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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.04.2017

Kurz-Krimi mit schottischen Humor

Die Mädchen von Strathclyde
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Jim Daley ist Police Constable, der für die schottische Kriminalpolizei abgeodert wird. An seiner Seite ist der etwas ältere Kollege Brian Scott. Jims eigentlicher Chef Sergeant Donald ist ein mürrischer ...

Jim Daley ist Police Constable, der für die schottische Kriminalpolizei abgeodert wird. An seiner Seite ist der etwas ältere Kollege Brian Scott. Jims eigentlicher Chef Sergeant Donald ist ein mürrischer Vorgesetzter, der keine Fehler zulässt. Die junge Tracey Greene wird ermordet in einer Blulache liegend auf einem Bett gefunden. Sie war bekannt für Drogenkonsum. Ihr Tod steht auch in Verbindung mit Drogen, doch diesmal scheint jemand ihr nachgeholfen zu haben.

Die Dialoge - vor allem von Brian Scott - sind trocken und amüsant, aber auch mürrisch und ernsthaftig wie bei Sergeant Donald. Anhand von musikalischen Liedern und Gegenständen ist zu erkennen, das der Krimi nicht in der Gegenwart handelt, sondern in den 1980er Jahren.

Veröffentlicht am 18.04.2017

Nordfriesisch, spannend, unterhaltsam

Küstenfluch
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Theo Krumme – der ehemalige Kommissar aus Berlin-Neukölln – und seine junge Kollegin Patrizia Reichel haben einen neuen Fall zu lösen. Der älteste Sohn des Bauern Tore Jessen ist von Scheunendachboden ...

Theo Krumme – der ehemalige Kommissar aus Berlin-Neukölln – und seine junge Kollegin Patrizia Reichel haben einen neuen Fall zu lösen. Der älteste Sohn des Bauern Tore Jessen ist von Scheunendachboden gestürzt. Zunächst sieht es nach einem Unfall aus. Als dann noch Hinnerks Schwester Ingrid Jacobs auf ihrem Fahrrad angefahren wird und ins Koma fällt, glaubt Kommissar Krumme nicht mehr an Unfälle, sondern an böse Absichten. Ingrid und ihr Mann Niklas haben zwei Kinder – Jan und Grete. Häufig überkommen Jan in der Nacht düstere Träume. Er sieht Schatten und nimmt Geräusche und Bewegungen wahr. Allerdings kann man diese Wahrnehmungen nicht sehen. Draußen im Wattenmeer liegt ein altes Schiffswrack, dessen Geschichte relativ unbekannt ist. Familie Jessen geht von einem Fluch aus, der über ihre Familie aufgrund der Unfälle schwebt. Hängt der Fluch mit dem Schiffswrack zusammen?
Hendrik Berg versteht etwas von gut erzählten Kriminalromanen. Denn er zieht die Leserschaft bildhaft in die nordfriesische Idylle zwischen Husum und St. Peter-Ording und lässt die Figuren charakterlich aufblühen. Teilweise wird die Geschichte so spannend erzählt wie ein Thriller. Beim Lesen fühlt man sich, als ob man mitten im Geschehen in dörflicher Atmosphäre wäre. Theo Krumme geht gerne seine Alleingänge, aber es nimmt nicht Überhand. Zum Glück hat er seine neue Kollegin Pat an seiner Seite, die noch recht schüchtern wirkt, und sich gerne hinter dem PC-Bildschirm und ihrem Handy versteckt. Das sture Familienoberhaupt Tore Jessen erscheint authentisch, wobei er manchmal auch emotional und weich werden kann. Außerdem wurden die beiden Kinder Jan und Grete in ihren Rollen gut dargestellt – wie Kinder zwischen vier und sieben Jahren sein können. Besonders gut hat mir der Epilog gefallen, weil dort ein Teil der Geschichte erzählt und aufgeklärt wird. Die Auflösung der Unfälle sind überraschend, denn bis zum Schluss weiß man nicht, wer und warum hinter den ganzen Missetaten steckt.
Da dieser Kriminalroman mein erstgelesener Roman des Autors ist, bin ich positiv überrascht. Theo Krumme als Hauptprotagonist ist mir ans Herz gewachsen. Seine Kollegin ist zwar eine neue Figur, aber wenn sie an ihrer Schüchternheit noch arbeitet, und mehr Einsatz bei der Arbeit zeigt, kann sie mir noch richtig sympathisch werden. Rundum ein gut lesbarer Krimi, auch als Urlaubslektüre.

Veröffentlicht am 17.04.2017

Abenteuer auf einem Schulschiff

Deadwater
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Jugendliche zwischen dem 13. Und 15. Lebensjahr, vier Lehrer und Lehrerinnen sowie vier Seeleute gehen auf dem Schulschiff Marie auf eine Seereise Richtung Indien. Grund der Reise soll die Erziehung der ...

Jugendliche zwischen dem 13. Und 15. Lebensjahr, vier Lehrer und Lehrerinnen sowie vier Seeleute gehen auf dem Schulschiff Marie auf eine Seereise Richtung Indien. Grund der Reise soll die Erziehung der Jugendlichen auf engstem Raum sein. Disziplin, Gehorsam und Solidargemeinschaft stehen an erster Stelle der Umerziehung. Chris ist fünfzehn Jahre alt und kommt aus einem gutbürgerlichen Elternhaus. Seine Eltern sind mit ihm überfordert und investieren mehr Zeit in ihre Arbeit. Somit überraschen seine Eltern ihn mit dieser sechsmonatigen Schiffsreise, die aber eher eine Herausforderung ist als eine (Urlaubs-)Reise. Als der Lehrer Herr Detering nach einem heftigen Sturm verschwindet, machen sich die Jugendlichen Sorgen wie es weitergeht. Als dann noch erpresserische Nachrichten zugesendet werden und Drohnen das Schiff beobachten, geraten die Jugendlichen in Panik und müssen sich Ängsten und Krankheiten stellen. Doch die Jugendlichen unterstützen sich, um die nicht ganz ungefährliche Situation zu meistern mit mancher Improvisation. Wird Herr Detering wieder auftauchen?
Tobias Rafael Jung schrieb einen Jugendroman, der sein Debütroman ist. Zielgruppe des Romans sind Jungen an 12 Jahren. Chris – die Hauptfigur - beginnt, ein Logbuch zu verfassen, in das er die anderen Jugendlichen ebenso hineinschreiben lässt. Jede und jeder schreibt seine Erlebnisse, Gefühle und Skizzen sowie Notizen in das Logbuch. Aufgrund der Ereignisse auf dem Schiff wird es zu einer spannenden Abenteuerreise, die nicht ohne Opfer bleibt. Die Eltern der Jugendlichen spielen eher eine Rolle im Hintergrund. Chris und die anderen Figuren zeigen ihre eigenen Charaktere und erzählen aus ihrer Perspektive in ernster, humorvoller und frecher Manier.
Dieser Jugendroman ist vielseitig gestaltet, denn Nils Andersen illustrierte den Roman mit Randnotizen, Skizzen von Landkartenausschnitten und der jugendlichen Figuren. Am Ende des Romans sind von dem Autor zwei Anhänge aufgestellt. Der erste Anhang beschreibt die Figuren, die in dem Roman eine Rolle spielen, und der zweite Anhang erläutert die Begriffe aus der Seefahrt. Mit diesem Kinderroman lernen die kleinen Leser und Leserinnen interaktiv einiges über die Seefahrt, die Geografie und Abenteuer. Gestalterisch ist das Buch ein Hingucker.

Veröffentlicht am 18.03.2017

Stalking mit psychologischen Abgründen

Kaltes Verlangen
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Kim Kestrel, eine junge Frau, die in einer Großstadt lebt und einen Job als Reinigungsfachkraft ausübt, entwickelt eine Obsession. Ein vanille-mandarin-duftendes Parfüm einer Frau führt Kim zu einem Mann, ...

Kim Kestrel, eine junge Frau, die in einer Großstadt lebt und einen Job als Reinigungsfachkraft ausübt, entwickelt eine Obsession. Ein vanille-mandarin-duftendes Parfüm einer Frau führt Kim zu einem Mann, den sie in naher Zukunft verfolgen wird. Zufällig stößt Kim auf Anna, die wiederum mit dem Psychologen Max Roth zusammenlebt. Max wird zu Kims Beobachtungsobjekt. In der Vergangenheit wurde Kim psychologisch in der ihrer Jugend betreut. Doch die damalige Therapie brach sie irgendwann ab. Max biete für sie nun die Gelegenheit, die Therapie wieder aufzunehmen. Letztlich dienen aber die Therapiestunden nur einem Zweck: Max nahe zu sein. Aber es bleibt nicht bei den Therapiestunden. Kim beobachtet Max, sie beobachtet Anna, sie beobachtet beide in ihrer Wohnung, indem sie sich auf einem Baugerüst an deren Haus stundenlang bis zum anderen Morgen versteckt, und die beiden heimlich beobachtet. Eines Abends entdeckt Kim, dass Anna Max in einen Raum einsperrt. Doch in einer Nacht versucht Max auszubrechen. Dann taucht plötzlich jeden Abend ein dunkel gekleideter Mann an der Haustür auf, der sich jede Nacht um die Ohren schlägt. Kim will wissen, wer dieser Mann ist.
Natalie Tielcke beschreibt in ihrem Thriller zwei extreme Figuren, die in ihre jeweiligen (psychologischen) Abgründe sich bewegen. Auf der einen Seite ist die hochintelligente Kim mit Einser-Abitur, die verschiedene Studienfächer abgebrochen hat, und auf der anderen Seite ist der Psychologe Max Roth mit eigener Praxis, der eine Eigenschaft an sich trägt, die kaum nachvollziehbar ist. Anna arbeitet ebenfalls als Psychologin, allerdings in einer Klinik, wo sich Anna und Max kennenglernt haben. Anna verlässt Max, als ihr die abgründigen Eigenschaft von Max zu viel werden. Ein Erlebnis auf der Straße verschaffen Kim die Möglichkeit, Max noch näher zu kommen. Max weiß erst gar nicht wie ihm geschieht, und lässt sich auf Kims Plan ein. Die Autorin lässt die Leserschaft einerseits in spannende psychologische wie auch pervers brutal dargestellte Momente eintauchen. Kritikpunkte in diesem Thriller sind allerdings die Momente, als Max einen Komapatienten spielt, und warum Kim zu einer Stalkerin wurde. Zu Kims Vergangenheit werden wenige Informationen geliefert. Die Sprache an sich ist einfach und nachvollziehbar. Ein roter Faden zieht sich durch die Geschichte.
Mein Gesamteindruck ist, dass ich diesen Thriller gerne gelesen habe, wobei anfängliche Spannung auf die Spitze gebracht werden, aber am Ende habe ich zwei Schwachstellen an dem Thriller zu kritisieren. Die kurzen Kapitel fand ich gut, ebenso die Tagebucheinträge, die durch einen anderen Schrifttyp und das jeweilige Tagebuchdatum hervorgehoben wurden brachten Abwechslung in die Geschichte.

