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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.01.2020

Unverhofft kommt oft

Das schräge Haus
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Psychologin Ella sieht sich selbst als schräges Haus. Neben den Problemen ihrer Patienten gibt es auch in ihrem eigenen Leben einiges geradezubiegen.
Wir begegnen ihr zunächst als quirliges Mädchen im ...

Psychologin Ella sieht sich selbst als schräges Haus. Neben den Problemen ihrer Patienten gibt es auch in ihrem eigenen Leben einiges geradezubiegen.
Wir begegnen ihr zunächst als quirliges Mädchen im Jahr 1986 in einer Kleingartensiedlung, verfolgen sie dann bei der Arbeit als seriöse Therapeutin und erleben sie schließlich in ihrem privaten Durcheinander. Analog zur Handlung wechselt das Buch von verrückt-sprunghaft (die Empfindungen eines achtjährigen Mädchens) über berührend (die Beziehung zur Oma) bis hin zu emotional (die neue Liebe).
Auch wenn der Einstieg ins Buch (die Kindheit) aufgrund der schnellen Gedankensprünge Konzentration erforderte, hätte ein Beibehalten dieses Stils eher meine Erwartungen an einen außergewöhnlichen Roman erfüllt. Leider flaute dies in der Jetztzeit abrupt ab, Beschreibungen wiederholten sich, und ich konnte auch nicht in jeder Situation mit der Protagonistin mitfühlen.
Gut gefallen hat mir der ruhrgebietstypische Slang („Hömma, der Junge muss unbedingt mal ordentlich wat essen, und schlafen und anne frische Luft. Dann guckt der auch nich mehr so bedröppelt!“) als realitätsnaher Hintergrund. „Das schräge Haus“ bringt neben der ungewöhnlichen „Verpackung“ (Steifbroschur) besondere Bilder mit, konnte mich aber nicht vollends überzeugen.

Veröffentlicht am 04.01.2020

Prächtiges Paris

Paris abseits der Pfade (Jumboband)
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Der „Jumboband Paris abseits der Pfade“ vereint die beiden zuvor einzeln erschienen Teile der Stadtwanderungen des Wiener Autors. Er zeigt die außergewöhnliche Ecken, die Touristen nicht als Erstes und ...

Der „Jumboband Paris abseits der Pfade“ vereint die beiden zuvor einzeln erschienen Teile der Stadtwanderungen des Wiener Autors. Er zeigt die außergewöhnliche Ecken, die Touristen nicht als Erstes und in einer begrenzten Zeit ansteuern würden, und teilt seine Geheimtipps.
Renöckl beschreibt aus der Ich-Perspektive, wie er die Stadt erlebt und berichtet von Begegnungen mit ihren Bewohnern, deren Geschichten die Rundgänge anreichern - genauso wie ihre Rezepte. Seine Texte erlauben eine gute Vorstellung der besonderen Orte und machen Lust, diese selbst einmal zu erkunden.
Kritik gibt es eigentlich nur an der Aufmachung des Buchs. Auf den Stadtkarten lassen sich weder Straßennamen noch Routen nachvollziehen, was mein naheliegender Impuls war. Auch fehlen für den, der sich wirklich zum Nachahmen inspiriert fühlt, Entfernungsangaben zu den zurückgelegten Strecken. Die Schwarz-Weiß-Fotos sind recht klein und scheinen nicht nachbearbeitet worden zu sein (z.B. stürzende Linien bei Gebäuden), was die Freude beim Betrachten etwas schmälert.
Zum Schmökern für den Paris-Liebhaber kann ich dieses Buch aufgrund der vielfältigen Aspekte, die der Autor beleuchtet, in jedem Fall empfehlen.

Veröffentlicht am 30.12.2019

Wege aus der Depression

Kalt erwischt
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„Kalt erwischt“ behandelt das Thema „Depression“ aus Sicht einer Betroffenen und Journalistin. Somit ist das Buch Erfahrungsbericht und Ratgeber zugleich.
Heide Fuhljahn gewährt intime Eindrücke in ihren ...

