Platzhalter für Profilbild

Flori23

Lesejury-Mitglied
offline

Flori23 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Flori23 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.06.2023

Tragische Geschichte mit wenig Licht

Die Reisenden der Nacht
2

Im Roman "Die Reisenden der Nacht" von Armando Lucas Correa geht es um die Familiengeschichte der deutschen Ally Keller, welche aufgrund der Liebe zu einem farbigen Mann (Marcus) schwanger wird. Sie gebärt ...

Im Roman "Die Reisenden der Nacht" von Armando Lucas Correa geht es um die Familiengeschichte der deutschen Ally Keller, welche aufgrund der Liebe zu einem farbigen Mann (Marcus) schwanger wird. Sie gebärt eine farbige Tochter (Lillith), welche aufgrund ihrer Hautfarbe und des damaligen, deutschen Rassengesetzes als "Rheinlandbastard" bezeichnet wird und verachtet bzw. nicht in der Gesellschaft akzeptiert wird. Ally schafft es nicht, mit Marcus und Lillith aus Deutschland zu flüchten, weshalb Sie mit Lillith aus Angst mit ihr gesehen zu werden, immer nur Nachts aus dem Haus geht. Diese Handlung tut sie auch, um Lillith vor den Deutschen zu schützen. Lillith wird von einem Professor erzogen, welchen sie als Großvaterfigur ansieht und welcher das deutsche Regime ebenfalls verachtet. Aufgrund dieser Gegebenheiten schickt Ally Lillith eines Tages mit dem jüdischen Ehepaar Herzog nach Kuba, um als Deutschland zu flüchten. Lillith verliert ihre Mutter und ihren "Opa" an das deutsche Regime, welche folgend in einem Konzentrationslager sterben.

In Kuba bekommt Lillith eine Tochter (Nadine), welche Lillith aufgrund der Revolution und deren mit sich ziehenden Gefahren ebenfalls in Sicherheit bringt und weg schickt.

Jahre später, als Nadine und deren Tochter Luna Recherchen zu Ihrer Familiengeschichte betreiben, klären sich einige Details der Geschichte retrospektiv auf. Leider stellte sich dieser Teil der Geschichte als sehr oberflächlich und kurz heraus, sodass die sich aufbauende Geschichte hier kein gerechtes Ende findet. Im Laufe des Romans finde ich immer weniger Anhaltspunkte, im mit den Charakteren richtig mitzufühlen und mich in sie hineinversetzen zu können. Dies ist sehr schade, da vor allem zu Beginn des Romans die Atmosphäre und die Bindung an die Charaktere stark war, was sich, wie eben erwähnt, aber eben leider mit der Zeit abgeschwächt hat. Dies ist eventuell auch eine Folge dessen, dass man auf ca. 400 Seiten mit 4 Generationen konfrontiert wird und man auf durchschnittlich 100 Seiten pro Charakter nur eine kurze Zeit hat, um eine richtige Bindung aufbauen zu können und die Person "richtig verstehen" zu können.

Dennoch empfand ich die Atmosphäre im Roman als sehr toll beschrieben und die Äußeren Umgebungen und Rahmenbedingungen wurden sehr deutlich klar, sei es in Nazideutschland oder in Kuba während der Revolution zu Zeiten Castros.

Toll fand ich, dass ich am Ende des Buches ein sehr ausführliches Literaturverzeichnis fand. Gerade als Studierender im Bereich der Wissenschaft zeigt mir dies, dass der Autor hier auf eine realitätsnahe und geschichtlich Korrekte Darstellung der Geschehnisse setzt.

Der Schreibstil des Autors ist ein einigen Stellen aber etwas lau und nicht recht spannungsgeladen, sodass oft einige Seiten schwer zu lesen waren. Doch dies zog sich nicht durch das komplette Buch, sodass es wiederum im Rahmen ist.

Mein Fazit: Insgesamt eine tolle Geschichte, mit einer düsteren Atmosphäre, aber relativ oberflächlichen Charakteren, denen manchmal die Tiefe fehlt.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre