Profilbild von Furbaby_Mom

Furbaby_Mom

Lesejury Star
offline

Furbaby_Mom ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Furbaby_Mom über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.02.2023

Könnte direkt aus Austens Feder stammen - wundervoll!

Miss Bennet
0

"Es ist eine traurige Tatsache, dass eine junge Frau, die unglücklicherweise ohne die geringsten Aussichten auf die Welt kommt, gut daran tut, wenigstens als Schönheit geboren zu werden. Arm und hübsch ...

"Es ist eine traurige Tatsache, dass eine junge Frau, die unglücklicherweise ohne die geringsten Aussichten auf die Welt kommt, gut daran tut, wenigstens als Schönheit geboren zu werden. Arm und hübsch zu sein ist schon schlimm genug; aber bettelarm und unansehnlich zweifellos ein hartes Schicksal."

Dieser Schmöker von 700+ Seiten war viel zu schnell ausgelesen, das sagt eigentlich schon alles, oder?!

Ihr Lieben, ich konnte mein Glück kaum fassen. - Janice Hadlow ist mit diesem herausragend geschriebenen Meisterwerk etwas gelungen, was ich nie für möglich gehalten hätte: Ihr Schreibstil ist so nah an der Erzählkunst meiner auf ewig verehrten Lieblingsautorin Jane Austen dran, dass man zwischenzeitlich meinen könnte, es handele sich um ein weiteres Austen-Original. Wow, wow, wow!

Ich erlebte die Ereignisse aus meinem 'Lieblingsbuch auf Lebenszeit' (= "Stolz und Vorurteil") aus der Perspektive der unscheinbarsten Bennet-Schwester. Neben der klugen, wortgewandten, humorvollen Elizabeth, der bildhübschen, sanftmütigen Jane, der übermütig-frechen, stürmischen Lydia und der an Lydias Lippen und Rockzipfel hängenden Kitty verblasst die ruhige Mary aka das Sandwich-Kind der in Longbourn ansässigen Familie komplett. "[…] ihre Schwestern überstrahlten ihre Unscheinbarkeit, ja, schienen ihre Existenz gänzlich auszulöschen." Es ist höchst unwahrscheinlich, dass Mary jemals heiraten, geschweige denn wahre Liebe erfahren wird. Für ihre Eltern, speziell für ihre Mutter, ist sie eine einzige Enttäuschung.

"Inmitten einer großen Familie war sie mutterseelenallein."

Diese Geschichte hat mir sowas von das Herz gebrochen! Ich habe ja generell ein Faible für Underdog-Charaktere und hatte mich schon immer gefragt, wie Marys Sicht der Dinge wohl aussehen würde. Sagen wir’s mal so: Meine heimliche Sympathie für Mama Bennet bleibt einzig im Austen-Werk bestehen, hier jedoch verpuffte sie binnen weniger Zeilen und wandelte sich in tiefe Abneigung. Es ist mir unbegreiflich, wie man so lieblos und gehässig dem eigenen Kind gegenüber sein kann. Ernsthaft, ich war fassungslos.

"Mary hatte den Fehler begangen, weder das Aussehen noch den Charme der anderen weiblichen Familienmitglieder zu erben. Diese Sünde war in Mrs Bennets Augen unverzeihlich, wie Mary schon früh begriff."

Von der ersten Zeile an tauchte ich tief in die mir so wohlvertraute Storywelt ab, litt mit Mary mit, verdrückte im Laufe der Handlung einige Tränen und wünschte der warmherzigen, von ihrem Umfeld permanent missverstandenen und ungerecht behandelten jungen Protagonistin alles Glück der Welt.

Papa Bennets gleichgültiges, rücksichtsloses Verhalten Mary gegenüber entsetzte mich, selbst Lizzie und Jane sah ich dank dieses gänzlich neuen Blickwinkels plötzlich in einem mitunter unschmeichelhaften Licht, während andere Figuren wie Charlotte oder Mr. Collins nicht nur aufgrund ihrer Rolle, sondern auch wegen ihrer facettenreichen, tiefgründig ausgearbeiteten Wesenszüge eine willkommene Überraschung darstellten.

Gekonnte bedient sich die Autorin bedeutsamer Plot-Elemente aus "Pride and Prejudice", lässt sie - versehen mit einem Twist - spielerisch in die neue Geschichte einfließen; so findet beispielsweise das legendäre Gespräch zwischen Lizzie und Lady Catherine de Bourgh hier zwischen Mary und einer anderen Dame statt. Herrlich!

𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁: 5 ✰ ✰ ✰ ✰ ✰
Herzzerreißend und traumhaft schön zugleich, ich bin begeistert! Dieses Werk ist ein absolutes Must-Read für jede Janeite (sowie für alle Regency-Fans und Leser:innen von historischen Frauenromanen). Hoffentlich beglückt uns Janice Hadlow ganz, ganz bald mit einem weiteren Regencyroman!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.02.2023

Highlight!

Bissle Spätzle, Habibi?
0

Mit ihrem durch und durch bezaubernden Debütroman (- nicht zu fassen, dass es sich hierbei tatsächlich um ein Erstlingswerk handeln soll, was für ein unfassbares Schreibtalent! -) hat Abla Alaoui sich ...

Mit ihrem durch und durch bezaubernden Debütroman (- nicht zu fassen, dass es sich hierbei tatsächlich um ein Erstlingswerk handeln soll, was für ein unfassbares Schreibtalent! -) hat Abla Alaoui sich direkt in mein Herz geschrieben.

Wenn du ein Buch nicht zur Seite legen kannst, obwohl du eigentlich längst schlafen solltest und du so hooked bist, dass du dir bei jedem Kapitel denkst: 'Ach, eins geht noch, eins muss noch sein!' …

… wenn du dermaßen mit den wundervollen Figuren mitfieberst, dass du sie am liebsten aus den Seiten heraus- und in dein reales Leben hineinzerren würdest (- Amaya, Klara, Enni, habt ihr beim nächsten Mädelsabend noch ein Plätzchen für mich frei?! -) …

… wenn der mitreißende Schreibstil sämtliche Emotionen in dir weckt - dich herzlich auflachen, Tränen verdrücken und von der ersten Zeile an einen Film vor deinen Augen ablaufen lässt …

… wenn du dir noch während der Lektüre sagst: 'Von dieser Autorin wird ab sofort jedes Folgewerk gekauft!' …

… dann kann man zu Recht von einem absoluten Lesehighlight sprechen.

Ich hab’s so geliebt! Die Story, die Charaktere, die Kapiteleinleitungen (= traumhaft schöne Redewendungen!), die Dialoge, den kulturellen Aspekt …

Für mich ist "Bissle Spätzle, Habibi?" DER Überraschungs-Hit des jungen Jahres. Nochmal zum Mitschreiben für eure Wunschliste: Sen-sa-tio-nell gut!!

Mit charmanter Leichtigkeit bringt die Autorin uns die arabische Kultur näher und ja, hier und da blitzt schon mal ein kleines Klischee auf, aber es wird mit einem Augenzwinkern erzählt und tut dem Lesegenuss keinerlei Abbruch.

Der geduldige, verständnisvolle Daniel tat mir zwischendurch echt leid; es war eine ziemlich verzwickte Situation für ihn, die ich niemandem wünsche. Im Gegensatz zu Susanne hätte ich als Mama sicherlich weniger entspannt reagiert, wenn mein Kind von seiner Freundin vor deren Verwandtschaft wie ein verbotenes Geheimnis behandelt werden würde. Apropos Mama: Von Daniels goldigen Eltern (zum Knuddeln!) hätte ich gerne mehr gelesen. Über den Ausflug zu ihnen nach Stuttgart war ich jedenfalls mega happy!

𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁: 5 ✰ ✰ ✰ ✰ ✰

Kreativ, spritzig, tiefgründig und so sympathisch! Ein Buch, das ich am liebsten allen Leser:innen von Feel-Good-Stories persönlich in die Hand drücken würde. Uneingeschränkte Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.02.2023

Toller historischer Roman mit Krimi-Elementen

Fräulein Anna, Gerichtsmedizin (Die Gerichtsärztin 1)
0

Wow, dieser vor Esprit strotzende Roman hat mich enorm überrascht! Mit herrlich atmosphärischen Beschreibungen, zeitgerechter Wortwahl (inklusive Dialekt) sowie durch und durch authentisch gezeichneten ...

Wow, dieser vor Esprit strotzende Roman hat mich enorm überrascht! Mit herrlich atmosphärischen Beschreibungen, zeitgerechter Wortwahl (inklusive Dialekt) sowie durch und durch authentisch gezeichneten Figuren erweckt Autorin Petra Aicher das München um 1912 direkt vor meinen Augen zum Leben und lässt mich tief ins Geschehen eintauchen. Geschickt verbindet sie geschichtliche Fakten mit Fiktion und reichert die Handlung mit einer ordentlichen Portion Lokalkolorit an.

Die Story um das ungewöhnliche Ermittler-Duo Anna und Fritz (aka Friedrich) hat mich rundum überzeugen können. Es war mein erster Roman aus dem Subgenre historischer Krimi, wobei ich das Werk im Nachhinein eher als einen (sehr gelungenen) historischen Roman mit eingewobenen Krimielementen bezeichnen würde.

SIE (- Mädchen vom Land, klug, aufrichtig, herzensgut, tugendhaft -) arbeitet seit Kurzem in der Gerichtsmedizin und ist not amused, als sie herausfindet, dass ER (- Spross aus vermögender Adelsfamilie, der heimlich eine Skandalzeitung veröffentlicht -) sie zu Beginn ihrer Bekanntschaft bewusst getäuscht hat, um ihr Informationen zu entlocken. Aber da kann der wortgewandte Herr noch so charmant tun, Anna lässt sich nicht von ihm um den Finger wickeln.

Hach, es war absolut erfrischend, wie sie ihm regelmäßig die Leviten gelesen hat hinsichtlich seiner polarisierenden, frechen Artikel. Zudem fühlt sie sich von seiner Aufmerksamkeit zwar geschmeichelt, weist ihn allerdings bezüglich ihrer unverhofft aufkeimenden Freundschaft klar in seine Schranken und bleibt ihren Prinzipien treu: Keinerlei Anbändeln - der Mann ist schließlich verheiratet! Dennoch liegt etwas in der Luft, es knistert leicht zwischen ihnen; beide genießen die gemeinsamen Momente und die wachsende Vertrautheit.

Fritz (dessen Frau nur an seinem Adelstitel interessiert gewesen war und nach der Geburt zweier Kinder ihre eheliche Pflicht als erfüllt sieht) hat in der Tat häufig Affären. Eine davon, die clevere Schauspielerin Carlotta, lernen wir direkt zu Beginn kennen und sie nimmt eine bedeutende Rolle in der Handlung ein. Ihr Pragmatismus, ihre Schlagfertigkeit und ihr Humor haben mir sehr imponiert; ich mochte sie richtig, richtig gerne. Trotz ihres Rufes (- Schauspielerinnen galten als sündige, leichte Frauen -) hat Carlotta das Herz definitiv am rechten Fleck und ich hoffe inständig, in den Folgebänden hin und wieder von ihr lesen zu dürfen.

Auch die anderen Nebenfiguren sind wahre Unikate, z.B. Annas Vorgesetzter - der sympathische Dr. Gernhuber, Annas Mentor, war mein Star; ich liebte seine Kabbeleien mit Co-Arzt Dr. Schmidt sowie dem Gehilfen Lobinger!

Was den Schreibstil betrifft: Wunderbar!! Ich war rundum zufrieden mit der intensiven Vorstellung der Charaktere (facettenreich, glaubwürdig agierend) und dem Spannungsbogen samt völlig überraschender Auflösung. Einzig die Ermittlungsarbeit hätte gerne noch einen Tick stärker in den Vordergrund gestellt werden können, doch wie gesagt: Für mich war es ohnehin mehr spannender Histo-Read als reiner Krimi, daher vergebe ich sehr gerne volle 5 Sterne.

𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁: 5 ✰ ✰ ✰ ✰ ✰
Den Namen dieser talentierten Autorin muss ich mir merken! Ich war mehr als happy mit meinem Leseerlebnis und freue mich schon jetzt auf den nächsten Band ("Die Schwabinger Morde" erscheint im Juli 2023). Klare Empfehlung für alle Fans von historischen Romanen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.01.2023

Genial!

Der Mordclub von Shaftesbury – Eine Tote bleibt selten allein
0

Nachdem ich in letzter Zeit leider einige Cosy-Crime-Romane erwischt hatte, die mich weitaus weniger begeistert haben, als ich es aufgrund ihres vielversprechenden Klappentextes erwartet hätte, wollte ...

