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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.04.2018

Anders als erwartet, aber richtig toll!

Bird and Sword
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"Bird and Sword" ist eine dieser typischen Geschichten, bei denen man etwas komplett anderes von der Handlung erwartet und man trotzdem nicht enttäuscht wird. Bei mir ist es normalerweise so, dass ich ...

"Bird and Sword" ist eine dieser typischen Geschichten, bei denen man etwas komplett anderes von der Handlung erwartet und man trotzdem nicht enttäuscht wird. Bei mir ist es normalerweise so, dass ich den Klappentext eines Buches lese und mir so in etwa vorstellen kann, worum es geht. Es entsteht eine Art Gerüst in meinem Kopf, das durch die Erzählungen, das Setting und den Schreibstil nach und nach gefüllt wird. Dieses Mal muss ich sagen, dass ich vollkommen danebenlag – aber schlimm fand ich das überhaupt nicht.

Zunächst einmal muss ich sagen, dass mir der Genre-Mix zwischen Fantasy und Liebesgeschichte sehr gut gefallen hat, denn nach dem Cover hätte ich ja mehr auf eine Fantasygeschichte getippt. Im Nachhinein denke ich allerdings, die Geschichte lässt sich anders besser beschreiben: Eine Liebesgeschichte mit Fantasy-Anteil. Beides nimmt in etwa die Hälfte der Handlung ein, weswegen ich mir vorstellen kann, dass einige überrascht waren, wie sehr die Liebe zwischen Lark und Tiras doch im Vordergrund steht. Viele Leser beschweren sich ja sehr oft, dass mittlerweile wohl kein Buch mehr ohne Liebesgeschichte auskommt, egal ob Fantasy, Thriller oder Science Fiction – und ja, diese Entwicklung habe ich auch mitbekommen, aber da ich eine kleine Romantikerin bin, mag ich das doch gerne. Und so mochte ich auch Lark und Tiras zusammen, denn obwohl sie ein paar Anfangsschwierigkeiten hatten, ergänzen sich die beiden im Laufe des Plots immer mehr. Deshalb fand ich die Liebesgeschichte wirklich toll beschrieben. Die viel gelesene Kritik bezüglich der Tatsache (bzw. eher der Interpretation), dass Tiras Lark ausnutzt, kann ich in diesem Zusammenhang nicht besonders gut nachvollziehen. Zwischen den beiden ist es zwar sicher nicht die Liebe auf den ersten Blick, aber alleine Tiras' Mühe, Lark das Lesen beizubringen, mit ihr Zeit zu verbringen und sie letztlich auch vor ihrem Vater zu beschützen, war für mich aussagekräftig genug. Letztlich ist Tiras immer noch ein König, der Lark ohne Frage anfangs als Druckmittel benutzt hat. Das schließt für mich aber nicht aus, dass er sie lieben gelernt hat.

Zusätzlich – neben der Liebesgeschichte – gibt die Geschichte drumherum auch so einiges her. Denn auch Larks Fluch und Tiras Geschichte nehmen einen großen Raum im Plot ein. Ich persönlich finde das Buch ausgesprochen magisch und einnehmend. Die Wortmagie ist wundervoll beschrieben, ebenso die Anziehung zwischen den beiden Hauptfiguren und die gefährliche, immerwährende Bedrohung der Volgar. Ich muss dazu sagen, dass das Buch nicht gerade durch Action und Dynamik glänzt, aber meiner Meinung nach bedarf es für eine überzeugende Handlung auch nicht immer große Kampfszenen und sich überschlagende Ereignisse. Alleine die Geschichten von Lark und Tiras, ihre Verbindung, die Vielfältigkeit der Wesen im Königreich und die Suche nach der Lösung, sich von den Volgar zu befreien, waren für mich unterhaltend genug, um "Bird and Sword" zu mögen.

