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Veröffentlicht am 03.10.2016

Wie man Italiener wird ...

Wie man Italiener wird in 30 Lektionen / Come diventare italiano in 30 lezioni
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Wie man Italiener wird in 30 Lektionen hat mich ganz besonders interessiert, nicht nur, weil ich ein italienischen Freund habe, sondern auch, weil den Deutschen und Italiener eine unglaubliche Gegensätzlichkeit ...

Wie man Italiener wird in 30 Lektionen hat mich ganz besonders interessiert, nicht nur, weil ich ein italienischen Freund habe, sondern auch, weil den Deutschen und Italiener eine unglaubliche Gegensätzlichkeit nachgesagt wird. Ich hatte ein "Tue dies"-"Tue das"- und-du-wirst-der-perfekte-Italiener-Buch erwartet. Doch die völlig offenen Darstellungen von italienischen Bräuchen, der verwendete Schreibstil, die guten und glaubwürdigen Alltagssituationen, die Gestaltung: das Gesamtpaket hat mich mehr als überrascht.

Da es sich hier eher um einen Ratgeber, als um einen Roman handelt, gibt es natürlich keine besondere Handlung, die im Vordergrund steht und die ich jetzt analysieren könnte. Alles in allem versucht Markus Ebert in 30 Lektionen die italienische Lebensweise zu beschreiben und die Bemühungen eines manchen, sich zu integrieren, die Italiener zu verstehen oder auch einfach nur irgendwie den Urlaub in diesem fremden Land zu überstehen, zu erleichtern. Dabei wird das ein oder andere Vorurteil, das die Deutschen den Italienern gegenüber haben, bestätigt, doch trotzdem gab es für mich auch neue Aspekte und Lektionen. Ob ich alle beherzigen werde und beherzigen kann, werden wir sehen.

Markus Eberts überspitzte, sarkastische Art und Weise, sich auszudrücken, ohne die italienische Sprache, Menschen, Städte oder Kultur zu beleidigen, hat mich nicht nur zum Lachen gebracht, sondern auch schwer beeindruckt. Durch die humorvolle, offene Darstellung und durch das Einfließen von Alltagsbeispielen, kam es mir eher so vor, einem Freund zuzuhören, gute und amüsante Geschichte zu erfahren, statt ein Buch von einem mir fremden Autor zu lesen. Auch die Deutschen bekommen an manch einer Stelle ihr Fett weg, aber auch das sehr einfühlsam und stets wertungsfrei ;)

Ein persönliches Highlight ist für mich die Aufmachung, denn das Buch ist nicht nur für Deutsche gedacht, die die Italiener vielleicht etwas besser verstehen wollen, sondern auch für Italiener, die gerne etwas über ihre eigene Kultur und Lebensweisen lernen wollten. Deshalb hat das Buch auch zwei Cover und ist sowohl in italienischer, als auch in deutscher Sprache geschrieben.

Auch wenn mir die Aufmachung besonders gut gefällt, war ich doch ein wenig enttäuscht, denn letzten Endes blieben mir, von den vom Verlag angegeben 192 Seiten, nur noch 96 Seiten, was für den ein oder anderen sicher den Preis nicht rechtfertigen wird. Auch ein paar italienische Einschübe, die nicht übersetzt oder erklärt werden (geschätzt 3 oder 4, also definitiv kein Weltuntergang!), haben mich manchmal ein wenig verwirrt.

Fazit
Zwar habe ich dank Markus Eberts lehrreichen und ausführlichen 30 Lektionen mehr über die Italiener und ihre Lebensweise erfahren, ganz umsetzen werde ich sie allerdings nicht können. Dafür bin ich wohl zu lange Deutsche und durch anerzogene Pünktlichkeit, Starrsinnigkeit und Unentspanntheit verdorben :D Trotzdem ist Wie man Italiener wird in 30 Lektionen ein wunderbar humorvolles und witziges Buch, voller Weisheiten über eine andere Kultur, das ich jedem nur ans Herz legen und empfehlen kann.

