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Veröffentlicht am 26.06.2017

düster, geheimnisvoll, manchmal etwas wirr

Der Prinz der Elfen
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Schon die ersten Sätze versprechen eine magische, sagenhafte Geschichte.
Die Geschwister Hazel und Ben leben in Fairfold, das ans Elfenreich grenzt. Im Wald steht ein gläserner Sarg, in dem ein wunderschöner ...

Schon die ersten Sätze versprechen eine magische, sagenhafte Geschichte.
Die Geschwister Hazel und Ben leben in Fairfold, das ans Elfenreich grenzt. Im Wald steht ein gläserner Sarg, in dem ein wunderschöner Elfenprinz schläft. Um ihn ranken sich viele Geschichten und er ist ein grosser Anziehungspunkt für Touristen. Hazel und Ben fühlen sich seit Kindheitstagen zum Elfenprinzen hingezogen, haben sich viele Geschichten um ihn ausgedacht und ihm all ihre Geheimnisse anvertraut.

Doch eines Tages ist der Sarg eingeschlagen und der gehörnte Junge ist weg. Genau an dem Morgen, an dem Hazel mit dreckigen Füssen aufwacht und eine geheime Botschaft findet. Die Geschwister müssen sich den Geheimnissen ihrer Vergangenheit stellen und Hazel muss in die Rolle schlüpfen, die sie sich als Kind immer erträumt hat. Als Ritter möchte sie ihren Bruder und ganz Fairfold retten, denn in dem Ort scheint nichts so zu sein, wie es ist.

Protagonisten sind äusserst wichtig für eine Geschichte. Holly Black hat eine ganze Palette an facettenreichen und interessanten Charaktere geschaffen, die vor allem eines sind: anders. Sympathieträger sind sie auf jeden Fall nicht, was aber meiner Meinung nach perfekt in die Geschichte passt.
Hazel und Ben sind total unterschiedlich und doch sind sie beide in den schlafenden Elfenprinzen verliebt. Während Hazel einen Jungen nach dem anderen küsst und sich mit oberflächlichem Flirten schützen möchte, wartet ihr Bruder auf den einen Richtigen.

Die Grundidee hat mir sehr gut gefallen.
Tief im Wald herrscht der Erlkönig, dazu kommen die verschiedensten Elfen und andere fantastische Wesen, der geheimnisvolle gehörnte Junge und dann ist da auch noch das Monster, das Fairfold in Angst und Schrecken versetzt. All dies wird mit einigen Mythen und zahlreichen Geheimnissen verwoben, so dass eine unheimlich dichte Atmosphäre entsteht.

Die Geschichte wechselt zwischen Gegenwart und Vergangenheit, zudem bekommt man manchmal das Gefühl, Holly Black, habe den roten Faden verloren. Ab und zu verliert sie sich in Details und die Geschichte wirkt zum Teil etwas skurill und wirr. So muss man etwas Geduld mitbringen und sich durch den Wald an Intrigen und Fragezeichen kämpfen.

Holly Blacks Schreibstil lässt sich flüssig lesen. Sie schreibt meistens in kurzen, prägnanten Sätzen.
"Der Prinz der Elfen" wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, was zwar sehr interessant ist, manchmal jedoch etwas sprunghaft wirkt.

Fazit:
In "Der Prinz der Elfen" entführt uns Holly Black in eine magische Welt mit einer dichten Atmosphäre. Die Geschichte ist düster, geheimnisvoll, zum Teil blutig und etwas eklig, wirr und skurill und vor allem anders.
Man muss etwas Durchhaltewillen mitbringen und sich durch den Wald an Fragezeichen und geheimen Machenschaften kämpfen, bevor Holly Black einen in den Bann ziehen kann. Dann bekommt man jedoch eine spezielle Elfengeschichte geboten, in der nichts so ist, wie es scheint.

Veröffentlicht am 13.06.2017

ein richtig toller Schmöker

Der Kuss der Lüge
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Als erste Tochter hat Prinzessin Lia eine grosse Bürde zu tragen, denn sie soll mit dem Thronfolger des benachbarten Königreichs verheiratet werden. Für Lia ist das tragisch, denn zum einen darf sie nicht ...

Als erste Tochter hat Prinzessin Lia eine grosse Bürde zu tragen, denn sie soll mit dem Thronfolger des benachbarten Königreichs verheiratet werden. Für Lia ist das tragisch, denn zum einen darf sie nicht wie ihr Bruder frei wählen, wen sie lieben und heiraten möchte, zum andern darf sie ihren Auserwählten nicht einmal vorher kennenlernen. So flieht sie gemeinsam mit ihrer Zofe und Freundin Pauline.
Durch ihre Flucht weckt sie das Interesse des sitzen gelassenen Prinzen noch mehr und er entschliesst sich, einen Blick auf die Prinzessin zu werfen, die ihm entgangen ist. Doch er ist nicht der Einzige, der sich an ihre Fersen heftet. Auch ein Attentäter ist ihr auf der Spur, denn nicht alle begrüssen es, dass die beiden Königreiche eine Allianz eingehen wollen.

