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Veröffentlicht am 05.12.2022

Solide Geschichte, die nicht vollkommen überzeugen kann

Happy New Year – Zwei Familien, ein Albtraum
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Das Cover finde ich durchaus schön gestaltet, weil es so dramatisch wirkt. Allerdings finde ich, dass es nicht perfekt zum Inhalt passt. Da hätte ein Silvesterthema vielleicht besser gepasst als die Rosen ...

Das Cover finde ich durchaus schön gestaltet, weil es so dramatisch wirkt. Allerdings finde ich, dass es nicht perfekt zum Inhalt passt. Da hätte ein Silvesterthema vielleicht besser gepasst als die Rosen im Eis.

Der Inhalt klang aber vielversprechend: Fredrik und Nina wollen wie jedes Jahr Silvester mit ihren Freunden Lollo und Max und Malena feiern, während ihre 17-jährigen Töchter Jennifer und Smilla ihre eigene Party schmeißen. Obwohl Nina Zweifel daran hat, ihre Tochter feiern zu lassen, überredet ihr Mann sie dazu. Als sie nach einer feucht-fröhlichen Nacht am nächsten Tag aufwachen, ist sie für niemandem mehr dieselbe, denn Jennifer wird vermisst und es scheint, als sei Smilla die letzte, die sie gesehen hat, als sie vor Mitternacht von ihrer eigenen Party verschwunden ist. Doch alle Mitglieder der Familien haben ihre Geheimnisse und eines könnte Jennifer in Gefahr gebracht haben.

Ich habe mich schon darauf gefreut, einen richtig spannenden Thriller zu lesen, in dem man niemandem vertrauen kann und der einen von der ersten bis zur letzten Seite fesselt, so ganz überzeugen konnte es mich aber leider nicht. Das liegt allerdings eher nicht am Schreibstil, der ist zwar nicht außergewöhnlich, aber doch sehr leicht zu lesen, sodass man nur so durch die Seiten geflogen ist. Dazu trägt es auch bei, dass die Kapitel aus der Sicht verschiedener Personen erzählt wird und diese zumindest teilweise Dinge andeuten, von denen man unbedingt wissen will, was sie damit meinen.
Allerdings ist es auch das, was das Buch für mich manchmal schwierig macht. Durch die verschiedenen Sichten wurde man in eine bestimmte Richtung geleitet und ich habe die ganze Zeit gehofft, dass das Buch nicht ein bestimmtes Ende nimmt. Das tut es letztlich auch nicht komplett, aber es war mir dennoch eine Spur zu nah dran, als dass ich es wirklich gerne mochte. Natürlich wollte ich dennoch unbedingt wissen, was genau jetzt an Silvester und der Nacht von Neujahr passiert ist, aber ich hatte immer eine Vermutung, die zumindest zum Teil zutraf und fand das irgendwie schade. Außerdem fand ich eine der Entwicklungen nicht wirklich notwendig, ich verstehe sie, ich fand aber, dass sie einfach nur genutzt wurde, um Drama zu erzeugen und das war für mich nicht wichtig für die Entwicklung der Story.
Viel mehr hat mich aber gestört hat, ist, dass ich keinen Charakter so richtig gerne mochte. Ich brauche eigentlich immer jemanden, den ich zumindest ein bisschen mag, hier fiel mir das aber sehr schwer. Fredrik fand ich an vielen Stellen wirklich sehr selbstmitleidig und das hat mich extrem genervt, weil er seine Frau wirklich hätte mehr unterstützen können. Ich war nach einer gewissen Zeit wirklich sauer auf ihn, weil er sehr oft so getan hat, als wäre er der leidende Held der Geschichte, ich finde aber, dass er sich in wirklich vielen Situationen eben nicht korrekt verhalten hat. Nina konnte ich da oft sehr viel besser verstehen, aber ich wurde dennoch nicht so ganz warm mit ihr, was möglicherweise auch daran lag, dass sie in einem ganz anderen Abschnitt ihres Lebens ist als ich.

Alles in allem war das Buch durchaus fesselnd, aber eher weil ich wirklich wissen wollte, ob ich mit meiner Vermutung über das, was passiert ist, richtig lag. Ich fand die Auflösung aber nicht so richtig überzeugend, auch wenn sie besser war als meine Vermutung. Mein größtes Problem war aber, dass ich zu keinem Zeitpunkt einen richtigen Zugang zu den Figuren hatte, evtl. wäre es gut gewesen, noch den Blick von Smilla oder Anton oder vielleicht auch den von Jennifer vor ihrem Verschwinden zu erhalten, um eine größere Vielfalt der Personen abzubilden.