Veröffentlicht am 03.10.2016

Love & Lies – Alles ist erlaubt

Love & Lies
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Als ich den Klappentext gelesen habe, habe ich eher so einen Thoughtless-Plot erwartet, ein ständiges Hin und Her und durchgängiges Nein-ich-darf-nicht-mit-ihm-zusammen-sein-Gerede. Jedoch bietet Molly ...

Als ich den Klappentext gelesen habe, habe ich eher so einen Thoughtless-Plot erwartet, ein ständiges Hin und Her und durchgängiges Nein-ich-darf-nicht-mit-ihm-zusammen-sein-Gerede. Jedoch bietet Molly McAdams mit dem ersten "Love & Lies"-Teil eine ganze andere Geschichte. Zwar handelt es sich ebenfalls um einen Liebesroman, allerdings gespickt mit viel Thriller-Spannung, Tragik, Geheimnissen, vielen sarkastischen Dialogen und einem richtig fiesen Cliffhanger.

Rachel mochte ich von Anfang. Durch ihre kluge, humorvolle und liebevolle Art hat sie mich direkt überzeugt, was sich während des gesamten Romans nicht geändert hat. Auch Kash war mir direkt sympathisch. Zwar nicht unbedingt ein Book-Boyfriend – wie ich jetzt schon öfter gelesen habe – aber er hat den typischen Bad-Boy-Charme, ohne ein echter Bad Boy zu sein. Auch wenn es wegen der Tattoos, dem Lippenpiericing und der Harley anfangs so wirkt. Die Harmonie der beiden, das Knistern, die teilweise witzigen Dialoge und die Nebencharaktere Candice (Rachels beste Freundin), Mason (Kashs bester Freund) und Blake (Rachels "Ex-Freund") haben dafür gesorgt, dass keine der 416 Seiten langweilig war.

Da es bei diesem Buch leicht ist, den Inhalt zu spoilern und die Spannung zu nehmen, ist es klüger, sowohl den Inhalt, als auch die Charaktere nicht weiter auszuführen.

Die Cover-Gestaltung finde ich wunderschön und sie ergänzt sich auch prima mit dem zweiten Teil, der am 08. März erscheinen wird. Ob es noch weitere Teile davon geben wird, ist mir bisher nicht bekannt. In der Originalsprache sind bisher leider auch nur die beiden Bände erschienen.

Der Schreibstil ist toll. Wie zu erwarten keine literarische Meisterleistung und auch nicht anspruchsvoll; er ist flüssig und angenehm, man kann das Buch gut in einem Rutsch durchlesen. Auch die Erzählart hat mir gut gefallen. Es gab keine unnötigen Ausschmückungen, keine Stellen, an denen sich die Geschichte gezogen hat oder sonstige uninteressanten Ausführungen.

Einen Kritikpunkt meinerseits gibt es aber trotzdem – nämlich die Erzählweise. Der Perspektivenwechsel zwischen Rachel und Kash hat mich manchmal gestört. Vor allem, da der Plot in der Ich-Perspektive erzählt wird. Das ein oder andere Mal war ich verwirrt, ob ich jetzt im Kash- oder Rachel-Kapitel war. Natürlich ist das nur eine persönliche Anmerkung, kein konstruktiver Kritikpunkt am Buch selbst.

Fazit
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Warum das Buch so eine Sogwirkung auf mich hatte, kann ich nicht unbedingt sagen. Vermutlich einfach die Mischung aus dem schön gestalteten Cover, den harmonierenden Charakteren und dem flüssig lesbaren Schreibstil. Ich war sogar selbst von mir überrascht, dass ich den Roman innerhalb von zwei Tagen durchgelesen hatte. Aufgrund meiner obigen Ausführungen kann ich Molly McAdams Love & Lies – Alles ist erlaubt auf jeden Fall empfehlen.

