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Freda_Graufuss

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Veröffentlicht am 04.11.2018

Wahrheit? Was ist das schon?

Das Flimmern der Wahrheit über der Wüste
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Karl May ist ein Mythos. Wer kennt nicht seinen Winnetou? Wer war vielleicht sogar schon auf einem Festspiel, das ihm zu Ehren abgehalten wird? Und wer weiß, dass es Herr May nicht nur mit der Wahrheit ...

Karl May ist ein Mythos. Wer kennt nicht seinen Winnetou? Wer war vielleicht sogar schon auf einem Festspiel, das ihm zu Ehren abgehalten wird? Und wer weiß, dass es Herr May nicht nur mit der Wahrheit nicht immer ganz so genau nahm, sondern sogar einige Jahre im Gefängnis saß? Ich wusste es nicht und so erhoffte ich mir mit Hilfe dieses Buches noch einige andere Dinge über einen der bekanntesten deutschen Autoren zu erfahren.
Aber genau das ist die falsche Motivation um den Debütroman von Philipp Schwenke zu lesen. Was an seinen Ausführungen nun genau Fiktion und was Wahrheit ist, weiß man am Ende nämlich genauso wenig, wie der (fiktive?) Karl dieser Geschichte.

Der Roman beginnt mit Mays ersten großen Fehler, der ihn erstmalig ins Gefängnis brachte. Um nach der Verurteilung gleich 37 Jahre weiterzuspringen. Der ehemalige Häftling ist nun ein angesehener wohlhabender Mann, der sich auf seine erste Orientreise aufmachen möchte. Wie er es bis dahin geschafft hat erfährt man leider gar nicht. Über die Menschen in seinem Leben sehr wenig. Zumindest letzteres ändert sich im Laufe der Geschichte stark. Aber auch hier bleibt wieder die Frage, was an dem Geschilderten die wahren historischen Persönlichkeiten ausmachte und was der Phantasie des Autors entsprungen ist. Da er dabei teilweise ganz schon starken Tobak auffährt.

Die Erzählung selbst ist in zwei Teile aufgeteilt, die sich mit jedem Kapitel abwechseln. Noch während May auf den Weg nach Ägypten (seiner ersten Station ist), erfahren wir, wie es nach der Reise mit ihm weitergehen sollte. Bzw. wie der Autor uns weismachen will, wie es danach weiterging. Vor allem privat zwischen den Mays.

Mit wirklichen Genuss habe ich das Ganze nicht gelesen. Gelangweilt habe ich mich allerdings auch nicht. Zwischendurch sagte ich mir, dass einiges nun doch ganz schöner Quatsch sei. An vielen anderen Stellen musste ich mich arg fremdschämen. Dann wiederum fragte ich mich, was nun eigentlich bei dem Buch am Ende rauskommen sollte. Spannung kommt einfach zu selten auf. Wirklich informativ ist es auch nicht. Schlecht ist es wiederum auch nicht..... Irgendwie lässt mich das Ganze ratlos zurück....

Ob das vielleicht doch die Absicht des Autors war? Immerhin, hat man Herrn May wohl bis zu seinem Ende auch nie wirklich durchschaut. Wer weiß?

Veröffentlicht am 28.10.2018

In der Schule lernt man jetzt auch, was gesunde Ernährung ausmacht

Schulcafé Pustekuchen 2, Backe, backe, Hühnerkacke
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Meine Große und ich hatten das Glück dieses Buch im Rahmen einer Leserunde zu lesen. Da sie gerade erst mit dem Lesen lernen begonnen hat, habe ich ihr alles vorgelesen. Die Kapitel sind dabei nicht lang ...

Meine Große und ich hatten das Glück dieses Buch im Rahmen einer Leserunde zu lesen. Da sie gerade erst mit dem Lesen lernen begonnen hat, habe ich ihr alles vorgelesen. Die Kapitel sind dabei nicht lang genug. so dass man als Leser sich nicht den Mund fusselig quatscht und gleichzeitig die Aufmerksamkeit einer 6-Jährigen nicht überstrapaziert. Perfekt also, für die abendliche Gute-Nacht-Geschichte.


