare, ernste Wendung. Das Ernste und das Komische sind hier sehr nahe beieinander.
Viele Verwicklungen, hohes Tempo und eine heitere, erotisch aufgeladene Atmosphäre, das sind die Zutaten, die diesen Roman zu einem Lesehighlight machen.

Einziger Kritikpunkt: Das Leseerlebnis ist einfach viel zu schnell vorbei.



Buchzitate:

Chance schälte mit einem Taschenmesser die Borke von einem Stock, steckte einen Marshmellow darauf und gab ihn mir. Er war wirklich gut in solchen Sachen.
„Ich teile mir also heute Nacht das Zelt mit dir, wir haben uns gemeinsam ein Haustier zugelegt und ich weiß nicht mal, womit du deinen Lebensunterhalt verdienst“, sagte ich.

Veröffentlicht am 11.12.2018

Ganz großes Kino

Catwoman – Diebin von Gotham City
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Inhalt:

Selina verdient sich ihr Geld mit illegalen Straßenkämpfen. Immer dann, wenn Falcone, der Boss des verbrecherischen Falcone-Clans, sie ruft, ist sie da, um gegen dessen Schuldner zu kämpfen. ...


Inhalt:

Selina verdient sich ihr Geld mit illegalen Straßenkämpfen. Immer dann, wenn Falcone, der Boss des verbrecherischen Falcone-Clans, sie ruft, ist sie da, um gegen dessen Schuldner zu kämpfen. Wenn Selina dann mit Wunden und Schwellungen heimkehrt, erwartet sie eine heruntergekommene Wohnung und eine kranke Schwester.

Selina würde alles für ihre Schwester Maggie tun, die an Mukoviszidose leidet, was ihre Lebenserwartung beschränkt. Das Geld, das sie verdient, wendet sie für den Lebensunterhalt und die lebenserhaltende medizinische Versorgung ihrer Schwester auf.

Doch eines Tages wird ihr Leben auf den Kopf gestellt. Unerwarteter Besuch steht vor der Tür. Zwei korrupte Polizisten und eine Sozialarbeiterin erleichtern die Schwestern um ihre Geldreserven und verraten, dass die Mutter der Kinder in einem sehr schlechten Zustand aufgefunden wurde. Maggie soll - zu ihrem eigenen Schutz - in einer Wohngruppe untergebracht werden. Selina weiß nur zu gut, was das bedeutet: Die Wohngruppen sind meist so schmuddelig, dass ein krankes Mädchen wie Maggie dort nicht lange überleben kann.

Weil Selina sich wütend gegen die Polizisten auflehnt, soll sie angesichts ihres langen Vorstrafenregisters ins Gefängnis einfahren. Doch im letzten Moment bekommt sie ein Angebot, eine Art kriminelle Carte Blanche. Eine fremde Frau bietet ihr einen Deal an: Selina soll eine besondere Schule besuchen, dafür erhält sie nicht nur ihre Freiheit, sondern Maggie soll auch in einer Adoptivfamilie untergebracht werden und erhält Schutz vor der eigenen Mutter.

Wenige Jahre später kehrt Selina in die Stadt zurück. Sie ist ein völlig anderer Mensch geworden, ist auf dem Kriegspfad und sucht nach Rache.



Im Detail:

Catwoman – Die Diebin von Gotham City ist der zweite Band der Superheldenreihe, an der diverse Autor/innen mitgearbeitet haben. Ich habe den Vorgänger Wonder Woman nicht gelesen, hatte aber nicht das Gefühl, dass mir Informationen zum Verständnis des Folgebandes fehlen würden.