Nachdem ich in letzter Zeit leider einige Cosy-Crime-Romane erwischt hatte, die mich weitaus weniger begeistert haben, als ich es aufgrund ihres vielversprechenden Klappentextes erwartet hätte, wollte ich nicht zu euphorisch in diese Geschichte starten. Aber was soll ich sagen … es war Liebe auf den ersten Blick! - Gelungener Einstieg, stimmungsvoller Verlauf, ein Ende, das mich sehr zufrieden zurücklässt … und nicht zu vergessen: die wunderschöne Gestaltung der Innencover. Kurzum: Ich war mehr als happy mit diesem grandiosen Leseerlebnis.

Hoffentlich ist irgendwo in Shaftesbury noch ein süßes kleines Cottage für mich frei, idealerweise auf einer leichten Anhöhe (damit ich nicht jedes Mal auf den Friedhof gehen müsste, um eine neue Rezension posten zu können, hehe). Ernsthaft, dieses entzückende Örtchen mag winzig sein, aber es ist für alles gesorgt - ob Buchclub-Treffen, historisch interessante Rundgänge auf Blackmore Manor (samt Whiskey-Verkostung und Unterrichtung in Sachen Rosenzucht), sündig leckere Köstlichkeiten im stilechten Tearoom von Mrs Winterbottom (Darjeeling-Tee gefällig? Yes, please!), ein angeregter Plausch mit Laura in Mrs Hazeldines Gemischtwarenladen oder mit Luke, dem sympathischen Barkeeper des lokalen Pubs 'The Golden Horse' (der gerne mal Rocksongs auf der Kirchenorgel spielt) … langweilig wird es einem in Shaftesbury garantiert nicht. Auch für das tierische Wohl ist dank Tierarztpraxis und passioniertem Tierarzt gesorgt, was natürlich Musik in meinen Hundemama-Ohren war.

Ein rundum atmosphärisches Setting und herrlich warmherzige Charaktere - die lebensnahe Figurenzeichnung ist der Autorin ganz hervorragend gelungen; überhaupt war ich hin und weg von ihrem wunderbar angenehmen Schreibstil! So oft musste ich über die kleinen kreativen Details schmunzeln (wie z.B. Erwin = den lokalen Pfau, die Mission 'verstecktes Eichhörnchen' oder den amüsanten Bettenkauf) und auch wenn ich eine leichte Ahnung hatte, wem ich lieber nicht über den Weg trauen würde, haben mich die Hintergründe tatsächlich überrascht.

Meine einzige vorherige Sorge war gewesen: Würde ich mit der weiblichen Hauptfigur warmwerden können? (Ganz wichtiges Kriterium! Nur wenn ich die Figuren sympathisch finde, kann eine Geschichte wirklich bei mir punkten.) Immerhin suggeriert der Klappentext mehr oder weniger, dass Penelope St. James keine Tiere mag, und solche Leute sind mir per se suspekt. I mean … dass man vielleicht Angst vor bestimmten Tieren hat oder einfach keine Haustiere halten möchte - fair enough. Aber wenn es heißt, jemand kann generell mit Tieren 'nichts anfangen', denke ich mir immer: 'Hmm, wir beide werden sicher keine Freunde werden.' Zum Glück entpuppte sich jegliche schlimme Befürchtung dieser Art als völlig unbegründet, da Penny das Herz durchaus am rechten Fleck hat und letztlich viel besser mit Tieren auskommt, als sie selbst je vermutet hätte. Sie ist eine tolle Hauptprotagonistin! Selbstironisch, realistisch, elegant … Außerdem liebe ich ihre ehrgeizige Es-gibt-viel-zu-tun-also-packen-wir's-an-Mentalität!

Erzählt wird aus ihrer sowie aus Sams Perspektive, jeweils in der dritten Person. Besonders gut gefiel mir die realistische Darstellung von Sams Umgang mit seiner kleinen Tochter. Lilly ist so eine niedliche, clevere Maus! Oft werden Kinder in Romanen ja eher stereotypisch dargestellt (als dauerquengelig/anstrengend, altklug … bzw. sie sind permanent am Weglaufen - gefolgt von dramatischer Suchaktion, etc.) oder bekommen in den Dialogen eine Wortwahl verpasst, die nicht so recht zum eigentlichen Kindesalter passen will - im vorliegenden Werk hingegen ist all dies nicht der Fall. Sams aufgeweckte Tochter war eine echte Bereicherung, kein ergänzendes Beiwerk zur Hauptstory. Er bemüht sich nach Kräften, ihr die verstorbene Mutter zu ersetzen, wirkt im hektischen Alleinerzieher-Alltag manchmal auf rührende Weise überfordert und liebt sein Kind einfach über alles.

𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁: 5 ✰ ✰ ✰ ✰ ✰
In einem Wort: WUNDERVOLL! Nach Beendigung der Lektüre verspürte ich das dringende Bedürfnis, sofort die Homepage des Aufbau Verlags nach Informationen zum Folgeband zu durchforsten. "Ein Herz und eine Tote" erscheint am 17. Mai 2023 - ist notiert! An alle Cosy-Crime-Fans: Lasst euch dieses Juwel nicht entgehen. Klare Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.01.2023

MAIsterwerk

I Do It Mai Way
0

Was für ein MAIsterwerk!

Ihr kennt mich ja mittlerweile schon ein bisschen und wisst, dass mir selten die Worte fehlen. Wenn ich ein Buch liebe, schwärme ich euch lang und breit davon vor, kein Ding. ...

Was für ein MAIsterwerk!

Ihr kennt mich ja mittlerweile schon ein bisschen und wisst, dass mir selten die Worte fehlen. Wenn ich ein Buch liebe, schwärme ich euch lang und breit davon vor, kein Ding. Wenn mir ein Buch nicht gefällt, finde ich ebenfalls klare Worte (weil Ehrlichkeit usw.) … und nun hat Vanessa Mai tatsächlich etwas geschafft, wofür mein Mann ihr am liebsten einen Orden verleihen würde: Sie bzw. ihre gemeinsam mit einer Ghostwriterin verfasste Autobiografie hat mich kurzzeitig absolut sprachlos gemacht. Zur Erklärung, warum ich meinen Mann erwähne: Als ich das Buch ausgelesen hatte (bzw. durchgesuchtet, inhaliert - nennt es wie ihr wollt), hab ich ihn nur völlig überfordert angeschaut à la "Ich weiß nicht, wie ich die Rezi dazu schreiben soll." - Es. Ist. So. Gut.

So unfassbar gut.

Jetzt denkt ihr vielleicht: 'Okay, wir haben’s kapiert - du magst das Buch.' Okay, ja.

ABER … Ihr ahnt ja nicht, WIE GUT es wirklich ist!

(Eine letzte Erklärung vorab, nur damit diejenigen von euch, mit denen ich über Bookstagram hinaus regelmäßig in Kontakt bin, eine ungefähre Vorstellung vom Level meiner Begeisterung haben: Bisher habe ich auf die Standardfrage 'Welche drei Bücher nimmst du mit auf eine einsame Insel?' immer geantwortet: 'Mir reicht eins, gebt mir "Stolz und Vorurteil" and I'm good.' Ab sofort nehme ich ZWEI Bücher mit, wenn ihr versteht.)

Mag sein, dass ich etwas übereuphorisch klinge, aber meine Gedanken dazu sind einfach all over the place. … weil ich absolut nicht damit gerechnet hatte, dass es mich so catchen würde.

Dazu muss ich euch zunächst ein etwas peinliches Geständnis machen: Bis zu diesem Buch kannte ich lediglich den Namen von Vanessa, hatte aber noch keinen einzigen ihrer Songs gehört. Nicht, weil ich was gegen Schlager hätte, im Gegenteil, sondern weil es sich schlichtweg nie ergeben hatte. (Die Tatsache, dass ihr Name mir trotzdem ein Begriff war, ist ja schon mal ein Indiz dafür, wie medienpräsent sie ist.) Ja, ich hatte am Rande mitbekommen, dass sie mal Jurorin bei DSDS gewesen war (ebenfalls ein Ritterschlag, wer kann das schon von sich behaupten) und normalerweise guckte ich mir die Sendung auch jedes Jahr an. DSDS war Pflicht, immer. … mit Ausnahme von zwei, drei Jahren zwischendurch, in denen ich aus irgendwelchen Gründen nicht dazu gekommen war. Ihr ahnt es: Ausgerechnet 'IHRE' Staffel hatte ich verpasst. (Ebenso die mit den Kaulitz-Zwillingen und die mit Kay One - muss ich alles irgendwann mal nachholen.) Warum wollte ich dieses Buch also unbedingt lesen? Ganz ehrlich? Wenn ich euch jetzt sage, dass ich es einfach im Gefühl hatte, lacht ihr mich bestimmt aus. Aber genau so war es.