Lark konnte mich als Protagonistin überzeugen, auch wenn ich anfangs meine Zweifel daran hatte. Schließlich ist sie stumm, was alleine schon eine Herausforderung ist, dazu kommt allerdings noch, dass sie ihre Magie nicht verwenden kann (eben, weil sie nicht spricht). Ich hatte so meine Bedenken, ob die Autorin es schaffen würde, mit einer solchen Protagonistin eine gute Geschichte zu erzählen, aber ich habe mich eines Besseren belehren lassen. Lark ist toll, außergewöhnlich und eine starke Hauptfigur. Sie findet schon bald einen Weg, sich mitzuteilen, den anderen (und mir) ihre Stärken zu beweisen und mich für sich einzunehmen. Aber auch Tiras fand ich toll. Bei ihm habe ich auch eine Weile gebraucht, um ihn zu mögen, weil mir anfangs seine Motive nicht ganz klar waren, aber auf mich strahlte er eine unglaubliche Verlässlichkeit und Stärke, sowie viel Charisma aus. An vielen Stellen hätte ich gerne mehr über ihn erfahren, denn ich fand, er kam manchmal zu kurz, aber es ist schließlich auch Larks Geschichte, weswegen ich mich schnell damit abgefunden habe.

Amy Harmons Bücher habe ich aus verschiedenen Gründen bisher noch nicht für mich entdecken können, weswegen "Bird and Sword" mein erstes Werk von ihr war. Vergleichen kann ich den Schreibstil daher nicht mit ihren anderen Erscheinungen im Liebesroman-Bereich, allerdings hat mir die Art und Weise, wie sie eine neue Welt entstehen lässt und die verschiedenen Kreaturen darin verknüpft, sehr gut gefallen. Vielleicht hätte ich mir ein bisschen mehr Knistern zwischen Tiras und Lark gewünscht, aber alles in allem bin ich durchaus zufrieden mit der Umsetzung. Jetzt freue ich mich auf Kjells Geschichte.

Fazit
"Bird and Sword" ist ein gelungenes Werk der Autorin Amy Harmon, das mich trotz kleiner, subjektive empfundener, Schwächen überzeugen konnte. Die Liebesgeschichte fand ich toll umgesetzt, der Fantasy-Anteil war einnehmend und die beiden Hauptfiguren einzigartig und facettenreich ausgearbeitet. Zwar hätte ich gerne mehr über Lark und Taris erfahren, aber ich freue mich auch auf den zweiten Band mit Kjell als Protagonisten.

Veröffentlicht am 30.03.2018

Ein nahezu perfekt gelungener Zwischenband.

Scythe – Der Zorn der Gerechten
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Da der erste Band der Reihe "Die Hüter des Todes" mein erstes Buch von Neal Shusterman war, war ich natürlich sehr überrascht, wie mühelos der Autor mich hatte überzeugen können und wie einfach dieses ...

Da der erste Band der Reihe "Die Hüter des Todes" mein erstes Buch von Neal Shusterman war, war ich natürlich sehr überrascht, wie mühelos der Autor mich hatte überzeugen können und wie einfach dieses Buch zu meinem Jahreshighlight 2017 geworden war. Ich denke, ich muss daher auch nicht extra betonen, wie sehnsüchtig ich auf die Fortsetzung "Der Zorn der Gerechten" gewartet habe. Viele Fragen waren am Ende des ersten Bandes noch offengeblieben, weswegen ich mich nicht nur darauf gefreut habe, Citra und Rowan "wiederzusehen", sondern auch den Thunderhead (der Titel der Originalausgabe) genauer kennenzulernen und seine Art und Weise, zu funktionieren, zu steuern und zu kontrollieren besser zu verstehen.

Mir hat gefallen, wie Neal Shusterman seinen Plot aufbaut, sehr viele verschiedene Handlungsstränge schafft und damit mühelos eine Langatmigkeit umgeht, die bei 544 Seiten durchaus entstehen kann. Es ist nicht immer alles gut umgesetzt und nicht immer alles perfekt, aber es ist komplex, umfassend sowie weitschweifend und da erwarte ich auch keine Perfektion. An manchen Stellen schockiert der Autor, manche Szenen sind ein wenig überspitzt und andere absolut überraschend, so dass ich – trotz der dauernden Frage, wie das alles zusammenhängt – durchgehend unterhalten wurde und das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Es ist einfach unglaublich, wie sehr Shusterman mit seiner Kreativität glänzen kann, welches Setting er mit Worten erschafft und welches Kopfkino er bei seinen Lesern erzeugen kann.