Sarah J. Maas beginnt ihre Geschichte, in der sie von Catwoman, einer der Schurkinnen der Batman-Saga berichtet, ganz am Anfang. Sie erzählt, wie Selina, ein Mädchen, das aus der Unterschicht stammt, alles tut, um sich und ihre Schwester zu ernähren. Leider reichen die Kämpfe im Untergrund nicht aus. Selina ist bereits in jungen Jahren Mitglied einer Mädchengang namens die Leopardinnen. Sie befindet sich in der Hierarchie eher im Mittelfeld. Dennoch scheinen die Anführerinnen ein Auge auf sie geworfen zu haben. Selina soll sich in einzelnen, gefährlichen Prüfungen bewähren.

Als die Polizei eines Tages an Selinas Tür klopft und ihr Leben durcheinander bringt, ist der Wendepunkt erreicht. Selina muss eine Entscheidung treffen. Sie soll ihr bisheriges Leben hinter sich lassen und von der Elite der Assassinnen ausgebildet werden. Jahre später kehrt sie mit einer neuen Identität in die alte Heimat Gotham City zurück, um für ihre eigene Version vom Gerechtigkeit zu sorgen.

Fans der Batman-Saga können sich freuen. Schon frühzeitig fallen Namen, wie Poison Ivy, der Riddler und Harley Quinn. Das Buch bietet somit die Möglichkeit, sich weiter in das komplex gewachsene Batman-Universum einzulesen.

Neben Catwoman führt die Autorin in diesem Band noch eine weitere Hauptfigur in die Geschichte ein. So werden einige Kapitel aus der Sicht von Luke Fox erzählt. Einem Ex-Soldaten, der nach drei Jahren im Marinecorps traumatisiert nach Hause zurückkehrt. Das Schicksal wollte es, dass er auf Bruce Wayne trifft. Mittlerweile stellt Luke nicht nur Rüstungsteile für Batman her, sondern ist auch selbst als Ordnungshüter mit Maske und Fledermausrüstung unterwegs.

Als das Batsignal zerschossen und eine wertvolle Katzenfigur gestohlen wurde, muss Luke einschreiten, denn Bruce/Batman ist auf einer geheimen Mission unterwegs und irgendjemand muss ihn ja vertreten. Bald stellt sich heraus, dass der Schurke sehr planvoll seine Ziele verfolgt. Er hat sogar einen offensichtlichen Hinweis hinterlassen. Eine Patrone, die handgefertigt und einzigartig ist und dennoch stellt dieser Hinweis die Polizei und Luke, der nunmehr unter dem Namen Batwing unterwegs ist, vor Rätsel. Und dann gibt es da noch die neue Mitbewohnerin, die die Wohnung direkt neben seiner angemietet hat. Eine verwöhnte Reiche, die offensichtlich mit ihm zu flirten scheint und all das verkörpert, das Luke eigentlich so gar nicht leiden kann.



Fazit:

Sarah J. Maas liefert mit Catwoman – Die Diebin von Gotham City ihren Beitrag zum Batman-Universum ab. Das Buch wartet mit vielem auf, was Fans der Autorin lieben. Charaktere bleiben nie oberflächlich oder stilisiert. Viele verschiedene Handlungsstränge und Personen werden in den Roman eingeflochten, fügen sich jedoch zu einem gefälligen Ganzen. Und natürlich gibt es von der ersten Seite an eine Spannung, die nicht brechen wird. Buchreihen wie „Throne of Glass“ und „Das Reich der sieben Höfe“ legen Zeugnis von Sarah J. Maas Talent ab.
Bekannte Helden wie Catwoman, Poison Ivy und Harley Quinn erhalten Kontur, werden lebendig und erzählen ihre eigene Version ihrer Geschichte.

Dieses Buch ist nicht nur eine Empfehlung für Fans von Batman und Co., sondern für alle Liebhaber von Spannungsliteratur. Maas wird dafür sorgen, dass es bald noch weitere Fans des Batmanuniversums geben wird. Soviel ist sicher.



Buchzitate:

Gotham City hatte sich für eine lange, lange Zeit zu weit in Richtung der Reichen und Korrupten gelehnt. Sie war nach Hause gekommen, um das wieder auszugleichen.