Diese Autobiografie ist anders. Klar, es gibt den obligatorischen Bildteil in der Mitte (wobei ich selten Biografien erlebt habe, deren Bildauswahl so perfekt gepasst hat wie hier - loved it!) sowie den chronologischen Aufbau. Und alle Fans von Vanessa werden sich natürlich freuen, mehr über ihr Idol zu erfahren. Doch das Werk richtet sich nicht ausschließlich an sie bzw. in meinen Augen spricht es ganz klar auch andere Zielgruppen an. Ich bin überzeugt davon, dass gerade die (Noch-)Nicht-Fans der Sängerin von "I DO IT MAI WAY" absolut geflasht und einfach mega positiv überrascht sein werden.

Hier werden nämlich NICHT lediglich Fakten zu Vanessas wichtigsten Lebensstationen heruntergerattert (wie es in vielen Biografien anderer Celebrities der Fall ist - womöglich noch in unerträglich langweilig-laaaaangatmigem Schreibstil und voller beschönigender, selbstbeweihräuchernder Phrasen, bei denen man sich im Nachhinein fragt, wie viel vom Gelesenen überhaupt der Wahrheit entspricht). Stattdessen hatte ich beim Lesen das Gefühl, ich säße mit einer guten Freundin zusammen und wir würden entspannt darüber plaudern, was bei ihr in den letzten Jahren so los gewesen ist.

Kennt ihr das, wenn ihr instinktiv wisst, dass ihr mit jemandem viben würdet, falls ihr euch je begegnen solltet? Von den Gedankengängen bis hin zum exakten Wortlaut der Formulierungen habe ich mich komplett in ihren Zeilen wiedergefunden. Immer wieder dachte ich nur 'sehe ich ganz genauso' oder 'könnt ich nicht besser ausdrücken'. Richtig heftig war es, als mir bei einem Absatz spontan ein passender Song (von einer anderen Sängerin) in den Kopf kam und ich umblätterte - und Vanessa auf der nächsten Seite die Lyrics von exakt DIESEM Lied zitierte! (Nach dem Motto: 'Nee, oder?! Wie krass ist das denn? Das gibt’s jetzt echt nicht!')

Wo wir schon beim Thema 'Lieder' sind: Während der Lektüre hab ich mir direkt all die Songs notiert, die eine besondere Bedeutung für Vanessa haben, auch weil ich mittlerweile total neugierig auf ihren Musikstil geworden war (der übrigens alles andere als das traditionelle Ufftata ist, mit dem der Begriff Schlager gerne und fälschlicherweise verallgemeinernd assoziiert wird). Speziell "Mitternacht" ist mir im Gedächtnis geblieben bzw. die dazugehörige Szene mit der nächtlichen Autofahrt … Ich hab's so gefühlt. Ich kann euch gar nicht sagen, wie sehr ich mich für sie gefreut habe. Jeder, der schon mal dieses unverwechselbare, berauschende Glücksgefühl erlebt hat, wird es nachvollziehen können - diesen besonderen Augenblick, in dem dir klar wird: 'Endlich fügen sich all die Dinge zusammen, die zusammengehören, endlich passt alles, endlich wird alles gut. Du bist zur richtigen Zeit mit den richtigen Menschen am richtigen Ort und alles, was ab jetzt kommt, wird einfach nur fantastisch werden.' Ernsthaft, gibt es ein besseres Gefühl?

Vanessas Liebe zur Musik, ihr mit etlichen Rückschlägen und Enttäuschungen gepflasterter Weg zum heutigen Erfolg, all das liest sich so mitreißend, dass man zwischenzeitlich meinen könnte, es handele sich um einen Roman. Das Werk umfasst keine 300 Seiten und dennoch war es wie eine kleine Reise für mich, auf der ich Vanessa begleiten durfte. Hätte mir jemand zu Beginn letzten Jahres prophezeit, dass mein Bücher-Highlight 2022 eine Autobiografie sein würde (keine kuschelige Weihnachts-Feel-Good-Story, kein faszinierender Regency-Roman, keine sexy Enenies-to-Lovers-Romance) … ich hätte es nicht geglaubt.

"In Beziehungen egal welcher Natur - ob nun romantischer, geschäftlicher oder freundschaftlicher - gibt es eine universelle Wahrheit: Was du erlaubst, das setzt sich fort. Das beginnt bei kleinen Respektlosigkeiten im Ton und Umgang und endet eben bei Betrügereien und toxischem Verhalten. Aber diese Lektion musste ich erst noch lernen."