Ein bisschen enttäuscht war ich von der Charakterverteilung in der Handlung. Während der erste Band sich doch sehr auf die Lehrlinge Citra und Rowan, sowie ihren Ausbilder Scythe Faraday fixiert hat, erschienen mir die Szenen mit den drei "Hauptprotagonisten" dieses Mal doch eher sparsam gewählt. Natürlich mochte ich auch Greyson und den Schwung, den er mit seinem Widerling-Status, seinem gescheiterten Berufswunsch, seiner Rebellion und seiner plötzlich entstandenen Isolation in die Geschichte bringt, aber es gab viele Stellen, an denen ich Citra und Rowan (und vor allem sie beide zusammen) sehr vermisst habe. Und auch Scythe Faraday taucht hin und wieder auf, allerdings bleiben auch seine Abenteuer, nämlich die Suche nach etwas ganz Geheimnisvollem, eher im Hintergrund, was mich ein bisschen traurig gestimmt hat.

Trotzdem bieten auch die anderen Figuren eine interessante Abwechslung. Vor allem, wenn man bedenkt, dass man ein paar davon wiedersieht, von denen man niemals gedacht hätte, dass sie wieder eine Rolle spielen werden. Besonders positiv aufgefallen ist mir im Plot allerdings vor allem Scythe Curie, die ich im ersten Band oft sehr zwiespältig betrachtet habe, die aber doch nach und nach meine Sympathie erlangen konnte. Die Mischung aus liebevoller Zuneigung und gutgemeinter Strenge Citra bzw. Scythe Anastasia gegenüber fand ich sehr toll beschrieben. Beide treiben einander immer wieder an, motivieren und stehen füreinander ein. Und auch der eben genannten Greyson ist mir sehr positiv aufgefallen und hat sich nach und nach zu meinem Lieblingscharakter entwickelt. Ich mag es, wenn Figuren spielend in die Handlung integriert werden und dort so gekonnt auftreten, als wären sie schon von Anfang an dabei. Ich denke, Greyson hat auch für den Abschlussband noch einiges an Potenzial zu bieten, das Shusterman sicher noch ausbauen wird.

Die besonderen Auffälligkeiten bei diesem Buch sind auf jeden Fall nach wie vor die Kleinigkeiten, die Details, die aus einer Geschichte erst ein Erlebnis machen. Seien es die Zwischenkapitel des Thunderhead, Scythes Anastasias Nachlese-Methode, widerliche Körpertausch-Methoden oder einfach nur die Freibrief-Regionen. Ich finde, Neal Shusterman wirft immer mal wieder kleine Details in den Plot, die zum Nachdenken anregen (Wer mag schon eine künstliche Intelligenz als vollkommene Kontrolle der Menschheit? Oder wie würde ich selbst gerne nachgelesen werden wollen?), die die Fantasie ankurbeln oder uns weit über das Lesen des Buches hinaus beschäftigen. Schon im ersten Band habe ich den tollen Schreibstil des Autors bemerkt und ich bin der Meinung, dass er auch hier, in "Der Zorn der Gerechten" wieder zeigen konnte, welches Talent er hat. Ich freue mich daher ganz besonders auf die Fortsetzung.

Fazit
"Der Zorn der Gerechten" kommt meiner Meinung nach nicht ganz an "Die Hüter des Todes" heran, aber trotzdem steht das Buch dem Vorgängerband in den Punkten Spannung, Unterhaltung, Fantasie und Kreativität in nichts nach. Neal Shusterman hat auch hier wieder ein tolles Werk geschaffen, über das es viel zu diskutieren und viel nachzudenken gibt. Zusätzlich hat er es auf jeden Fall mit diesem absolut fiesen Ende geschafft, den Leser in den Monaten bis zum Erscheinen des dritten Bandes zu quälen. Aber wenn sehnsüchtiges Warten auf die Fortsetzung nicht eine gute Reihe ausmacht, was denn dann?

