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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.03.2017

Solider Unterhaltungsroman

Dein perfektes Jahr
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"Dein perfektes Jahr" von Charlotte Lucas erzählt im Wechsel ein Jahr im Leben von Hannah und Jonathan. Beide kennen sich zunächst nicht, sind sehr unterschiedliche Persönlichkeiten und leben verschiedene ...

"Dein perfektes Jahr" von Charlotte Lucas erzählt im Wechsel ein Jahr im Leben von Hannah und Jonathan. Beide kennen sich zunächst nicht, sind sehr unterschiedliche Persönlichkeiten und leben verschiedene Leben. Der Leser erlebt mit den beiden ein Jahr mit Höhen und vor allem Tiefen.
Der Klappentext verspricht, dass das Buch sich mit den 'wirklich wichtigen Fragen im Leben' beschäftigt. Das kann ich nur teilweise bestätigen. Die behandelten Fragen sind doch eher übersichtlich. Einerseits ist das positiv: das Buch bzw die Autorin nimmt sich nicht zu viel vor und das Buch ist nicht überfrachtet mit Themen. Andererseits werden die Fragen, die aufgegriffen werden, oft etwas oberflächlich behandelt.
Wer psychologische Erörterungen oder ähnliches sucht, wird enttäuscht.
Die Geschichte der von Hannah und Jonathan beginnt interessant und überraschend unkitschig. Zwischendurch manchmal Längen und gegen Ende wird es dann leider doch etwas kitschig und vorhersehbar.
Insgesamt aber ein solider Unterhaltungsroman mit weiblicher Zielgruppe. Auch sprachlich alles in Ordnung.

Veröffentlicht am 31.03.2017

Im japanischen Selbstmordwald

SUICIDE FOREST
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Geplant als Ausflug auf den Fuji führt der Weg eine Gruppe junger Ausländer in den Aokigahara Jukai, den berüchtigten Selbstmordwald Japans. Halb abenteuerlustig, halb sensationslüstern machen sie sich ...

Geplant als Ausflug auf den Fuji führt der Weg eine Gruppe junger Ausländer in den Aokigahara Jukai, den berüchtigten Selbstmordwald Japans. Halb abenteuerlustig, halb sensationslüstern machen sie sich auf die Suche nach Leichen von Selbstmördern. Sie werden fündig und fühlen sich spätestens nach der ersten Nacht immer unwohler im Aokigahara Jukai - wie sich herausstellt zu Recht!

Sprachlich ist das aus dem Englischen übersetzte "Suicide Forest" oft nicht ganz rund - ob dies schon am Ursprungswerk oder an der Übersetzung liegt, vermag ich nicht zu beurteilen. Zusätzlich leider einige orthografische Fehler.

Wer bei dem als ersten Band einer 'halbdokumentarischen Horror-Roman-Reihe' angekündigten Werk verlässliche Fakten oder einen konkreten Bezug zur Realität erwartet, wird leider enttäuscht. Der einzige dokumentarische Bezug ist die Tatsache, dass es den Selbstmordwald Aokigahara Jukai wirklich gibt. Hier hätte ich mir eine Einleitung oder ein Nachwort gewünscht, wo erklärt würde, was genau im Aokigahara Jukai wirklich passiert und ob das Buch auf einen realen Fall anspielt oder nicht.

Der Autor Jeremy Bates versetzt den Leser nach Japan - auf einige landestypische Besonderheiten wird eingegangen. Man fühlt sich hineinversetzt ohne dass zu viele Klischees bedient werden.

Die aufgebaute durchaus unheimliche Spannung hielt das Buch leider nicht durchgehend - es gibt ein paar Passagen, die sich etwas in die Länge ziehen.

Insgesamt fühlte ich mich aber gut unterhalten.

Veröffentlicht am 31.03.2017

Freundschaft und Liebe

Zärtlich
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Die achtzehnjährige Studentin Catherine trifft 1997 auf den homosexuellen James. Beide sind jung und lebenshungrig - wollen weg von den Eltern und in der Stadt Erfahrungen sammeln und das Leben genießen. ...

Die achtzehnjährige Studentin Catherine trifft 1997 auf den homosexuellen James. Beide sind jung und lebenshungrig - wollen weg von den Eltern und in der Stadt Erfahrungen sammeln und das Leben genießen. Die beiden sind sich sofort sehr nah. Wir erleben mit den beiden ein intensives Jahr, in dem sich zeigt, dass eine Freundschaft zwischen Mann und Frau Schwierigkeiten birgt.

Der Roman entführt uns in die Studenten- und Künstlerszene Dublins. Wir bekommen Einblicke in ein Land, das vom Nordirlandkonflikt geprägt ist und in dem eine junge, aufgeschlossene Generation auf Katholizismus und Konservatismus trifft. All dies spielt aber nur eine Nebenrolle - im Mittelpunkt steht Catherine und ihre Beziehung zu James.

Die Geschichte erzählt - in der dritten Person geschrieben - vor allem von Catherines Gefühlen. Die anderen Protagonisten erleben wir vorwiegend aus ihrem Blickwinkel. Eine interessante Erzählperspektive, die aber manchmal auch einseitig und etwas langgezogen wirken kann.