Die Kapitel sind aus verschiedenen ich-Perspektiven geschildert. Allen voran lernen wir so natürlich Lia sehr gut kennen, doch dann erleben wir auch die Sichtweise des Prinzen, des Attentäters, von Rafe und Kaden. Mary E. Pearson hat das sehr geschickt eingefädelt, so dass man als Leser sehr lange nicht weiss, wer nun wer ist und so könnte man böse überrascht werden.

"Der Kuss der Lüge" ist der Auftakt zu einer vierteiligen Reihe und so lässt es die Autorin ruhig angehen. Als Leser hat man genügend Zeit, die Protagonistin kennenzulernen und sich in der Welt zurecht zu finden. Die Geschichte startet mit der Flucht vor der Hochzeit nämlich ganz einfach und wird dann immer komplexer und nimmt gegen Ende des Buches beinahe epische Ausmasse an. Da kann man wirklich gespannt sein, was in den Folgebänden alles noch kommt.

Lia hat mir als Protagonistin unheimlich gut gefallen. Sie weiss genau, was sie (nicht) will und tut auch etwas dafür. So ist sie sich auch nicht zu schade, ihr Prinzessinnendasein abzulegen und im Gasthaus zu arbeiten. Sie ist Loyal, lässt sich nicht fremd bestimmen, übernimmt aber auch Verantwortung. Aus diesem Holz sind Heldinnen geschnitzt, die das Leserherz im Sturm erobern.

Mary E.Pearsons Schreibstil lässt sich flüssig lesen, ist jedoch sehr ausführlich, zum Teil sogar schon richtig detailverliebt. So weist vor allem der Anfang die eine oder andere Länge auf, langweilig wurde es mir jedoch nie. "Der Kuss der Lüge" ist für mich ein richtig toller Schmöker, in dessen Welt man eintauchen kann.
Zwischen den einzelnen Kapiteln findet man immer wieder alte Schriften und schnell wird klar, dass die Autorin damit auf etwas hin arbeitet. Sie hat einen tollen Plot konstruiert und ermöglicht uns hier nur einen ersten Einblick. Es ist noch nicht klar, wie das nun genau mit Lias Gabe ist, was genau die Verbliebenen sind, .... So gibt es auch in den Folgebänden noch genug zu entdecken. Und nach dem Showdown von Band 1 muss, die Fortsetzung sowieso so schnell wie möglich her.

Fazit:
"Der Kuss der Lüge" ist ein vielversprechender Auftakt einer neuen Fantasy-Reihe. Mary E-Pearson startet ruhig und nimmt sich Zeit für ihre Charaktere. Dann tauchen wir immer tiefer in die Geschichte ein, verstricken uns in gelegte Fallen und lassen uns mehr und mehr von den Chroniken der Verbliebenen mitreissen.
Trotz kleinen Kritikpunkten ist dieser erste Band ein richtig toller Schmöker, der mir viel Lesespass gebracht hat.

Veröffentlicht am 13.06.2017

eine ausgefallene Mut-mach-Geschichte

Frieda Kratzbürste und ich
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"Frieda Kratzbürste und ich" ist das Gemeinschaftswerk von Rüdiger Bertram und Heribert Schulmeyer. Der Autor hat schon mit mehreren Kinderbuchreihen bewiesen, dass er weiss, was beim Zielpublikum ankommt. ...

"Frieda Kratzbürste und ich" ist das Gemeinschaftswerk von Rüdiger Bertram und Heribert Schulmeyer. Der Autor hat schon mit mehreren Kinderbuchreihen bewiesen, dass er weiss, was beim Zielpublikum ankommt. Eines bringen seine Bücher immer mit sich: eine gute Portion Humor. Dieser erste Band ist jedoch in erster Linie ein Mut-mach-Buch.

