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Veröffentlicht am 01.03.2022

Spannender Justiz-Krimi mit brisantem Thema

Der dreizehnte Mann
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Dies ist der zweite Band aus der Justiz-Krimi-Reihe mit dem Strafverteidiger Rocco Eberhardt und dem Rechtsmediziner Justus Jarmer.
Diesmal haben die beiden einen sehr brisanten Fall zu lösen, denn es ...

Dies ist der zweite Band aus der Justiz-Krimi-Reihe mit dem Strafverteidiger Rocco Eberhardt und dem Rechtsmediziner Justus Jarmer.
Diesmal haben die beiden einen sehr brisanten Fall zu lösen, denn es geht um Missbrauch. Im Rahmen des „Granther-Experiments“ wurden Pflegekinder zu pädophilen Pflegevätern gegeben und das im Einvernehmen mit den Jugendämtern und den zuständigen Politikern.
Man kann sich das kaum vorstellen, doch das im Buch dargestellte „Granther-Experiment“ ist angelehnt an das reale „Kentler-Experiment“, im Rahmen dessen rund 30 Jahre lang Berliner Jugendämter Pflegekinder in die Obhut von pädophilen Männern gegeben haben.

In dieser daraus entstandenen fiktiven Geschichte wollen zwei Männer, Timo und sein Freund Jörg, die beide Missbrauchsopfer wurden, ihre Geschichte nun endlich öffentlich machen. Schon mehrfach versuchten sie Gehör zu finden, sind jedoch bei den Behörden immer gescheitert, da die Straftaten zwischenzeitlich verjährt sind. Nun wollen sie einer Journalistin ein Interview geben, doch bevor es dazu kommen kann, verschwindet Jörg und wird wenig später tot aufgefunden. Timo entgeht kurz darauf nur knapp einem Anschlag und befindet sich demnach auch in Gefahr.

Die Journalistin bringt Timo zum Anwalt Rocco Eberhardt und bittet diesen um Hilfe. Rechtsmediziner Justus Jarmer stellt bei der Obduktion der gefundenen Wasserleiche fest, dass es sich um Jörg handelt und dieser ermordet wurde.
Gemeinsam versuchen Eberhardt und Jarmer nun Licht ins Dunkel zu bringen. Eberhardt möchte dieses grausame Unrecht nicht ungesühnt lassen und Jarmer, der sich auch im Kinderschutz engagiert, unterstützt ihn mit Kontakten und kann so Informationen beschaffen.
Gemeinsam sorgen beide für den Schutz von Timo.

Der Krimi gliedert sich in 103 kurze Kapitel, die jeweils immer mit dem Zeitpunkt und dem Ort der Handlung überschrieben sind und häufige Perspektivwechsel beinhalten.
Fast liest sich das Ganze wie ein Protokoll oder gar eine Ermittlungsakte.
Genau so sachlich ist auch der Schreibstil und die schrecklichen Taten, die die beiden Opfer erleiden mussten werden nicht im Detail beschrieben. Aber schon alleine bei dem Gedanken daran, lief es mir kalt über den Rücken.
Der Fall an sich ist nicht nur aufgrund des Themas hochbrisant sondern auch deshalb, weil der damalige Verantwortliche aktuell bei den bevorstehenden Wahlen für das Amt des regierenden Bürgermeisters von Berlin kandidiert. Das wirft natürlich sofort die Frage auf, ob er die beiden Männer zum Schweigen bringen will und sorgt insgesamt auch für einige Spannung, die durch einige Wendungen noch gesteigert wird.

Eberhardt und Jarmer lassen uns nah an ihren Recherchen und Ermittlungen teilhaben und beide tun alles, damit es zu einer Anklage kommen kann, bei der Rocco dann Timo als Nebenkläger vertreten wird.
Die Schilderungen des Vorgehens der beiden und auch der Prozess sind realitätsnah, auch wenn sie sich nicht immer ganz „legaler“ Mittel bedienen. Doch sie können die entscheidenden Hinweise liefern, die durch die Staatsanwaltschaft dann überprüft und nachgewiesen werden.
Die Einblicke in die Arbeit von Anwälten, Staatsanwälten und Rechtsmedizinern haben mir gut gefallen, auch wenn sich die Handlung durch die vielen Details manchmal etwas zog. Jarmer und die Rechtsmedizin bekommen in diesem Fall deutlich mehr Gewicht als im ersten Fall der beiden.
Gegen Ende kommt es dann noch einmal zu einer völlig unerwarteten Wendung, die ich so nicht vorhergesehen habe und zu der Jarmer mit seinen objektiven Recherchen beitragen konnte.