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Veröffentlicht am 17.11.2022

Solider Krimi, aber etwas vorhersehbar

Kalt und still
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Das Cover mag ich recht gerne, weil es die Stimmung des Buches ziemlich gut einfängt und gleichzeitig in seiner Schlichtheit wirklich schön aussieht. Allerdings sticht es so gar nicht aus der Masse der ...

Das Cover mag ich recht gerne, weil es die Stimmung des Buches ziemlich gut einfängt und gleichzeitig in seiner Schlichtheit wirklich schön aussieht. Allerdings sticht es so gar nicht aus der Masse der skandinavischen Krimis heraus.

Die Geschichte klang erst einmal nach einem typischen Krimi: Die Polizistin Hanna Ahrlander hat es gerade nicht leicht, nachdem sie sich gegen einen Kollegen aufgelehnt hat und ihr von ihrem Vorgesetzten unmissverständlich klargemacht wurde, dass sie in der Dienststelle keine Zukunft mehr hat, verlässt sie auch noch ihr Freund und sie muss aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen. Ihre ältere Schwester bietet ihr das Ferienhaus der Familie in Åre. In der abgelegenen Gegend tröstet Hanna sich mit Wein und Essen, bis sie davon hört, dass ein Mädchen vermisst wird. Sie ist nach einer Party nicht nach Hause gekommen und weder ihre Eltern noch ihre Freunde haben seitdem etwas von ihr gehört. Hanna meldet sich, wie viele Einwohner der Stadt freiwillig, um bei der Suche zu helfen. Als dann eine Leiche gefunden wird, stellt sie fest, dass sie Informationen hat, die den Kommissar Daniel Lindskog interessieren können und findet sich plötzlich mitten in den Ermittlungen wieder.

Ich habe mich wirklich darauf gefreut, mal wieder einen richtig spannenden Krimi zu lesen, vor allem wenn es draußen so langsam wieder kälter und dunkler wurde. Ganz überzeugen konnte mich dieses Buch aber leider nicht, das liegt auch am Schreibstil. Ich bin mir nicht sicher, ob es an der Übersetzung liegt oder am Schreibstil selbst, aber an manchen Stellen war er ein wenig holprig und sorgt so dafür, dass ich die Geschichte vor allem zu Beginn auch eher stockend gelesen habe. Das hat ein bisschen dafür gesorgt, dass ich nicht ganz so leicht in die Geschichte gefunden habe, mit der Zeit habe ich mich aber daran gewöhnt und habe das Buch recht schnell durchgelesen.

Auch mit den Charakteren bin ich eher schwierig warmgeworden. Bei Daniel fiel es mir noch etwas leichter, weil ich ihn und seine Handlungen größtenteils gut verstehen konnte. Ich mochte auch, dass er nicht ein typischer Einsamer Wolf ist, sondern eine junge Familie hat, obwohl es in Kombination mit seiner Freundin und seiner kleinen Tochter durchaus Schwierigkeiten gibt. Ich mochte aber, dass er konzentriert und unaufgeregt ermittelt, ohne dass er dabei Dinge übersieht. Mit Hanna hatte ich ehrlich gesagt mehr Probleme. Das liegt aber auch daran, dass ich es selten mag, wenn man Protagonisten an ihrem schlimmsten Tag des Lebens kennenlernt und ihnen beim Suhlen im Selbstmitleid zuschaut. Ich finde das immer eher anstrengend, bei Hanna aber ganz besonders, auch weil immer wieder betont wurde, wie sehr ihre Kollegen im Unrecht waren. Das ist natürlich wahr und auch nicht vollkommen aus der Luft gegriffen, aber ich fand es trotzdem irgendwie zu flach als Hintergrundgeschichte.

Der Fall als solcher war sehr solide und ich wollte unbedingt wissen, was genau jetzt mit Amanda passiert ist, aber ich wusste es leider schon recht früh. Vielleicht ist es gar nicht so offensichtlich und ich hatte in diesem Fall einfach das richtige Gefühl, aber das hat dennoch ein wenig dazu geführt, dass ich nicht so richtig mitermitteln konnte, sondern hin und wieder ein bisschen den Kopf darüber geschüttelt habe, dass die Ermittler manche Sachen nicht früher erfahren haben. Es ist natürlich klar, dass man durch die verschiedenen Sichten mehr Informationen hatte als die Ermittler, aber ich fand es spätestens ab einem gewissen Punkt wirklich offensichtlich und habe darauf gewartet, dass sie jetzt endlich auch darauf kommen.

Alles in allem hat mich das Buch trotz einiger Schwächen durchaus unterhalten, ich merke, dass ich bei Krimis mittlerweile wirklich anspruchsvoll bin und jedes Mal unbedingt vom Täter überrascht werden will, wahrscheinlich auch deswegen war ich ein wenig enttäuscht, würde aber einen zweiten Teil dennoch lesen wolle, schon alleine um der Reihe noch eine Chance zu geben.

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Veröffentlicht am 11.09.2022

Sehr ruhige, fast schon langweilige Geschichte

Die Rückkehr der Kraniche
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Das Cover des Buches ist wirklich gelungen, weil es für mich nahezu perfekt zum Gefühl des Buches passt. Die eher ruhige Atmosphäre des Marschlandes wird perfekt eingefangen und das Buch sieht gleichzeitig ...

Das Cover des Buches ist wirklich gelungen, weil es für mich nahezu perfekt zum Gefühl des Buches passt. Die eher ruhige Atmosphäre des Marschlandes wird perfekt eingefangen und das Buch sieht gleichzeitig auch noch wunderschön im Regal aus.

Die Story klang zunächst einmal sehr vielversprechend: Als ihre Mutter vom einen auf den anderen Tag plötzlich krank wird, entscheidet sich Grete sowohl ihre Schwester Freya als auch ihre entfremdete Tochter Anne anzurufen, die sich beide prompt auf dem alten Hansen-Hof im Marschland einfinden. Das Verhältnis der Schwestern ist schwierig seit Freya sich entschied, ihre Familie zu verlassen, um nach Berlin zu gehen. Sie will Abstand zu ihrem Leben als frischgetrennte Firmenchefin gewinnen und hofft in dem abgelegenen Haus endlich mal wieder ein wenig zur Ruhe zu kommen. Auch Grete hadert mit ihrem Leben, durch die frühe Schwangerschaft musste sie ihre Pläne für ein Studium aufgeben und ist ihr Leben lang auf dem Hof an der Elbe geblieben. Als sich ihr nun eine neue Chance eröffnet, muss sie sich entscheiden, ob sie sie annimmt und ihre Heimat verlässt.

Ich mag den Schreibstil von Romy Fölck wirklich gerne und habe alle ihre Krimis verschlungen, sodass ich mich auch auf dieses Buch gefreut, so ganz überzeugen konnte es mich allerdings nicht. Das lang allerdings nicht am Schreibstil, der auch hier wieder wirklich gelungen ist. Ich finde ihn sogar fast noch besser als bei den Krimis, einfach weil er leiser, poetischer, aber dennoch eindringlich ist. Ich mochte das wirklich gerne, weil es eben auch so hervorragend zu der Geschichte passte.

Diese fand ich allerdings nicht so richtig überzeugend, nicht weil die Geschichte an sich komplett blöd fand, sondern eher weil sie es leider so gar nicht geschafft hat, mich zu fesseln. Es passierte einfach sehr wenig und die Personen handeln oft alle, während sie alle Eventualitäten bedenken. Das mag ich an sich gerne, weil man sehr viel Einblick in die Personen bekommt, aber hier sorgt es leider auch dafür, dass ich nicht den Drang hatte weiterzulesen. Während des Lesens fand ich das nicht so schlimm, aber wenn ich es dann mal weggelegt habe, fiel es mir extrem schwer, es wieder in die Hand zu nehmen, einfach weil ich nicht unbedingt wissen musste, wie die Story weitergeht. Ich wusste recht früh, in welche Richtung es gehen würde und welche Geheimnisse die Protagonistinnen haben, sodass die Geschichte manchmal fast schon langweilig war.

Dabei mochte ich die Protagonistinnen durchaus recht gerne. Vor allem Grete und Freya konnte ich ziemlich gut verstehen und mochte, dass sie irgendwie schon versucht haben, ihre Probleme miteinander zu lösen. Das dauert an der ein oder anderen Stelle seine Zeit, was aber vollkommen verständlich ist, das Buch aber auch lang macht. Zum Schluss habe ich teilweise schon die Augen verdreht, weil beide sich fast schon weigern, ein offenes Gespräch miteinander zu führen. Das fand ich so ab der Hälfte des Buches wirklich ermüdend. Ich mochte zwar auch hier, wie gut man den Gedanken der Handelnden folgen konnte und ich konnte sie auch wirklich verstehen, aber es drehte sich irgendwann ziemlich im Kreis. Bei Anne fiel mir das Verständnis deutlich schwerer, auch wenn der Konflikt mit ihrer Mutter nachvollziehbar ist, wirkte sie oft eher wie ein trotziger Teenager, der seine Mutter auch keinesfalls verstehen will. Das fand ich oft sehr anstrengend, weil es sich auch erst ganz zum Schluss wirklich ändert.

