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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.02.2023

Lebendiger Geschichtsunterricht

Nackt in die DDR. Mein Urgroßonkel Willi Sitte und was die ganze Geschichte mit mir zu tun hat
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Aron Boks hat mit seinem Werk "Nackt in die DDR" ein sehr persönliches Sachbuch geschrieben. Denn er schreibt über seinen Urgroßonkel Willi Sitte, den bekannten Maler der DDR. Er nimmt seine Leserschaft ...

Aron Boks hat mit seinem Werk "Nackt in die DDR" ein sehr persönliches Sachbuch geschrieben. Denn er schreibt über seinen Urgroßonkel Willi Sitte, den bekannten Maler der DDR. Er nimmt seine Leserschaft auf seine Spurensuche mit, denn er selbst will seinen bis dato fernen Verwandten kennenlernen und entdecken. Er zeichnet dabei Sitte als einen ambivalenten Charakter, ist dabei schonungslos ehrlich und offen, möchte diesen umstrittenen Künstler und Menschen persönlich näherkommen. Warum hat sich Willi Sitte, überzeugter Kommunist, so sehr dem Staat verschrieben, obwohl er auch selbst als Künstler unter ihm litt?
Boks schreibt filigran und kunstvoll. Er gibt Einblicke in seine Gedanken, Zweifel und Erkenntnisse. Dadurch wird diese Sitte-Biographie zu einem spannenden Dokument der DDR-Geschichte mit sehr persönlichen Eindrücken in die Familiengeschichte.
Allerdings verliert sich Bok manchmal zu sehr im Niederschreiben der Recherche. Etwas weniger Einblicke hätten das Werk vielleicht noch flüssiger gemacht. Schade ist auch, dass zwar viel über Sittes Kunst gesprochen wird, entsprechende Abbildungen im Buch aber fehlen (oder eine Internetseite zum Buch). In heutigen Zeiten lassen sich Sittes Werke zwar schnell im Internet suchen, doch das hätte die besondere Sitte-Biographie sicherlich noch abgerundet und bereichert. Ein Buch über einen Maler ohne Bilder (Ausnahme Cover) wirkt nicht vollkommen.
Dennoch erfährt man interessanten Einblicke in die Geschichte der DDR und die Menschen, die in diesem System lebten. Boks versucht zwar, Handlungen und Verhaltensweisen zu verstehen, bleibt aber stets kritisch.

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Veröffentlicht am 18.04.2023

Hamburg-Krimi mit speziellem Humor und Längen

Der Bojenmann
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Viel Lob von Literatur-Ikonen (Klaus-Peter Wolf und Frank Schätzing) und ein ebenso verlockendes Cover versprechen großen Krimi-Spaß. Leider kann das Buch dann für mich die Vorschusslorbeeren nicht ganz ...

Viel Lob von Literatur-Ikonen (Klaus-Peter Wolf und Frank Schätzing) und ein ebenso verlockendes Cover versprechen großen Krimi-Spaß. Leider kann das Buch dann für mich die Vorschusslorbeeren nicht ganz erfüllen. Das neue Autorenduo Kester Schlenz und Jan Jepsen hat viele gute Ideen, will aber - gefühlt - an einigen Stellen einfach zu viel. Zu viel Ironie, zu viel Schrulligkeit, zu viel Lokalkolorit, zu viel Überzeichnung der Figuren usw. Dazu ein für meinen Geschmack spezieller Humor, der nicht ganz meinen Nerv trifft.
Schlenz/Jepsen haben Lust an Kleinigkeiten und Ausschmückungen ihrer Sequenzen, überladen damit an vielen Stellen aber Handlungen und Figuren. Dadurch werden Szenen manchmal zu langatmig und verlieren sich in Kleinigkeiten. Weniger wäre da manchmal mehr gewesen. Man hat manchmal den Eindruck, als wollten die Autoren die Originalität ihrer Figuren erzwingen, um eventuellen Vorbildern à la Kluftinger & Co. nachzueifern.
Positiv: eine spannende Idee für einen Fall und die interessante Figur Oke Andersen. Hier nervte mich persönlich der inflationär verwendete Spitzname "La Lotse". Auch der Schreibstil ist im Grunde flüssig und ansprechend zu lesen. Im Finale hat man dann jedoch den Eindruck, als hätten die Autoren nicht mehr genügend Platz für die Aufklärung, weil schon vorher zu viele Seiten "draufgegangen" sind.
Alles in allem ist der Krimi natürlich Geschmackssache und wird sicher auch seine Fans finden. Meinen Geschmack hat er nicht so richtig getroffen.

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Veröffentlicht am 04.11.2022

Schräg, schräger, Shorty!

Shorty
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Jörg Maurer hat mit seinem Protagonisten neue Sphären beschritten. Und die sind abstrus, schräg, außerirdisch und satirisch. Humor trifft hier auf hintergründigen Witz, Science Fiction, Gesellschaftssatire ...

