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Veröffentlicht am 22.12.2021

Gemütlicher Nordseeroman

Strandkörbchen und Wellenfunkeln
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In gewohnt unterhaltsamer Manier erzählt Autorin Petra Schier im dritten Band der Lichterhaven-Reihe von den Irrungen und Wirrungen, die ein potentielles Paar bisher von ihrem gemeinsamen Glück abgehalten ...

In gewohnt unterhaltsamer Manier erzählt Autorin Petra Schier im dritten Band der Lichterhaven-Reihe von den Irrungen und Wirrungen, die ein potentielles Paar bisher von ihrem gemeinsamen Glück abgehalten haben. Wieder mit von der Partie: ein entzückendes Hündchen.

In der tierischen Hauptrolle haben wir die kleine Golden-Retriever-Dame Jolie, die von Werftbesitzer Lars gerettet wird, als ihr Besitzer sie grausam umzubringen versucht. Entsetzt nimmt Lars den verletzten Welpen mit in die Tierarztpraxis seines Heimatortes, die ausgerechnet von Luisa betrieben wird – jener Frau, die ihm einst dermaßen unter die Haut ging, dass er aus Angst vor zu intensiven Gefühlen die Flucht ergriffen und sie mit einem gebrochenen Herzen zurückgelassen hatte. Die niedliche Hündin Jolie kann glücklicherweise gerettet werden, aber ob dies auch für die einst innige Beziehung zwischen Lars und Luisa gilt…?

Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass die Anfangsszene, in der Lars die Misshandlung zweier Welpen miterlebt, mir, die Tiere über alles liebt, dermaßen unter die Haut gegangen ist, dass ich die Geschichte kurz pausieren musste. Das war ziemlich heftiger Tobak für mein Hundemama-Herz. Nie werde ich begreifen, was manche Menschen zu solchen Monstern machen kann, nie! Umso größer war meine Freude darüber, dass die kleine Fellnase fortan in einem liebevollen Zuhause leben wird, wuff! Jolie weckt das Verantwortungsbewusstsein in "Mann-Mensch" Lars und seine Sorge um das kleine Geschöpf führt Luisa einmal mehr vor Augen, dass es sich um diesen Mann - den 10 Jahre älteren Freund ihres Bruders -, den sie schon von klein auf liebt, zu kämpfen lohnt. Die Frage ist nur, ob sie ihr Herz ein weiteres Mal riskieren soll, denn Lars sperrt sich gegen die Liebe.

"Er fürchtete sich davor zu lieben, weil er gesehen hatte, was dieses Gefühl mit seiner Mutter angerichtet hatte. Also hatte er versucht, alle Empfindungen, die auch nur annähernd der Liebe glichen, in sich abzutöten."

Luisas Ansicht nach ist Lars sehr wohl zu Liebe fähig und braucht lediglich Geduld sowie einen Denkanstoß. Doch ihr Plan scheint nicht aufzugehen, sodass letztlich sogar ihre Familie auf humorvolle Weise intervenieren muss – mehr möchte ich hier nicht verraten.

Erzählt wird in der dritten Person aus der Sicht von Luisa und Lars; mittels Rückblenden erfahren wir, was damals zwischen ihnen vorgefallen war und warum Lars anschließend das Weite gesucht hatte. Auch Jolie bekommt einige Passagen aus ihrer Perspektive, diese waren mein Highlight des Romans und ich hätte mir deutlich mehr davon gewünscht. Die Love Story der beiden Hauptfiguren zog sich für meinen Geschmack trotz häufigem Hin und Her zu sehr in die Länge und hätte gut um rund 150 Seiten gekürzt werden können. Wie in den meisten Liebesromanen der Autorin sind auch hier geschmackvolle Erotikszenen enthalten. Obwohl Luisa und Lars mir im Grunde sympathisch waren, blieben sie irgendwie blass für mich, der Funke wollte nicht so recht überspringen. Tatsächlich fesselte mich das Randgeschehen um die Nebenfiguren Martina und Thorsten beinahe mehr, was möglicherweise an Thorstens unerschütterlichem Optimismus liegen könnte oder an der Tatsache, dass Enemies-to-Lovers-Plots mich derzeit mehr reizen als Second-Chances/Friends-to-Lovers. Zwischen Martina und Thorsten knistert es jedenfalls gewaltig und ich freue mich auf ihre Geschichte in "Die Liebe gibt Pfötchen"!

