Ganz anders als erwartet - vermittelt ein komisches, schlechtes Bild...
The Modern Break-UpMeine Meinung
Im englischsprachigen Bookstagram-Raum bin ich dem Buch bereits einige Male begegnet und jedes Mal habe ich nur positives gehört. Als ich dann entdeckt habe, dass das Buch auch in der deutschen ...
Meine Meinung
Im englischsprachigen Bookstagram-Raum bin ich dem Buch bereits einige Male begegnet und jedes Mal habe ich nur positives gehört. Als ich dann entdeckt habe, dass das Buch auch in der deutschen Übersetzung erscheinen wird, war ich ganz gespannt. Das Thema finde ich sehr interessant und der Klappentext hat mir schöne Lesestunden mit Amelia und Nick versprochen, worauf ich mich sehr gefreut habe.
Amelia und Zara brechen nach Amelias schmerzhaften Trennung von ihrem Ex-Freund nach New York auf und wollen einfach ein wenig Urlaub von ihrem Leben nehmen. In einer Bar treffen sie auf Nick und seinen besten Freund, woraufhin es gleich zwischen ihm und Amelia funkt. Doch statt sich auf einen One-Night-Stand einzulassen, reden sie die ganze Nacht. Über Liebe, Beziehungen, Trennungen, Vorstellungen und Ängste. Während die zwei das aufklärende Gespräch führen, wird der Leser durch Zeitsprünge in Amelias Vergangenheit versetzt und erlebt die Zeit knapp nach der Trennung mit ihr.
Ehrlich gesagt muss ich diese Rezension etwas anders angehen, als meine anderen. Eigentlich würden hier Charakterbeschreibungen, sowie meine Sympathie diesen gegenüber folgen. Doch weder Amelia, noch Nick waren sonderlich starke Charaktere, sie waren beide sehr austauschbar und bildeten eher das Grundgerüst für die romanhafte Erzählung über "Modern Break-Ups".
Es ging nicht wirklich um die zwei als Figur, sie wurden nur eingesetzt, um diesem Buch das romanhafte Flair zu schenken. Aus diesem Grund habe ich mich zu keinem verbunden gefühlt, was aber auch okay war.
Geschrieben ist das Buch dennoch in der Ich-Form, größtenteils aus Amelias Perspektive. Wir wechseln diese aber auch zwischendurch zwischen den Nebenfiguren, wie Nick, Zara oder Amelias Mutter oder Mitbewohnerin. Und obwohl es aus den jeweiligen anderen Perspektiven geschrieben ist, dreht es sich dennoch komplett um Amelia und ihre Trennung. Darum, wie die Nebenfigur dieses mit erlebt haben und was sie selbst aus ihr lernen konnten.
Der Schreibstil, der das ganze begleitet, war okay, mehr aber auch nicht. Er war nicht besonders schön oder wortgewandt, sondern eher ein wenig kühl und mehr erzählend, als emotional begleitend. Aber obwohl ich den Schreibstil nicht sonderlich schön fand, ließ sich das Buch sehr flott lesen.
Aber kommen wir doch mal zu meiner Meinung zum Inhalt. Denn da tauchen die großen Schwierigkeiten auf, die ich mit diesem Buch hatte.
Während der englische Klappentext eher weniger Auskunft über den genaueren Inhalt gibt, ist der deutsche da etwas präziser. Leider hat das absolut falsche Erwartungen in mir hervor gerufen, die bei weitem nicht erfüllt werden konnte.
Nachdem ich die deutsche Inhaltsbeschreibung gelesen hatte, war ich davon ausgegangen, dass der gesamte Roman in einer Nacht spielt und wir als Leser Amelia und Nick während ihres erleuchtenden Gespräches begleiten.
Wie oben bereits erwähnt, wird das Gespräch von Zeitsprüngen unterbrochen, was mich zunächst sehr enttäuscht hat. Das Gespräch als solches findet erst im letzten Teil, ungefähr im letzten Drittel, statt und dauert auch nur wenige Seiten an.
Was wir stattdessen bekommen sind verschiedene Einblicke in Amelias Leben, das durch die Trennung von ihrem Ex erschüttert wurde. Wir erleben sie in Gesprächen mit Freunden, mit sich selbst, mit ihrer Mutter und alles dreht sich nur um ihren Ex und darum, dass sie die Trennung nicht versteht. Sie zweifelt viel, viel auch an sich selbst, und wird mit der Dauer sehr weinerlich und beschwerend, sie versteht einfach die Männerwelt nicht mehr.
Mir ist bewusst, wie der Titel lautet und was das Grundthema dieses Buches sein sollte, doch hat es mich beim Lesen dauerhaft gestört. Es war nervend, wie Amelia sich dauerhaft über Männer beschwert, wie sie dauerhaft ihre Trennung thematisiert und nicht auf Ratschläge ihrer Mitmenschen hört.
Aber auch Nick war da nicht viel besser. Im dem alles erleuchtendem Gespräch tritt er auf, als wäre der perfekte Mann, der für die gesamte Männerwelt sprechen kann. Als wüsste er über alles und jeden Bescheid, er war mir ein wenig zu abgehoben, zu hochnäsig und zu besserwisserisch. Ich kann auch nicht verstehen, wie er Amelias Leben mit dem kurzen Gespräch zu sehr verändern konnte. Der Grundgedanke, den er vertritt, war dabei gar nicht mal so schlecht. Er betont wie wichtig es sei, sich selbst zu finden und zu wissen, was von einer Beziehung erwartet. Dem kann ich tatsächlich zustimmen, doch die Art und Weise, auf der er Amelia dies erzählt wirkte wie bereits erwähnt viel zu arrogant.