Jörg Maurer hat mit seinem Protagonisten neue Sphären beschritten. Und die sind abstrus, schräg, außerirdisch und satirisch. Humor trifft hier auf hintergründigen Witz, Science Fiction, Gesellschaftssatire und allumfassende Weltparabel. Schräg, schräger, Shorty!
Der ein oder andere Leser muss sich allerdings erst einmal durchkämpfen, um vollumfänglich in Maurers Sphären und Gedankengänge zu gelangen. Dabei macht es der Autor dem Leser nicht immer ganz einfach. Denn ab und zu driftet Maurer ab, liebt es, die ein oder andere Drehung draufzusetzen und verliert sich auch in Wortspielereien und satirischen Nebenaspekten.
Jörg Maurer hat sich mit "Shorty" eine richtig abstruse Geschichte "ersponnen", die ihm die Gelegenheit gibt, der Menschheit, seinen Trends und seinen - nicht immer guten - Entwicklungen ein satirisches "Zeugnis" auszustellen. Er hat die "Büchse der Pandora" geöffnet (siehe Cover), und seine Lust auf kuriosen Sci-Fi-Schabernack um die Rettung der Welt überschüttet sich förmlich über die Leser.
Der Schreibstil ist sehr flüssig - an manchen Stellen hätte mehr Straffheit dem Werk gut getan, denn fast 500 Seiten für eine Satire sind schon ein ganz schön "dickes Ding".
Die Protagonisten - Shorty, Bluna oder auch das "Kaiserchen" - sind so schräg sympathisch wie die Namen ("sind wir nicht alle ein bisschen Bluna?"). Die Handlung macht Sinn - auf ihre ganz eigene Art.
Wer Freude an neuen Sphären, schrägen Gedankengängen und einer kuriosen Weltparabel hat, der ist bei Maurers "Shorty" in bester Gesellschaft. Nüchterne Realisten sind wohl dagegen gänzlich falsch.

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Veröffentlicht am 04.11.2022

Schräg, schräger, Shorty!

Shorty
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Jörg Maurer hat mit seinem Protagonisten neue Sphären beschritten. Und die sind abstrus, schräg, außerirdisch und satirisch. Humor trifft hier auf hintergründigen Witz, Science Fiction, Gesellschaftssatire ...

Jörg Maurer hat mit seinem Protagonisten neue Sphären beschritten. Und die sind abstrus, schräg, außerirdisch und satirisch. Humor trifft hier auf hintergründigen Witz, Science Fiction, Gesellschaftssatire und allumfassende Weltparabel. Schräg, schräger, Shorty!
Der ein oder andere Leser muss sich allerdings erst einmal durchkämpfen, um vollumfänglich in Maurers Sphären und Gedankengänge zu gelangen. Dabei macht es der Autor dem Leser nicht immer ganz einfach. Denn ab und zu driftet Maurer ab, liebt es, die ein oder andere Drehung draufzusetzen und verliert sich auch in Wortspielereien und satirischen Nebenaspekten.
Jörg Maurer hat sich mit "Shorty" eine richtig abstruse Geschichte "ersponnen", die ihm die Gelegenheit gibt, der Menschheit, seinen Trends und seinen - nicht immer guten - Entwicklungen ein satirisches "Zeugnis" auszustellen. Er hat die "Büchse der Pandora" geöffnet (siehe Cover), und seine Lust auf kuriosen Sci-Fi-Schabernack um die Rettung der Welt überschüttet sich förmlich über die Leser.
Der Schreibstil ist sehr flüssig - an manchen Stellen hätte mehr Straffheit dem Werk gut getan, denn fast 500 Seiten für eine Satire sind schon ein ganz schön "dickes Ding".
Die Protagonisten - Shorty, Bluna oder auch das "Kaiserchen" - sind so schräg sympathisch wie die Namen ("sind wir nicht alle ein bisschen Bluna?"). Die Handlung macht Sinn - auf ihre ganz eigene Art.
Wer Freude an neuen Sphären, schrägen Gedankengängen und einer kuriosen Weltparabel hat, der ist bei Maurers "Shorty" in bester Gesellschaft. Nüchterne Realisten sind wohl dagegen gänzlich falsch.

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Veröffentlicht am 23.10.2023

Poetische Familiengeschichte in zwei Welten

Terafik
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Ein Roman, oder doch eher eine Autobiographie? "Terafik" von Nilufar Karkhiran Khozani ist wohl beides. Die Autorin erzählt wohl ihre eigene Familiengeschichte, ohne das ganz klar wird, ob hier 100 Prozent ...

Ein Roman, oder doch eher eine Autobiographie? "Terafik" von Nilufar Karkhiran Khozani ist wohl beides. Die Autorin erzählt wohl ihre eigene Familiengeschichte, ohne das ganz klar wird, ob hier 100 Prozent Realität wiedergegeben wird oder auch Fiktion im Rahmen der künstlerischen Freiheit eine Rolle spielt.

Doch was macht "Terafik" aus? Die Autorin zeigt ihre prosaischen Fähigkeiten. Filigran und sprachlich elegant schreibt sie über die Protagonisten Nilufar, die sich auf einer Reise in den Iran mit ihren Wurzeln auseinandersetzt. Ihr Vater ist für sie eigentlich eine fremde Person, da er aufgrund persönlicher Enttäuschungen Deutschland wieder verlassen hat und in sein Heimatland zurückgekehrt ist.

Für mich hat das Buch vor allem seine Stärken, wenn es um die kulturellen Beschreibungen und die Darstellung der Unterschiede geht.

Nilufar Karkhiran Khozani gibt spannende Einblicke in eine andere Welt, die allerdings den Iran im Jahr 2016 beschreibt. Die Proteste seit September 2022 liegen dort noch in weiter Ferne, sodass die Fragen von Freiheit und Unfreiheiten in den zeitlichen Kontext gesetzt werden müssen.

Stärken besitzt das Buch für mich in den Passagen, in denen es die kulturellen Besonderheiten und Unterschiede aufzeigt. Schwierigkeiten hatte ich aber, wenn das Buch für mich gefühlt die Struktur verliert und zu sehr in eine Autobiographie abdriftet. Dadurch verliert sich in den Bereichen das Romanartige. Auch vermisse ich ein wenig den Spannungsbogen, der mich persönlich an das Buch fesselt. Manchmal musste ich mich fragen: Was will die Autorin erreichen? Wohin möchte sie mit ihrem Werk im Laufe der Handlung.

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