Fazit: Von mir gibt es solide 3 ½ Sterne für diesen angenehmen Ausflug an die Nordsee und eine Empfehlung für alle Fans von entspannt-ruhigen Wohlfühlromanen.

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Veröffentlicht am 14.07.2021

Tolle Story-Idee, die mehr Raum zum Entfalten gebraucht hätte

Kronenkampf. Geschmiedetes Schicksal
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Ich bin sowohl hoffnungsvoll als auch völlig erwartungsfrei an die Lektüre dieses Romans herangegangen, denn ohne jegliches Wissen über den Inhalt zu haben, hatte hier ein Blick auf das edle, von funkelnden ...

Ich bin sowohl hoffnungsvoll als auch völlig erwartungsfrei an die Lektüre dieses Romans herangegangen, denn ohne jegliches Wissen über den Inhalt zu haben, hatte hier ein Blick auf das edle, von funkelnden Gold- und Silberelementen durchzogene Cover gereicht, um meine Neugier zu wecken. Der Titel klang nach einer verheißungsvollen, spannenden Story und ich liebe Geschichten mit einem royalen Background, egal ob es sich dabei um Romantasy-Schauplätze oder um ein Setting in der realen Welt handelt. Außerdem wollte ich schon seit Langem mal ein Buch aus der Feder von Valentina Fast gelesen haben, über deren Schreibstil ich (insbesondere im Hinblick auf ihre Secret-Academy-Reihe) bereits viel Positives gehört hatte.

Das Königreich Alandra, dargestellt auf einer Karte im Innencover, wird seit einem großen Krieg von zwei Königen/innen regiert, bei denen es sich stets um die mächtigsten Magieträger des Landes handelt. Ihre Fähigkeiten werden alle zehn Jahre in einem Wettkampf, dem Kronenkampf, ermittelt. Aktuell herrschen der Kupferkönig Theon und die Eisenkönigin Sadira einträchtig Seite an Seite. Es gilt, das Volk (das aus Eisernen, Kupfernen und normalen Menschen besteht) gegen Angriffe von monsterartigen Wesen zu schützen, die hinter der großen Mauer im Ostwald lauern. Jene Dämonen werden Dragen genannt.

Die junge Fiana, aus deren Perspektive in Ich-Form erzählt wird, ist die beste Freundin der Königstochter Ariana. Sie wuchs nach dem Tod ihrer Mutter im königlichen Palast auf und arbeitete sich von einer Küchenmagd bis zur Gesellschafterin hoch. Niemand ahnt, dass sie seit klein auf regelmäßig einen Schleierzauber über sich ergehen lässt, der sie unauffällig wirken lassen soll. Auf keinen Fall dürfte ihre wahre Identität bekannt werden. Ausgerechnet der charismatische Bruder des Kupferkönigs, Kayden, kommt hinter einen Teil von Fianas Geheimnis und enttarnt sie öffentlichkeitswirksam. Daraufhin bleibt ihr keine Wahl: Sie muss am direkt bevorstehenden Kronenkampf um die eiserne Krone teilnehmen und zahlreiche Prüfungen bestehen. Alternativ würde ihr in einem Ritual ihre magische Kraft entzogen werden - was bisher noch niemand überlebt hat. Zur Panik angesichts der Ausweglosigkeit ihrer Situation gesellen sich Beschämung und Wut, weil sie sich zuvor tatsächlich kurz der Hoffnung hingegeben hatte, Kaydens Interesse an ihr wäre aufrichtig gewesen. Doch selbst dann hätten sie keine wirkliche Chance gehabt - denn jeder in Alandra kennt das Gesetz: Nur Menschen haben die freie Wahl; für Eiserne und Kupferne hingegen würde eine gemeinsame Beziehung den sicheren Tod bzw. die Verwandlung in ein Monster bedeuten…