Veröffentlicht am 05.12.2018

Sehr gelungener Reihenauftakt

ENDGAME Buch 1
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Inhalt:

Avery sieht ihren Vater nur selten. Er ist ein alleinerziehender Vater und hart arbeitender Geschäftsmann, der kaum Zeit für seine Tochter hat. Trotzdem führen sie ein glückliches Leben. Das ...

Inhalt:

Avery sieht ihren Vater nur selten. Er ist ein alleinerziehender Vater und hart arbeitender Geschäftsmann, der kaum Zeit für seine Tochter hat. Trotzdem führen sie ein glückliches Leben. Das Schicksal hält jedoch für die beiden eine grausame Überraschung bereit. Eines Nachts wird Averys Vater von maskierten Männern unbarmherzig zusammengeschlagen. Fortan ist er bettlägerig und pflegebedürftig. Avery tut alles, um ihm zu helfen. Die Firma erweist sich jedoch als überschuldet. Auf ihrer Suche nach Geld wird sie schnell in die Händel der Unterwelt verstrickt. Sie trifft einen folgenschweren Entschluss und wendet sich gegen den Rat ihres Vaters an den König der Unterwelt. Damon Scott ist bereit der Tochter seines alten Widersachers auszuhelfen. Der Preis, den er für diese Hilfe verlangt, ist jedoch hoch. Avery soll ihren Körper und ihre Jungfräulichkeit auf einer Auktion zu Markte tragen, bei der Frauen von reichen Männer für einen Monat ersteigert werden können. Einige dieser Männer kennt Avery von Parties und von Geschäften ihres Vaters. Nicht alle waren ihm gut gestellt.



Im Detail:

Avery, die stets behütet unter der Obhut ihres Vaters aufgewachsen ist, hat in ihrem Leben noch nicht viele Erfahrungen gesammelt. Sie hatte zwar schon einen Freund, doch mehr als einen gelegentlichen Kuss, hat sie nie zugelassen. Das Leben im Luxus hat es ihr ermöglicht, ein elitäres College zu besuchen und sich spontane Wünsche zu erfüllen. Doch eines hatte sie nie: Viel Zeit mit ihrem Vater. Lediglich das gemeinsame Schachspiel durfte, so die Regel, nie vernachlässigt werden.

Einige Jahre später ändert sich Averys Leben jedoch von einem Tag auf den anderen. Kein anderer, als Damon Scotts rechte Hand, Gabriel Miller, war es, der dafür gesorgt hat, dass Averys Vater wegen Betruges angeklagt wurde. Vermutlich waren es auch seine Männer, die ihn in einer Nacht aufs Schlimmste zusammengeschlagen haben. Genau dieser Mann ist es, der Avery nun hilft, sich für die Versteigerung vorzubereiten, der ihr im Gespräch Geheimnisse entlockt, die sie eigentlich für sich behalten wollte und dessen Charme sie für eine Weile vergessen lässt, dass er eigentlich doch einer ihrer größten Feinde ist.

Gabriel Miller erscheint dominant, beinahe sogar bedrohlich. Er ist ein Mann, den man nicht ungestraft belügen oder betrügen wird. Die Anziehung, die Gabriel auf Avery ausübt, sind beim Lesen der ersten Seiten sofort spürbar. Sein Charme, sein Talent, Menschen um den kleinen Finger zu wickeln, funktionieren.

Als Avery sich entscheidet, Damon Scotts Angebot anzunehmen, markiert dies eine tiefe Zäsur in ihrem Leben. Die Angst, die das Mädchen, das bislang noch keinerlei sexuelle Erfahrungen gemacht hat, spürt, ist greifbar. Viele der Bieter wollen sich an ihrem Vater rächen und kennen dabei keine Gnade.

