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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.10.2022

Cousin-Brüder

Simón
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Simón wächst in Barcelona auf, behütet von seinem Cousin Rico und den Gästen der Bar seiner Eltern. Als der “Cousin-Bruder” verschwindet, klammert er sich an jede noch so kleine Spur, um den Cousin zu ...

Simón wächst in Barcelona auf, behütet von seinem Cousin Rico und den Gästen der Bar seiner Eltern. Als der “Cousin-Bruder” verschwindet, klammert er sich an jede noch so kleine Spur, um den Cousin zu finden.
Die anfängliche Stimmung vermag zu verzaubern, ist doch von der Liebe zu Büchern, von Freundschaft und mysteriösen Geheimnissen die Rede. Obwohl nicht viel passiert, tut die fantasievolle Sprache ihr Übriges. “Simón spürte einen kleinen Gorilla in sich, der traurig oder wütend gegen seine Brust schlug, weil er rauswollte.”
Laut Klappentext setzt der Autor mit dem Roman “seiner Heimatstadt Barcelona ein Denkmal.” Ich habe die Stadt jedoch eher als Grundrauschen erlebt; es wurden Orte genannt, die zwar der Stadt zuzuordnen waren, jedoch nicht näher beschrieben wurden; das Flair Barcelonas wurde dabei nicht vermittelt.
Die Handlung bildet Auszüge aus Simóns Leben in den Jahren zwischen 1992 und 2018 ab. Dies führte aber nirgendwohin. Nach den Reisen des Protagonisten hätten eine Entwicklung stattfinden, sich Erkenntnisse ergeben müssen. Nichts davon spürend, ging meine Faszination im Laufe des Buchs unerwarteter- und bedauerlicherweise verloren.

Veröffentlicht am 26.09.2022

Leben in der Seestadt

Auf See
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Yada lebt in der Seestadt, einer künstlich erschaffenen Ostseeinsel, beschützt von ihrem Vater vor dem Schicksal, das den Rest Deutschlands ereilt hat. Aber wie sieht es dort tatsächlich aus und was ist ...

Yada lebt in der Seestadt, einer künstlich erschaffenen Ostseeinsel, beschützt von ihrem Vater vor dem Schicksal, das den Rest Deutschlands ereilt hat. Aber wie sieht es dort tatsächlich aus und was ist eigentlich mit ihrer Mutter geschehen?
Theresia Enzensberger spinnt die Geschichte unseres Landes weiter und schafft mit dieser Dystopie eine Welt, die sich durch die Einflüsse des Klimawandels verändert hat. Erzählt wird hauptsächlich aus drei Perspektiven: Neben Yada und Helena erfahren wir aus dem Archiv von geschichtlichen Details.
Yada, als Ich-Erzählerin und Protagonistin, wird nahbar dargestellt mit ihren Zweifeln am System und an ihrer geistigen Gesundheit. Helena, die Künstlerin und Sektenführerin, blieb mir vergleichsweise fremd. All die Puzzleteile ergaben am Ende dann aber ein gelungenes Ganzes. Mein größter Kritikpunkt ist die träge wirkende Vortragsweise des von der Autorin selbst gelesenen Hörbuchs, die ihrem Werk nicht gerecht wird.

Veröffentlicht am 03.07.2022

Der Junge und der Mann

Das Marterl
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Ein junger Mann kehrt an den Ort seiner Kindheit zurück und folgt den Spuren seines Vaters, der bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam, um dessen Tod zu verarbeiten. „Großeltern starben mit 85 und Rockstars ...