"Backe, Backe, Hühnerkacke" ist bereits der zweite Band aus der Reihe um das Schulcafé Pustekuchen. Wir kannten den ersten Teil nicht, aber das ist absolut kein Problem, man findet auch so sehr schnell rein. Gleich zu Beginn gibt es außerdem über zwei Seiten eine sehr schöne Illustration, in der alle Figuren des Buches gezeigt werden. So kann man notfalls beim Lesen noch einmal zurückblättern.

Das Buch richtet sich eher an Mädchen, dementsprechend sind auch die Zeichnungen. Generell sind die Illustrationen wunderschön. Meiner Tochter und mir haben sie jedenfalls sehr gut gefallen. Einige Seiten sind mit Blumengirlanden o.ä. verziert, andere haben kleine - zu der Geschichte passende - farbige Bilder.

Worum geht es nun aber genau? Tilli, ist in der Klasse 5b. Und diese plant zum Ende des Schuljahres ein großes Klassenfest. Auf dem Schulhof, mit allem Tam-Tam. Das ruft zum einen die mürrische Frau Habersack (Biologielehrerin), als auch die missmutige Frau Wurstmayr ( Anwohnerin und absolute Spaßbremse) auf den Plan. Beide wollen auf keinen Fall ein ausgelassenes Fest auf dem Schulgelände dulden. Zum Glück hat Tilli aber nicht nur gute Freunde, sondern auch eine tolle Lehrerin und eine grandiose Oma, die ihr und ihrer Klasse unter die Arme greifen, damit das Klassenfest doch noch gelingen kann.

Nebenbei geht es auch um gesunde Ernährung und was diese ausmacht. Tillis Oma ist nämlich die Inhaberin des namensgebenden Schulcafé Pustekuchen und in dieser Funktion darf sie sich immer mal wieder sagen, was sie so von gesunder Ernährung hält. Klingt erstmal öde, ist aber gut verpackt. Jedenfalls merkt man nur am Rande, dass man doch ab und an mit der Nase darauf gestoßen wird. Außerdem gibt es auch die eine oder andere Idee für eine nicht ganz ungesunde Leckerei.

Dies und die immer mal wieder durchblickende Situationskomik machen aus dem ganzen ein gelungenes Kinderbuch. Mit klar verteilten Rollen, wer gut/ lieb und wer böse ist. Um es selber zu lesen, sollte man schon sehr geübt sein. Knapp 140 Seiten lesen sich nicht mal ebenso. Wenn Mama oder Papa geduldig sind, kann man das ganze aber auch sehr gut vorlesen. Uns beiden hat diese Geschichte jedenfalls sehr gut gefallen, so dass es wahrscheinlich nicht unser letzter Besuch im Pustekuchen war.

Veröffentlicht am 05.10.2018

GEWALTige Geschichte über drei junge Menschen im aufstrebenden Argentinien

Als das Leben unsere Träume fand
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Ich hatte zuvor noch nie ein Buch von Luca Di Fulvio gelesen, dennoch war ich mit den Titeln seiner Bücher sehr gut vertraut. Stachen doch sowohl das sehr schöne Coverdesign, als auch die Titel immer angenehm ...

Ich hatte zuvor noch nie ein Buch von Luca Di Fulvio gelesen, dennoch war ich mit den Titeln seiner Bücher sehr gut vertraut. Stachen doch sowohl das sehr schöne Coverdesign, als auch die Titel immer angenehm heraus. Umso mehr freute ich mich, dass ich nun endlich einmal Gelegenheit haben würde, ein Buch von ihm zu lesen. Ich erwartete - auch nach der sehr guten Leseprobe - eine Menge.

Das erste Viertel des Buches hielt auch was es versprach. Di Fulvio schreibt nicht lange um den heißen Brei herum, sondern zieht einen gleich in die Geschichte. Rosetta, vom Dorf ausgegrenzt, weil sie es wagt als Frau dem Baron die Stirn zu bieten, wird vergewaltigt, wehrt sich gegen ihren Peiniger und muss Hals über Kopf das Land verlassen. Rocco bietet einen mächtigen Mafiaboss die Stirn und weigert sich in dessen Dienste zu treten. Auch er muss das Land fluchtartig verlassen. Zuletzt noch die erst 13-Jährige Jüdin Raechel, die nur auf den ersten Blick das scheinbar beste Schicksal erwischt hat. Zwar wurde ihr Vater während eines Pogroms ermordet, doch erhofft sie sich - wie auch andere junge Mädchen ihres Dorfes - eine lukrative Anstellung in einem wohlhabenden Haushalt in Buenos Aires: was dem Ende aller Entbehrungen entsprechen würde.

Nun ist abzusehen, dass Di Fulvio es den drei Protagonisten in ihrem neuen Leben auf den knapp über 700 Seiten nicht allzu leicht machen kann. Doch, was er alles in die Geschichte packen musste, war mir dann doch zuviel des Guten.

Anscheinend war die Geschichte um die wirklich existierende "Sociedad Israelita de Socorros Mutuos Varsovia" noch nicht schlimm genug, denn es brauchte noch einen Mafia-Boss, einen konkurrierenden Mafia-Boss, einen durchgeknallten Adligen, einer weiteren sadistischen Adligen, einen machtgeilen Zuhälter und dessen brutaler Anhängerschaft sowie den ganz normalen Wahnsinn in einer Stadt, die großen Reichtum und auch abgrundtiefe Armut kannte.
Demgegenüber stehen drei Hauptcharaktere, die so herzensgut, gradlinig und weise sind, dass es einen die Tränen in die Augen treiben könnte: wäre es nicht spätestens ab der Hälfte des Buches einfach zu viel des Guten.

Zu viel Gewalt nur der Gewalt und nicht der Geschichte wegen, zu viel Pathos und Charaktere, die keinerlei Überraschungen in sich tragen. Dazu kommt noch ein Schriftsteller-Stil, der sehr stark auf das gesprochene Wort zurückgreift. Ich will nicht Spoilern, aber das es nicht hohe Dialektik ist, sollte bei dem Milieu klar sein

Am Ende bleib nur Erleichterung, dass das Ganze endlich vorbei ist. Das nächste Mal gebe ich doch wieder den weniger auffälligeren Covern eine Chance.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Emotionalität
  • Atmosphäre
  • Charaktere
  • Spannung
Veröffentlicht am 13.08.2018

Lust, den Sommer etwas zu verlängern?

Das Hotel der verzauberten Träume - Fräulein Apfels Geheimnis (Das Hotel der verzauberten Träume 1)
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Joelle freut sich auf ihren ersten richtigen großen Urlaub mit der Familie. Ein Strand-Resort mit allen Annehmlichkeiten und Ablenkungen an der Nordsee soll es werden. Doch leider gehören ihre Eltern zu ...

Joelle freut sich auf ihren ersten richtigen großen Urlaub mit der Familie. Ein Strand-Resort mit allen Annehmlichkeiten und Ablenkungen an der Nordsee soll es werden. Doch leider gehören ihre Eltern zu jenen Menschen, die stur nach Navi fahren. Und so landen sich statt im Center-Parc-Verschnitt an der Nordsee, in einem kleinen schnuckligen Strandhotel an der Ostsee.

Da es zu spät ist um noch am gleichen Tag den Irrtum zu korrigieren, entscheidet man sich, über Nacht zu bleiben. Leider hat sich in dieser Zeit ein Marder an der Elektronik des Reisegefährts ausgelassen und so muss der Urlaub um einen weiteren Tag verlängert werden. Was anfangs für Joelle und ihren Bruder nach dem absoluten Horror klingt, scheint bald ein aufregender vielversprechender Sommer zu werden. Denn: Frau Apfel und ihre Schwester, die das Hotel leiten, scheinen ein Geheimnis zu hüten. Und Geheimnisse sind vor Kindern bekanntlich nie wirklich sicher.