Avery weiß, dass ihr Leben nach dem Abschluss der Auktion ein anderes sein wird. Sie wird in das Haus desjenigen einziehen, der das höchste Gebot abgegeben hat. Sie wird ein Stück von sich aufgeben müssen. Als sie in der Auktionshalle ihren eigenen Onkel erblickt, wird klar, dass ihr Schicksal wahrscheinlich von einem Schleier der Gewalt und des Missbrauchs verdunkelt werden wird.

Besonders gefallen hat mir in diesem Buch die Entwicklung von Avery, die sich glaubhaft und gemächlich vollzieht. Sie beginnt ihre Reise als unerfahrenes und schüchternes Mädchen. Nach und nach muss sie Opfer bringen. Unter der Obhut ihres Ersteigerers muss sie einen Teil von sich aufgeben. Doch sie verkörpert das psychologische Konzept der Resilienz. Die negativen Ereignisse, prallen von ihrer Seelen ab wie Gummibälle. Sie ist ein Mensch mit hoher Selbstwirksamkeitserwartung und wird sich schnell klar, dass sie ihre Umwelt weiterhin aktiv beeinflussen kann.



Fazit:

Endgame – Buch 1: Der Bauer ist der Auftakt einer Reihe. Präsentiert wird die Geschichte von Avery, dem Opfer einer Frauenversteigerung. Der Erotik kommt in Skye Warrens Buch eine zentrale Bedeutung zu. Zwischenzeitlich entwickelt sich zwischen den Protagonisten eine Art Stockholm-Syndrom, was in der Frage kulminiert, ob Avery sich in ihren Käufer verlieben kann.

Skye Warrens Schreibstil ist lesenswert. Düster, sexy und kantig. Sie macht dabei nicht Halt vor den Tiefen der menschlichen Abgründe, vor Elend und Leid.

Ich empfehle Endgame – Buch 1: Der Bauer an Leser/innen, die ein Dark-Romance-Buch zu schätzen wissen. Das Buch ist nicht nur für Liebhaber der expliziten erotischen Darstellung geeignet. Vielmehr prägen Selbstgebrannter, impulsive Liebe, geschliffene Dialoge und ein subtiler Humor den Roman; was so nicht unbedingt zu erwarten war und umso mehr zu gefallen weiß.



Buchzitate:

„Wie soll ich dich dann nennen? Prinzessin? Liebling?“ - „Wie wäre es mit meinem Namen?“ Er senkt den Kopf, seine Lippen berühren mein Ohr, als er wieder spricht, seine Stimme kaum mehr als ein Atemzug. „Ich habe nur einen Namen für dich. Meins.“

Er ist extravagant, aber auch methodisch, intelligent. Strategisch. Alles, was er tut, verfolgt ein Ziel.

Veröffentlicht am 20.11.2018

Eine absolute Leseempfehlung für die Weihnachtstage

Ich und der Weihnachtsmann
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Inhalt:

Amelia, das Kaminkehrermädchen, das Weihnachten gerettet hat, wohnt seit geraumer Zeit in Wichtelgrund. Doch leider fällt es ihr sehr schwer, hier Fuß zu fassen. Die Unterrichtsfächer in der ...

Inhalt:

Amelia, das Kaminkehrermädchen, das Weihnachten gerettet hat, wohnt seit geraumer Zeit in Wichtelgrund. Doch leider fällt es ihr sehr schwer, hier Fuß zu fassen. Die Unterrichtsfächer in der Schule sind so anders als bei den Menschen. In Mathe geht es beispielsweise nicht darum, eine richtige Lösung zu finden. Stattdessen bekommt derjenige eine gute Note, dessen Ergebnis am interessantesten klingt. Amelias Hoffnung zielt auf den Wunsch im Fach Schlittenfliegen punkten zu können. Darin ist sie nämlich richtig gut. Doch dann ereignet sich ein Unfall und Amelias Leben wird noch komplizierter, als es eh schon war.

