Profilbild von Freakajules

Freakajules

Lesejury Star
offline

Freakajules ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Freakajules über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.01.2018

Hello Sunshine!

Hello Sunshine
0

Die Autorin Laura Dave war mir bisher unbekannt, weswegen ich auch vorerst keinerlei besondere Erwartungen an ihr Buch "Hello Sunshine" hatte. Der Klappentext hörte sich zumindest interessant an und auch ...

Die Autorin Laura Dave war mir bisher unbekannt, weswegen ich auch vorerst keinerlei besondere Erwartungen an ihr Buch "Hello Sunshine" hatte. Der Klappentext hörte sich zumindest interessant an und auch das Cover wirkte auf mich ansprechend. Allerdings wollte ich mich von dem Inhalt einfach überraschen lassen. Denn mich hat die Idee einer YouTube-Köchin, die durch die Begeisterung von Millionen von Fans ihr Leben finanziert, durch einen Skandal alles verliert und im Zuge dessen ein neues, bodenständigeres Leben beginnen muss, sehr gut gefallen. Die Buchidee hatte auf jeden Fall Potenzial und Laura Dave konnte mich mit ihrer Plotumsetzung auch (fast) vollkommen überzeugen.

Der Einstieg in "Hello Sunshine" ist mir ausgesprochen leichtgefallen, obwohl es die Hauptprotagonistin Sunshine den Lesern anfangs besonders schwermacht. Sie ist unsympathisch und stellenweise überheblich, andererseits ist sie in ihrer Erzählweise grundehrlich und auch amüsant. Lange Zeit hatte ich das Gefühl, dass Sunshine eigentlich gar nicht gemocht werden möchte. Sie sucht die Schuld ihrer Verfehlungen gerne bei anderen, übernimmt kaum Verantwortung und stellt sich selbst gerne als Opfer dar – obwohl sie von all den Hintergründen wusste und ihre Fans schlichtweg hereingelegt hat. Zusätzlich reibt sie dem Leser ständig unter die Nase, wie clever und gerissen sie ihr Leben lebt und wie sehr sie davon profitiert. Doch Sunshines Fall ist hart und teilweise sogar grausam, so dass ich einfach Mitleid mit ihr hatte und sie in mein Herz schließen musste. Denn sie fängt an, ihr Leben ernsthaft und intensiv zu reflektieren, zu bereuen, ihre Persönlichkeit zu hinterfragen und somit auch ihren ehemaligen Job, ihren Ehemann und das ganze Drumherum. Dadurch wirkte sie auf mich im Laufe der Geschichte immer authentischer und sympathischer, weswegen ich auch angefangen habe, sie ernst zu nehmen und mit ihr mitzufühlen.

Auch die Ausführungen des Plots haben mir gut gefallen. Die Autorin gibt einen umfassenden Überblick über das Leben (ebenso die Vor- und Nachteile) eines Internetstars, aber auch, wie schnell und abrupt sich die öffentliche Meinung nach einem Skandal ändern kann. Und was es für einen YouTube-/Twitter-Star bedeutet, innerhalb weniger Stunden Millionen von Followern zu verlieren. Die Konsequenzen dessen, die Hilflosigkeit, die Sunshine nach dieser Katastrophe verspürt und der Weg der Selbstfindung machen das Buch interessant und abwechslungsreich. Denn es läuft nicht alles so einfach und in geraden Bahnen, wie Sunshine es kennt und wie sie es sich zunächst vorstellt. Sie muss sich durchkämpfen, sich wieder aufrappeln und ein neues Leben beginnen. Die Ausführung dessen ist dabei durchgehend authentisch, fesselnd und unterhaltend.

Allen voran steht natürlich auch während des gesamten Romans die Frage im Vordergrund: Wer hat Sunshine all das angetan? Wer hat sie geoutet und warum? Laura Dave legt in ihrem Buch immer wieder verschiedene Fährten, was mich als Leser dazu eingeladen hat, selbst Theorien zu entwickeln und mich auf eine Person festzulegen. Am Ende lag ich zwar richtig, was aber keineswegs etwas an dem spannenden Ende geändert hat. Meiner Meinung nach ist dies nämlich trotzdem gleichermaßen überraschend und verständlich und zeigt eine ganze neue Seite der Geschichte.

