Wunderbarer Abschluss für eine Reihe, die in Erinnerung bleiben wird.
Psyche: Verdammt frei„𝐏𝐬𝐲𝐜𝐡𝐞“ – eine Geschichte über Entführung, Misshandlung und Missbrauch, eine Liebe, die keine war.
Lucia Herbst erzählt eine der romantischsten Mythen aus der Perspektive jener Frau, die Wahl, Freiheit ...
„𝐏𝐬𝐲𝐜𝐡𝐞“ – eine Geschichte über Entführung, Misshandlung und Missbrauch, eine Liebe, die keine war.
Lucia Herbst erzählt eine der romantischsten Mythen aus der Perspektive jener Frau, die Wahl, Freiheit und Selbstbestimmung beraubt wurde. Eingesperrt und isoliert. Klein gehalten.
Eros – sich dessen bewusst, dass ihm die größte, zerstörerischste Kraft inneliegt – manipuliert, belügt, tötet, zwingt. Aus Egoismus, Eifersucht, Missgunst. Einer falschen Interpretation von Liebe, grausamen Vorbildern folgend.
Doch nachdem Medusa Anklage erhob, Persephone gegen ihre Ketten rebellierte, die Götter verschiedener Pantheons in Aufruhr sind, in Wandel gerieten, ist auch Psyche nicht davor geweiht, ihre Augen zu öffnen, ihren Blick nach innen zu richten, Erinnerungen zuzulassen und die Wahrheit zu akzeptieren…
Im letzten Band der „Greek Goddesses“-Reihe erwarten uns erneut eine Fülle verschiedener Gottheiten und Elemente der Mythologie. Wir treffen bekannte Figuren und ergründen neue Verbindungen. Integriert wurden auch hier wieder weitreichende, tiefschürfende Botschaften – nicht nur für Opfer relevante, sondern auch für Täter und Rechtsprechung. Unterschwellig fließen Kritiken ein, die nicht treffender sein könnten.
»𝚁𝚎𝚌𝚑𝚝𝚜𝚙𝚛𝚎𝚌𝚑𝚞𝚗𝚐 𝚜𝚘𝚕𝚕𝚝𝚎 𝚗𝚒𝚌𝚑𝚝 𝚍𝚊𝚣𝚞 𝚖𝚒𝚜𝚜𝚋𝚛𝚊𝚞𝚌𝚑𝚝 𝚠𝚎𝚛𝚍𝚎𝚗,
𝚞𝚖 𝚗𝚎𝚞𝚎 𝙾𝚙𝚏𝚎𝚛 𝚣𝚞 𝚜𝚌𝚑𝚊𝚏𝚏𝚎𝚗.«
Psyche arbeitet im Auftrag der »Universellen Götterorganisation« mit den Angeklagten, respektvoll und intensiv. Nicht mit dem Ziel der Bloßstellung, der Strafe, sondern mit der Objektivität, die der Umgang mit gefährlichen Straftätern benötigt, bestenfalls mit der Intention einer Resozialisierung. Innerhalb von Psyches zeitaufwendiger Analyse lässt Lucia verschiedene Täterpersönlichkeiten aufleben, gibt vor allem Athene eine berührende, nicht aber entschuldigende Basis. Die Autorin spricht deutlich aus, dass Vergebung nicht essenziell ist, um loszulassen; zeigt erneut, in welch scham- und schuldbehafteten Gedankengängen sich Opfer zu leicht verlieren.
»𝙵ü𝚛 𝚍𝚎𝚗 𝚎𝚒𝚐𝚎𝚗𝚎𝚗 𝚂𝚎𝚎𝚕𝚎𝚗𝚏𝚛𝚒𝚎𝚍𝚎𝚗 𝚖𝚞𝚜𝚜 𝚖𝚊𝚗 𝚗𝚒𝚌𝚑𝚝 𝚣𝚠𝚊𝚗𝚐𝚜𝚕ä𝚞𝚏𝚒𝚐 𝚟𝚎𝚛𝚐𝚎𝚋𝚎𝚗, 𝚜𝚘𝚗𝚍𝚎𝚛𝚗 𝚗𝚞𝚛 𝚕𝚘𝚜𝚕𝚊𝚜𝚜𝚎𝚗.«
Abgesehen der sensiblen Inhalte ist dieser Roman voll von Action und Wendungen, Freundschaft und Zusammenhalt; logisch aufgebaut, durchdacht und merklich recherchiert. Götter, die wir bereits trafen, überraschen mit Einsicht und Sinneswandel, berühren mit Reue. Während andere selbst den kleinsten Funken Respekt endgültig verlieren. Handlungsorte, wie die Unterwelt oder der Olymp, waren detailreich ausgeschmückt, die Stärke, die Geschehen und Entwicklungen inneliegt, ergreifend.
„𝐏𝐬𝐲𝐜𝐡𝐞. 𝐕𝐞𝐫𝐝𝐚𝐦𝐦𝐭 𝐟𝐫𝐞𝐢.“ ist angefüllt mit Mut und traurigen Wahrheiten, mit Erkenntnissen und aufrüttelnden Ereignissen, aber auch mit Humor und der, mit Mythologie einhergehenden, Faszination.
Rückblenden aus Psyches Dasein füllen Lücken, beleuchten die bekannte Sage über jene fälschliche, toxische Liebe – jene Gefangenschaft – neu. Die Autorin weckt Verständnis und Mitgefühl, aber auch Wut.
Herbst erzählt feinfühlig und malerisch, ohne die Härte, die den hier zu findenden Beziehungen innewohnt, zu verschleiern, beschreibt authentisch ungesunde Verhaltens- und Denkmuster. Erreicht mit ihren Worten den Teil Betroffener, der taub ist, und deutet auf Möglichkeiten, um, wie Medusa, Psyche und Persephone, aufzustehen, für etwas einzustehen, das unablässig ist, um zu leben: für sich selbst.
Liebe ist weder Zwang noch Gewalt, weder Angst noch Abhängigkeit.
Mein größter Dank geht an Lucia Herbst für ihre drei großartigen, erinnerungswürdigen Romane, für die Wichtigkeit ihrer Worte, für das Verständnis.