Interessant, grausam und skrupellos.
Blutroter SchattenMit „Blutrote Schatten“ konnte mich Patricia Walter von der ersten bis zur letzten Seite fesseln.
Im Fokus ihres neuen Psychothrillers steht ein aktueller Serienmörder, der sich durch gleichbleibende ...
Mit „Blutrote Schatten“ konnte mich Patricia Walter von der ersten bis zur letzten Seite fesseln.
Im Fokus ihres neuen Psychothrillers steht ein aktueller Serienmörder, der sich durch gleichbleibende Hinweise auf Tom Rhode bezieht: ein erfolgreicher Anwalt, ein liebender Vater, ein verurteilter Mörder, der seit 10 Jahren unter den strengsten Sicherheitsmaßnahmen im Maßregelvollzug sitzt.
Gleich zu Beginn lässt uns die Autorin an der Skrupellosigkeit von Tom teilhaben- schonungslos, detailliert und regelrecht leidenschaftlich werden im weiteren Verlauf blutrünstige Taten geschildert während die Einblicke in die Gedanken der Täter einen kalten Schauer verursachen. Die Hauptprotagonistin ist Sam – die Tochter, das Mädchen, dass ihren Vater hinter Gittern brachte und damit nicht nur ihren geliebten Papa verlor. Sam war echt und authentisch, trotz ihrer verlustreichen, traumatischen Vergangenheit ein herzensguter Mensch, der auf den 400 Seiten mehrfach Mut und Stärke beweist, vor allem durch selbstlose Entscheidungen. Das Leben, die persönlichen Eindrücke und Gedanken der Studentin nahmen mich mit, ich konnte mich in sie, den Zwiespalt, der unweigerlich in ihr herrschte, hineinversetzen.
Ein Opfer? Ja. Eine Opferrolle? Nach zehn Jahren nicht mehr!
„Blutrote Schatten“ wird aus mehreren Perspektiven geschildert ebenso wie unbekannte Rückblicke die Gegenwart durchbrechen, doch Patricia schafft es, dass diese Kombination komplikationslos zu verfolgen ist, Neugier und Spannung in die Höhe getrieben werden. Beeindrucken konnte mich die psychologische Ebene gleichermaßen wie die bildlich geschilderte Kreativität der Morde. Offensichtlicher Thrill wechselt sich mit dem unterschwelligen Nervenkitzel ab, böse Vorahnungen entstehen am laufenden Band und Überraschungsmomente nehmen durch plötzliche Ereignisse und Informationen bis zum Ende nicht ab.
Die jeweilige Atmosphäre, die Anspannung und die Gefühle waren in jeder Szene greifbar, trotz der Wechsel konnte Patricia die vorherrschenden Stimmungen einfangen.
Ebenso wie die Täter ist der durchdachte Verlauf unberechenbar, ereignisreich und lässt kaum Zeit, um das Geschehen zu verdauen.
Zwei hochgefährliche, intelligente Serienmörder, die sich in ihrer Grausamkeit in nichts nachstehen.
Langeweile? Fehlanzeige. Die wichtigen Charaktere werden ausreichend eingebracht, ihre Gedanken und Reaktionen sind nachvollziehbar, private Informationen aus deren Leben überschatten nicht den Fall, sodass es keine irrelevanten Ausschweifungen gibt.
Auch die Frage, ob Liebe zu einem Menschen aufhört, wenn sich herausstellt, dass dieser ein Mörder ist, taucht zwischen den Zeilen auf – meine Antwort? Nein.
Neben Gemetzel und einem perfiden Plan sind auch einfühlsame Themen wie Traumabewältigung, Neuanfang und Freundschaft, samt der Botschaft seine Träume zu leben, integriert. Sams Leben nimmt den Leser definitiv mit – doch baut ihn durch ihre Stärke wieder auf.
„Blutrote Schatten“ ist rasant, hochgefährlich und zerfetzt das Nervenkostüm.
Interessant, grausam und skrupellos.