Gerne hätte ich diesem wundervollen Buch volle Punktzahl gegeben. Leider gibt es von mir allerdings einen halben Stern Abzug, weil sich nach meiner Einschätzung kleine Logikfehler in das Buch geschlichen haben. Diese fallen zwar nicht besonders auf, aber gerade am Ende konnte ich sie doch nicht vollkommen ignorieren. Gerne würde ich auf dieser Stelle genauer darauf eingehen, allerdings würde dies den Übeltäter der ganzen Misere enttarnen und das Ende spoilern, weswegen ich auf weitere Ausführungen verzichte.

Wie oben bereits erwähnt, ist "Hello Sunshine" mein erstes Buch der Autorin Laura Dave, weswegen auch der Schreibstil für mich dieses Mal eine besondere Rolle gespielt hat. Zum einen fand ich die "Ich"-Perspektive gut gewählt. Mir machte es diese Erzählform im Laufe des Buches viel einfacher, mich mit Sunshine zu identifizieren und ihre Gedanken und Gefühle ernst zu nehmen. Zum anderen finde ich die leicht amüsante, humorvolle und angenehme Sprache perfekt für dieses Genre. Dadurch habe ich mich sehr wohl mit der Geschichte gefühlt und es geschafft, zu allen wichtigen Figuren (Sunshines Schwester, ihrer Nichte, ihrem Ehemann) eine entsprechende Bindung aufzubauen. Die Autorin hat mich mit ihrer Plotumsetzung und ihren Charakteren einfach in ihren Bann gezogen.

Fazit
"Hello Sunshine" ist ein wundervolles Buch, das mit einem tiefgründigen Plot und einer typisch taffen und durchsetzungsstarken Hauptprotagonistin brilliert. Dieses Werk von Laura Dave bietet so viel mehr, als der Klappentext oder das Cover vermuten lassen. Mich hat sie mit den verschiedenen Facetten des Plots und deren kurzweiligen und fesselnden Ausführung schlichtweg überzeugen können.

Veröffentlicht am 03.12.2017

Wunderschön ausgearbeitete Unperfektion.

Die Perfekten
0

"Die Perfekten" hat mich vom Inhalt und deren Umsetzung sehr überrascht. Ich muss ehrlich sagen, ich bin auch nicht mit allzu großen Erwartungen oder Hoffnungen an dieses Buch herangegangen. Der Klappentext ...

"Die Perfekten" hat mich vom Inhalt und deren Umsetzung sehr überrascht. Ich muss ehrlich sagen, ich bin auch nicht mit allzu großen Erwartungen oder Hoffnungen an dieses Buch herangegangen. Der Klappentext hörte sich toll an, aber Dystopien, die versprochen haben, glaubhaft, spannend und wendungsreich zu sein, haben mich in der Vergangenheit schon öfters enttäuscht. Trotzdem wollte ich "Die Perfekten" eine Chance geben, mich zu überzeugen – alleine schon wegen der Thematik, die im Klappentext angedeutet wird – und das hat es auf jeden Fall auch getan.

Meiner Meinung nach hat Caroline Brinkmann mit ihrem Werk eigentlich alles richtig gemacht – naja fast alles, sonst wären es sicher 5 Sterne, statt nur 4,5 geworden, aber dazu gleich mehr. Die Welt, die die Autorin geschaffen hat, fand ich wunderbar und sehr besonders, einfach, weil sie so greifbar und echt wirkte. Meiner Meinung nach müssen Dystopien starke Welten haben und beim Leser das Gefühl erzeugen, dass es so bald aussehen könnte, dass man bald ein Teil dessen sein wird und dass es eben diese Umstände sind, die wir bald erleben müssen. Und genau das hat die Autorin getan. Stellenweise erinnert sie an die Zustände in "Die Tribute von Panem" von Suzanne Collins oder an die Geschehnisse in "Infernale" von Sophie Jordan, aber ich finde, dass Grey als Stadt seinen ganz eigenen Charme hat. Ich hatte sehr viele Szene lebhaft vor Augen: die schmutzige Industriestadt, der Smog, die Wachdrohnen, die Tätowierungen. Viele kleine Details lässt die Autorin während des Erzählens in die Geschichte und in das Setting einfließen und gibt dem Leser damit immer ein bisschen mehr, womit er sein Kopfkino füllen kann. Sie entführt ihn in eine dunkle und bedrohliche Atmosphäre und erschafft damit etwas vollkommen einmaliges und erinnerungswürdiges.