Veröffentlicht am 03.10.2016

Mein bester letzter Sommer

Mein bester letzter Sommer
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Der Klappentext hat mich auf ein gefühlvolles, emotionales Buch hoffen lassen. Und auch wenn ich mit relativ großen Erwartungen an Mein bester letzter Sommer herangegangen bin, so wurden diese trotzdem ...

Der Klappentext hat mich auf ein gefühlvolles, emotionales Buch hoffen lassen. Und auch wenn ich mit relativ großen Erwartungen an Mein bester letzter Sommer herangegangen bin, so wurden diese trotzdem noch um einiges übertroffen.

Tessa hat es mir ab der ersten Seite leicht gemacht. Ihr Art zu handeln und ihre Denkweise haben mich sehr stark an mich selbst erinnert, was es mir von der ersten Zeile an ermöglicht hat, mich mit ihr zu identifizieren und mit ihr mitzufühlen. Eine perfektionistische Zukunft, nach Oxford gehen, einen Jungen kennen lernen; Tessa hat für alles einen Plan. Der ab dem Moment keine Rolle mehr spielt, als sie erfährt, dass sie nicht mehr viel Zeit zu leben hat. Sie hat sich damit abgefunden, dass sie sterben wird, trotzdem verbringt sie ihre Tage alleine in ihrem Zimmer voller Selbstmitleid und Wut auf ihre Familie und Freunde.

Oskar dagegen, der es nicht nur schafft, Tessa aus ihrem Zimmer zu locken und mit ihr zusammen nach Italien zu fahren, gibt ihrem kurzem Leben einen Sinn, schenkt ihr Liebe und erfüllt ihr ein paar ihrer sehnlichsten Wünsche – was ihn auf einem direkten Weg in mein Herz gebracht hat. Für seine vollkommene, unbedarfte und unbeschwerte Liebe für Tes, seinen liebevollen Umgang mit ihr, die richtigen Worte zur richtigen Zeit und sein unvoreingenommenes Verhalten habe ich sehr oft grenzenlosen Respekt, aber auch so viel Mitleid empfunden. Gerne hätte ich ihn beschützt vor dem, was auf ihn zukommt und was er noch durchleben muss.

Tessa und Oskar kamen mir dabei wie meine zwei besten Freunde vor – beide bereit, ihre Geschichte mit mir zu teilen. Und vermutlich war ich zum Schluss auch deswegen so traurig, als ich das Buch zugeklappt habe und die Geschichte so geendet hat, wie sie eben enden musste. Ich war mitgenommen vom Schicksal der beiden jungen Liebenden und wahnsinnig hoffnungslos, so stolz auf Tessas Entwicklung und dass sie trotz allem doch glücklich war, aber auch so mitfühlend und bedauernd Oskars Zukunft gegenüber.

Die Geschichte selbst erschien mir wie eine lange Achterbahnfahrt. Ein Hin und Her zwischen grenzenloser Liebe, unendlichem Glück, beneidenswerter Geborgenheit, unfassbarer Freiheit und lähmender Angst, mitreißendem Schmerz, quälender Hoffnung und aussichtslosem Tod. Für mich war es definitiv keine leichte Kost, keine einfache Wochenend-Lektüre, sondern ein Buch zum Nachdenken, ein Buch, das dazu animieren soll, sich bewusst zu werden, dass das Hier und Jetzt zählt, dass man Wünsche und Träume auch gerne im Jetzt verwirklichen darf und dafür nicht immer auf die Zukunft warten muss oder sogar darf. Wie oft haben wir uns schon vorgenommen, bewusster und unbeschwerter zu leben?

Das Cover hat mir von Anfang an gut gefallen, aber jetzt, da ich die Geschichte rund um Teskar gelesen habe, gefällt es mir sogar noch besser, weil die Elemente alle einen Sinn ergeben. Auch die Innengestaltung empfinde ich als besonders liebevoll und harmonisch; vor allem die Krabbe und der Stoffhase, die verdeutlichen aus wessen Sicht die Geschichte gerade erzählt wird, die Teskar-Playlist und die Route, die die beiden quer durch Italien führt.