Gut gefallen hat mir auch, dass die persönliche Geschichte der beiden Protagonisten weitergeführt wird. Rocco trifft in der zuständigen Staatsanwältin seine frühere Freundin wieder und auch Jarmer gewährt kleine Einblicke in sein Privatleben.

Der zweite Fall für Eberhardt und Jarmer ist durch sein hochbrisantes Thema, das mich durch seine Realitätsnähe wirklich geschockt hat, ein spannender und lesenswerter Justiz-Krimi, den ich Fans von detaillierter Ermittlungsarbeit empfehlen kann!


Fazit: 4 von 5 Sternen



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Veröffentlicht am 22.02.2022

Charmanter Cosy Crime mit einer liebenswürdigen Protagonistin

The Maid
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Die 25-jährige Molly Gray verlor früh ihre Eltern und wuchs bei ihrer Großmutter auf. Kürzlich hat sie leider auch diese verloren und ist nun auf sich alleine gestellt.
Da schätzt sie die Struktur in ihrem ...

Die 25-jährige Molly Gray verlor früh ihre Eltern und wuchs bei ihrer Großmutter auf. Kürzlich hat sie leider auch diese verloren und ist nun auf sich alleine gestellt.
Da schätzt sie die Struktur in ihrem Leben, denn die gibt ihr Halt.
Molly ist Zimmermädchen im luxuriösen Londoner Regency Grand Hotel. Täglich freut sie sich auf ihre Arbeit, ihre genau festgelegten Abläufe, ihren frisch bestückten Putzwagen, die saubere und gebügelte Uniform und ihr System, wie die Zimmer gereinigt werden. Denn ihr erklärtes Ziel ist, die Räume „in einen Zustand höchster Perfektion“ zu versetzen und dabei möglichst unauffällig zu sein. Molly ist hilfsbereit, akribisch und nichts darf oder sollte ihre Abläufe durcheinander bringen. Denn Molly ist ein wenig anders als andere. Ich vermutete beim Lesen autistische Züge bei ihr. Sie hat kaum soziale Kontakte, nur der Portier Mr. Preston und der Tellerwäscher Juan Manuel zählen zu ihren engeren Kontakten. Vor Mr. Snow, dem Hotelmanager, hat sie höchsten Respekt und der Barkeeper ist ihr heimlicher Schwarm.
Als sie eines Tages den wohlhabenden Mr. Black tot in seiner durchwühlten Suite auffindet, gerät ihr geordneter Alltag völlig durcheinander. Da sie sogleich beginnt aufzuräumen und merkwürdige Aussagen macht, gerät sie selbst in Verdacht und ihr Leben wird völlig auf den Kopf gestellt.

Die Handlung wird aus Mollys Sicht erzählt und sie lässt uns detailreich an ihren Gedanken und Empfindungen teilhaben.
Schnell war mir klar, dass Molly zwar nicht dumm aber doch etwas naiv ist. Sie merkt nicht, wer es gut mit ihr meint und wer sie nur ausnutzt und ihr Freundschaft vorspielt.
So war es klar, dass sie unter Verdacht geraten würde.
Doch der Portier Mr. Preston kommt ihr mit seiner Tochter Charlotte, die Anwältin ist, zu Hilfe. Gemeinsam versuchen die drei Mollys Unschuld zu beweisen und den wahren Täter zu finden.

Ich hatte Molly ganz schnell in mein Herz geschlossen, denn sie ist eine wirklich liebenswerte junge Frau. Und so hatte ich viel Spaß daran, sie immer besser kennenzulernen. Ihr Leben ist geprägt von ihrer Arbeit, Lebensweisheiten und Regeln ihrer verstorbenen Großmutter und ihrer Liebe zu Inspektor Columbo und seinen Ermittlungen. Oft fragt sie sich, wie Columbo wohl jetzt handeln würde.
Aber auch die Nebenfiguren hat die Autorin interessant und facettenreich charakterisiert. Sie bereichern die Geschichte sehr.

Während sich die Geschichte anfangs etwas zieht, was dem Leser Gelegenheit gibt, Mollys Persönlichkeit genau zu studieren, entwickelt sich etwa ab der Hälfte eine steigende Spannung.
Die Autorin hat hier einen clever durchdachten Fall konstruiert, der mich zum Miträtseln animiert hat. Und natürlich habe ich mit Molly und ihren Freunden mitgefiebert, dass Mollys Unschuld bewiesen und der wahre Täter überführt werden kann.
Die Auflösung war überraschend, denn es gab doch einige Twists und Wendungen, die ich so nicht erwartet hatte. Im Epilog setzt die Autorin dann noch mal einen Paukenschlag oben drauf.

Nita Prose erzählt Mollys Geschichte in einem sehr bildhaften, detailreichen und lebendigen Schreibstil, der mir viel Freude gemacht hat. Mit Molly hat sie eine charmante und liebenswerte Protagonistin geschaffen und insgesamt einen unterhaltsamen Cosy Crime vorgelegt, der mit einem klug ausgetüftelten Mordfall zum Miträtseln einlädt und auch ein paar nette Botschaften vermittelt



Fazit: ⭐⭐⭐⭐


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Veröffentlicht am 15.02.2022

Spannender Fall für Eve Dallas der ihre Dämonen weckt

Im Licht des Todes
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Dennis Mira, der Ehemann der Psychologin Charlotte Mira, die häufig mit Eve Dallas zusammenarbeitet, bittet Eve Dallas diesmal um Hilfe.
Er besitzt gemeinsam mit seinem Cousin Edward ein Haus, das der ...

Dennis Mira, der Ehemann der Psychologin Charlotte Mira, die häufig mit Eve Dallas zusammenarbeitet, bittet Eve Dallas diesmal um Hilfe.
Er besitzt gemeinsam mit seinem Cousin Edward ein Haus, das der Großvater ihnen vererbte. Edward bevorzugt den Verkauf des Hauses doch Dennis möchte es in der Familie halten, wie er es dem Großvater versprochen hatte. Als Dennis sich mit Edward in dem Haus treffen will, trifft er auf einen schwer verletzten Edward und wird selbst niedergeschlagen. Als er wieder zu sich kommt, ist Edward verschwunden.

Vorliegend ermittelt Eve Dallas bereits in ihrem 42. Fall. Ich bin immer wieder freudig überrascht, mit welcher Kreativität die Autorin neue Fälle für Eve Dallas konstruiert.
Da Eve und auch ihr Mann Roarke eng mit den Miras befreundet sind, übernimmt Eve in diesem Fall die Ermittlungen obwohl anfangs nicht von einem Mord auszugehen ist. Dennis Mira schafft es immer wieder Eves Herz zu berühren, so dass sie ihm selbstverständlich zusagt, alles daran zu setzten, seinen Cousin Edward zu finden.
Edward ist Senator und damit ein bekannter und einflussreicher Mann, so dass Eve damit beginnt, in seinem Umfeld zu ermitteln, wo sie jedoch auf wenig Kooperationsbereitschaft stößt.
Doch Eve gibt nicht auf, setzt ihr gesamtes Team ein und gräbt immer tiefer und stößt auf merkwürdige Machenschaften des angeblich doch so ehrenwerten Edward Mira.

Wie in all ihren Fällen hat mich Eve Dallas wieder mit ihrem analytischen Denken bei der Spuren- und Indiziensuche beeindruckt. Auch wenn es ihr hier immer schwerer fällt, sachlich zu ermitteln, denn dieser Fall wird emotional. Sie deckt Dinge auf, die ihre eigenen Dämonen aus ihrer Kindheit wecken und sich muss sich erneut schlimmen Träumen und Erinnerungen stellen.
Und trotzdem gibt sie alles, um das Opfer zu finden und weitere zu verhindern. Unterstützung sowohl bei den Ermittlungen als auch persönlich erhält sie wie immer von ihrem Mann Roarke.
Aber auch ihr Team ist an ihrer Seite und alle arbeiten gewohnt gut zusammen.
Der Fall ist spannend, da sich im Laufe der Zeit immer mehr Fakten herausstellen und die ganze Komplexität des Falls aufzeigen.
Das Thema ist mir nahe gegangen und hier verwischen auch ein bisschen die Grenzen zwischen Opfern und Tätern.
Gut gefallen hat mir auch die Darstellung der Motive und der ganze Aufbau des Falls, der weit bis in die Vergangenheit reicht.
Das Privatleben der Protagonisten kommt diesmal ein bisschen zu kurz, dennoch gab es auch wieder einige sehr persönliche Szenen zwischen Eve und ihrem Mann und auch einige kleine Streitereien und amüsante Momente.

Der 42. Fall für Eve Dallas und ihr Team war von viel Ermittlungsarbeit geprägt aber auch von besonders grausamen Taten. Er verläuft ruhiger, mit etwas weniger Action, mehr mit kleinteiliger Spurensuche und Auswertung von Indizien und früheren Ereignissen.
Aber er bietet erneut spannende Unterhaltung mit den bekannten und liebenswürdigen Protagonisten!