Im Nachhinein kann ich sagen: Ich habe den Roman sehr gerne gelesen, aber in meinen Augen hätte die Geschichte enorm davon profitiert, auf mehrere Bände aufgeteilt und dafür detaillierter erzählt zu werden. Es ist extrem viel Handlung in den Einzelband gequetscht worden, wodurch viele unheimlich interessante Elemente, die für sich allein schon so viel Ausschmückungs-Potential gehabt hätten, relativ schnell abgehandelt wurden und daher nur oberflächlich angerissen wirkten, was ich super schade fand. So hätte ich mir nicht nur intensivere Beschreibungen des titelgebenden Kronenkampfes (der trotz mangelnder Trainingserfahrung etwas zu glatt ablief) sowie der Reise durch Alandra gewünscht, sondern vor allem eine tiefgründigere Ausarbeitung der Storywelt und zum Teil auch der Figuren. Die verbindenden Elemente zeigen ganz klar, dass die Autorin sehr wohl erzählerisches Talent besitzt, ihr Schreibstil ist durchaus angenehm, weshalb ich mich gefreut hätte, wenn dieser kreativen Geschichte mehr Raum gegeben worden wäre. (Nicht tragisch, nur ein paar kleine Anmerkungen am Rande: Im 4. Kapitel wird Arianas Vertraute Dalia zwischendurch mehrere Male abwechselnd auch Delia genannt und im Laufe des Romans ist mir die häufige Wiederholung des Adjektivs 'faustgroß' aufgefallen. Zudem hat mich die Entwicklung der Enemies-to-Lovers-Story mehr überzeugt als der plötzliche Sinneswandel Dalias, den ich zwar guthieß, jedoch nicht nachvollziehen konnte. Warum entschloss sie sich gerade in besagtem Moment zu einem kompletten Verhaltenswechsel?)

Fazit: Nicht ganz so mitreißend wie erwartet. Aber auch wenn mir insgesamt die Tiefe fehlte, wurde es aufgrund der Handlungsvielfalt - jede Menge Action und mehrere verbotene Liebesbeziehungen - zumindest nie langweilig. Gerne vergebe ich 3 ½ Sterne.

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Veröffentlicht am 08.07.2021

Der Kampf um Olympisches Gold

Goldmädchen
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Obwohl meine eigenen sportlichen Leistungen sich stets in Grenzen gehalten haben, war ich doch schon immer ein Fan des Turnsports; speziell die Rhythmische Sportgymnastik fasziniert mich seit jeher und ...

Obwohl meine eigenen sportlichen Leistungen sich stets in Grenzen gehalten haben, war ich doch schon immer ein Fan des Turnsports; speziell die Rhythmische Sportgymnastik fasziniert mich seit jeher und ich kann nur erahnen, welch hartes Training hinter den kunstvollen Elementen einer Kür stecken muss. Folglich war ich begeistert von Jennifer Iacopellis Romanidee – ein Jugendroman mit dem Fokus Turnen, das ist mal etwas Außergewöhnliches, nicht nur im Hinblick auf das Setting: die Olympischen Spiele in Tokio. Das in ein wunderschönes Cover mit passendem Buchtitel eingebettete Werk ist im Juni 2021 beim DRAGONFLY Verlag (HarperCollins) erschienen und umfasst 320 Seiten.

Die Turnerin Audrey Lee steht kurz vor der Erfüllung ihres Traums. Bis zu ihrer Qualifikation für die Olympischen Spiele war es ein weiter Weg - hinter ihr liegen 14 Jahre harte Arbeit, jede Menge Schweiß und Tränen, Rückschläge und Erfolge: "Landesmeisterschaft und Elite-Qualifikation, NGC-Lager und internationale Meisterschaften, […] Verletzungen, Operationen, Arzttermine und Physiotherapie". Es ist ihre letzte Chance, sich zu beweisen; aufgrund einer Verletzung am Rücken wird sie nach dem Wettkampf mit dem Turnen aufhören müssen. Als wären die allgemeinen Vorbereitungen für Olympia nicht schon überwältigend genug, bricht ein Skandal los, der weitreichende Folgen hat und Audreys Welt ins Chaos zu stürzen droht. Plötzlich muss sie hinterfragen, wem sie bisher vertraut hat – und wem sie weiterhin trauen kann. Ihrem Trainer, der das Team mit subtilen Psychospielen zu Bestleistungen angespornt hat, werden sexueller Missbrauch einer Turnerin sowie die Manipulation eines Drogentestes vorgeworfen; er wird vom FBI verhaftet und das Team der Mädchen teilt sich in zwei Lager auf – jene, die dem vermeintlichen Opfer, Dani Olivero, glauben und jene, die es nicht tun. Zum ersten Mal stehen Audrey und ihre beste Freundin Emma auf verschiedenen Seiten und Audrey ist fassungslos über Emmas Mangel an Mitgefühl. War Emma schon immer so abgeklärt und berechnend, dass sie für den Erfolg über Leichen gehen würde? Wieso verhält sie sich so seltsam? Wird es dem Team gelingen, sich rechtzeitig zusammenzuraufen und viel wichtiger: Wer soll sie nun trainieren?!