Anne Freytags Schreibstil war flüssig, sehr angenehm und wunderschön. Die bildliche, philosophische Sprache hat mir gezeigt, dass sie nicht nur mit Worten, sondern auch mit Emotionen umgehen kann und, dass sie es problem- und mühelos schafft, diese auch auf den Leser zu übertragen. Das hat es mir schwer gemacht, mich auf drei Zitate zu beschränken. So gerne hätte ich mehrere Stellen herausgeschrieben und Sätze zitiert, die mich berührt haben.



Fazit
Bisher hat mich keine Geschichte so berührt, so zum Weinen gebracht und mich so nachdenklich zurückgelassen. Ich habe kein Buch in meinem Schrank stehen, das ich ein zweites Mal lesen würde (obwohl ich sehr viele gute Bücher habe), aber von Tessa und Oskar würde ich mich ein zweites Mal mitziehen lassen und mit ihnen zusammen Italien bereisen, einfach alleine nur um Tessa wieder lebendig werden zu lassen. Anne Freytag hat meiner Meinung nach ein großartiges Werk geschaffen und mir ein wirklich sehr besonderes Lesehighlight geschenkt.

Veröffentlicht am 03.10.2016

Mein Herz wird dich finden

Mein Herz wird dich finden
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Mein Herz wird dich finden ist so ein typisches Buch – und jeder Blogger und so mancher Bücherfreak kennt das sicher – das man einfach unbedingt haben muss, das vorbestellt und am Erscheinungstag geliefert ...

Mein Herz wird dich finden ist so ein typisches Buch – und jeder Blogger und so mancher Bücherfreak kennt das sicher – das man einfach unbedingt haben muss, das vorbestellt und am Erscheinungstag geliefert wird, das einen "Ehrenplatz" zwischen den anderen Büchern erhält und dann aus unerklärlichen Gründen aus dem Gedächtnis verschwindet. So war es bei mir und diesem Buch auch. Ich wollte es unbedingt haben, habe es vorbestellt und dann wochenlang in meinem Bücherregal vergessen. Doch jetzt habe ich es endlich geschafft, es zu lesen.

Vorneweg: Dieser Jugendroman hat einige Kritikpunkte. Es hat mich allerdings so berührt und nachdenklich gestimmt, dass mich der Gesamteindruck vollkommen überzeugen und bezaubern konnte. Und mit genau diesen Kritikpunkten möchte ich auch anfangen.

Etwas, was mich wirklich stört, sind Änderungen von Namen. Zugegebenermaßen habe ich nur die deutsche Ausgabe gelesen, doch wieso wurde der Name des Hauptprotagonisten von Colton (Englisch) zu Noah geändert? Und warum Quinn zu Mia? Und Trent zu Jacob? Normalerweise wäre mir das auch gar nicht aufgefallen, wenn sie zumindest auch den Spitznamen von Noah (im Buch "Colt" genannt) geändert hätten. Um der Verwirrung auf die Spur zu kommen, habe ich ein paar Rezensionen gelesen und habe daher die Namensänderung erfahren.

Mein zweiter Kritikpunkt ist die Länge des Buches. Für mich ist die Länge zwischen 300 und 400 Seiten optimal; in der Regel ausreichend, um sich auf die Geschichte und die Charaktere einzulassen und zu wenig, als dass sich große Langweile breitmachen kann. Doch letzten Endes kommt das Buch auf geschätzt unter 300 Seiten, da jedes neue Kapitel mit einem Zitat oder einem wissenschaftlichen Fakt auf einer eigenen Seite erscheint und dann oft zusätzlich noch zwei bis vier Seiten frei bleiben. Auch das würde mich eigentlich nicht stören, aber es vermittelt einen falschen Eindruck, vor allem, wenn man das Buch im Internet und nicht in der Buchhandlungen kauft und man sich auf die dort angegebenen Seitenzahlen verlassen muss.

