Profilbild von FrauLieschen02

FrauLieschen02

Lesejury Star
offline

FrauLieschen02 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit FrauLieschen02 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.02.2018

Puzzle aus mehreren Leichen

Ragdoll - Dein letzter Tag (Ein New-Scotland-Yard-Thriller 1)
0

London gerät in Aufruhr als bekannt wird, dass in einer Londoner Wohnung eine sogenannte Ragdoll mitten im Raum hängt. Die Detectives William Oliver Layton-Fawkes und Emily Baxter bei der Londoner Polizei ...

London gerät in Aufruhr als bekannt wird, dass in einer Londoner Wohnung eine sogenannte Ragdoll mitten im Raum hängt. Die Detectives William Oliver Layton-Fawkes und Emily Baxter bei der Londoner Polizei werden mit dem Fall beauftragt. William Fawkes - auch Wolf genannt – ist in den Polizeikreisen bekannt für seine außergewöhnlichen Methoden der Polizeiarbeit. Doch der aktuelle Fall geht ihm schon sehr nahe. Vor allem hängt diese Ragdoll genau gegenüber seiner Wohnung. Als Baxter und Wolf die Ragdoll genauer betrachten, stellen sie fest, dass die Ragdoll aus unterschiedlichen Gliedmaßen besteht. Erst nach und nach stellen die beiden fest, dass die Gliedmaßen unterschiedlichen Personen zugeordnet werden. Nun muss das Puzzle aufgedröselt werden, welche Gliedmaße zu welcher Person passt. Und des Weiteren stellt sich die Frage, ob diese Personen noch leben. Auf jeden Fall steht fest, dass die Gliedmaßen von männlichen Personen stammen. Im Mittelpunkt der Ermittlungen steht der unter dem Insider Namen „Feuerbestatter“ das Clanmitglied Naguib Khalid. Bei der Aufklärung des Falles kommt die Ex-Frau von Wolf Andrea Hall in die Quere, weil sie exklusive von dem Fall berichten möchte. Als Wolf selbst in Visier des Mörders gerät, wir die Lage nicht nur für Wolf brenzlig.
Daniel Cole startet mit dem ersten Band seiner Thriller Reihe den Auftakt mit einem Londoner Ermittlerteam, bei dem William Oliver Layton-Fawkes und Emily Baxter im Mittelpunkt stehen. Von der ersten Seite an gelingt es Cole mit seinem Schreibstil die Leserschaft in seinen Bann zu ziehen, und dabei den roten Faden nicht aus den Augen zu lassen. Eine Ragdoll klingt anhand der Vorstellung schon brutal, wenn man weiß, dass diese Ragdoll einmal aus einzelnen Gliedmaßen von verschiedenen Personen bestand. An diese Gliedmaßen muss man erst einmal heran kommen, und diese dann im Nachhinein zusammensetzen. Hier stellt man fest, dass Cole eine unblutige Beschreibung gelingt, aber trotzdem eine imaginäre Brutalität erzeugt. In der Personenkomplexität versucht Cole ein Gleichgewicht der Geschlechter zu bilden, indem hier nicht nur typische männliche Detectives aufgestellt werden, sondern auch weibliche Figuren als Kollegin, als Chefin und Opfer. Jede Figur hat ihre Stärken, Schwächen und Makel. Leider bleiben auch bei diesem Thriller die Privatprobleme und der Hang zu Alkohol bei einzelnen Figuren nicht aus.
Zunächst hatte ich den zweiten Band „Hangman – Das Spiel des Mörders“ begonnen zu lesen. Wobei ich dann feststellen musste, dass es Sinn machte, zunächst diesen ersten band zu lesen, weil die Ragdoll im zweiten Band eine Rolle am Rande spielt. Selten lese ich zwei Bände direkt hintereinander weg, aber hier war es ein spannendes Vergnügen, die Figuren in ihrer Entwicklung kennenzulernen. Der Schreibstil und die Handlungen haben mir gut gefallen. Manchmal liest sich zwischen den Zeilen ein unterschwelliger Humor, der hier gut hinein passt.

Veröffentlicht am 04.02.2018

Außergewöhnliche Mordserie

Hangman. Das Spiel des Mörders (Ein New-Scotland-Yard-Thriller 2)
0

Im Thriller „Hangman – Das Spiel des Mörders“ versucht ein Mörder dieselbe Mordmethode anzuwenden wie anderthalb Jahre zuvor der Ragdoll-Mörder in London. Für alle sichtbar hängt eine tote männliche Leiche ...