Dieses Buch steckt voller Inspiration, es bietet so viel mehr als nur interessante Infos zu Vanessas Werdegang oder zur Schlagerbranche (nix da mit 'heile Welt' und Wir-haben-uns-alle-lieb-Stimmung), sondern regt auch im Hinblick auf ganz allgemeine Themen wie Familie, Verlust, Achtsamkeit/Selbstwahrnehmung oder zwischenmenschliche Beziehungen zum Nachdenken an.

An dieser Stelle ein Hinweis an die Romance-Leser:innen unter euch: In puncto Romantik kann das Werk locker mit sämtlichen Liebesromanen mithalten - inklusive der liebenswerten weiblichen Hauptfigur, die sich im Laufe der Zeit immer mehr ihres eigenen Wertes bewusst wird und hart für ihre Träume kämpfen muss, ehe sie ihr Happy End bekommt. Hach! "[…] denn jedes Buch braucht schließlich auch eine gute Lovestory". Stimmt genau.

"Ich war in meinen Beziehungen absolut naiv. Zu nett, zu lieb, zu gutgläubig, zu harmoniebedürftig - call it what you want. Und deswegen passierte mir immer wieder das Gleiche. Rückblickend betrachtet lieferte mein Liebesleben unbeabsichtigt eigentlich genau den Stoff, aus dem Schlager gewebt sind. Drama, Leidenschaft, Verzehren und Verzeihen. […] Denn mit mir konnte man's halt machen." - Been there, done that. Traurig, aber wahr … ich darf gar nicht weiter drüber nachdenken. Diese Zeit liegt Gott sei Dank lange hinter mir und ich konnte im Nachhinein wichtige Life Lessons daraus ziehen.

Was habe ich mitgefiebert bei Vanessas 'Floßbau'-Mission! Das verpatzte erste richtige Gespräch … die zahlreichen Setbacks - ob durch klassisches Versetztwerden oder 'Hackebeil-SMS' … viele Leute hätten längst entmutigt aufgegeben und sich gedacht: 'Na, dann soll es eben nicht sein.' Aber when you know, you know - und sie hat von Anfang an gewusst, dass ER der Richtige für sie ist. Inzwischen sind die beiden längst glücklich miteinander verheiratet; auch beruflich sind sie ein Dream-Team, führen quasi eine 24/7-Beziehung. (Spätestens nach dem Corona-Lockdown, der viele Paare in Sachen Harmonie an ihre Grenzen gebracht hat, dürfte klar sein: Rund um die Uhr gemeinsam Zeit verbringen und obendrein professionell miteinander arbeiten, das funktioniert nur, wenn es menschlich 100%ig passt.)

Man spürt auf jeden Fall den Reifeprozess, die Entwicklung, die Vanessa in den letzten Jahren durchlebt hat und erneut konnte ich nur zustimmend nicken.

"Heute fällt es mir nicht mehr schwer, Nein zu sagen. Grenzen zu ziehen fühlt sich für viele Leute, die wie ich sehr harmoniebedürftig und nicht immer super selbstbewusst sind, oft falsch an. Als würde man die Erwartungen der Leute enttäuschen, und eine Enttäuschung, das will man ja nun wirklich nicht sein! Schon gar nicht jemand wie ich, die extrem perfektionistisch veranlagt ist, eben weil sie immer so viel kritisiert wurde. […] Dabei ist Grenzen ziehen so wichtig. Vor allem eben ein rechtzeitiges […]".

Aus dem hoffnungsvollen, ambitionierten Mädchen, das sich einst noch brav allen Erwartungen und ungeschriebenen Gesetzen der Schlagerbranche gefügt hatte, um ja alles richtig zu machen - no shame in that, man will ja schließlich akzeptiert werden, dazugehören, Erfolg haben -, ist eine versierte, noch stärkere, noch bewundernswertere Frau geworden, die ihren eigenen Weg geht. Jeder, der in dieser von Kalkül und Oberflächlichkeiten geprägten Branche den Mut aufbringt, sich selbst und seinen eigenen Idealen und Wünschen treu zu bleiben, hat meinen vollsten Respekt. Einfach deswegen, weil es nicht selbstverständlich ist. (- Bleib mal auf Dauer du selbst, wenn es zunächst den Anschein hat, dass alle um dich herum mit einer Fake-Nummer oder dank nützlicher Connections erfolgreicher sind als du oder wenn von dir erwartet wird, dass du mit Dingen d’accord gehst, die du eigentlich ganz anders handhaben wollen würdest. Wenn nur an dir herumkritisiert wird, egal wie ehrlich deine Intentionen sind.) Ich denke nicht, dass es im realen Leben viele Menschen gibt, die es wagen würden, noch mal ganz von vorne anzufangen, kaum dass sie es endlich an die Spitze geschafft haben. Die lieber bewusst gegen den Strom schwimmen und ihr Ding durchzuziehen, als sich zu verbiegen, um so vielen Leuten wie möglich zu gefallen. Die nicht nur reden, sondern tatsächlich machen.