Fazit: 4 von 5 Sternen



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Veröffentlicht am 08.02.2022

Unterhaltsame literarische Reise nach Hawaii mit Spurensuche und einem neuen Leben

Aloha im Herzen
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Lauras Ehe steckt in einer Krise und sie reist mit ihrem Mann anlässlich des Hochzeitstages nach Hawaii. Dort wollen sie ihre Ehe retten und sich wieder näher kommen.
Bei der Besichtigung des alten Königspalastes ...

Lauras Ehe steckt in einer Krise und sie reist mit ihrem Mann anlässlich des Hochzeitstages nach Hawaii. Dort wollen sie ihre Ehe retten und sich wieder näher kommen.
Bei der Besichtigung des alten Königspalastes auf Oahu entdeckt Laura ein altes Foto, auf dem neben der letzten Königin von Hawaii eine Frau zu sehen ist, die ihr zum Verwechseln ähnlich sieht.
Gerne würde sie nachforschen, doch ihr Mann zeigt dafür wenig Verständnis. Kurz darauf stirbt ihr Mann überraschend an einem Herzinfarkt. Laura kehrt zunächst nach Deutschland zurück, doch wenig später lässt sie ihr bisheriges Leben hinter sich und kehrt zurück nach Hawaii, um das Rätsel um ihre geheimnisvolle Doppelgängerin zu lösen.

Ich habe mich sehr gefreut, dass nach „Hibiskustage“ auch der neue Roman von Sabine Lay auf Hawaii spielt.
Erneut haben mich die vielen bildhaften Beschreibungen der Inseln, des dortigen Lebensgefühls und auch lokaler Köstlichkeiten begeistert und viele Erinnerungen an eine eigene Reise dorthin vor mehr als 20 Jahren wachgerufen. Im trüben Winter literarisch nach Hawaii zu reisen, bringt etwas Sonne ins Herz.

Neben Lauras Geschichte in der Gegenwart gibt es einen zweiten Handlungsstrang in den Jahren 1887/88.
Hier lernen wir Luise kennen, die als Mündel bei einer Berliner Familie lebt und verheiratet werden soll.
Beide Handlungsstränge werden wechselnd erzählt und ich war sehr gespannt, auf welche Weise sie sich verknüpfen werden.

In der Gegenwart habe ich mit Interesse Lauras Geschichte verfolgt. Nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes kehrt sie zunächst nach Deutschland zurück. Erst da wird langsam klar, welche Art von Ehe sie geführt hat und wie das Verhältnis zu ihrer Tochter ist. Sie trifft eine alte Freundin wieder und beide lassen die Freundschaft wieder aufleben.
Ihren Entschluss, nach Hawaii zurückzukehren um dem Geheimnis des Fotos auf Spur zu kommen, konnte ich einerseits nachvollziehen, andererseits fragte ich mich, ob das immer so einfach möglich ist, alles hinter sich zu lassen.

Dennoch habe ich die Reise mit Laura nach Hawaii genossen und gespannt verfolgt, wie sie vor Ort nette Menschen trifft, einen recht schweigsamen Hawaiianer kennenlernt, von dem sie sich angezogen fühlt und versucht das Rätsel um die unbekannte Frau auf dem Bild zu lösen.
Durch die Einschübe des Handlungsstrangs um Luise in der Vergangenheit hat man als Leser gewisse Informationen, die Laura erst nach und nach herausfindet. So wird Lauras Spurensuche spannend und bietet auch Raum für eigene Spekulationen.
Daneben erhält man auch noch einige interessante Einblicke in die Geschichte von Hawaii und die letzten Jahres als Königreich.

Durch den eingängigen und flüssigen Schreibstil lässt sich die Geschichte gut lesen und die Seiten fliegen nur so dahin.
Es gab vielleicht einige Zufälle zu viel oder manches regelte sich einfach zu leicht, aber insgesamt passt das alles gut in die Handlung und das Gesamtbild.

„Aloha im Herzen“ bietet eine wunderschöne literarische Reise nach Hawaii und vermittelt viel hawaiianisches Lebensgefühl. Dazu gibt es ein spannendes Geheimnis zu lüften und einen Neuanfang auf Hawaii zu erleben. Und so ist es ein schöner Wohlfühlroman über ein altes Geheimnis, Familie und die Liebe für unterhaltsame Lesestunden!