Im Thriller „Hangman – Das Spiel des Mörders“ versucht ein Mörder dieselbe Mordmethode anzuwenden wie anderthalb Jahre zuvor der Ragdoll-Mörder in London. Für alle sichtbar hängt eine tote männliche Leiche mitten an der Brooklyn Bridge in New York. Ragdoll ist das Symbol einer Puppe, die aus menschlichen Gliedmaßen von verschiedenen Menschen zusammengesetzt wurde. Diese Methode befasste sich damals DC Emily Baxter und ihr Kollege William Oliver Layton-Fawks – genannt Wolf – und ihr Team bei New Scotland Yard in London. Der aktuelle Fall in New York bezieht sich aufgrund dessen auf die Ragdoll Methode, weil er der getöteten Person das Wort „Puppe“ in die Brust ritzt. Darauf folgt der nächste Mord, allerdings diesmal wieder in London. Und es folgen weitere Morde. Manche Leichen werden mit dem eingeritzten Wort „Köder“ vorgefunden. Mittlerweile wurde Emily Baxter zum DCI ernannt, und wird zu den Mordfällen in New York hinzugezogen. An ihrer Seite arbeitet diesmal der CIA Agent Damien Rouche. Beide Ermittler geraten an ihre Grenzen, um den Mörder zu finden. Es wird zu einem Katz-Maus-Spiel mit einem langen unklaren Motiv, und warum diese Morde an die Ragdoll Morde anknüpfen.
Daniel Cole versteht etwas davon, wenn er die Leserschaft in seinen Bann ziehen will, wenn es um perfide Mordmethoden geht. Vor allem die Morde so zu beschreiben, dass sie brutal beschrieben werden, sondern er erzählt die Mordvorgehensweise in einer Art und Weise, dass man es auf dem zweiten Blick als brutal empfindet. Emily Baxter wuchs mittlerweile zu einer festen bodenständigen Figur, die mit ihrem Charakter häufig bei ihren Mitmenschen vor den Kopf stößt. Damien Rouche stellt sich als einen kumpelhaften Kollegen dar, wobei er seine Privatprobleme anfangs hinter einer Scheinwelt verbirgt. Die Ortwechsel New York und London haben mir gut gefallen, wobei der Hauptbezugspunkt hauptsächlich in London stattfindet. Da Damien Rouche aufgrund seiner Familie in London lebt, aber in New York arbeitet, ermitteln Baxter und Rouche die Mordfälle in London. Auffällig ist bei der Figurenbesetzung, dass Daniel Cole die jeweiligen Chiefs in New York und London eine Frau darstellen, und in den Teams Männer unterschiedlichen Charakters darstellen. Zum Teil wird bei einzelnen Kollegen aus deren Privatleben erzählt wie z.B. von DC Edmunds, der mit Baxter sogar befreundet ist. Die Journalistin Andrea Hall spielt diesmal eher eine Nebenrolle.
Dieser Thriller blieb meiner Meinung nach im Erzählstil wie auch im Spannungsverhältnis genauso im Niveau wie im ersten Thriller „Ragdoll – Der letzte Tag“. Das Ende des Thrillers lässt hoffen, dass eine weitere spannende Geschichte von dem Autor noch folgen könnte.

Veröffentlicht am 22.01.2018

Autobiografische Romanerzählung

Schloss aus Glas (Filmausgabe)
0

Jeannette Walls erzählt in ihrem Roman die Lebensgeschichte ihrer Familie, die eher ein Vagabundenleben jahrelang Aufrecht erhielt. Ein Leben mit Höhen und Tiefen, mit Prinzipien und Freiheiten, mit Einschränkungen ...