Auch wenn mir die Geschichte sonst sehr gut gefallen hat, so hätte ich mir doch ein ausschweifendes Ende gewünscht. Ein klärendes Gespräch, Tränen, verzeihen. Das kam mir persönlich einfach zu kurz und der Schluss ein wenig zu abrupt.

Jetzt aber zu den guten Seiten: Die Autorin bietet mit diesem Roman eine wunderschöne und ebenso schmerzliche Geschichte zweier junger Erwachsenen, die in ihrem jungen Leben bereits mehr erlebt haben, als sie sollten. Mia ist mir dabei ein bisschen mehr ans Herz gewachsen, sie war mir auch von Anfang an sympathisch. Sie hat eben nur einen Fehler begangen: Nicht von Anfang an die Wahrheit zu sagen. Sie hat sich immer und immer mehr in ihre Geschichte und ihre Lügen verstrickt und irgendwann keinen Ausweg mehr gewusst, keinen perfekten Moment oder Zeitpunkt erwischt, den ich ihr so gewünscht hätte. Auch ihre Motivation konnte ich nachempfinden. Einfach diesen Menschen kennen lernen, der jetzt das Herz des verstorbenen Geliebten hat, sehen, wer es ist und Hoffnung schöpfen, Kraft tanken, abschließen und versuchen nach vorne zu sehen. Ich habe mit beiden mitgelitten, an manchen Stellen mehr mit Mia, an anderen mehr mit Noah.

Der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen; so wie man es sich bei einem Jugendbuch eben wünscht: Leicht, locker, flüssig. An einem Stück durchlesen ist mit dem Schreibstil auf jeden Fall garantiert. Von dem Cover brauchen wir glaube ich gar nicht erst anzufangen. Mir hat es sehr gut gefallen; hat mich sogar auf das Buch aufmerksam werden lassen und war eines der Gründe, warum es auch letzten Endes in meinem Einkaufskorb gelandet ist.

Fazit
Alles in allem erzählt Mein Herz wird dich finden eine runde und herzerwärmende Liebesgeschichte, die mich wirklich beeindrucken und fesseln konnte. Trotz Schwächen ist es ein wunderschönes Werk, das ich jedem empfehlen kann und das definitiv eins meiner Top-Bücher 2016 ist.

Veröffentlicht am 03.10.2016

Atemberaubend emotional

Die Tage, die ich dir verspreche
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"Die Tage, die ich dir verspreche" ist ein Buch, das sowohl ein interessantes, als auch ein schwieriges Thema behandelt – nämlich Organspende und wie ein Organempfänger mit diesem doch sehr außergewöhnlichen ...


"Die Tage, die ich dir verspreche" ist ein Buch, das sowohl ein interessantes, als auch ein schwieriges Thema behandelt – nämlich Organspende und wie ein Organempfänger mit diesem doch sehr außergewöhnlichen Geschenk umgeht. Ich wusste, dass es sich bei diesem Werk um eine bewegende und emotionale Geschichte handeln würde, doch selten hat mich ein Buch so nachdenklich und grüblerisch zurückgelassen. Ich habe nie darüber nachgedacht, wie sich ein Organempfänger fühlt bzw., dass er etwas anderes empfinden könnte als große Freude und Dankbarkeit. Dass es wohl auch solche Fälle gibt, die ein Organ als Bürde, große Verantwortung oder als Zeichen ihrer (eingebildeten) Fehlbarkeit und Schuld sehen, zeigt das Buch von Lily Oliver sehr gefühlvoll, überzeugend und vor allem mit Tiefgang.