Veröffentlicht am 05.03.2018

Eine tolle Fortsetzung!

Game of Passion
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Wie jeder andere auch, der "Game of Hearts" gerne gelesen hat und den Cliffhanger genauso mies (aber gut!) umgesetzt fand wie ich, habe ich sehnsüchtig auf den zweiten Teil der "Love Vegas Saga" gewartet. ...

Wie jeder andere auch, der "Game of Hearts" gerne gelesen hat und den Cliffhanger genauso mies (aber gut!) umgesetzt fand wie ich, habe ich sehnsüchtig auf den zweiten Teil der "Love Vegas Saga" gewartet. Die Geschehnisse am Ende des ersten Bandes haben sich ja praktisch überschlagen und ich hatte so viele Fragen, die ich gerne beantwortet gehabt hätte. "Game of Passion" fand ich vom Gesamten her genauso gut wie "Game of Hearts", denn das Buch verbindet all die Facetten, die ich gerne mag: Spannung, temporeiche Erzählung, tolle Charaktere und einen einnehmenden Schreibstil.

Allerdings ist mir der Einstieg eher schwergefallen. Ich habe die Spannung, die man aus dem Cliffhanger auf die Handlung hätte projizieren können, vermisst und hatte aufgrund dessen anfangs Probleme, wie langsam und gemächlich wieder in Emmas Welt und die Geschehnisse in Las Vegas eingeführt wird. Ich hatte wirklich Angst, dass sich dieses Buch zu einem Füllband entwickeln könnte - allerdings hat die Handlung und die Spannung später wieder um einiges zugelegt. Denn die Handlung bleibt weiterhin fesselnd und es wird ein riesiges Geheimnis daraus gemacht, wer Jamies Vater umgebracht hat. Mir hat gefallen, dass die Autorin ein wenig Abwechslung bietet und nicht das ganze Buch wieder darauf verwendet, Jameson in die Enge zu treiben, ihn als Tatverdächtigen zu behandeln und ihn dauernd zu verhaften. Dieses Mal geht die Handlung eher in eine andere Richtung - auch wenn bisher (meiner Meinung nach) sehr undurchsichtig ist, wie das in die Gesamtgeschichte hineinpasst.

Auch die Liebesgeschichte zwischen Emma und Jameson kommt in "Game of Passion" nicht zu kurz. Die beiden nähern sich immer mehr an, vertrauen sich mehr und kleine charakterliche Fehler kommen zum Vorschein (Gott sei Dank - ich dachte schon, sie wären alle so perfekt!). Ich finde beide weiterhin sehr toll geschrieben und Jamies "Zwang", Emma nach den Vorfällen im ersten Band, beschützen zu wollen, ist auf der einen Seite zwar schon sehr übertrieben, auf der anderen Seite aber auch ziemlich süß. Beide Hauptprotagonisten mochte ich sehr gerne und beide haben sich meiner Meinung nach auch entwickeln können - auch wenn das bei 288 Seiten und einer rasanten Geschichte wenig möglich ist. Trotzdem hinterlässt Emmas Verhalten bei mir einen schalen Beigeschmack: sie spielt einfach viel zu viel mit dem Feuer. Ich hoffe, dass sie das nicht irgendwann noch in Schwierigkeiten bringt.

Genau wie im ersten Band lässt die Autorin Geneva Lee den Leser mit einem miesen Cliffhanger hängen. Die letzten Seiten vor dem Schluss sind einfach nur so dahingeflogen, denn es wird deutlich: Emma weiß so einiges nicht. Weder von ihrer eigenen Familie, noch von Jamies Familie. Selbst wenn nur ein kleiner Teil der Geheimnisse aufgedeckt werden, merkt man als Leser, dass da noch einiges im Argen liegt. Ich finde, die Autorin setzt es perfekt um, dass sie die Wahrheit immer nur scheibchenweise präsentiert und den Leser damit schockt. Es gibt viele Wendungen, mit denen ich nicht gerechnet hätte und auch das Ende hat mich natürlich wieder sprachlos gemacht. Mir gefällt, wie Geneva Lee das Ende in Szene gesetzt hat und wie sie die Leser wieder sehnsüchtig auf die Fortsetzung warten lässt. Der dritte Teil kann kommen.