Aufgrund der leidenschaftlichen Dokumentation des Wettkampfes spürt man, dass die Autorin, die schon mehrmals am berühmten Turn-Podcast Gymnastics mitgewirkt hat, selbst ein Turn-Fan ist. Gekonnt und detailliert schildert sie die einzelnen Kür-Elemente, wobei insbesondere der Schwebebalken eine besondere Herausforderung für die weibliche Hauptfigur darstellt.

Die nervenaufreibende Atmosphäre in der Halle ging beim Lesen direkt auf mich über, war quasi greifbar – sei es bei der Bekanntgabe der Punktewertungen durch die Kampfrichter oder aufgrund der Dauerbegleitung durch die Presse, welche dem Team auf Schritt und Tritt folgt: Man hat das Gefühl, zusammen mit den besten Kunstturnerinnen der U.S. Nationalmannschaft mitten im Geschehen zu sein. Der immense Erfolgsdruck, die Anspannung, die auf den jungen Frauen lastet, wird eindringlich beschrieben und man kommt nicht umhin, den Sportlerinnen Respekt zu zollen. Ein wenig unrealistisch fand ich, dass Audrey zu Beginn des Romans noch unter heftigen Rückenschmerzen gelitten hat, die im Laufe der Handlung zu verschwinden scheinen. Vielleicht aufgrund des Adrenalinrausches?

Bereits in der Vorbereitungszeit stehen die Mädchen permanent unter Strom, werden mit Zuckerbrot und Peitsche gedrillt und bewusst verunsichert. "[…] er sieht mich nicht an, sondern lässt den Blick über die anderen Mädchen im Raum huschen. Ich bin überzeugt, dass er das mit Absicht macht, um mir zu zeigen, dass es immer, selbst während er mit mir spricht, eine andere gibt, die meinen Platz einnehmen könnte".

Die zarte Liebesgeschichte (- Audrey verliebt sich in den Sohn ihrer neuen Trainerin -) verläuft eher am Rande der Handlung, was ich durchaus realistisch finde, immerhin ist Olympia der Hauptfokus und viel Zeit zum Flirten bleibt da nicht. Allerdings frage ich mich, ob die Einbindung einer potenziellen Romanze wirklich nötig war, da Leo als Figur dermaßen oberflächlich ausgearbeitet worden ist, dass die gegenseitige (angeblich seit Jahren existierende) Schwärmerei absolut unglaubwürdig wirkt.

Richtige Nähe zur Hauptfigur konnte ich zwar nicht aufbauen, jedoch hat mich das ausnahmsweise nicht gestört, denn das Highlight dieses Romans waren ganz klar der Turnsport an sich sowie der Sportgeist und die Solidarität unter den Turnerinnen. Statt der Farbe Gold wird mir in diesem Zusammenhang immer die Farbe Blaugrün in Erinnerung bleiben.

Fazit: Ein sportfokussierter Jugendroman mit kleinen Längen, für den ich solide 3 ½ Sterne vergebe. Gerne empfehle ich das Werk allen Turn-Fans.

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Veröffentlicht am 04.07.2021

Herrliche Kleinstadt-Atmosphäre!

Still into you (Moonflower Bay 1)
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Mit der bezaubernden Kleinstadt Moonflower Bay hat die Bestseller-Autorin Jenny Holiday ein traumhaftes Setting für ihren Liebesroman "Still Into You" (Juni 2021, Forever by Ullstein) erschaffen! Für mich ...

Mit der bezaubernden Kleinstadt Moonflower Bay hat die Bestseller-Autorin Jenny Holiday ein traumhaftes Setting für ihren Liebesroman "Still Into You" (Juni 2021, Forever by Ullstein) erschaffen! Für mich verkörpert das idyllische, an den kanadischen Ufern des Lake Huron gelegene (- leider fiktive -) Städtchen eine Mischung aus Stars Hollow ("Gilmore Girls") und Redwood ("Redwood Love").

Bereits das wunderschöne, in zarten Rosatönen gehaltene Cover, dessen Gestaltung sich übrigens im hübschen Innencover fortsetzt, suggeriert Wohlfühlatmosphäre pur – zu Recht! In dieser unterhaltsamen Love Story um das unerwartete Wiedersehen des einstigen Teenager-Traumpaares Eve und Sawyer kann man sich beim Lesen herrlich verlieren und die Seele baumeln lassen.