Der Plot hatte kleine Schwächen, die für mich definitiv zu vernachlässigen waren, denn die Buchidee finde ich großartig. Die Perfekten und die Unperfekten, die Rebellen und die Konformen und letztlich die Ghosts. Die Geschichte ist komplex und fulminant, sie ist einnehmend und spannend und hat nur sehr sehr selten leichte Längen, die aber kurz darauf durch neue Spannungsbögen oder Wendungen in den Hintergrund treten. Ich habe mich nicht gelangweilt: im Gegenteil. Ich habe mich sehr unterhalten gefühlt und konnte als Leser problemlos in die Welt, die Stimmung, den Plot und die Charaktere abtauchen. Da die Geschichte so komplex aufgebaut ist, werden natürlich auch viele Geheimnisse erst am Ende aufgedeckt, einiges bleibt lange im Unklaren, was mich einerseits manchmal frustriert hat, aber andererseits auch dazu beigetragen hat, dass ich unbedingt schnell weiterlesen wollte.

Was mir leider ein bisschen das Tüpfelchen auf dem i genommen hat, war die Charakterentwicklung. Caroline Brinkmann bringt ihre Figuren teilweise an ihre Grenzen, lässt sie unmoralisches, illegales oder gefährliches tun, um ihre Liebsten oder ihr eigenes Leben zu beschützen oder um manchmal auch einfach nur das Richtige zu tun. Sie quält ihre Figuren mit einer ungewissen Zukunft, mit inneren Konflikten, mit der Frage nach Loyalität, Freundschaft, Liebe oder Geborgenheit. Ich fand es toll, wie Lark und Rain kämpfen, wie sie sich mit ihren individuellen Problemen auseinandersetzen, Lösungen finden und manchmal egoistisch, aber genauso oft auch selbstlos handeln. Für mich machte das die Charaktere glaubwürdig und liebenswert.

Allerdings hat mir Rain am Anfang des Buches wesentlich besser gefallen. Ihre gefährliche, unterdrückte Aura hatte viel mehr Feuer, hatte viel mehr Durchsetzungsvermögen, hatte viel mehr Selbstbewusstsein und auch viel mehr Präsenz. All das hat sie meiner Meinung nach im Laufe der Geschichte einbüßen müssen: anfangs war sie für mich die Heldin, später hatte ich da so meine Zweifel. Sie geht in dem neuen System immer mehr unter, weil es neu für sie ist und sie sich außerhalb ihrer Komfortzone aufhält. Ich weiß nicht, ob die Autorin das mit Absicht getan hat, um Lark mehr Platz in der Geschichte einzuräumen. Damit er nicht vollkommen gegen die taffe, durchsetzungsstarke Rain abstinkt, aber das wirkte auf mich nicht hundertprozentig stimmig – auch wenn ich gerade da Lark sehr lieben gelernt habe.

Caroline Brinkmanns Schreibstil empfand ich als sehr angenehm. Die bildhafte Sprache hat eine erschreckende Welt mit noch erschreckenderen Umständen gezaubert, die ein rasantes und spannendes Kopfkino erzeugt hat: und ich habe es geliebt! Die tiefgründigen Gefühle ihrer Protagonisten konnte sie sehr gut auf den Leser übertragen, ohne, dass es zu gewollt gewirkt hätte. Sie wirkten schlichtweg authentisch und lebendig, trotz der dystopischen Umstände.

Bisher habe ich noch nicht herausgefunden, ob es zu diesem Band eine Fortsetzung geben wird. Meiner Meinung nach ist das aber nicht unbedingt notwendig, denn die Geschichte aus "Die Perfekten" wirkt auch sehr gut alleine und bedingt auch nicht unbedingt einer Fortsetzung. Über einen weiteren Teil würde ich mich natürlich trotzdem freuen.