Fazit
Auch wenn ich den Einstieg in "Game of Passion" ein bisschen schwierig fand, konnte mich das komplette Buch überzeugen. Es ist spannend und fesselnd geschrieben, hält einige Wendungen bereit und integriert in all das eine zuckersüße, authentische Teenager-Liebesgeschichte. Nach diesem Cliffhanger bin ich auf jeden Fall auf das Finale gespannt und hoffe auf eine grandios gute Auflösung.

Veröffentlicht am 03.03.2018

Aufwühlend, emotional und berührend

Unsere verlorenen Herzen
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"Unsere verlorenen Herzen" ist der Debütroman der Autorin Krystal Sutherland und erzählt die Geschichte von Henry und Grace. Das Buch ist bei weitem nicht das, was ich erwartet hatte: es ist kein einfacher ...

"Unsere verlorenen Herzen" ist der Debütroman der Autorin Krystal Sutherland und erzählt die Geschichte von Henry und Grace. Das Buch ist bei weitem nicht das, was ich erwartet hatte: es ist kein einfacher Young Adult Roman, mit einer kitschigen Teenager-Liebesgeschichte. Es ist kein Roman, der alles rund um die Liebe, das erste Mal und das Herzflattern auf junge Art und Weise erzählt. Es ist ziemlich schwierig, dieses Buch zu beschreiben, denn es handelt von einer aufwühlenden Liebesgeschichte, die schon auf den ersten Seiten des Buches zum Scheitern verurteilt war. Hätte ich ein Zitat auf den ersten Seiten ernstgenommen ("Von Liebe auf den ersten Blick kann also keine Rede sein. Trotzdem ist eine Liebesgeschichte. Na ja. Mehr oder weniger." // Seite 9), hätte ich das wohl auch schon vorher gewusst.

Die Autorin Krystal Sutherland erzählt die Geschichte rund um Henry und Grace sehr emotional und sehr aufwühlend. Anfangs klingt alles kitschig und teeniehaft, wie der junge Henry sich in die außergewöhnliche und etwas sonderbare Grace verliebt. Aber man merkt der Geschichte schon von Anfang an eine gewisse Schwere an, eine gewisse Emotionalität und eine gewisse Zukunftslosigkeit. Je mehr Zeit vergeht und je mehr das Buch voranschreitet, desto trostloser und aufwühlender wird die Geschichte, so dass ich am Ende den Roman zugeklappt habe und mich letztlich einfach nur hoffnungslos traurig gefühlt habe.

Die Geschichte ist auf so viele Arten etwas Besonderes und enthält so viele verschiedenen Schichten an Botschaften, dass sie mich einfach vollkommen abgeholt hat. Sie hat mich dazu gebracht, als Erwachsene selbst nicht weiterzuwissen, selbst keinen Rat für die beiden zu haben und selbst zu hinterfragen, wie ein Buch es schafft, so viel Kummer und Herzschmerz auf den Leser zu übertragen. Es gibt keinen Punkt, an dem ich hätte sagen können, dass Henry etwas falsch gemacht hat, dass er hätte anders handeln sollen, dass er hätte bessere Entscheidungen treffen sollen. Ich hätte wohl alles genauso gemacht wie er – alles auf eine Karte gesetzt und am Ende verloren.