Die beinahe siebenjährige Anna ist nämlich sehr schüchtern. So kann sie sich zum Beispiel nicht über die Geburtstagseinladung freuen, sondern macht sich Sorgen, wer sonst noch alles da sein wird. Nur gut, dass sie ihre Puppe und allerbeste Freundin Frieda hat. Diese hat nämlich nicht nur eine Kratzbürste sondern benimmt sich oft auch so: vorlaut, frech, aber vor allem auch lustig. Sie lässt sich nichts gefallen und nimm kein Blatt vor den Mund. Zwar kann nur Anna ihre Puppe hören, doch wenn sie ihr dann antwortet hat sie das schon oft in eine peinliche Situation gebracht. Meistens bringt Frieda sie jedoch zum Lachen. Und vor allem ist Frieda Kratzbürste auch der Meinung, dass Anna sich endlich trauen soll und zur Geburtstagsfeier gehen soll.

Ich habe "Frieda Kratzbürste und ich" meinen beiden Kindern vorgelesen und ich muss ehrlich zugeben, dass die Illustrationen nicht wirklich meinem Geschmack entsprechen. Meine Zuhörer hat das überhaupt nicht gestört. Im Gegenteil: Sie fanden Frieda Kratzbürste klasse. Sie liebten ihre witzige Arte, ihre Wortkreationen und auch den gemeinen Racheakt, den ich als Muter schon wieder nicht ganz gut heissen konnte. Aber viele Kinder sind so wie Frieda und lieben ihre direkte Art. Und so wurde beim Vorlesen viel gelacht und mein Sohn hätte nun auch gerne eine Frieda Kratzbürste.

Fazit:
"Frieda Kratzbürste und ich" ist der Auftakt zur neuen Kinderbuchreihe von Rüdiger Bertram. Die Geschichte über die schüchterne Anna und ihre freche Puppe ist sehr witzig und eine ausgefallene Mut-mach-Geschichte.
Das Buch eignet sich nicht nur zum Selberlesen sonder ist auch ideal zum Vorlesen.

Veröffentlicht am 13.06.2017

ein toller Einstieg in die brontosauröse Reihe

Die Dinorinos können alles
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Dinosaurier sind längst ausgestorben? Dinosaurier sind riesengross? Falsch gedacht!
Die Dinorinos, das sind Igur, Permilla und Happi, sind zwar ziemlich klein, aber total lebendig. Das ist jedoch ein Geheimnis, ...

Dinosaurier sind längst ausgestorben? Dinosaurier sind riesengross? Falsch gedacht!
Die Dinorinos, das sind Igur, Permilla und Happi, sind zwar ziemlich klein, aber total lebendig. Das ist jedoch ein Geheimnis, von dem nur Juri und sein Opa wissen. Für alle anderen sehen sie nämlich aus wie Spielzeugdinos.

"Die Dinorinos können alles" ist der Auftakt zu einer neuen Kinderbuchreihe ab 6 Jahren. So eignet sich das Buch zum Vorlesen, aber auch zum Selberlesen.
Die Thematik der kleinen Spielzeugdinosaurier, die lebendig sind, spricht die Kinder sofort an und sie schliessen die drei Mini-Dinos sofort ins Herz.

Auf dem Vorsatzblatt werden Igur, Permilla und Happi ganz kurz vorgestellt, was sehr praktisch ist. So kann man schnell nochmals nachschauen, wer nun wer ist. Nachdem auf einer ersten Doppelseite die Sache mit den Dinorinos, Juri und seinem Opa erklärt wird, geht es mit der eigentlichen Geschichte los. Diese ist kindgerecht und sehr unterhaltsam. In diesem ersten Band wollen die drei mit Juri in die Schule. Zwar versprechen sie ihm, schön in der Schultasche zu bleiben und tonlos mit der Quietschkiste, dem alten Gameboy von Juris Mama, zu spielen, doch sie bringen ein ganz schönes Chaos in den Schulalltag.

"Die Dinorinos können alles" bringt einige Attribute eines Erstlesebuches mit sich. So hat es eine gut leserliche, schön gross gedruckte Schrift und jede Doppelseite ist mit farbenfrohen Illustrationen ergänzt. Es ist jedoch schon eine umfangreichere Geschichte, so dass auf den Seiten mehr Text und das ganze Buch ganze 80 Seiten umfasst. So eignet sich die Reihe sicher für geübte Erstleser.

Die Illustrationen von Steffen Winkler müssen auch positiv hervorgehoben werden. Nur schon das Cover ist so farbenfroh und süss, dass es sofort ins Auge sticht. Die Dinorinos schauen einen direkt an und scheinen "Lies unsere Geschicht!" zu sagen.

Für mich als Mutter und Lehrerin gibt es nur einen kleinen Wermutstropfen. Happi hat einen kleinen Sprachfehler und verschluckt einzelne Buchstaben am Ende eines Wortes. Er kann das 'sch' nicht aussprechen und sagt da nur 's'. Das kennt man von kleinen Kindern, denn das 'sch' wird ja ganz am Schluss gelernt. Zum Vorlesen kann man das auch ganz lustig betonen, doch da die Geschichte vor allem auch zum Selberlesen gedacht ist, finde ich das nicht ganz glücklich. Da stehen dann falsche Wörter im Buch und ein 't' am Ende wird durch ein Apostroph ersetzt. Nicht ganz einfach für Erst- und Zweitklässler.