Fazit
"Die Perfekten" von Caroline Brinkmann kann mit sehr viel Kreativität beim Setting punkten, aber auch andere Faktoren, wie Plotidee, Plotumsetzung, Schreibstil und die Protagonisten machen dieses Buch zu einem Highlight. Es ist definitiv eine sehr spannende und gut ausgearbeitete Dystopie, die aufgrund kleiner Schwächen ein wenig an Perfektion verliert.

Veröffentlicht am 19.11.2017

Ein wundervolles, herzerwärmendes Buch!

Liebe findet uns
0

"Liebe findet uns" war so oft auf den verschiedensten Blogs zu sehen und so lange in aller Munde, dass ich dieses Buch auch auf jeden Fall haben musste. Ich weiß, die Meinungen zu diesem Werk sind teilweise ...

"Liebe findet uns" war so oft auf den verschiedensten Blogs zu sehen und so lange in aller Munde, dass ich dieses Buch auch auf jeden Fall haben musste. Ich weiß, die Meinungen zu diesem Werk sind teilweise sehr kontrovers, doch für mich war "Liebe findet uns" ein sehr authentisches und ansprechendes Lesevergnügen, dessen Kritik ich nicht vollkommen nachvollziehen kann.

Die Geschichte rund um Heather und Jack beginnt sehr besonders, vor allem, weil man bei beiden Hauptprotagonisten direkt einen sehr tiefen Einblick in ihre Figuren und ihr Auftreten erhält. Alleine die Szene, wie die beiden sich kennenlernen, sich gegenseitig provozieren und necken, sich austauschen und näherkommen, fand ich ausgesprochen schön und süß, ohne zu kitschig zu sein. Gewundert hat es mich daher auch überhaupt nicht, dass sie ihre Reise gemeinsam fortsetzen, zusammen erleben, was man nun mal auf einer Europa-Rundreise erlebt und sich treiben lassen von den Eindrücken und Erlebnissen.

Diese Geschichte ist einfach so wundervoll und echt erzählt, dass mich die Emotionen, die tollen und die weniger tollen Momente, die Geheimnisse und die Entwicklung der beiden Charaktere einfach mitgerissen haben. Ich wollte nicht, dass dieses Buch, diese Reise und die Liebe zwischen Jack und Heather jemals enden und sich alles so entwickelt, wie ich es letztlich auch vermutet hatte. Denn leider ist nicht alles so wie es scheint; es steht viel Ungesagtes im Raum, was die Liebe und die Zukunft der beiden erschwert und beides in eine vollkommen andere Richtung bringt, als das der Leser und wohl auch die Figuren selbst gedacht hätten. Auch wenn mich der große Wendepunkt des Plots nicht besonders abgeholt hat – ich hatte mir den Plottwist schon so gedacht – hat das den Emotionen definitiv keinen Abbruch getan. J.P. Monninger überträgt die Gefühle und die Schwere der Plotstimmung mühelos auf den Leser, was ich nur schwer verdauen konnte und was mich dazu gebracht hat, die ein oder andere Träne zu vergießen. Nicht viele Autoren schaffen es, mich so zu berühren und meine Empathie für Romanfiguren bis an die Grenzen zu treiben.

Jack und Heather sind sehr einzigartig, was sie für mich zu etwas Besonderem macht. Heather hat eine anfangs sehr naive Sicht auf die Welt, scheint in ihrem Leben für alles einen Plan zu haben und im Allgemeinen hatte ich doch sehr oft das Gefühl, dass sie Jacks Gedanken nicht wirklich folgen kann oder deren Bedeutung auch nicht wirklich versteht. Zusätzlich reagiert sie oft über und gerade in Streitsituationen hat sie mich sehr an ein Kind erinnert, weil sie alles sehr persönlich nimmt und sich direkt angegriffen fühlt, doch trotz allem ist sie eine herzensgute, sehr sympathische und liebenswürdige junge Frau, die sehr gut zu Jack passt. Ihre Gefühle und ihre Gedanken konnte ich ernst nehmen, die Zwickmühle in ihrem Leben habe ich verstanden, was es mir recht einfach gemacht hat, einen Draht zu ihr aufzubauen und mich an den verschiedenen Stellen mit ihr zu identifizieren. Natürlich hat sie – wie oben schon beschrieben – einige Schwächen und Schwachstellen und auch wenn sie mich damit manchmal fast auf die Palme gebracht hat, machte sie das zu einer Figur mit Ecken und Kanten, zu einer Figure, die man ernstnehmen kann und die dadurch auch viel tiefgründiger und realer erscheint.

Jack dagegen erschien mir doch ganz anders als Heather: viel gefestigter, bedachter, ruhiger und vor allem viel melancholischer. Er machte auf mich den Eindruck, als hinterfrage er Dinge und Tatsachen gerne, gibt sich nicht einfach mit Gegebenem zufrieden, sondern diskutiert und analysiert gerne – auch manchmal auf Heathers Kosten. Er ist ebenso wie sie kein einfacher, unkomplizierter oder leicht zu durchschauender Mensch, hat ebenfalls seine Macken, seine übertriebenen Szenen und erkennt oftmals nicht, wann er eine Grenze überschritten hat. Aber aufgrund seine Humors, seiner gehörigen Portion Selbsvertrauen und seiner Erfahrung wirkte er auch auf mich sehr einnehmend, weswegen ich es doch schade fand, dass er in der Geschichte ein Stück weit untergeht und hinter Heather zurückbleibt. Denn gerade Jack bringt die Spannung in die Geschichte, er bringt die Wendung und seine Auftreten lockert mehrere Situationen auf; was nochmal besonders in den Szenen aufgefallen ist, in denen er nicht anwesend war.

J.P. Monninger erzählt einfach wunderbar! Es ist so schön zu lesen, wie er mit Worten umgeht und wie er aus einer unscheinbaren Liebesgeschichte einen wunderbaren, einzigartigen und emotionalen Roman zaubert. Ich persönlich hätte mir jedoch gewünscht, dass er sich mehr Zeit für das Ende gelassen hätte. Nach der doch eher gemächlich und intensiv erzählten Geschichte wirkte der Schluss sehr überstürzt und abrupt abgehandelt, was ich schade fand und was ich auch besser erwartet hatte. Die Gefühle blieben dabei zwar nicht auf der Strecke und das Ende wirkte auch nicht unglaubwürdig, doch einen intensiveren Abschluss hätte besser zu dem grandiosen Buch gepasst.

Fazit
J.P. Monninger bietet mit "Liebe findet uns" einen sehr tollen und atemberaubenden Debütroman, der tiefgründig auf die Liebe zweier Menschen eingeht, die das Leben manchmal auf ganz unterschiedliche Weisen trennt. Der Autor spielt mit den Gefühlen der Figuren und mit denen des Lesers, so dass mich die Geschichte vollkommen eingenommen hat. Das Ende hätte ich mir mehr ausgearbeitet gewünscht und auch von Jack hätte ich gerne noch mehr gelesen, doch trotzdem bleiben weder die Emotionen, noch das Drama auf der Strecke, weswegen das Buch mit Romantik, Tragik und einem ausgesprochen tollen Schreibstil glänzt.
[4,5 Sterne]

Veröffentlicht am 11.11.2017

Ein toller Fitzek!

Flugangst 7A
0

Erst acht Monate ist es her, dass „AchtNacht“ von Sebastian Fitzek im März erschienen ist, schon steht der nächste Thriller des Bestseller-Autors in den Startlöchern. Ich habe mich sehr auf dieses Buch ...

Erst acht Monate ist es her, dass „AchtNacht“ von Sebastian Fitzek im März erschienen ist, schon steht der nächste Thriller des Bestseller-Autors in den Startlöchern. Ich habe mich sehr auf dieses Buch gefreut, vor allem, da ich selbst kein leidenschaftlicher Fluggast bin, aber auch, weil ich gespannt darauf war, wie Fitzek nach "Passagier23" ein zweites Beförderungsmittel für den Leser auseinandernimmt. Er hat mich nicht ganz so schockieren können (wer kann das noch nach der Germanwings-Katastrophe?), aber es hat mir auf jeden Fall beim Lesen ein ungutes Gefühl bereitet.

Vollkommen umgehauen hat mich sein neues Buch „Flugangst 7A“ leider auch dieses Mal wieder nicht – das mal direkt am Anfang. Nachdem ich „AchtNacht“ und davor „Das Paket“ zwar gut und unterhaltend, aber nicht besonders überragend fand, hatte ich auf Fitzeks Neuerscheinung gehofft und mir mal wieder ein Buch à „Die Therapie“ oder „Der Augensammler“ gewünscht. Jeder seiner Fans weiß, dass er absolut gruselige und einnehmende Bücher schreiben kann, dass er überragend sein kann, nur leider hat auch „Flugangst 7A“ das bombastische Ende missen lassen, was ich aus den oben genannten Büchern von ihm kenne. Mir fehlte einfach dieser vollkommen geflashte Moment, dieses "Das darf doch nicht wahr sein"-Gefühl, was mich beispielsweise bei "Der Augensammler" nachts wachgehalten hat.

Trotzdem ist die Handlung mehr als spannend und wird durch mehrere sehr starke Wendungen, verschiedene Perspektivenwechsel und verwirrende, kleine Informationshäppchen auch relativ weit oben gehalten. Die Geschichte ist wie immer eher undurchsichtig und verwirrend und sobald man denkt, man hat die Lösung gefunden, ändert sich alles wieder. Das ist Fitzeks Spezialität, die er auch in "Flugangst 7A" wieder zeigen konnte. Ich frage mich ja immer wieder, wie der Autor zu solchen, teilweise sehr abstrusen, aber gut verpackten, Ideen kommt und diese schafft, in einer fast alltäglichen (bzw. alltäglich wirkenden) Situation unterzubekommen. Es ist gleichermaßen beängstigend und schockierend.

Grundsätzlich ist die Geschichte in drei unterschiedliche Handlungsstränge unterteilt: die Geschehnisse in der Luft mit dem Psychologen Mats Krüger, die Ereignisse rund um seine entführte und in den Wehen liegende Tochter Nele und schließlich Felis Ermittlungen, die zwar eine Verflossene des Seelenklempners ist, sich aber trotzdem auf dem Boden mit Mats Zwiespalt auseinandersetzt und versucht, die Entführte zu finden. Die drei Perspektiven sind meiner Meinung nach sehr gut miteinander verknüpfen, geben ein gutes Verständnis für die umfassende Geschichte und erklären auch mühelos gerade solche Passagen, die unklar oder verwirrend wirken. Alle drei Charaktere kämpfen dabei gegen die unterschiedlichsten Bedrohungen und Ängste an, erleiden Verluste, Schmerz und Kummer und allen drei ist am Ende leider nicht wirklich ein Happy End vergönnt – zumindest hat es sich nicht so angefühlt.

Gerade das war es, was mich, zusätzlich zu den Wendungen und der Spannung, extrem bedrückt hat. Denn sowohl Mats, als auch Nele und Feli waren mir sehr sympathisch und machten es mir einfach, mich mit ihnen identifizieren zu wollen. Gerade Mats innerer (wenn auch leider nicht äußerer) Widerstand wird sehr deutlich und seine damit verbundene wachsende Verzweiflung teilweise unerträglich. Immer wieder ist mir aufgefallen, dass auch ich mich in einem Zwiespalt befunden und mich immer wieder gefragt habe, was ich an Mats Stelle tun würde. Würde ich meine Tochter retten wollen und ein Flugzeug zum Absturz bringen oder würde ich mich gegen die Erpressung wehren und meine Tochter sterben lassen? Meiner Meinung nach hat es Fitzek dabei sehr leicht geschafft, Mats Gedanken und sein Widerstreben auf den Leser zu übertragen. Wäre ich wirklich dazu in der Lage gewesen, meine Tochter zu opfern und ein ganzes Flugzeug zu retten? Eines gegen so viele Leben? Wäre das Flugzeug dann wirklich gerettet oder würde es anders zum Absturz gebracht werden? Oder würde ich auch alles für das Leben meines Kindes tun? Ich habe während des Lesens keine Antworten darauf finden können, was mich nachdenklich zurückgelassen hat.

Wie in all seinen anderen Büchern auch, merkt man auch seinem neuesten Werk an, wie viel und vor allem wie gut Fitzek für seinen Plot recherchiert hat und auf welche Aspekte er in der Geschichte Wert legt. Fast alle Bücher befassen sich mit wichtigen, gesellschaftlichen und (mehr oder weniger) aktuellen Faktoren, die jeden betreffen können und auf jeden von uns Einfluss nehmen können. Mischt man die aus einer sehr guten Recherche stammenden Infos mit einem Psychopathen, einem absichtlich verwirrenden Schreibstil und schon dürfen die Fitzek-Fans sein neues Buch in den Händen halten (ganz so einfach ist es natürlich nicht ;)).

Wie oben schon angedeutet, war ich mit dem Ende leider nicht ganz so zufrieden, auch wenn der Rest der Geschichte mich mitgerissen hat. Mir war das Ende zu solide, zu leicht und letztlich auch zu rund, was meiner Meinung nach einfach nicht gepasst hat. Gerade von Fitzek bin ich kein "Jetzt wird alles gut" gewohnt, sondern eher so ein "Ihr dachtet, das war die Auflösung? Von wegen". Dieses seichte Ende hat zwar recht gut zum Buch und zu dem Abschluss der Geschichte gepasst, aber nicht zu einem typischen Fitzek.

Für mich auch immer wieder ein Erlebnis – und deswegen auch dieses Mal eine Erwähnung wert – ist Sebastian Fitzeks leicht humorvolles, aber auch erklärendes Nachwort. Ich finde zwar nicht, dass man sich als Autor rechtfertigen muss (weder für die "kurze" Veröffentlichungszeitspanne, noch für die verrückten Ideen, die man hat), aber ich bin doch jedes Mal wieder überrascht, wie mühelos er die Bedenken seiner Fans und Leser aufgreift und Unklarheiten beseitigen möchte. Ich finde es schön, dass ihn die Meinungen interessieren, er ein offenes Ohr hat und sich Gesagtes und Gelesenes auch zu Herzen nimmt. Das macht ihn immer wieder für mich zu einem auf dem Boden gebliebenen Autor.

Fazit
"Flugangst 7A" ist ein sehr spannender, mitreißender Thriller, der nicht nur mit einer tollen Hintergrundrecherche, sondern auch einer umfassenden und beängstigenden Geschichte glänzt. Fitzek hat mal wieder ein interessantes Buch geschaffen, was ich zwar voll und ganz empfehlen kann, aber immer noch ein bisschen Luft nach oben hat – gerade, was das Ende betrifft.

Veröffentlicht am 07.11.2017

Unglaublich schön!

Der letzte erste Kuss
0

"Der letzte erste Kuss" ist der zweite Band der "Firsts"-Reihe. Auch der erste Band "Der letzte erste Blick" hatte mir schon wahnsinnig gut gefallen und erschien mir wie die perfekte Mischung aus einer ...

"Der letzte erste Kuss" ist der zweite Band der "Firsts"-Reihe. Auch der erste Band "Der letzte erste Blick" hatte mir schon wahnsinnig gut gefallen und erschien mir wie die perfekte Mischung aus einer Liebesgeschichte, aus Freundschaft und aus den Facetten des Colleges. Ich liebe Collegegeschichten. Da ich Elle und Luke schon aus dem ersten Band kenne, dort noch als Freunde, war ich auf ihre eigene Geschichte sehr neugierig.

"Der letzte erste Kuss" steht auf jeden Fall dem ersten Band in nichts nach. Denn auch in diesem Buch hat mir die Handlung sehr gut gefallen. Sie ist typisch für ein New-Adult-Buch und handelt von Luke und Elle, die bisher immer nur sehr gute Freunde waren, bei denen aber im Laufe der Ereignisse die Gefühle und die Zuneigung zueinander in eine andere Richtung umschlägt. Dieser Plot hat im Gegensatz zum Plot des ersten Bandes einen ganz anderen Anfang, nämlich, dass sich die Protagonisten bereits kennen, was dem Buch einen ganz anderen Touch und eine ganz andere Stimmung gegeben hat. Bianca Iosivoni erzählt die Geschichte der beiden dabei so alltäglich und glaubwürdig und mit einem ganz besonderen, einmaligen Knistern, so dass ich mich sofort in die beiden als Paar verliebt habe. Schon im ersten Band habe ich mich hin und wieder mal gefragt, ob nicht mehr zwischen den beiden geht, aber dieses Mal hatte ich wirklich das Gefühl, dass die beiden auf jeden Fall zueinander gehören.