Ihn mochte ich als Hauptprotagonisten ab der ersten Seite (auch wenn ich mich gewundert habe, dass die Geschichte aus seiner Sicht erzählt wird). Er ist ein typischer Teenager und zusammen mit seinen Freunden entstehen mehrmals richtig witzige und humorvolle Szenen, die den Ernst der Geschichte ein bisschen aufgelockert haben. Die drei – Henry, Lola und Murray – geben ein tolles Team ab und der Aspekt der Freundschaft hat mir sehr gut gefallen. Beispielsweise warnt Lola Henry mehrmals vor Grace und will ihn somit beschützen – er hört allerdings nicht auf ihren Rat, wird verletzt und Lola ist trotzdem jederzeit für ihn da und tröstet ihn.

Henry ist mir immer mehr ans Herz gewachsen, denn ich habe seine liebevolle, aber auch seine ernste, hinterfragende Seite sehr an ihm bewundert. Er lässt sich nicht unterkriegen, kämpft immer weiter, nimmt sich an den richtigen Stellen zurück, obwohl er am liebsten alles rausschreien würde. Er ist so wundervoll geschrieben, dass die Geschichte drumherum mich noch viel mehr mitgenommen hat. Einfach, weil der Leser Henry nicht helfen kann. Ich wusste selbst nicht weiter und habe mich mehrfach gewundert, wie besonnen und zurückhaltend Henry reagiert hat. Gerade in den Momenten, in denen ich wohl vollends die Kontrolle verloren und einen Schlussstrich gezogen hätte.

Obwohl mir eigentlich alles an dem Buch gefallen hat, gibt es von mir trotzdem nur 4,5 Sterne. Warum? Wegen Grace. Auch sie habe ich sehr lieben gelernt, vor allem, als ich ihre Geschichte und all die Hintergründe verstanden habe. Mein Herz ist in hundert Teile zerbrochen, als alle Karten endlich auf dem Tisch lagen und man ihre komplette Wahrheit kannte. Ich konnte sie so gut verstehen: wie sie mit all dem umgeht, warum sie sich so sonderbar verhält und warum sie sich jedes Glück der Welt aus ihrer eigenen Entscheidung heraus verwehrt. Sie musste schreckliches durchmachen und ihre Trauer, ihr Kummer und ihre Trostlosigkeit verpackt sie in ihrer besonderen Erscheinung. Was ich aber absolut nicht nachvollziehen konnte, war ihr unüberlegtes Verhalten Henry gegenüber. Alles, was in diesem Buch passiert und was von Grace aus geschah, hat er einfach nicht verdient. Und obwohl Grace selbst noch ein Teenager ist, hätte sie das wissen müssen. Auf keiner einzigen Seite fand ich in Ordnung, wie sie Henry behandelt hat – auch wenn es sehr zur Dramatik und zur aufwühlenden Emotion beigetragen hat und das Buch auch nur deswegen so toll und gleichzeitig so traurig ist. Es fiel mir schwer, ihre Argumentation am Schluss hinzunehmen und ihre Rechtfertigung für ihr Verhalten nachzuvollziehen.

Zum Schluss möchte ich betonen, dass jeder, der traurige Enden nicht mag oder es nicht leiden kann, stundenlang nach Beenden des Buches immer noch über die Geschichte nachzudenken ... der sollte wohl die Finger von dem Young Adult Roman lassen. Ich bin zwar auch überhaupt kein Fan von Sad Ends oder davon, dass mich ein Buch traurig und niedergeschlagen zurücklässt, allerdings lässt die Geschichte des Buches das einfach nicht anders zu. Auch wenn ich zum Schluss Tränen in den Augen hatte und mir innerlich gesagt habe: Das kann doch nicht deren Ernst sein, war das Ende meiner Meinung nach perfekt gewählt – und wird mich noch eine lange Weile beschäftigen.

Fazit
"Unsere verlorenen Herzen" ist ein Roman, der genau das behandelt: verlorene Herzen. Die Geschichte ist sehr dramatisch, ausgesprochen aufwühlend und hat mich einfach umgehauen – nicht nur wegen der Figuren oder des Plots, sondern vor allem aufgrund der starken Botschaft. Denn manchmal ist es einfach die falsche Zeit für den richtigen Menschen.