Der Plot an sich bietet einiges, verläuft in verschiedene Richtungen und immer wenn man diesen "Na, endlich"-Moment hatte, hat sich die Situation wieder in Luft aufgelöst. Ich habe mit Gwen mitgefiebert, habe gehofft, dass sie einen Weg aus ihren Depressionen findet, habe gehofft, dass Noah weiß, was er tut, dass er ihr helfen kann und dass er einen Weg findet, Gwen zu vermitteln, dass Depressionen behandelt werden können, dass sie sich wieder besser und liebenswert fühlen kann; selten habe ich so mitgelitten mit den beiden jungen Hauptprotagonisten, die manchmal mehr Glück, als Verstand hatten. Nicht nur bezüglich der jungen Liebe, die sie beginnen, füreinander zu empfinden, sondern vor allem wegen Gwens Seelenfrieden. Dadurch, dass der Plot aus den Sichtweisen von Gwen und Noah erzählt werden, erfährt man ganz genau, womit sie zu kämpfen haben, was in ihnen vorgeht und wie hilflos sich beide fühlen. Ich hatte eigentlich nicht wirklich mit einem "Happy End" gerechnet und doch habe ich eins bekommen. Auch die Ausschnitte aus dem Internetforum, in dem Gwen sich vor ihrer Transplantation aufgehalten hat, am Anfang eines jeden Kapitels, zeigt die Hoffnung und die Ängste, die Gwen erleben musste – und mit ihr tausend andere, die auf ein Organ warten.

Ich fand durchweg alle Charaktere überzeugend und toll dargestellt. Sie waren sehr durchdacht und tiefgründig und haben die Geschichte somit bestens unterstützt. Gwen war mir teilweise ein bisschen zu naiv (ich wäre niemals auf die Idee gekommen nach der Mail von Noah mich ins Auto zu setzen und durch halb Deutschland zu fahren!), aber sie ist eine junge Frau, überfordert mit der Situation und ihrem Leben, daher konnte ich ihr das verzeihen. Auch Alex und die Katze Miss Sunshine fand ich als Auflockerung der doch sehr tristen Geschichte sehr gelungen.

Der Schreibstil hat es mir ziemlich einfach gemacht, das Buch schnellstmöglich zu beenden. Die Geschichte ist einfach mitreißend und Lily Olivers Worte perfekt gewählt. Durch ihre bildhafte und emotionale Schreibweise habe ich mich mittendrin gefühlt – dadurch leider auch meist etwas hilflos. In vielen Situationen hätte ich vermutlich ähnlich wie Noah reagiert.

Bezügllich des Covers bin ich ein bisschen zwiegespalten: Der dargestellte Mohn ist eine sehr vergängliche Pflanze und wirkt dadurch sehr trist, die grüne Schrift dagegen strahlt jedoch Hoffnung aus. Für mich ist es die perfekte Mischung und könnte die traurige-fröhliche Geschichte nicht besser transportieren.

Fazit
"Die Tage, die ich dir verspreche" ist ein atemberaubendes, ehrliches Buch. Lily Oliver beschreibt Gwens Geschichte so emotional und tiefgründig, dass ich richtig mitleiden "musste". Es ist ein wundervolles Werk, das ich jedem nur empfehlen kann.

Zusatz
Lily Oliver geht in ihrem Nachwort nochmal besonders auf das Thema Organspende, insbesondere auch auf den Organspendeausweis. Ähnlich wie die Autorin möchte ich niemanden dazu aufrufen, sich so einen Ausweis anzulegen, da die Entscheidung jeder für sich treffen muss. Ich habe in meinen jungen Jahren Gott sei Dank noch kein Organ gebraucht und werde (hoffentlich!) auch nie eines brauchen, aber es gibt Menschen, die eines benötigen, die jeden Tag die Hoffnung haben, eins zu bekommen, die um ihr Leben kämpfen und sich nichts sehnlicher wünschen, als dieses lebensrettende Geschenk – eine zweite Chance. Den Ausweis gibt es kostenlos, es gibt keinen großartigen Papierkram; es geht schnell und einfach. Bitte überlegt es euch. Denn ein einziger Mensch könnte damit sieben Leben retten.

Falls ihr euch jedoch gegen eine Organspende entscheiden solltet, legt euch trotzdem einen Ausweis zu und kreuzt das entsprechende Kästchen an. Denn damit könnt ihr euren Angehörigen die elendige Entscheidung in einer solchen Situationen abnehmen. Informieren könnt ihr euch diesbezüglich auch auf der Seite des Bundesministeriums für Gesundheit.