Fazit: 4 von 5 Sternen



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Veröffentlicht am 05.02.2022

Tiefgründiger Roman in dem die Vergangenheit Auswirkungen bis in die Gegenwart hat

Wir zwei in diesem Augenblick
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Die Studentin Anna wird von ihrer Mitbewohnerin und Freundin auf eine Party mitgeschleppt und lernt dort den Fotografen Max kennen. Die beiden verbringen den Abend gemeinsam und spielen „Wahrheit oder ...

Die Studentin Anna wird von ihrer Mitbewohnerin und Freundin auf eine Party mitgeschleppt und lernt dort den Fotografen Max kennen. Die beiden verbringen den Abend gemeinsam und spielen „Wahrheit oder Pflicht“ und lernen sich dabei näher kennen. Schnell springt ein Funke über und die beiden verlieben sich sehr ineinander. Schnell wird die Beziehung sehr innig, scheinbar haben sie sich zwar nicht gesucht aber jeweils genau den richtigen gefunden.
Doch ein altes Foto, auf das sie zufällig stoßen, verändert dann alles und scheint die Liebe zu zerstören.

Ich hatte hier einen seichten Liebesroman erwartet, aber viel mehr bekommen.
Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven der Protagonisten und auf zwei Zeitebenen erzählt.
In einem Handlungsstrang sind wir in der Gegenwart und erleben das Kennenlernen und Verlieben von Anna und Max.
Die beiden sind sehr unterschiedlich nur ihre Gefühle füreinander gleichen sich. Anna ist fast zwanghaft kontrolliert, sehr ehrgeizig und hat ihr Leben komplett durchgetaktet. Sie arbeitet hart für ihr Studium der Betriebswirtschaft, übernimmt Verantwortung in der Firma ihres Vaters, in der sie mitarbeitet und unterstützt den Vater auch menschlich sehr, denn die Mutter ist bereits verstorben.
Max ist eher spontan, ideenreich und kreativ und versucht Anna immer mehr aus ihren festgefahrenen Gewohnheiten heraus zu reißen. Das lässt Anna öfter daran zweifeln, ob er der richtige Partner für sie ist, wenn da nur nicht diese tiefen Gefühle wären.

Im anderen Handlungsstrang, in der Vergangenheit im Jahr 1989 spielend, geht es um Charlotte und Thomas, die als junges Ehepaar aufs Land ziehen, einige Kilometer von Bamberg entfernt. Dort bauen sie ein Haus und wollen eine Familie gründen. Charlotte fühlt sich dort jedoch nie so richtig wohl, denn sie ist eher ein Stadtmensch. Die beiden bekommen zwei Söhne und schließen mit den Nachbarn eine gute Freundschaft. Doch das Dorfleben mit seinem Klatsch und Tratsch behagt Charlotte nie so richtig.

Anfangs erweckt der zweite Handlungsstrang den Eindruck, völlig eigenständig zu sein und ich überlegte mir beim Lesen dauernd, wie und wo wohl die Verbindung zur Gegenwart ist.
Nur aufgrund ganz kleiner Andeutungen lassen sich da Vermutungen anstellen und erst durch das alte Foto, das Anna und Max auseinander bringt, wird der komplette Zusammenhang klar.

Beide Handlungsstränge werden wechselnd erzählt und konnten mich auch beide fesseln.
Das Leben von Charlotte und Thomas in dem kleinen Dorf birgt Konfliktpotential. Die Gegenwart mit Anna und Max und ihre frische Liebe ist ebenso spannend zu verfolgen, denn Anna schafft es lange nicht, loszulassen und sich völlig auf Max einzulassen.
Sowohl Anna als auch Charlotte konnte ich gut kennenlernen und mich in sie hineinversetzen und mit ihnen fühlen. Wobei mir Anna mit ihrem „Kontrollzwang“ sich selbst gegenüber manchmal etwas auf die Nerven ging. Es war aber interessant zu erleben, wie sie durch ihre Gefühle für Max eine neue Seite an sich entdeckt und sich förmlich zerrissen fühlt.

Dieser Roman ist mehr als eine Liebesgeschichte sondern erzählt auch von einem Familiendrama, das Auswirkungen bis in die Gegenwart hat. Die Geschichte hat Tiefgang und ist sehr empathisch und lebendig erzählt. Durch Geheimnisse und Wendungen ist die Handlung spannend und hat einige unterschiedliche Emotionen in mir ausgelöst.
Ich kann diesen mitreißenden Roman mit Tiefgang durchaus empfehlen!


Fazit: 4 von 5 Sternen



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