Ein langsamer Entwicklungroman über eine Freundschaft zwischen einem jungen Mann und einer jungen Frau.

Veröffentlicht am 31.03.2017

Roman über Wiedergeburt

Noah will nach Hause
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Irgendetwas stimmt mit dem vierjährigen Noah nicht - das wird seiner Mutter Janie immer schmerzlicher bewusst. Abends im eigenen Bett verlangt er immer wieder nach Hause und zu seiner anderen Mutter zu ...

Irgendetwas stimmt mit dem vierjährigen Noah nicht - das wird seiner Mutter Janie immer schmerzlicher bewusst. Abends im eigenen Bett verlangt er immer wieder nach Hause und zu seiner anderen Mutter zu dürfen. Janie trifft schließlich auf den Wissenschaftler Jerry Anderson, der sich mit dem Thema Wiedergeburt beschäftigt. Zusammen wollen sie Noah helfen und dem Geheimnis, das in ihm steckt, auf den Grund gehen.

Ich konnte mich in alle erwachsenen Protagonisten hineinversetzen und ihre Sorgen und Ängste nachvollziehen und beim Lesen miterleben. Noah bleibt hingegen etwas geheimnisvoll, eine Art Bekannter. Als Leser dringen wir nicht in seine Gedankengänge ein, sondern sehen ihn wie die anderen Protagonisten von außen. Das lässt viel Interpretationsspielraum darüber, was in Noah vorgeht, und ist meiner Meinung nach viel authentischer und reizvoller als wenn dies alles offen gelegt würde.

Parallel zur Handlung werden immer wieder reale Studien, die sich mit dem Thema Wiedergeburt beschäftigen, zitiert. Dass es Forscher, die sich wissenschaftlich mit der Wiedergeburt beschäftigen, gibt, hat die Handlung für mich realistischer, vielleicht sogar glaubwürdiger gemacht.

Das Buch lädt zu Gedankenspielen über Wiedergeburt ein. Es wird dabei aber nie zu abgehoben oder esoterisch. Eine minimale Aufgeschlossenheit gegenüber dem Übersinnlichen in der Fiktion reicht aus, um das Buch mit Freude lesen zu können.

Wer zwischen print und eBook schwankt, sollte hier die Print-Ausgabe wählen, da das Cover wirklich besonders ist

Veröffentlicht am 31.03.2017

Düstere Lektüre

Loney
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Das ganze Szenario in "Loney" von Andrew Michael Hurley ist für mich ungewöhnlich und seltsam. Eine kleine Gruppe englischer Katholiken fährt in den 1970'er Jahren auf eine Art Pilgerreise. Dabei benehmen ...

Das ganze Szenario in "Loney" von Andrew Michael Hurley ist für mich ungewöhnlich und seltsam. Eine kleine Gruppe englischer Katholiken fährt in den 1970'er Jahren auf eine Art Pilgerreise. Dabei benehmen sie sich fast sektenhaft - in jedem Fall extrem religiös. Ihr Quartier ist ein altes, geheimnisvolles Haus in The Loney, einem unwirtlichen, düsteren Landstrich Nordenglands. Mit dabei: der neue undurchschaubare Priester der Gemeinde und ein junger Mann - Bruder des Ich-Erzählers und zudem Vornamensvetter des Autors - mit einer unerklärten Krankheit oder Behinderung. Auch die Menschen, auf die die Pilgergruppe rund um ihr Quartier treffen, sind alles andere als normal.
Die Protagonisten scheinen an einander und der Situation aber weitestgehend nichts seltsames zu finden - gehen gleichzeitig aber auch nicht besonders freundlich/christlich miteinander um.
Der Ich-Erzähler behält, obwohl er seine eigenen Erinnerungen und Erlebnisse schildert, immer eine Distanz zum Geschehen.
Langsam baut sich so eine düstere, unheimliche Stimmung und eine gewisse Spannung auf - irgendetwas stimmt nicht, irgendetwas wird passieren oder ist schon passiert. Das Cover bildet diese Stimmung passend ab.

Sprachlich ist das ganze von Autor und Übersetzerin gut umgesetzt. Mich hat das Buch und die Erzählweise gefesselt.

Am Ende werden dem Leser nicht alle Fragen beantwortet und nicht alles, was passiert ist, wird aufgelöst. Vieles bleibt offen und somit Spekulation. Das Ende mag somit enttäuschen.
Es ist ein Buch, das polarisiert. Ich kann verstehen, dass manche Leser nichts damit anfangen können. Wer gerne handfestes, klares liest, dem wird dieses Buch vermutlich nicht gefallen.
Einerseits fehlen mir manche Informationen, andererseits ist diese Ungewissheit und Freiraum zur eigenen Interpretation auch ein Reiz des Buches. Wer einem ungewöhnlichen Roman, der sich kritisch mit extremer Religiosität beschäftigt, aber auch Thriller-, Gothic Novel- und Horror-Elemente beinhaltet und in dem die Stimmung vor der Handlung steht, eine Chance geben möchte, hat hier neuen Lesestoff gefunden.