Ein junger Mann kehrt an den Ort seiner Kindheit zurück und folgt den Spuren seines Vaters, der bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam, um dessen Tod zu verarbeiten. „Großeltern starben mit 85 und Rockstars ein paar Jahrzehnte früher - Väter starben nicht.“
Der Autor verarbeitet persönliche Geschehnisse in diesem Roman und verknüpft sie mit einer fiktionalen Hauptfigur identischen Vornamens, die mal aus der eigenen Perspektive als Erwachsener spricht, mal als „der Junge“ in der Kindheit beobachtet wird.
Letztere Sicht hat mir gut gefallen, gewährt sie doch einen Einblick in die Familiengeschichte, bei der auch das Titelbild einen Zusammenhang erhält. Die Handlung um den Erwachsen ließ bei mir wenig Empathiefunken überspringen. Ich hätte es verstanden, wenn Johannes in den Sachen seines Vaters Erinnerungen entdeckt oder sich zurückgezogen hätte. Stattdessen führt ihn seine Spurensuche zu den Ärzten, die den Toten untersucht haben, während der Aufenthalt in der Heimat von bayrischen Volksfesten geprägt ist. Aufgrund der fehlenden Auseinandersetzung mit der Trauer entsprach dieses Buch nicht meinen Erwartungen. Ansonsten war es angenehm zu lesen.

Veröffentlicht am 19.06.2022

Künstlerkolonie im Visier

Späte Rache im Luberon
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„Späte Rache im Luberon“ ist der dritte Fall für Capitaine Malbec, der hier in einem Künstlerdorf in einem Mordfall ermittelt.
Es gibt zwar ein paar Referenzen zu den Vorgängern, doch auch ohne diese zu ...

„Späte Rache im Luberon“ ist der dritte Fall für Capitaine Malbec, der hier in einem Künstlerdorf in einem Mordfall ermittelt.
Es gibt zwar ein paar Referenzen zu den Vorgängern, doch auch ohne diese zu kennen, hatte ich nicht den Eindruck, dass mir Details fehlen. Das ist eigentlich kein gutes Zeichen, zeigt es doch auch, dass die persönlichen Beziehungen oder Figurenentwicklung kaum eine Rolle spielen.
Vermutet man nun wenigstens eine spannende Suche nach dem Mörder mit verschiedenen Verdächtigen, ist man leider auch fehl am Platze. Es werden zwar jede Menge Figuren eingeführt, aber eine Spur lässt sich bis zum Schluss nicht erahnen.
Punkten konnte dieser Roman bei mir hauptsächlich auf kultureller Ebene mit den Beschreibungen von Mahlzeiten oder lokalen Gegebenheiten. Für eine eindeutige Weiterempfehlung reicht das aber nicht.

Veröffentlicht am 12.06.2022

Das Buch vom Buch

Papyrus
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„Papyrus“ ist ein Sachbuch über die Geschichte der Bücher im antiken Griechenland und Rom. Und gleichzeitig geht es um so viel mehr - Sprache, Bibliotheken, Kryptographie…, dies vor dem Hintergrund von ...

„Papyrus“ ist ein Sachbuch über die Geschichte der Bücher im antiken Griechenland und Rom. Und gleichzeitig geht es um so viel mehr - Sprache, Bibliotheken, Kryptographie…, dies vor dem Hintergrund von Kriegen, Sklaverei und aufstrebenden Imperien.
Das Buch ist in seiner schönen Aufmachung, leinengebunden und mit Gold foliert, ein Schatz für jeden Bibliophilen. Dass sich auch die Autorin zu ihnen zählt, merkt man an Sätzen wie: „Bücher haben eine Stimme, sie sprechen zu uns und retten Zeiten und Leben. Buchhandlungen sind magische Orte, an denen wir in einem Akt der Inspiration dem leisen, knisternden Echo unbekannter Erinnerungen lauschen.“
Ich war vor der Lektüre fest überzeugt, dieses Werk lieben zu werden und tat mich dann unerwartet schwer mit dem Schreibstil, da die Geschichte nicht stringent wiedergegeben wird, sondern zwischen Epochen (auch die heutige Zeit) und Exkursen (wie persönliche Erfahrungen) hin- und herspringt. Anhand der Quellenangaben wird ersichtlich, welch aufwändige Recherche hierfür betrieben wurde. Und so sprangen auch für mich faszinierende Details heraus, doch eben auch ein Gefühl der Überwältigung.