Jeannette Walls erzählt in ihrem Roman die Lebensgeschichte ihrer Familie, die eher ein Vagabundenleben jahrelang Aufrecht erhielt. Ein Leben mit Höhen und Tiefen, mit Prinzipien und Freiheiten, mit Einschränkungen und Ideen. Relativ früh im Kindesalter zog Jeannette mit ihren Eltern Rex und Rose Mary Walls und ihrer älteren Schwester Lori – gezwungener Maßen wegen eines Hausbrandes – von Ort zu Ort. Rex Walls verdiente sich das Geld durch Gelegenheitsjobs im Bergbau und wissenschaftlichen Experimenten. Rose Mary wurde zur Lehrerin ausgebildet, worauf deren Mutter damals bestand, aber sie arbeitete mit Unterbrechungen im Beruf als Lehrerin, denn sie verbrachte lieber Zeit mit Malerei. Ihr Traum war immer ein eigenes Kunstatelier, was ihr Mann von Zeit zu Zeit in kleinen Schritten unterstützte. Lange Zeit lebte die Familie – mittlerweile kamen noch Kinder Brian und die Nachzüglerin Maureen hinzu – in einem alten Auto. Sie wohnten, schliefen und fuhren mit dem Auto von Ort zu Ort, oder blieben irgendwo in der amerikanischen Wüste stehen. Mal ging der Sprit aus, mal ging das Geld aus, mal gab es keine Lebensmittel. Ein Leben in der Anarchie. Dennoch versuchten Rex und Rose Mary ihre Kinder anständig und selbstbewusst zu erziehen. Dafür, dass die Kinder mehr oder weniger auf der Straße lebten, erhielten sie eine gute allgemein bildende Erziehung ihrer Eltern.
Jeannette Walls erzählt ihre Familiengeschichte aus ihrer Perspektive, wie sie ihre Kindheit erlebt hat, und wie ihr Leben im jungen Erwachsenenalter fortschritt. Ihr Leben und das ihrer Eltern und Geschwister wurden stark geprägt durch vielschichtige Erlebnisse und Lebensumstände, aber auch durch Höhen und Tiefen, die vor allem durch ihre Eltern verursacht wurden. Ihre Eltern waren/ sind einerseits liebenswürdig, aber auch andererseits vernachlässigende Eltern gewesen. Sie haben ihre vier Kinder einem genügsamen – zum Teil armen - Leben ausgesetzt. Aber dennoch war ihnen wichtig, dass ihre Kinder eine gute Ausbildung bekommen. Rex Walls hatten von Zeit zu Zeit alkoholische Probleme und seine Frau eher hippieähnliche Ambitionen, wobei ihre Malerei ihr wichtiger war als ihre Kinder. Teilweise konnten Rose Marys Mutter finanziell weiterhelfen, so dass die Kinder nicht verhungern mussten. Man kann betonen, dass die Kinder bestärkt aus diesem Elterndasein hervor gingen. Allerdings litt am meisten die jüngste Tochter Maureen unter dieser Erziehung.
Dieser Roman faszinierte mich soweit, dass ich nun demnächst auch den Film gerne ansehen möchte. Woody Harrelson spielt den Vater Rex Walls, und Naomi Watts spielt die Mutter Rose Mary Walls. Eine emotionale und teilweise intelligente und humorvolle Familiengeschichte.

Veröffentlicht am 22.01.2018

Kinder mit besonderen Fähigkeiten in Gefahr

Die Stadt der besonderen Kinder
0

Jacob Portman wurde in der Vergangenheit in eine Zeitschleife gezogen, in der er bereits seit einer Weile verharrt. Er und die besonderen Kinder mussten die Insel an der britischen Küste vor verlassen. ...

Jacob Portman wurde in der Vergangenheit in eine Zeitschleife gezogen, in der er bereits seit einer Weile verharrt. Er und die besonderen Kinder mussten die Insel an der britischen Küste vor verlassen. Nachdem sie mit Booten an das Festland ankamen, bewegen sie sich ständig auf der Flucht, weil die Wights – sogenannte Hollowgasts, die Seelen aufgefressen haben – die Kinder jagen. Die Hollowgasts waren einmal Besondere, aber sie mutierten zu monsterähnlichen Kreaturen. Da sie unsichtbar sind, macht es sie so gefährlich. Zum Glück kann einer der Kinder die Hollowgasts erspüren. Mrs Peregrin – eine Ymbryne, die Einfluss auf die Zeitschleifen und die besonderen Fähigkeiten hat - verwandelte sich plötzlich in eine Taube. Leider lässt sie sich nicht zurück verwandeln. Deshalb versuchen die Kinder eine andere Ymbryne zu suchen, die eventuell Mrs Peregrin helfen kann. Somit begeben sich die besonderen Kinder auf eine Reise, die sie immer wieder in Gefahren bringt.
Ransom Riggs versteht etwas von seinem Schreiben von fantasievollen Geschichten, die Jugendliche wie Erwachsene fesseln. Das Gesamtpaket stimmt im Ganzen, denn Geschichte, Erzählstil und Illustrationen in diesem und dem Vorgängerroman „Die Insel der besonderen Kinder“ wirken als kleiner Schatz eines Buchprojektes. Auf der einen Seite sind die Kinder im unterschiedlichen Alter und mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten. Und auf der anderen Seite sind die bösen Hollowgasts und Wights, die die Ymbryne und deren Fähigkeiten nehmen wollen. Die Ymbryne sind in der Regel ältere Frauen, die sozusagen eine Mutterrolle übernehmen, um die besonderen Kinder zu beschützen. Jacob geriet zufällig – bereits in Band eins – in die Welt der besonderen Kinder. Jeweilige Zeitschleifen sorgen für ein verlängertes Leben der Kinder. Dennoch ist Jacob der einzige, der sich in der Gegenwart und in den Zeitschleifen bewegen kann. Dadurch, dass die Wights hinter den Kindern her sind, gerät die Geschichte nicht nur in eine Fantasy Geschichte, sondern auch in eine Abenteuer Geschichte.
Der zweite Band der „Besonderen-Kinder-Reihe gefiel mir ebenso wie der erste Band. Die Fortsetzung – Band drei - liegt schon bereit zum Lesen. Leider gibt es nicht sehr viele Bücher im Genre Fantasy mit diesem Thema der besonderen Fähigkeiten. Für mich eine Lieblingsreihe in diesem Genre, weil sie ebenso abenteuerreich und spannend erzählt wird.

Veröffentlicht am 03.12.2017

Warmherzig und mitreißend

Der Junge, der mit dem Herzen sah
0

Milo – ein neunjähriger Junge – lebt mit seiner Mum Sandy und Grandma Lou(isa) in einem Haus. Milos Dad Andy verließ Sandy, und lebt nun mit einer anderen Frau und deren gerade geborenen Baby in Abu Dhabi. ...

Milo – ein neunjähriger Junge – lebt mit seiner Mum Sandy und Grandma Lou(isa) in einem Haus. Milos Dad Andy verließ Sandy, und lebt nun mit einer anderen Frau und deren gerade geborenen Baby in Abu Dhabi. Als Trost schenkte Andy vor seiner Abreise ein kleines Ferkel namens Hamlet an Milo. Seit Milo mit den beiden Frauen alleine in dem Haus lebt, arbeitet Sandy im Gartenschuppen in ihrem provisorischen Beautysalon, und Milo kümmert sich außerhalb der Schule ausschließlich um seine Grandma Lou. Lou spricht seit dem Tod von Grandpa nicht mehr, was schon einige Jahre her ist. Somit schreiben sich Enkel und Großmutter ständig Zettel hin und her. Die Zettelkommunikation stellt außerdem den Grund dar, dass Milo eine seltene Augenkrankheit hat, die ihm das Sehfeld einschränkt. In der Schule ist Milo eher der Außenseiter. Eines Tages brennt die Küche in dem großen Haus. Der Brand wird zum Auslöser einer Verstrickung von Emotionen und Belastungen. Sandy fühlt sich überfordert, und möchte nicht länger Milo belasten, dass er seine freie Zeit für die Pflege von Lou zur Verfügung stellt. Immerhin ist Lou zweiundneunzig Jahre alt. Ohne Wenn und Aber sorgt Sandy dafür, dass Lou in eine Senioreneinrichtung einzieht. Milo versteht die Welt nicht mehr. Dennoch versucht er, jeden Tag vor oder nach der Schule Lou zu besuchen. Währenddessen lernt er den Flüchtling und Koch in der Einrichtung Tripi kennen, und sie werden Freunde. Milo will unbedingt, dass Lou wieder nach Hause kommt. Er sucht nach einem Grund, und die Gründe kommen schneller als er ahnen kann.
Virginia Macgregor gelingt es, die Emotionen zwischen direkt oder zwischen den Zeilen herauszustellen. Der kleine neunjährige Milo wirkt klug, warmherzig und mitfühlend. Er steht im Mittelpunkt dieser Geschichte. Ohne seine Mitstreiter Tripi, Cloud und dem süßen Schweinchen Hamlet wäre aus der Geschichte eine familiäre Familien-Freunde-Geschichte geworden. Ebenso stellt Milo einen kleinen Kämpfer dar, denn er ist selbst gehandicapt mit seiner Augenkrankheit und kämpft dagegen. Und des Weiteren kämpft er für seine Grandma Lou und die anderen Bewohnerinnen und den Bewohner Petros für ein gerechtes Leben in einer Senioreneinrichtung. Die Geschichte stellt das Gute in den Vordergrund, und das Böse bekommt einen Denkzettel verpasst. Somit kämpft Milo für die Gerechtigkeit für andere Menschen und für sich selbst. Im Besonderen stellt die Autorin einen aktuellen Bezug zu Weltlage dar, indem sie einen syrischen Flüchtling durch Tripi darstellt, der seine jüngere Schwester auf der Flucht verlor und nun wiederfinden möchte.
Bei diesem Roman habe ich jede Seite genossen. Seit langem habe ich nicht eine solche mitfühlende, solidarische und kluge Geschichte gelesen, die der Leserschaft aufzeigt, dass das Gute das Böse besiegen kann. Und dafür braucht es Courage und Mut. Mein Lesehighlight im Jahr 2017.