Ein durchaus überzeugendes Kinderbuch mit sehr gelungenen farbigen Illustrationen. Die Geschichte ist etwas komplexer und daher wohl für Leser ab 8, 9 Jahren geeignet. Das Geheimnis ist relativ schnell durchschaut. Durch die Überschaubarkeit der Charaktere kann man auch sehr schnell erahnen, wie es wohl ausgehen wird. Dennoch sind einige Stellen durchaus Mysteriös, spannend und manchmal ein bisschen gruselig geraten. Meiner Meinung nach, genau die richtige Dosis für so junge Leser.

Auch wenn nicht alle Figuren gleichermaßen überzeugen (die Eltern fand ich doch recht - seltsam), ist die Geschichte in sich glaubwürdig - wenn man an etwas Magie glaubt ;)

Fazit: Teil 1 des Hotels der verzauberten Träume ist ein gutes Buch, dass an grauen Herbsttagen durchaus etwas Sommerstimmung zaubern kann.

Veröffentlicht am 17.05.2018

Mehr als nur "die Frau von"

Rosen für Theophanu. Braut Ottos II. - Kaiserin des Abendlandes
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Otto der Große ließ insgesamt drei Gefolgschaften nach Byzanz reisen. Erst die dritte war in ihrer Mission erfolgreich. Sie brachten eine ersehnte byzantinische Braut für Ottos Sohn, den späteren Otto ...

Otto der Große ließ insgesamt drei Gefolgschaften nach Byzanz reisen. Erst die dritte war in ihrer Mission erfolgreich. Sie brachten eine ersehnte byzantinische Braut für Ottos Sohn, den späteren Otto II. Man erhoffte sich durch die Vermählung zum einen stabilere Beziehungen zum oströmischen Reich, aber gleichzeitig auch eine Stärkung der eigenen Dynastie. Berief sich doch Byzanz darauf, die einzige legitime Nachfolge des Römischen Reichs zu sein.


Theophanu - die gesendete Braut, war jedoch nicht wie erhofft, eine kaiserliche Tochter, sondern nur eine kaiserliche Nichte. Zurückschicken wäre ein Affront gewesen. Die Hochzeit fand doch statt und die junge Griechin wurde zur wichtigsten Frau des Reiches. Auch wenn sie dafür sehr hart kämpfen musste.

Aus allen Fakten, die über das Leben Theophanus bekannt sind, hat Günter Krieger einen durchaus interessanten und lesenswerten Roman geschaffen. Mein Respekt hat er allein dadurch verdient, dass es ihm selbst gelungen ist, bei all den Mitspielerin um Interessen des damaligen Reiches den Überblick zu bewahren. Unter anderem dadurch kann man mit Hilfe der Lektüre eine sehr gute Zusammenfassung in die Machtpolitik der damaligen Zeit gewinnen. Warum zog es den jungen Kaiser immer wieder nach Italien, wo es doch auch im Norden seines Reiches an allen Ecken brannte? Wieso hatte es die Frau aus Byzanz so schwer, auch nachdem sie endlich den ersehnten Thronfolger geboren hatte?

Damit man auch ein Einblick in das Leben der überwältigenden Mehrheit der damaligen Bevölkerung gewinnen kann, hat der Autor auch eine kleine Nebenrolle geschaffen. Ein bäuerliches Mädchen, dass durch Zufall zweimal der Kaiserin persönlich begegnen sollte. Beide Male in sehr schicksalhaften Momenten.

Die große Recherchearbeit, die Günter Krieger beim Schreiben dieses Romans geleistet haben muss, hat aber auch einen Nachteil: wer schon viel über das Leben Theophanus weiß, wird wohl kaum eine spannende Lektüre vorfinden. Viele Ereignisse des Buches dürften auf Fakten basieren.
Wer, wie ich, bisher nur den Namen gehört hat, kann aber einen durchaus lesenswerten und interessanten Blick in das Leben eines der bedeutendsten Frauen des Mittelalters gewinnen.