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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.04.2018

Nicht ganz überzeugender Reihenauftakt

Krokodilwächter
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Das Ermittlerduo Jeppe und Anette muss sich in Kopenhagen einem grausamen Mord widmen. Die junge Studentin Julie wurde erstochen und zudem ihr Gesicht mit Schnitten verunstaltet. Bald zeigt sich eine erste ...

Das Ermittlerduo Jeppe und Anette muss sich in Kopenhagen einem grausamen Mord widmen. Die junge Studentin Julie wurde erstochen und zudem ihr Gesicht mit Schnitten verunstaltet. Bald zeigt sich eine erste Spur, denn bei Julies Nachbarin wird ein Manuskript gefunden, das den exakten Tathergang schildert. Doch auch Julies heimlicher Verehrer rückt in den Fokus der Ermittler und der auf den ersten Blick so eindeutige Fall wird immer verzwickter.

Mich hat Krokodilwächter durchaus gut unterhalten, unterm Strich hat mir aber das Neue gefehlt, das mich an diese Reihe fesseln soll. Kopenhagen als Schauplatz mochte ich sehr, skandinavische Krimiautoren lese ich ebenfalls sehr gerne. Das Duo Jeppe/Anette wirkt noch etwas blass auf mich, gerade über Anette erfährt man nicht sonderlich viel; sie wirkt bisher wie unnötiges Beiwerk. Jeppe hingegen ist mir oft zu unbedacht und auch sonst noch nicht so richtig sympathisch. Die beiden können sich natürlich in weiteren Bänden noch entwickeln, wirklich begeistert haben sie mich bisher aber noch nicht. Engbergs Geschichte entwickelt sich recht spannend, es werden viele Fährten gelegt und so manches Mal lässt man sich von der Autorin in die Irre führen. Der Fall per se ist der Autorin also sehr gut gelungen, auch sprachlich lag Krokodilwächter genau auf meiner Wohlfühlwellenlänge. Nicht übertrieben reißerisch, aber durchaus nicht typisch nordisch nüchtern führt uns die Autorin durch die Handlung.
Ich habe den Roman etwas unentschlossen beendet, ob ich einen zweiten Teil überhaupt lesen wollen würde. Ein absolutes Must have ist er sicherlich nicht.

Veröffentlicht am 25.04.2018

Thriller mit Stärken aber auch Schwächen

Ich beobachte dich
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Vor Jahren hat Lindsey sich aus den Klauen ihres Mannes befreien können, eines Mannes, der sie in ihrer Ehe immer unterdrückt, kontrolliert und missbraucht hat. Jetzt ist Andrew wieder aus dem Gefängnis ...

Vor Jahren hat Lindsey sich aus den Klauen ihres Mannes befreien können, eines Mannes, der sie in ihrer Ehe immer unterdrückt, kontrolliert und missbraucht hat. Jetzt ist Andrew wieder aus dem Gefängnis entlassen, und schon fühlen sich Lindsey und ihre Tochter Sophie verfolgt und bedroht.

Chevy Stevens Thriller befasst sich mit dem scheußlichen Thema der häuslichen Gewalt. Auf mehreren Zeitachsen bewegt sich die Geschichte vorwärts, sodass man auch in den „Genuss“ der traurigen Ehejahre von Lindsey kommt. Der psychische Druck, der von Andrew ausgeübt wird, kommt schonungslos beim Leser an, die Autorin hat das wirklich hervorragend wiedergegeben. Immer wieder wechselt die Erzählperspektive zusätzlich zwischen Lindsey und Sophie, sodass man sich sehr gut in beide Charaktere einfühlen kann. Ich konnte die Tochter immer besser leiden als die Mutter, auch wenn man ihre Stärke anerkennen muss. Der Erzählstil ist relativ flüssig, sodass sich die Geschichte recht zügig liest. Die Handlung weiß durchaus zu überraschen, leider gibt es jedoch auch genug Wendungen, die nicht wirklich unerwartet kamen; zum Nägelkauen spannend habe ich die Story nicht empfunden und manches hat man in Thriller schlicht und ergreifend auch schon zu oft gelesen. Unterm Strich habe ich mich ganz gut unterhalten gefühlt, der ganz große Thrill kam aber wegen der z.T. mauen Spannung nicht auf.