Insgesamt ging es, wie der Titel schon verrät, um Trennungen im heutigen Zeitalter. Trennungen, die von Facebook, Instagram & Co begleitet werden und teilweise dort auch ausgetragen werden. Es geht viel darum, wie Männer und Frauen sich in Sachen Liebe und Beziehung unterscheiden und vielleicht auch ähneln. Es geht darum, wie man zu sich selbst finden kann und welche Bedeutung das für die Partnerwahl hat. Alles wird dabei an Amelias Trennung aufgehangen, was ich wie bereits erwähnt nicht wirklich passend fand.
Insgesamt ist das Buch zudem leicht esoterisch, spirituell aufgezogen. Nicht viel und es steht auch nicht im Vordergrund, doch es kommt immer mal wieder durch. Damit kann ich mich leider überhaupt nicht identifizieren, was hin und wieder zu einem Augenrollen meinerseits geführt hat.
Worüber ich auch oft die Augen verdreht habe, waren die immer mal wieder auftauchenden "inspirierenden Sprüche". Die haben mich leider eher weniger inspiriert, da sie eher den total "relateable quotes" von Pinterest, Instagram & Co ähnelten. Teilweise tauchten sie einfach im Text auf, hin und wieder auch in Amelias Handynotizen, in die wir ab und ab Einblicke erhalten haben. Auch hier konnte ich weder erreicht, noch begeistert werden, was sehr schade war.
Kommen wir zum letzten Punkt, der mich bei all der restlichen Kritik am meisten gestört hat. Das gesamte Buch, welches zum größten Teil aus weiblichen Perspektiven (bis auf ein oder zwei Kapitel) geschrieben wurde, ist von einem Mann verfasst. Bei keinem anderen Buch würde mich das stören, doch hier verstehe ich es nicht. Es geht so viel darum, was Männer und Frauen in Sachen Beziehung unterscheidet, was Männer wollen, was Frauen erwarten und so weiter. Warum schreibt Daniel Chidiac dann bitte nicht aus der Perspektive eines Mannes, zum Beispiel von Nick? Er hat es so leider wirklich nicht gut rüberbringen können und während ich diese Zeilen tippe fällt mir auf, wie sexistisch und intolerant dieses Buch eigentlich war.
Es fängt damit an, dass es stets um heterosexuelle Beziehungen geht. Okay, die "Protagonisten" haben diese Sexualität, aber ein erweiterter Blickwinkel wäre doch ganz schön gewesen. Besonders, weil so viele Nebenfiguren zu Wort kommen durften, also warum nicht auch eine LGBTQ-Figur? So etwas wird hier in keinem Wort erwähnt, was ich in Hinblick auf das Thema Trennungen im aktuellen Zeitalter echt schade fand.
Gleichzeitig wird hier nur ein ganz bestimmtes Frauenbild thematisiert, das vielleicht eher der Wunschvorstellung vom Autor entspricht. Ein Beispiel? Amelia und Nick sind beim Vorspiel, Amelia kommt nach wenigen Momenten, so schnell, dass selbst Nick sich wundert. Gleichzeitig hat Zara im Nebenzimmer Sex und kommt das erste Mal vaginal, weil Nicks bester Freund sooo gut im Bett ist. Auch sexuelle Experimente, wie zum Beispiel Dreier, scheinen in diesem Buch ganz normal für die weiblichen Figuren und ihre Selbstfindung zu sein, was im Gesamtbild einen faden Beigeschmack hinterlassen hat.
Was auch noch ganz normal schien, war der Drogenkonsum, als Zara gleich zu Beginn des Buches ihr Koks in der Tasche sucht. Insgesamt ein sehr komisches Bild der Figuren, das mich ziemlich verwirrt und verärgert zurück gelassen hat.
Zuletzt würde ich gerne noch etwas einschieben, was weniger mit meiner Meinung zutun hat. Auf Instagram habe ich bereits eine Kurzmeinung veröffentlicht und daraufhin zahlreiche Nachrichten bekommen, dass dieses Buch anderen Leserinnen bei ihren eigenen Trennungen geholfen hätte. Das finde ich auch super schön für jeden, der aus diesem Buch etwas mitnehmen konnte. Für mich war das nicht der Fall, doch habe ich gleichzeitig angefangen darüber nachzudenken, dass ich einfach absolut die falsche Zielgruppe war. Seit über 3 Jahren bin ich glücklich in einer Beziehung und über Dating und Trennung habe ich mir lange keine Gedanken mehr machen müssen. Vielleicht begründet das meine ablehnende Haltung noch ein wenig.
FAZIT
Leider eine riesige Enttäuschung, die mich Kopfschüttelnd zurücklässt. Es wurde als Roman deklariert, funktioniert mit austauschbaren Charakteren und einem fehlendem Plot aber weniger gut. Die Idee war vielleicht noch ganz gut, an der Umsetzung samt trockenen Schreibstil und unpassender Perspektiven scheiterte es dann doch. Es wollte deutlich mehr erreichen, als es letztendlich war. Leider habe ich hier nichts neues gelernt, keinen Mehrwert ziehen können noch sonst etwas. Für mich war es leider nichts.