Meine beiden Kinder sind aber total begeistert von den Dinorinos und wollen sie unbedingt auch auf ihren nächsten Abenteuern begleiten.

Fazit:
"Die Dinorinos können alles" ist ein toller Einstieg in die brontosauröse Reihe von Katharina Wieker. Mit den lebendig gewordenen Spielzeugdinosauriern und den farbenfrohen Illustrationen erobern die Dinorinos die Kinderherzen bestimmt im Sturm.

Veröffentlicht am 28.05.2017

ein Ausflug nach Venedig, der sich lohnt

Pearl – Liebe macht sterblich
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Als Einstieg ins Buch begleiten wir Pearl zu ihrem Date mit John. Er könnte der Richtige sein und sie erlösen. Doch sollte er nicht ihr Seelenpartner sein, würde sie ihm durch den Kuss seine Liebe rauben, ...

Als Einstieg ins Buch begleiten wir Pearl zu ihrem Date mit John. Er könnte der Richtige sein und sie erlösen. Doch sollte er nicht ihr Seelenpartner sein, würde sie ihm durch den Kuss seine Liebe rauben, so dass er nie wieder dieses Gefühl empfinden könnte. Und da sich Pearl einfach nicht sicher ist, schliesslich hat sie selber noch nie Liebe empfunden, lässt sie ihn ziehen.

Trotzdem gerät sie in den Fokus der Jäger, die 'böse' Suchende ausfindig machen und eliminieren.
Julie Heiland startet recht einfach in ihr neues Buch "Pearl - Liebe macht sterblich", bevor sie immer tiefer in ihre Thematik eintaucht.

Pearl ist damals mit 18 Jahren ungeliebt gestorben und weilt nun schon seit 200 Jahren als Suchende auf der Erde, um ihre wahre Liebe zu finden und erlöst zu werden. Trotz dieser langen Zeit, in der sie Erfahrungen sammeln konnte, erschien sie mir zu Beginn recht naiv. Zum Glück entwickelt sie sich jedoch weiter, so dass sie einem immer mehr ans Herz wächst.
Pearl wohnt mit zwei anderen Suchenden in einem wunderschönen Palazzo. Damian und Alexa sind ihre Familie und ich fand es sehr spannend, die beiden besser kennenzulernen, denn sie zeigen einem sehr schön auf, in welche beiden Richtungen Suchende sich entwickeln können.

Auch in "Pearl" schafft Julie Heiland eine dichte Atmosphäre. Das Setting in Venedig, der Stadt der Liebe, könnte nicht passender sein und die Autorin setzt die typischen Merkmale der Lagunenstadt gekonnt ein.
Die Idee der Suchenden und Jäger bringt wieder einmal etwas frischen Wind in den Buchmarkt und hat mir sehr gut gefallen. Die komplexe Thematik wird sehr gut eingeführt und mit kursiv gedruckten Rückblicken auf Pearls bitteres Leben eindrucksvoll untermauert.

Unsterblichkeit, die Suche nach der wahren Liebe, Venedig .... all diese Stichwörter deuten daraufhin, dass "Pearl" ein Buch der grossen Gefühle ist. Und ja, wir erleben Freundschaft, Eifersucht, Hass, Sehnsucht und selbstverständlich auch die Liebe. Manchmal war mir die Geschichte sogar etwas zu kitschig.

Julie Heilands Schreibstil ist schlicht, aber auch bildhaft und mitreissend. Ihre oft kurzen Sätzen entwickeln beim Lesen eine tolle Dynamik so dass man das Buch kaum noch aus den Händen legen kann.
Die Geschichte ist meistens aus der ich-Perspektive von Pearl erzählt, so dass wir ihre Gefühlswelt sehr schön zu spüren bekommen. Zwischendurch bekommen wir jedoch auch Einblicke in das Leben eines verbittertenJägers, was sehr interessant ist.

Fazit:
Mit "Pearl - Liebe macht sterblich" bietet uns Julie Heiland einmal mehr Lesestoff, den man kaum aus der Hand legen kann. Ihre Idee und das Setting ist grandios umgesetzt und die Geschichte löst beim Lesen viele Emotionen aus - ab und zu jedoch auch ein Augenrollen, weil es etwas zu kitschig ist. Der Ausflug nach Venedig lohnt sich aber trotzdem!