Veröffentlicht am 22.04.2018

Der Spion, der mich liebte

Wahrheit gegen Wahrheit
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Was der Tag des beruflichen Erfolgs werden sollte, wird für Vivian zum Beginn eines Alptraums. Sie arbeitet bei der CIA, und seit Jahren versucht sie die Identität russischer Spione zu enttarnen. Doch ...

Was der Tag des beruflichen Erfolgs werden sollte, wird für Vivian zum Beginn eines Alptraums. Sie arbeitet bei der CIA, und seit Jahren versucht sie die Identität russischer Spione zu enttarnen. Doch die Freude über die entschlüsselten Dateien ist nur kurz: die Fotos der „Schläfer“ enthalten auch das Konterfei von Vivians Ehemann.

Karen Cleveland hat jahrelang für die CIA gearbeitet und den Job ihrer Protagonistin somit selbst ausgeübt. Mit diesem Wissen im Hinterkopf bin ich in die Lektüre gestartet und war hinterher doch etwas enttäuscht wie wenig man doch über die Arbeit der CIA erfährt (erfahren darf?); irgendwie hatte ich mir da doch mehr erhofft. Die Handlung entwickelt sich ganz passabel, spannend erzählt ist sie außerdem. Vivian gefällt mir als Figur ganz gut, allen anderen Protagonisten kommt man leider nicht so wirklich nahe. Gerade ihr Mann bleibt logischerweise völlig undurchsichtig, aber bei anderen Nebenfiguren hätte ich mir da doch mehr Einsichten erhofft. Ab einem gewissen Punkt ging mir Vivian mit ihrer Unentschlossenheit auf die Nerven. Die Entscheidung soll-ich-soll-ich-nicht wurde mehr als breit getreten, sodass man ständig dieselben ermüdenden Überlegungen lesen musste. Natürlich steckt sie in einem dicken Dilemma, aber das muss man dem Leser vielleicht trotzdem nicht gebetsmühlenartig vorkauen. An sich kann man Vivs Problem aber gut nachfühlen. Cleveland erzählt sehr locker und flüssig, genug Spannung kommt auch auf, sodass man diesen Spionagethriller dann doch sehr zügig durchgelesen hat. Eine Verfilmung ist wohl schon in Planung, da darf man genauso drauf gespant sein wie auf weitere Thriller der Autorin.
Fazit: bis auf Kleinigkeiten gut gemacht und spannend zu lesen.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Früher war alles besser?

So enden wir
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In ihren 20ern waren sie ein gutes Team, beste Freunde, haben gemeinsam viel erlebt. Aurora, Antero, Emiliano und Duke. Dann sind sie erwachsen geworden und haben sich jahrelang aus den Augen verloren. ...

In ihren 20ern waren sie ein gutes Team, beste Freunde, haben gemeinsam viel erlebt. Aurora, Antero, Emiliano und Duke. Dann sind sie erwachsen geworden und haben sich jahrelang aus den Augen verloren. Bis Duke eines Abends beim Joggen erschossen wird und sich die verbliebenen Drei an seinem Grab wiederfinden. Man kommt ins Gespräch. Und ins Grübeln über die „gute, alte Zeit“.