Neben Amelia hat auch die neue Redakteurin vom Tagesschnee, Nusch, Probleme. Im Gegensatz zu ihrem Vorgänger, Wodol, schreibt sie keine plakativen Lügengeschichten sondern hält sich an die Wahrheit. Wir brauchen uns hier nicht lang und länger über die so gut wie unmögliche Definition des Begriffs „Qualität“ zu streiten. Fake News und Lügen verkaufen sich besser.

Wodol hingegen spinnt im Hintergrund seine Intrigen. Auch droht er der bereits problembeladenen Amelia damit, die Wichtel gegen sie aufzubringen. Ein Menschenkind, das noch nicht einmal zaubern kann, hat in seiner Welt nichts zu suchen, so seine Meinung.

Die aus alledem resultierenden Konflikte eskalieren zu einem Chaos. Bald sind nicht nur Amelias Ruf, die Auflage des Tagesschnees, sondern auch das ganze Weihnachtsfest in Gefahr.



Im Detail:

"Ich und der Weihnachtsmann" ist der dritte Band der Weihnachtsmannreihe von Matt Haig. Die Geschichte wird dieses Mal aus der Sicht von Amelia, dem Kaminkehrermädchen erzählt, die Leser dieser Reihe bereits aus dem zweiten Teil kennen.

Amelia wohnt mittlerweile mit ihrem Kater Käpt'n Ruß bei dem Weihnachtsmann und seiner Frau Marie Ethel Winters. Leider hat sie sich in Wichtelgrund noch nicht so eingelebt, wie sie es sich erhofft hat. Als Menschenkind fällt sie natürlich durch ihr Aussehen, aber auch durch ihre Andersartigkeit auf. Ihre Talente sind nicht die eines gewöhnlichen Wichtels. Sie scheitert an den sehr speziellen Schulfächern wie auch an alltäglichen Aufgaben. Auch beäugen sie die Einwohner von Wichtelgrund kritisch. Es bedarf nur irgendeines nichtigen Grundes, eines Streichholzes am Pulverfass, um die Konflike um Amelia eskalieren zu lassen. Doch Amelia ist nicht umsonst das Mädchen, das Weihnachten gerettet hat. Ihr Mut und ihr Kampfeswille helfen ihr dabei durchzuhalten. Gemeinsam mit der Wahrheitselfe Pixie begibt sich Amelia auf eine gefährliche Mission, während derer sie einem großen Komplott auf die Schlichte kommt. Das Weihnachtsfest droht erneut auszufallen. Wird es Amelia und Pixie gelingen, eine Lösung zu finden?

Auch in diesem dritten Teil der Weihnachtsmannsaga gelingt es Matt Haig ein hohes Spannungsniveau aufrechtzuerhalten. Erneut verleiht der Autor seiner Geschichte mit fantastischen Elementen seinen eigenen Zauber. So stößt man als Leser z.B. auf Zauberwürmer, die in gelb, grün und indigo leuchten. Man kostet mit den Charakteren Hoffnungskaramelllutscher, deren Geschmack sich nach dem aktuellen Wunsch seines Besitzers richtet und man schaut den Wichteln dabei zu, wie sie den Spickeltanz tanzen.

Matt Haig witmet sich in diesem dritten Band augenzwinkernd der Frage, wie Ostern entstanden ist und wer der Osterhase in Wahrheit ist. Aber auch wichtige Themen werden hier angesprochen, wie beispielsweise Ausgrenzung und Abschottung gegenüber dem Anderen. Es ist wichtig, nie die Hoffnung zu verlieren. Denn wenn man die Hoffnung verliert, dann existiert plötzlich auch das Wort unmöglich wieder. Aber auch die Frage, ob es besser ist zu lügen oder man doch eher die, vielleicht manchmal unbequeme Wahrheit vorziehen sollte, wird in dieser Geschichte zum Thema.