„Kalt erwischt“ behandelt das Thema „Depression“ aus Sicht einer Betroffenen und Journalistin. Somit ist das Buch Erfahrungsbericht und Ratgeber zugleich.
Heide Fuhljahn gewährt intime Eindrücke in ihren Kopf, schildert offen Zusammenbrüche, Psychotherapien und Einweisungen. Das hilft für das Verständnis, hätte für meinen Geschmack aber durchaus etwas gestrafft werden können. Beeindruckt haben mich die persönlichen Briefe, in denen Bekannte die Erlebnisse mit der Autorin widerspiegeln.
Die Fachinformationen, mit denen die Kapitel bereichert werden, sind nützlich - sie enthalten beispielsweise Interviews mit Experten oder Hinweise zu Behandlungsoptionen - eine klarere Abgrenzung zum persönlichen Teil hätte das Wiederfinden womöglich erleichtert.
Als Angehörige eines betroffenen Familienmitglieds habe ich ein besseres Gesamtbild zu der Erkrankung und Impulse für den Umgang damit erhalten.

Veröffentlicht am 05.12.2019

Russin undercover

Wanka würde Wodka kaufen
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Eine Russin kommt durch das Zeugenschutzprogramm nach Deutschland, wo sie einen Schein-Ehemann bekommt und einen Job nach dem anderen annimmt.
„Wanka würde Wodka kaufen“ ist zwei Romanen um den Musikproduzenten ...

Eine Russin kommt durch das Zeugenschutzprogramm nach Deutschland, wo sie einen Schein-Ehemann bekommt und einen Job nach dem anderen annimmt.
„Wanka würde Wodka kaufen“ ist zwei Romanen um den Musikproduzenten Max Leif vorangestellt, dessen Putzfrau unsere Protagonistin einmal werden soll. Kennt man Max Leif, ist man originelles Durcheinander gewohnt und erwartet dies auch von Wanka, selbst wenn die Autorin hier unter einem Pseudonym schreibt.
Vom Ansatz her passt das (die Russin, die mit ihrem gebrochenen Deutsch und ihrer offenen Art zum Schmunzeln bringt, muss man einfach mögen), und doch funktioniert der Fokus auf die Putzfrau nicht so gut. Ihre Welt ist viel einfacher (oft begleiten wir sie zum Einkaufen oder Arbeiten), und die sprachlichen Missverständnisse wirken auf Dauer etwas platt.
Für mich war der Roman ein nettes Begleitprogramm, spielte aber nicht in derselben Liga wie die Originalreihe.

Veröffentlicht am 01.12.2019

Ein etwas anderer Freund

Swinging Bells
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„Wie alt muss man eigentlich werden, um Weihnachten endlich so feiern zu dürfen, wie man will? Vor allem, wenn man keine Kinder hat.“ Sandra und Thomas planen den Befreiungsschlag und erleben den Heiligabend ...

„Wie alt muss man eigentlich werden, um Weihnachten endlich so feiern zu dürfen, wie man will? Vor allem, wenn man keine Kinder hat.“ Sandra und Thomas planen den Befreiungsschlag und erleben den Heiligabend dann doch ganz anders als geplant.
Das Pärchen, das bei ihnen anklingelt, sollte vermeintlich bloß das Bett abholen, macht es sich aber erst mal gemütlich. Elisabeth und Leo haben nämlich ein Date mit gewissen Extras im Sinn.
Aus der Verwechslung entwickelt sich ein Abend mit peinlichen Momenten und Offenbarungen für die Beziehung der unfreiwilligen Gastgeber. Dies lässt einen peinlich berührt mitfühlen und belastet die Freundsche Leichtigkeit beim Erzählen. Es fehlte mir das Herzerwärmende, das Hach-Gefühl, das ich bei anderen Büchern des Autors empfand. Losgelöst betrachtet, ist die Geschichte gar nicht schlecht, sie ist eben nur „ein etwas anderer Freund“.