Eigentlich hatte ich mir fest vorgenommen, mich bezüglich Zitaten bestmöglich zusammenzureißen, ich kann euch ja schlecht das gesamte Buch hier in die Rezension packen. (Allein die Kapitelüberschriften hätten eine eigene Auflistung verdient - so on point!) Aber dieses hier muss noch sein, immerhin gehört es zum oben erwähnten Wie-krass-ist-das-denn-Moment und wer weiß, vielleicht könnt ihr danach ja sogar den betreffenden Song erahnen:

"Kennt ihr das, wenn ihr euch etwas so sehr wünscht und es dann aber zum falschen Zeitpunkt eintritt? Und dann ist das irgendwie fast bitterer, als wenn es gar nicht passiert wäre? Wie wenn man seine große Liebe kennenlernt, aber gerade eine miese Trennung durch hat und nicht ready für das Commitment ist. Jahre später zerbricht man sich noch den Kopf: Was wäre gewesen, wenn …"

Jap. Sowas von. Wenn ich an manche Situationen oder Entscheidungen in meinem Leben zurückdenke (- allgemein betrachtet und unter dem Aspekt, dass alles gut ist, so wie es jetzt ist; oder in Vanessas Worten: "Ich habe immer eine Beziehung gesucht, wie ich sie jetzt führe.") … da fallen mir so einige What-if-Momente ein. Bei der Erinnerung an manche von ihnen würde ich am liebsten im Boden versinken, ähnlich dem Cringe-Gefühl, das Vanessa beim Gedanken an ihre ersten Bühnen-Outfits überkommt. (Wobei ich die Outfits übrigens gar nicht soooo furchtbar fand, es war halt 'ne andere Zeit).

Wie gesagt, ich kannte Vanessa bisher lediglich vom Namen her, ich schreibe diese Zeilen also nicht aus einer Fangirl-Mood heraus, sondern bewerte das Werk neutral nach meinen üblichen Kriterien. Versteht mich bitte nicht falsch - damit möchte ich nichts kleinreden; ich weiß durchaus, dass hinter einer Karriere solchen Ausmaßes unglaublich harte Arbeit steckt und ich freue mich ehrlich für sie. Ist alles fein und wohl verdient. Aber es sind nicht die Chartplatzierungen, Bühnenshows oder Medienpräsenz, die jemanden für mich interessant machen (im Sinne von 'Mit ihr/ihm würde ich gern mal plaudern!'), sondern das, was diese Person als Mensch ausmacht. In Vanessas Fall: Ihre Resilienz, ihre Ehrlichkeit, ihre Selbstreflexion. Ihr herrlicher Humor, ihre Schlagfertigkeit, ihr unerschütterlicher Optimismus. Und natürlich ihr künstlerisches Talent. Die Herzlichkeit dieser Power-Frau hat mich umgehauen und ich hätte am liebsten noch ewig weitergelesen.

Liebe Vanessa, ich weiß, dass du "alles richtig gemacht" in einem anderen Zusammenhang genutzt hast (bezugnehmend auf giftige Kommentare hinsichtlich deiner Beziehung), doch ich kann dir versichern, du hast wahrhaftig alles richtig gemacht. Und darauf kannst du verdammt stolz sein. - Du bist "sympathisch", man "gönnt" dir. Dein Buch zu lesen hat mich einfach nur glücklich gemacht und inzwischen kenne ich auch schon ein paar deiner Songs (- zack, hier kommt nächste Medaille von meinem Mann: dafür, dass er zur Weihnachtszeit mal ausnahmsweise nicht nur mit Weihnachtsliedern beschallt worden ist).

𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁: 5 ✰ ✰ ✰ ✰ ✰
Eines meiner liebsten Bücher - ever. Es liest sich nicht wie eine Autobiografie, sondern wie eine wundervolle Geschichte, bei der man sich denkt: 'Hoffentlich dauert es noch ganz lange bis zum letzten Kapitel.' Absolute Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere