Leider eines der schlechtesten Jugendbücher seit langem
Forever, Ida - Und raus bist duDas Cover finde ich so mittelmäßig, es ist einfach nicht besonders auffällig und es wäre mir persönlich vermutlich nicht direkt ins Auge gesprungen. Es passt aber dennoch durchaus zu einem Jugendthriller. ...
Das Cover finde ich so mittelmäßig, es ist einfach nicht besonders auffällig und es wäre mir persönlich vermutlich nicht direkt ins Auge gesprungen. Es passt aber dennoch durchaus zu einem Jugendthriller.
Die Geschichte ist leider allerdings eher schlechter als das Cover: Adriana genannt Adi zieht zusammen mit ihrer Familie wegen eines Neuanfangs von Bremen in den kleinen Ort Sonderberg. Dort sieht sie als erstes einen Trauerzug von Jugendlichen in ihrem Alter, die offenbar an einer Trauerfeier auf dem nahen Friedhof teilnehmen. Wenig später erfährt sie dann auch, was passiert ist. Ahmet, ein Junge aus der Schule, auf die sie nun geht, ist von einer Brücke gestürzt, doch es scheint nicht ganz klar, ob es sich um einen Unfall oder Selbstmord handelt. Als Adi sich in Ahmets Freundeskreis wiederfindet, scheint es wichtiger denn je, herauszufinden, was wirklich geschah, doch das gefällt nicht allen und auch Adi hat ein Geheimnis, das einen Schatten auf ihr Leben wirft.
Ich hatte mich eigentlich auf die Geschichte gefreut, weil mich die Idee des Plots ein bisschen an die Arena Krimis erinnert hat, die ich früher unglaublich gerne gelesen habe, aber ich wurde auf ganzer Linie enttäuscht, vielleicht auch weil ich mittlerweile höhere Ansprüche an Geschichten habe. Leider hilft der Schreibstil der Geschichte nicht wirklich. Er ist nicht furchtbar, schafft es leider aber auch nicht, mich abzuholen und in die Geschichte zu ziehen, sondern war mir an manchen Stellen sogar ein bisschen zu langweilig. Das liegt möglicherweise auch an der Erzählart. Es wird immer wieder zwischen der Gegenwart, der Zukunft und der Vergangenheit gewechselt und dort passen die Daten auch nicht immer, sodass ich an manchen Stellen verwirrt war. Zudem gibt es immer wieder Nachrichten zwischen Schülern, Befragungen von Lehrern oder Ausschnitte aus Befragungen, was man durchaus als Mittel benutzen kann, mir hier aber zu viel war und dadurch extrem den Lesefluss behindert hat, zumal vieles davon nicht einen Deut zur Lösung beigetragen hat.
Schlechter als der Schreibstil war aber die Geschichte und die Charaktere, über die ich mich mehr als einmal wirklich aufgeregt habe, denn es strotzt nur so von Klischees und Vorurteilen. So ist Ben der typische hohle Sportler, dem natürlich alle Mädchen hinterherlaufen, während Julia das coole Mädchen ist, die fast schon zu perfekt wirkt. Am meisten hat mich aber Ahmets Darstellung gestört. Als einziger Schüler mit Migrationshintergrund hat er natürlich keinen Bock auf Schule und macht unter anderem durch sein Sprayen auf Gangster. Klar, wer soll das bitte auch sonst machen? Ich dachte echt, wir würden in Büchern mittlerweile mehr Wert auf Diversität und Inklusion legen, aber dieses Buch reißt all das mit beiden Händen ein. Man hätte diese Geschichte auch mit deutlich weniger Klischees aufbauen können und gerade damit vielleicht spielen können, indem man sie immer widerlegt und Erwartungen der Leser nicht erfüllt, doch das passiert an keiner Stelle. Vielleicht auch aus diesem Grund bin ich mit keinem der Charaktere warm geworden, sie sind bloße Namen und werden in keinem Fall zu den Personen, die sie eigentlich sein sollten. Ich habe nie verstanden, was Adi an Ben findet, weil sie zum einen nie mit ihm redet und er zum anderen auch überhaupt keinen Tiefgang hat. Zudem kommt es an einer Stelle zu einer Situation zwischen den beiden, die für mich einem sexuellen Übergriff sehr nahe kommt und das wird nicht einmal weiterhin thematisiert, sondern einfach damit abgetan, dass er sich einfach in einem Ausnahmezustand befand. Man muss sowas zumindest mal als fragwürdig ansprechen, vor allem in einem Jugendbuch. Spätestens an diesem Punkt war die Geschichte für mich dann eh gelaufen, aber auch das Ende habe ich mir zum einen gedacht und war zum anderen so klischeehaft, dass ich einfach nur die Augen verdreht habe.
Alles in allem ist dieses Buch eines der schlechtesten Jugendbücher, die ich seit langem gelesen habe. Der Erzählstil will für mich viel zu viel und macht das leider nicht einmal gut, währen die Charaktere viel zu kurz kommen und wie Abziehbilder der typischen Protagonisten aus Jugendbüchern ohne zu eigenen Charakteren zu wachsen. Für mich persönlich war aber am schlimmsten, wie sehr mit Klischees gearbeitet wurde und wie wenig diese hinterfragt oder überhaupt angesprochen wurde, das ist für mich ein absolutes No-Go für ein aktuelles Jugendbuch.