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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.10.2016

Doktor Cain

Der Fürst des Nebels
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Max Carver flieht vor dem drohenden zweiten Weltkrieg mit seiner Familie in ein kleines Fischerdörfchen. Dort freundet sich der Junge schnell mit Roland an, auch Max‘ Schwester findet schnell Gefallen ...

Max Carver flieht vor dem drohenden zweiten Weltkrieg mit seiner Familie in ein kleines Fischerdörfchen. Dort freundet sich der Junge schnell mit Roland an, auch Max‘ Schwester findet schnell Gefallen an ihm. Die drei könnten einen unbeschwerten Somme genießen, wäre da nicht ein geheimnisvoller Steingarten und gruselige Erzählungen über einen gewissen Doktor Cain. Max findet bald heraus, dass nicht alle Geschichten erfunden sind…

„Der Fürst des Nebels“ ist Zafons erster Roman und man merkt schon, dass sein Schriftstellertum da noch etwas in den Kinderschuhen steckte. Die Story fand ich nicht besonders originell (mehrmals fühlte ich mich an King erinnert oder auch an Doctor Who), auch der Stil und die Dialoge sind noch etwas hölzern. Da es sich hierbei um ein Jugendbuch handelt, ist die etwas einfachere Schreibweise durchaus nachvollziehbar, trotzdem zeigt der Autor ja bereits mit dem Folgeband, dass Jugendbuch eben nicht gleich einfache Kinderstory sein muss. Die Ansätze sind durchaus da, Zafon zeigt hier schon sein Talent für interessante Settings und malt sehr deutliche, lebhafte Bilder. Leider konnte mich die Handlung dann einfach nicht überzeugen.

Veröffentlicht am 26.10.2016

Bedeutungslos ist DAS Stichwort

Das Fest der Bedeutungslosigkeit
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Alain, Ramon, Charles und Caliban. Vier Männer, die in Paris ihren Lebensmittelpunkt haben und sich seit Jahren kennen, miteinander älter geworden sind. Vier Männer, die sich durch 144 Seiten philosophieren, ...

Alain, Ramon, Charles und Caliban. Vier Männer, die in Paris ihren Lebensmittelpunkt haben und sich seit Jahren kennen, miteinander älter geworden sind. Vier Männer, die sich durch 144 Seiten philosophieren, denken, sinnieren und witzeln. Vier Männer, denen ich so gar nichts abgewinnen konnte. Wahrlich bedeutungslose Dialoge, Monologe und Gedankengänge füllen die Seiten. Bedeutungslose kleine Episoden aus dem täglichen Leben der vier ebenfalls. Ich konnte der Handlung leider nichts abgewinnen, was wahrscheinlich auch daran lag das es keine gab ; ) Zumindest keinen roten Faden, der die Episoden verbunden hätte. Ich weiß, dass Kundera auch anders kann, seine wunderbare Art zu erzählen hat er nicht verloren. Aber sein Talent, eine berührende und ansprechende Geschichte zu ersinnen. Man hat lange auf seinen neuen Roman gewartet, doch vielleicht hätte ich auch einfach noch ein bisschen länger gewartet um dafür einen Roman von „alter“ Qualität zu bekommen.

Veröffentlicht am 10.10.2016

Und auch so bitterkalt

Und auch so bitterkalt
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„So ist es immer mit meiner Schwester, wenn sie geht, nimmt sie alle Farben mit sich.“
Malina steht ihrer Schwester Lucinda sehr nahe, ist völlig von ihr eingenommen. Diese ist sehr lebenslustig, genießt ...

„So ist es immer mit meiner Schwester, wenn sie geht, nimmt sie alle Farben mit sich.“
Malina steht ihrer Schwester Lucinda sehr nahe, ist völlig von ihr eingenommen. Diese ist sehr lebenslustig, genießt ihre Jugend in vollen Zügen, verdreht allen Jungs den Kopf. Wenn sie sich nicht gerade von aller Welt abkapselt, sich in ihrer Magersucht verliert. In diesen dunklen Stunden kann nur Malina sie noch erreichen; bis auch irgendwann das scheitert.

Lara Schützsack hat sich ein sensibles und ernstes Thema ausgesucht, leider wird sie dem nicht ganz gerecht. Malina ist der erzählende Part und sie begreift den Ernst der Lage sehr lange nicht, was mich unendlich frustriert hat. Auch die Eltern der beiden wirken oft sehr hilflos und überhaupt nicht erwachsen. Ihre Handlungen konnte ich oft nicht nachvollziehen und halte sie auch für recht unrealistisch. Apropos unrealistisch: sowohl die Sucht des Nachbarsjungen, als auch Malinas Entwicklung fand ich extrem weit hergeholt. Glaubt man der Autorin, haben anscheinend sämtliche Teenies einen Knacks. Gut gelungen sind der Autorin die Beschreibungen von Lucindas Anziehungskraft, ihre Wirkung auf andere. Es wird klar, dass sie etwas Besonderes ist. Ätzend nur, dass sie das selbst am besten weiß. Ich fand Lucinda komplett unsympathisch. Die Erzählweise ist sehr feinfühlig, oftmals hätte ich mir aber gewünscht, dass sich die Autorin traut Dinge beim Namen zu nennen. Die Tragik der Geschichte spielt sich oft zwischen den Zeilen ab, was ich dann doch zu verschämt finde. Wenn man ein ernstes Thema anpackt, dann sollte man nicht beim Schreiben plötzlich davor zurückschrecken.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Sein Kampf

Deutscher Meister
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1933 ist für Deutschland ein Jahr der Veränderungen. Die Nazis säubern peu à peu die deutschen Lande und machen dabei auch nicht vor den deutschen Sportverbänden halt, sind sie doch Aushängeschild der ...

1933 ist für Deutschland ein Jahr der Veränderungen. Die Nazis säubern peu à peu die deutschen Lande und machen dabei auch nicht vor den deutschen Sportverbänden halt, sind sie doch Aushängeschild der gesunden, arischen Überrasse. Blöd nur, dass damit ganze Verbandsstrukturen zusammenfallen und mittelmäßige Sportler plötzlich mangels Gegner ganz oben auf dem Siegertreppchen stehen. Auf den Boxsport hat man besonders ein Auge geworfen, wird dieser doch vom Führer besonders favorisiert. Doch ausgerechnet hier greifen die neuen Regelungen noch nicht richtig, steht doch plötzlich ein Sinti im Kampf um den Titel des deutschen Meisters. Johann Rukelie Trollmann muss nicht nur gegen seinen unmittelbaren Gegner kämpfen, sondern auch gegen die sich zuziehenden Schlingen der braunen Suppe.

An Stephanie Barts Geschichte fand ich die Thematik eigentlich ganz ansprechend, jedoch hat mich ihr Erzählstil leider so überhaupt nicht überzeugt. Viel zu distanziert und emotionslos (manchmal auch recht zäh) erzählt sie Trollmanns Geschichte und die Geschichte des Boxsportes. Trotz allerlei historischer Hintergründe konnte sie mir nicht wirklich nahebringen was es mit Trollmann auf sich hatte. Der agiert leider sehr pappkameradenlastig, kommt dem Leser nicht wirklich nahe und ist zudem auch noch recht unsympathisch dargestellt. Seine Rolle in diesem Buch ist eine sehr tragische, trotzdem werden nur sehr wenige Gefühle transportiert. Die nationalsozialistische Idiotie wird recht gut dargestellt, so manche Handlungsweise der Verbandsmitglieder zeigen wie absurd doch viele der Regeln waren. Trotz des ernsten Hintergrundes konnte mich Barts Buch nicht recht mitnehmen, sodass der Vorsatz diesem Sportler ein würdiges Denkmal zu setzen meiner Meinung nach doch an der Umsetzung gescheitert ist.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Selbst für mich zu ruhig

Fremde Seele, dunkler Wald
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Jakob und Alexander sind zwei ungleiche Brüder, die ihren Ursprung auf einem Hof in Österreich haben. Während Jakob versucht den Hof vor dem Ruin und dem ruinierenden Vater zu bewahren, hat sich Alexander ...

Jakob und Alexander sind zwei ungleiche Brüder, die ihren Ursprung auf einem Hof in Österreich haben. Während Jakob versucht den Hof vor dem Ruin und dem ruinierenden Vater zu bewahren, hat sich Alexander mit dem Militär ins Ausland abgesetzt. Trotzdem zieht es ihn immer wieder nach Hause in die stille Heimat.

Kaiser-Mühlecker hat einen sehr ruhigen Roman geschrieben, der den Alltag und die innere Zerrissenheit der beiden Protagonisten thematisiert. Mich hat die Geschichte der beiden Brüder leider so überhaupt gar nicht berührt, obwohl ich sehr gerne Bücher lesen, die sich Zeit lassen. Das mag sicherlich an dem emotionslosen, sehr distanzierten Stil liegen, ich fand aber leider auch die Entwicklung der Geschichte schlichtweg uninteressant. Die Handlung plätschert vor sich hin, einiges wird angerissen, nur weniges zu einem Ende geführt. Das Buch wird mit einer „biblischen Wucht“ beworben, die suchte ich vergebens. Alles in allem hatte ich mir wesentlich mehr versprochen