Daniel Galeras Roman hat mich auf eine seltsame Art und Weise fasziniert. Einerseits mochte ich den Erzählstil des Autors, andererseits hat er auch oft eine sehr harte und z.T. bewusst abstoßende Art Dinge auszudrücken, was einen beim Lesen immer kurz innehalten lässt. Die Grundstimmung des Romans ist drückend und auch etwas traurig, weniger Dukes Tod geschuldet, sondern der Tatsache, dass die drei Freunde etwas unglücklich und auch einsam durchs Leben zu irren scheinen. Trotzdem fallen sie nicht gänzlich aus dem Rahmen, ich denke schon, dass sie in vielerlei Hinsicht Kinder ihrer Zeit sind. Der Autor nimmt sie als Beispiel um viele aktuelle Themen aufzugreifen; man hat 600 Freunde bei Facebook, aber keine echten zum Reden; das Internet vergisst nichts; als Frau hat man es in der akademischen Laufbahn nicht leicht, etc. Dass der Roman in Brasilien spielt, geht oft unter, nur ab und an kommt der Autor auf spezifische gesellschaftliche Gegebenheiten zu sprechen. Insgesamt ging er mir nicht tief genug, spricht zwar viele Themen an, streift sie dabei aber nur.
Die drei Protagonisten wechseln sich kapitelweise ab, sodass man jeden so nach und nach kennenlernen kann. Man erfährt viel über ihre Wünsche und Träume, merkt aber schnell, dass vieles davon gescheitert ist. Ich konnte alle drei nicht sonderlich gut leiden (muss man vielleicht auch gar nicht), fand ihre Geschichte aber trotzdem interessant und wollte auch wissen, ob es für sie ein Fünkchen Hoffnung am Horizont gibt.
„So enden wir“ ist ein Roman, der anders ist. Ein Roman, der durchaus Stoff zum Nachdenken liefert. Aber auch ein Roman, der sich für meinen Geschmack ruhig noch etwas mehr hätte trauen dürfen.

Veröffentlicht am 16.03.2018

Skandinavisches Viertel

Skandinavisches Viertel
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Einst ist Matthias Weber als Teenie durch die Straßen des Skandinavischen Viertels gestreift, diesem kleinen Ostberliner Viertel in Sichtnähe der Mauer. Auch als Erwachsener fühlt er sich dem Viertel verbunden, ...

Einst ist Matthias Weber als Teenie durch die Straßen des Skandinavischen Viertels gestreift, diesem kleinen Ostberliner Viertel in Sichtnähe der Mauer. Auch als Erwachsener fühlt er sich dem Viertel verbunden, arbeitet dort als Makler, wohnt in der Wohnung, die einst den Großeltern gehörte. Viel hat sich dort geändert, genau wie in Matthias‘ Familie.

Torsten Schulz springt in seinem Roman immer wieder zwischen Heute und den 70er Jahren hin und her. Trotzdem ergibt sich so ein flüssiges großes Ganzes, erst durch die Vergangenheit kann man das Heute der Weberfamilie und mit ihr Matthias verstehen. Bei den Webers gibt es viel Ungesagtes, Totschweigen scheint für die meisten Familienmitglieder immer die bevorzugte Verhaltensweise zu sein. Die Beziehungen untereinander kann man als Leser erst mit der Zeit durchschauen. Durch diese langsame Entfaltung entsteht auch eine Art Spannung, manchmal hätte ich mir jedoch etwas mehr Tempo gewünscht. Man kann gut nachvollziehen, warum Matthias heute so ist wie er eben ist, nach außen hin wirkt er sehr erfolgreich, nach einiger Zeit schleicht sich bei mir aber doch der Verdacht ein, dass er a) kein glücklicher Mensch ist und b) auch kein sehr erfolgreicher. Ich stand ihm die ganze Zeit sehr neutral gegenüber, wirklich nahe konnte ich dieser Hauptfigur nicht kommen. Leider versäumt es der Autor ein wenig, einem das von Matthias heißgeliebte Viertel etwas näher zu bringen, abgesehen von vielen Straßennamen hat sich bei mir kein Berlin-feeling eingestellt, weder fürs Skandinavische noch für sonst ein Viertel. Der Ton ist der Handlung angepasst, irgendwo zwischen verloren und etwas traurig bis hin zu erstaunlich heiterer Stimmung. So richtig hat mich das Buch nicht abgeholt, auch wenn ich einige Passagen sehr gerne gelesen habe.