Wie bereits in den vorherigen Bänden, finden sich auch im dritten Teil detailreiche, schwarz-weiß Zeichnungen des Illustrators Chris Mould, die die Geschichte rund um Amelia und den Weihnachtsmann illustrieren.

Zwar ist es möglich, dieses Buch auch unabhängig von den Vorgängern zu lesen, um aber in den vollen Genuss der Geschichte zu kommen und auch kleine Details besser verstehen zu können, empfehle ich auch die Vorbände zu lesen.



Fazit:

Der dritte Band der Weihnachtsmannsaga von Matt Haig wird aus der Sicht des ehemaligen Kaminkehrermädchens Amelia erzählt. Erneut gelingt es dem Autor durch das Zusammenspiel von Rätsel, Neugier, Spannung und Fantasie Kopfkino par excellence beim Leser zu erzeugen.
Chris Mould hat das Buch liebevoll und äußerst detailreich illustriert. Auch einen pädagogischen Nutzen kann man der Erzählung nicht absprechen.

Für mich ist die Weihnachtsmannreihe von Matt Haig eine absolute Leseempfehlung für die Weihnachtstage. Sie überzeugt durch Spannung und Witz.



Buchzitate:

Aber wir Wichtel wachsen nur so lange, bis wir unser perfektes Alter erreicht haben. Das Alter, in dem wir uns selbst kennen und für immer glücklich sind.

Jedenfalls hatten Fliegende Flunker-Elfen einen unbändigen Appetit auf Wörter, so wie Bären Appetit auf Honig haben, und sie waren ständig auf der Suche nach neuen, aufregenden Ausdrücken, mit denen sie ihre Geschichten spicken konnten.

Veröffentlicht am 13.11.2018

Ein Geheimtipp

Das letzte Schaf
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Inhalt:

Am Tage laufen die Schafe wild hin und her und gerne durcheinander. Sie schubsen und drängeln. Erst recht wenn es ums Essen geht, gönnt keines dem anderen etwas. In der Nacht hingegen, da kuscheln ...

Inhalt:

Am Tage laufen die Schafe wild hin und her und gerne durcheinander. Sie schubsen und drängeln. Erst recht wenn es ums Essen geht, gönnt keines dem anderen etwas. In der Nacht hingegen, da kuscheln sich alle Tiere dicht aneinander. Kein Schaf würde zugeben, dass es Angst vorm Dunkeln hat. Ihre Tage gleichen sich wie ein Ei dem andern. Und es geht ihnen nicht schlecht dabei. Nur an diesem einen trüben Wintertag im Jahre eins oder vier, da ist alles plötzlich ganz anders.
Als die Schafe in dieser Nacht in den Himmel schauen, entdecken sie einen hellen Stern. Kurz darauf erscheint eine riesige leuchtende Erscheinung, die singend verkündet: „Fürchtet euch nicht. Ich bringe euch eine frohe Botschaft!“ Verdattert blicken die Schafe auf die Stelle, wo das Wesen zuvor noch gestanden hat. Ganz klar! Das muss ein UFO gewesen sein.
Doch dann bricht das Chaos aus. Die Hirten, die stets auf die Schafe aufgepasst haben, sind plötzlich verschwunden und ein Schaf in der Herde fehlt!
Erst als das vermisste Schaf zurückkehrt, kann über die nahe Zukunft beraten werden. Denn andere Tiere munkeln, dass ein Kind geboren wurde. Der Herde ist klar, dass die Regeln des Althergebrachten gebrochen werden müssen. Denn sie wollen unbedingt auch das Baby sehen. Zudem müssen schließlich die Hirten gefunden werden!



Im Detail:

Wiederholung sorgt für Struktur und Sicherheit in der kleinen Schafherde. An Weihnachten wird aber alles völlig durcheinander geworfen. Die Hirten, die sich ihren Schafen stets liebevoll und ebenso kenntnisreich widmen, sind verschwunden und dann gibt es da noch dieses Gerücht von einem neugeborenen, hübschen Mädchen, das einfach jeder in der Nähe sehen möchte.
Die Schafe entscheiden sich spontan, eine Reise zu der mysteriösen Krippe zu machen, in der die fremden Besucher ihr Neugeborenes gebettet haben.
Es beginnt ein Abenteuer der besonderen Art. Eine Reihe an chaotischen Ereignissen. Immer wieder kommt ein Schaf abhanden, immer wieder erfahren die Schafe von einem neuen Gerücht. Mal geraten sie auf Abwege, oft scheinen sie auch vermeintlich ihrem Ziel näher zu kommen. Sie ahnen, dass das große Event schlecht organisiert ist, erfahren, dass das Catering mieserabel sein soll und müssen sich schon bald Gedanken über ein passendes Geschenk machen.

Die Geschichte ist eine Abfolge von Konflikten und Problemen. Das Schaf wächst aber mit seinen Aufgaben und lernt aus Erfahrung. Ängste lassen sich, so die Erfahrung der Herde, am ehesten mit einer konkreten Aufgabenstellung gemeinsam überwinden, sonst wird man von ihnen unterjocht.
So hatten die Schafe bislang immer Angst vor der Dunkelheit, doch wenn es dunkel ist, wird es doch eigentlich noch viel aufregender. Aktivitäten wie Nachtwanderungen sind für die meisten Herdenmitglieder eine Premiere.

Durch diese Geschichte erfahren die Tiere, aber auch der Leser, viel über die Entstehung der Weihnachtsgeschichte. Wer hat eigentlich das Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“ erfunden? Was ist in dieser Nacht im Jahre eins (oder vier) wirklich passiert und wessen Futterkrippe war es eigentlich, in dem das Baby in dieser einen Nacht gebettet wurde? Natürlich sollten die Antworten auf diese Fragen, genau wie die Geschichte selbst, mit einem Augenzwinkern verstanden werden.

Erwähnenswert sind auch die vielen wundervollen, mit Liebe zum Detail, gezeichneten Illustrationen von Jörg Mühle, die diese spannende, humorvolle und abenteuerliche Geschichte von Ulrich Hub unterstützen.



Fazit:

Die Geschichte von Maria und Joseph und die Geburt Christi ist in vielen Varianten überliefert. Aber wohl selten so originell wie amüsant.
Ulrich Hubs kleine Schafherde, bestehend aus einem Haufen eigenwilliger und chaotisch veranlagter Tiere, begibt sich in der ersten Weihnachtsnacht auf eine große Reise. Die Herde bricht an diesem Abend alle Regeln und Konventionen und begibt sich auf die Suche nach ihren verschwundenen Hirten und dem Standort der Krippe, in dem die frisch eingetroffenen Fremden ihr neugeborenes Baby gebettet haben sollen.

Ulrich Hubs beschwört eine Herden-/Gruppendynamik, wie sie sich die Macher von Coachingseminaren kaum ausgedacht haben werden. Und das wiederum bedeutet nicht selten Chaos und spannende Abenteuer. Der Autor nimmt uns Leser an die Hand, um zu zeigen, wie Ängste gemeinsam überwunden werden können.

Der humorvolle und zugleich spannende Schreibstil des Autors und die detailreichen Illustrationen des Zeichners machen dieses kleine Büchlein zu einem wahren Schatz im Bücherregal. Zu einem wundervollen Geschenk für Groß und Klein. Eine Buch mit einer wunderschönen Geschichte, die ich von ganzem Herzen weiterempfehlen möchte.



Buchzitate:

„Auf Besucher wie uns wird das neugeborene Kind gerade gewartet haben“, murmelt es. „Auf die Kranken, die Lahmen und die total Durchgeknallten. Solche Blindgänger wird es mit Kusshand begrüßen.“