Alles in allem war das Buch nicht wirklich schlecht, der Schreibstil war sogar richtig gut, aber es konnte mich leider nicht begeistern, weil mir persönlich dafür viel zu wenig passierte und ich mich während des Lesens manchmal fast schon gelangweilt habe.

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Veröffentlicht am 03.07.2022

Nicht ganz überzeugender Thriller

Das Haus der stummen Toten
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Das Cover finde ich ganz in Ordnung, es passt gut zu einem Thriller, allerdings ist es auch nicht besonders auffällig und sieht aus, wie es viele Cover von Thrillern tun, sodass es mir in der Buchhandlung ...

Das Cover finde ich ganz in Ordnung, es passt gut zu einem Thriller, allerdings ist es auch nicht besonders auffällig und sieht aus, wie es viele Cover von Thrillern tun, sodass es mir in der Buchhandlung vermutlich nicht aufgefallen wäre.

Die Story klang zunächst ansprechend: Als Eleanor wie jeden Sonntag ihre Großmutter Vivianne besuchen will, verlässt eine fremde Person ihre Wohnung und sie findet ihre Großmutter ermordet auf. Wegen ihrer Gesichtsblindheit kann Eleanor den Mörder nicht identifizieren und lebt in den folgenden Wochen immer in der Angst, er könnte es auch auf sie abgesehen haben. Doch als sich dann ein Notar meldet, der ihr eröffnet, dass sie ein Landgut von ihrer Großmutter geerbt hat, von dem sie noch nie gehört hat, begibt sie sich in der Hoffnung auf Ruhe zusammen mit ihrem Freund Sebastian und ihrer Tante Veronika dorthin. Doch dort scheint nicht alles mit rechten Dingen zuzugehen und plötzlich scheint nicht nur ihr eigenes Leben in Gefahr, sondern auch alles, woran sie jemals geglaubt hat.

Den Schreibstil von Camilla Sten mochte ich wirklich sehr gerne, weil er so leicht und flüssig war. Ich habe das Buch angefangen und bin dann nahezu mühelos durch die Geschichte geflogen. Er ist es zudem, der vor allem dafür gesorgt hat, dass ich das Buch ziemlich schnell durchlesen konnte.

Die Story allerdings konnte mich nicht ganz so überzeugen. Nicht, weil sie schlecht wäre oder langweilig, sondern vielmehr, weil ich schon recht früh wusste, in welche Richtung die ganze Story gehen würde, auch wenn ich nicht jede Einzelheit vorhergesehen habe, hatte ich dennoch von Anfang an die richtige Idee. Das hat dafür gesorgt, dass die Spannung, die am Anfang wirklich gelungen aufgebaut wurde, zumindest für mich, nicht bis zum Ende bestehen blieb. Ich wollte zwar trotzdem unbedingt wissen, wie es denn jetzt ausgeht und ob ich mit meinen Verdächtigungen Recht hatte, aber es hat vor allem zum Ende hin ein bisschen an Reiz verloren.

Daran konnten auch die Charaktere nicht so viel ändern. Ich bin mit Eleanor nie so richtig warm geworden, wahrscheinlich weil sie zwar immer wieder Dinge aus ihrer Vergangenheit und über ihre Probleme mit ihrer Großmutter andeutet, diese aber oft etwas vage bleiben und nicht weiter ausgeführt werden. Mir fiel es deswegen extrem schwer, eine emotionale Verbindung zu ihr, aber auch zu den anderen Charakteren aufzubauen. Ich habe nicht so richtig mitfiebern können wie ich es gerne gehabt hätte.

Alles in allem ist dieser Thriller eine durchaus spannende Story für Zwischendurch, die mich durchaus für eine kurze Zeit gefesselt hat, der mir aber wahrscheinlich nicht auf Dauer im Gedächtnis bleibt.

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Veröffentlicht am 21.04.2022

Durchaus gelungener Urlaubskrimi mit kleineren Schwächen

Der Tote im Netz
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Das Cover mag ich ziemlich gerne, weil alle schon einmal (oder auch mehrmals) auf Usedom im Urlaub waren oder dort aus der Region kommen, sofort wissen, wo sich die Seebrücke befindet. Dadurch entsteht ...

Das Cover mag ich ziemlich gerne, weil alle schon einmal (oder auch mehrmals) auf Usedom im Urlaub waren oder dort aus der Region kommen, sofort wissen, wo sich die Seebrücke befindet. Dadurch entsteht zumindest bei mir auch ein echtes Urlaubsfeeling, das sich zumindest in Teilen auch im Buch finden lässt.



Die Geschichte klang erstmal vielversprechend: Franziska Mai ist geschockt. Der Radio-Sender Bäderland-Radio, bei dem sie arbeitet, soll verkauft werden und ihr Job ist genauso in Gefahr wie die ihrer Kollegen. Doch sie will unbedingt weiterhin auf Usedom arbeiten können und so überlegt sie sich zusammen mit ihrem Volontär Janis ein neues Sendeformat, bei dem sie sich die Probleme der Hörer anhören und versuchen ihnen dabei zu helfen. Als sie von einem Fischer benachrichtigt werden, dass das Fischereiamt bei ihm übermäßig genau kontrolliert und sich auch immer wieder Tierschützer einmischen, sieht Franzi ihre Chance gekommen, einen spannenden Fall zu präsentieren. Doch plötzlich wird der Mann ermordet aufgefunden und die Kriminalpolizei in Person von Kommissar Kay Lorentz wird eingeschaltet. Doch Franzi will sich ihren Fall nicht einfach nehmen lassen und beginnt, selbst zu ermitteln, doch damit wird sie einigen Menschen ganz schön gefährlich.



Ich hatte tatsächlich ziemlich Lust dieses Buch zu lesen, vor allem weil es auf Usedom spielt, einer Insel, die ich für immer mit Sommerferien und meiner Kindheit verbinden werde, aber auch weil ich die Geschichte an sich spannend fand, so ganz überzeugen konnte mich das Buch allerdings aus verschiedensten Gründen nicht. Das liegt auch ein wenig am Schreibstil, bei dem ich gebraucht habe, um mit ihm warmzuwerden. Er ist überhaupt nicht schlecht, aber ich habe aus irgendwelchen Gründen am Anfang trotzdem eine gewisse Zeit, um so richtig in die Geschichte zu finden und mich davon fesseln lassen.



Es waren aber eher die Charaktere, die mir in dem Buch das Leben schwer gemacht haben. Franzi ist Reporterin und dementsprechend neugierig und forsch, das finde ich tendenziell auch gut, weil ich ungern Geschichten lesen, in denen die Protagonisten extrem ruhige und schüchterne Personen sind. Franzi ist aber in vielerlei Hinsicht für mich persönlich mindestens schwierig. Am Anfang war ich wirklich super genervt von ihr und hatte wenig Lust, weiterzulesen. Ich fand sie sehr auf ihren Fall fokussiert und manchmal fast schon gefühllos. So findet sie einen Toten, einen Mann, mit dem sie am Tag zuvor noch gesprochen hat und ist gefühlt nur für zwei Sekunden geschockt, bevor ihr Fall dann wieder wichtiger wird. Ich verstehe natürlich, dass man als Journalist einen gesunden Abstand zu seiner Arbeit haben muss, dennoch hätte ich mir von ihr an der ein oder anderen Stelle mehr Einfühlungsvermögen gewünscht, einfach weil sie dadurch für mich etwas nahbarerer gewirkt hätte. Kay Lorenz mochte ich etwas lieber, vielleicht weil ich sein Verhalten persönlich besser nachvollziehen konnte. Obwohl Franzi immer darüber meckert, dass er so mürrisch ist, konnte ich ihn sogar verstehen, schließlich kann er keinem so richtig gerecht werden. Seine Kollegen sehen in ihm den Polizisten, der aus der Großstadt wieder zurückkommt und sich für etwas Besseres hält, Franzi pfuscht ihm dauernd in seine Arbeit und lässt ihn nicht einmal seine Verhöre in Ruhe führen, während er gleichzeitig versucht, sich auch um seine Tochter zu kümmern. Dass man da nicht immer komplett entspannt mit der Reporterin umgeht, die sich selbst in Gefahr begibt, weil sie unbedingt über einen spannenden Fall berichten will, fand ich da doch sehr verständlich. Ich habe allerdings auch Franzi fast schon widerwillig in mein Herz geschlossen und zum Schluss auch echt mit ihr mitgefiebert.



Alles in allem ist das Buch ein recht solider Krimi, mit dessen Ende ich so nicht gerechnet hätte und deren Charaktere ich irgendwie doch ins Herz geschlossen habe. Mir gefiel vor allem das Setting extrem gut, weil ich die Insel als Urlauberin kenne und mich dadurch wieder dorthin versetzt fühlte. Obwohl ich schon etwas gebraucht habe, um mit dem Schreibstil und der Art, wie das Buch aufgebaut ist, warmzuwerden, werde ich definitiv auch den zweiten Teil lesen.

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