  • Einzelne Kategorien
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  • Spannung
Veröffentlicht am 22.01.2017

Raffiniert und psychologisch gut konstruiert

Das Paket
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Emma Stein wird mit einem Paket konfrontiert, dass ihr Postzusteller Salim für ihren bisher weniger bekannten Nachbar Anton Palandt bei ihr abgibt. Aufgrund von paranoiden Phasen gerät Emma in einen Sog ...

Emma Stein wird mit einem Paket konfrontiert, dass ihr Postzusteller Salim für ihren bisher weniger bekannten Nachbar Anton Palandt bei ihr abgibt. Aufgrund von paranoiden Phasen gerät Emma in einen Sog von aufeinanderfolgenden Ereignissen und Erinnerungen. In ihrer Kindheit verfolgten Emma bereits psychologische Phasen, die jetzt wieder zu Leben erweckt werden. Als Emma sich gezwungen fühlt, das Paket zu öffnen, findet sie einerseits Medikamente vor, und andererseits findet sie angeschnittene Haare vor. Außerdem schwebt Emma in einem Zustand wie nach einem sexuellen Missbrauch, denn sie bildet sich ein, dass sie in einem Hotelzimmer von einem angeblichen bisher unbekannten Friseur vergewaltigt wurde. Dieser Friseur ist anscheinend derjenige, der anderen Frauen und Emma die Haare abrasiert hat. Als dann bei Emmas Nachbarn Anton Palandt eine zerstückelte Frauenleiche in einer Biotonne im Gartenschuppen gefunden wird, gerät Emmas psychischer Zustand immer mehr ins Wanken.
Sebastian Fitzek mag es psychologisch und verwirrend. Allerdings waren die Ereignisse um der Figur Emma Stein sehr gehäuft am Anfang, so dass die späteren Wendungen erst in dem Thriller die Spannung gelöster und entspannter machten. Es liegt meines Erachtens an den Nebenschauplätzen, von denen ein oder zwei weniger die Geschichte ebenso unterhaltsam gestaltet hätten. Die Figur Emma Stein wirkte häufig authentisch, weil man ihr die paranoiden Phasen abnahm, weil man es in den Zusammenhang ihrer Kindheit und der imaginären Figur Arthur im Schrank abnimmt. Verwirrungen schafften die Figuren, die eher weniger Bedeutung letztendlich für Emma hatten. Letztendlich führten die nach und nach folgenden Auflösungen zu weniger Ungereimtheiten in der ganzen Geschichte. So gerne der Autor psychologisch experimentiert, so experimentiert mit der Leserschaft, indem er versucht, so gut wie möglich authentisch zu erzählen. In der Geschichte taucht ein Experiment auf, in dem drei Personen – u.a. Emma Stein - involviert sind, dennoch fragt man sich, ob dieses Experiment in der Psychologie angewendet wird beziehungsweise in der Wissenschaft positiven Einklang hätte.
Bislang habe ich noch nicht viele Thriller von Sebastian Fitzek gelesen. Deshalb habe ich noch keinen allzu großen Vergleich mit seinen anderen Büchern. Aufgrund der raffinierten psychologischen Vorgehensweise und Verwirrungen der überschlagenden Ereignisse wurde ich sehr gut unterhalten. Von daher bin ich schon sehr gespannt auf seinen nächsten Thriller.