Natürlich erlebt man als Leser das Auf und Ab der Gefühle der beiden, wie es typisch für einen New-Adult-Roman ist. Da aber beide sehr interessante und faszinierende Hintergrundgeschichten haben, die ihnen beiden den Weg zueinander erschweren, empfand ich dieses Hin und Her nicht als nervig oder überdramatisiert, sondern sehr verständlich. Gerade Elle hat sich in einer ähnlichen Situation schon mal befunden und kann sich deswegen nur schwer überwinden, ihre Gefühle zuzulassen. Und auch Luke ist die Freundschaft sehr wichtig. Beide haben Angst und sind unsicher, aber am Ende sind sie eben doch füreinander geschaffen.

Sowohl Elle, als auch Luke, haben mir in diesem Buch sehr gut gefallen. Während sie im ersten Band eher im Hintergrund standen, ist es schön zu erleben, wie die beiden in ihren Charaktereigenschaften durch die Autorin so richtig aufblühen. Zumindest hat es Bianca Iosivoni problemlos geschafft, dass ich mich in Luke und seine Art verliebt habe. Er ist einfach ein richtiger Freund, hat die Intuition, wann er gebraucht wird und verlässt sich eher auf sein eigenes Gefühl statt darauf, was andere sagen. Er ist dadurch eine gute Stütze für seine Freunde und für Elle. Zusätzlich ist er für allen Spaß zu haben, kann aber auch sehr ernst und melancholisch sein.

Ähnlich glaubhaft und authentisch ist für mich auch Elle in "Der letzte erste Kuss" dargestellt. Auch sie ist eine tolle Freundin, nimmt meist kein Blatt vor den Mund und ist jederzeit für alle da. Durch ihre Vergangenheit und ihr Elternhaus wirkt sie manchmal eher unsicher und trotzdem ist sie sehr stark, setzt sich bei allen Problemen durch und lässt sich nie nie niemals unterkriegen. Auch wenn mich Lukes Geschichte sehr mitgenommen hat, war es Elles Elternhaus, was mich fassungslos gemacht hat und weswegen ich Elle nur noch mehr bewundert habe.

Ebenso gefallen hat mir, dass auch die anderen Nebencharaktere, Emery, Dylan, Tate und Trevor, wieder mit dabei sind und die Clique weiterhin vereint ist. Ich persönlich bin ein großer Fan davon, wenn Charaktere aus älteren Büchern eine Rolle spielen und habe mich daher sehr gefreut, dass nicht nur Dylan und Emery wieder mit von der Partie sind, sondern, dass einige Faktoren ihrer Liebesgeschichte aus "Der letzte erste Blick" auch hier aufgegriffen werden. Das bedeutet nicht unbedingt, dass man den ersten Teil gelesen haben muss, bevor man mit "Der letzte erste Kuss" beginnt, es macht das Wiedersehen mit den beiden Charakteren einfach nur um einiges schöner und verständlicher.

Genauso wie im Vorgängerband liebe ich auch hier den Schreibstil der Autorin. Wie mühelos sie ihren Charakteren Leben einhaucht, die knisternde Spannung rüberbringt und die Emotionen der einzelnen Figuren darstellt, ist wirklich eine Kunst, die ich gerade bei New-Adult-Romanen nur von Mona Kasten kenne. Mittlerweile mag ich beide Autorinnen sehr gerne, weswegen ich auch kein Buch von Bianca Iosivoni verpassen darf: als nächstes freue ich mich daher auf die Geschichte von Tate und Trevor (Band 3).

Fazit
"Der letzte erste Kuss" ist genauso gut wie sein Vorgänger und bringt die Gefühle der Figuren und deren Geschichten mit einer Leichtigkeit zum Leser. Von mir persönlich gibt es einen halben Stern Abzug, weil mein Lieblingspaar weiterhin Dylan & Emery ist, trotzdem steht der zweite Band dem ersten in nichts nach und bekommt daher eine dicke Leseempfehlung von mir.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Charaktere
  • Gefühl
  • Handlung