Veröffentlicht am 24.02.2018

Starke Steigerung im Vergleich zum ersten Band

Little Secrets - Schuldige Freunde
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Der erste Teil der "Little Secrets" Reihe hatte mich leider ein wenig ernüchtert zurückgelassen, aber ich habe dennoch etwas in der Geschichte gesehen, weswegen ich auch den zweiten Band "Schuldige Freunde" ...

Der erste Teil der "Little Secrets" Reihe hatte mich leider ein wenig ernüchtert zurückgelassen, aber ich habe dennoch etwas in der Geschichte gesehen, weswegen ich auch den zweiten Band "Schuldige Freunde" unbedingt lesen wollte. Mich hat es sehr interessiert, was die Autorin mit den Enthüllungen aus dem ersten Band macht, wie sie Candace, Grace, John-Michael, Lucy, Paolo und Maya in Bedrängnis bringt und welchen furchtbaren Erlebnisse noch auf die mündigen Jugendlichen warten. Nachdem der erste Band ja eher ein Charakter-Einführungsband war, habe ich beim zweiten Teil auf eine bessere und überzeugendere Handlung gesetzt – und ich wurde positiv überrascht.

Denn mir hat die Handlung wesentlich besser gefallen, weil sie dynamischer aufgebaut war und die Figuren gerade am Ende sehr an ihre Grenzen bringt. Ich würde mich nicht wagen, die Geschehnisse mit "Pretty Little Liars" zu vergleichen, aber Züge dessen hat das Buch schon. Auch bei den Liars habe ich manchmal den Kopf geschüttelt und mich gefragt, was zur Hölle die da eigentlich tun (und das obwohl die Liars später erwachsen waren). Außerdem ist es auch dort so: Einer tut was schreckliches und alle stecken mit drin. Gerade in diesen Momenten merkt man sehr deutlich, dass sie Kinder sind, fatale falsche Entscheidungen treffen und sich unter Druck setzen lassen und dementsprechend abstruse irrationale und unlogische Lösungen finden. Allerdings sind die sechs Charaktere zwar mündig, aber immer noch Kinder. Vollkommen überforderte Kinder, die ich gerne beschützt hätte und denen ich gerne meinen Rat gegeben hätte. Denn den hätten sie auch bitter nötig gehabt.

Die Figuren in "Schuldige Freunde" fand ich weiterhin gut. Nicht alle Gedanken und Handlungen sind nachvollziehbar, aber das hatte ich ehrlich gesagt auch nicht erwartet. Aufgefallen ist mir allerdings dieses Mal, dass meine Sympathie für die verschiedenen Charaktere während des Buches geschwankt hat. Mal hat mich Candace genervt, mal fand ich sie gut; ähnlich ging es mir mit fast allen Charakteren (außer John-Michael, denn er hat sich zu meinem Lieblingscharakter entwickelt). Die verschiedenen Erzählperspektiven ermöglichen es dem Leser auf jeden Fall, die Situation aus unterschiedlichen Sichtweisen zu erfahren, was mir sehr gefallen hat. Sechs unterschiedliche Perspektiven können mitunter schon mal anstrengend sein, allerdings fand ich es trotzdem richtig und gut gewählt – vor allem, da man die Charaktere ja nun mittlerweile kennt und auch besser voneinander unterscheiden kann.

Der Schreibstil der Autorin hat mir bei beiden Büchern gut gefallen. Manchmal schreibt M.G. Reyes ein wenig langatmig und zu ausschweifend, allerdings haben mir die temporeichen und dynamischen Passagen ausgesprochen gut gefallen und mich auch gut unterhalten. Ich bin auf jeden Fall auf den Abschlussband gespannt und hoffe, dass dieser bald in Deutschland erscheint.

Fazit
"Schuldige Freunde" hat mir um einiges besser gefallen, als der erste Band "Lügen unter Freunden", da die Autorin es geschafft hat, eine spannende und mitreißende Handlung zu schreiben und sich – im Vergleich zum ersten Band – zu steigern. Ich freue mich sehr auf den dritten Teil.