Vor zehn Jahren wurde Eve Abbott von ihrer Jugendliebe Sawyer Collins das Herz so heftig gebrochen, dass sie fürchtete, nie wieder lieben zu können. Er hatte sie öffentlichkeitswirksam betrogen und gedemütigt, mitten im Trubel der jährlich stattfindenden Mermaid Parade. Als Konsequenz hatte Eve Moonflower Bay und all den damit verbundenen, bittersüßen Erinnerungen den Rücken gekehrt. Leider bedeutete dies auch, ihre geliebte Großtante Lucille, in deren schrullig-charmantem Hotel Mermaid Inn sie bis dahin jeden Sommer verbracht hatte, fortan seltener zu sehen. Und nun ist die warmherzige Lucille, die Eve in vielerlei Hinsicht wie eine Mutter gewesen war und ihre Liebe zum Lesen geweckt hatte, tot. Neben Trauer drängt sich vor allem ein Gefühl in den Vordergrund bei Eve: unbändige Wut. Wut auf den Mann, der Schuld daran ist, dass sie all die Jahre, die sie gemeinsam mit Lucille hätte verbringen können, verpasst hat. …weil sie es nicht ertragen hätte, ihn wiederzusehen. Eves Plan steht fest: Sie wird das mittlerweile heruntergekommene Mermaid Inn schnellstmöglich verkaufen und zurück nach Toronto reisen. Doch sie hat die Rechnung ohne die Sonderklausel in Lucilles Testament gemacht - welche vorsieht, dass das Hotel ein Jahr lang nicht verkauft werden darf. Und ohne Sawyer, der mittlerweile den Posten des Polizeichefs innehat und nie über Eve hinweggekommen ist…

Das Highlight des Romans ist ganz klar das Setting; die Autorin hat so viele liebevolle Details in die Geschichte eingebaut – von lokalen Traditionen, wie den Brauch rund um die namensgebende Mondblume, bis hin zu zahlreichen Stadtfesten und das Thema Meerjungfrauen, welches sich über die gesamte Handlung erstreckt. Langweilig wird es hier nie! Die ältere Generation (allesamt Freunde von Lucille) hat sich zudem die Kuppelei zum Hobby gemacht. Nicht umsonst nennen die jüngeren Stadtbewohner das kleine Örtchen scherzeshalber auch Matchmaker Bay.

Eve und Sawyer sind sympathische Hauptfiguren, besonders Sawyers selbstlose und verantwortungsbewusste Art haben mir gut gefallen. Allerdings ist der Funke zwischen den beiden für mich nicht übergesprungen. Ich habe sehr gerne über ihre Vergangenheitsbewältigung und die vorsichtige erneute Annäherung gelesen, aber die Emotionen blieben eher oberflächlich. Vielleicht hätte die Geschichte einfach auch auf Freundschaftsbasis, quasi im Rahmen einer Clique funktionieren können, insbesondere da Eves temperamentvolle Freundin Maya, Sawyers Kumpels Jake und Law sowie seine jüngere Schwester Clara wundervolle Nebenfiguren abgeben. Die erotischen Szenen konnten die fehlende Tiefe der Gefühle bzw. die fehlende Überzeugungskraft letztlich nicht ausgleichen.

Der wahre Grund für das Zerwürfnis des einstigen Traumpaares war zwar nicht sonderlich originell, doch die Idee dahinter wirkte durchaus glaubwürdig und nachvollziehbar. Erzählt wird in der dritten Person, wobei wir Einblicke in Eves und Sawyers Gedanken erhalten. Diese verschiedenen Perspektiven sind spätestens nach den ersten Kapiteln nicht nach mehr getrennt, sondern gehen im Text fließend ineinander über, was ich anfangs ein wenig gewöhnungsbedürftig fand. Insgesamt ist der umgangssprachlich lockere, von humorvollen Dialogen geprägte Schreibstil jedoch ideal für Romane dieser Art. Ein letzter kleiner Kritikpunkt für mich war die Länge – nach einem starken Einstieg, bei dem man die Figuren und das Setting in Ruhe kennenlernt, zog sich der Mittelteil in puncto Spannung und Unterhaltung, ehe es gegen Ende wieder interessanter wurde. Statt knapp 450 Seiten hätte die Story auch gut 100-150 Seiten weniger vertragen können und hätte den gleichen Eindruck hinterlassen.

Fazit: Perfekt für Fans von Kleinstadt-Romanzen! Ich freue mich schon auf Band 2, der im August 2021 erscheinen und von Sawyers charismatischem Freund Jake handeln wird!

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Veröffentlicht am 29.05.2021

Gegensätze ziehen sich an…bzw. aus!

Try & Trust
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Bei "Try & Trust" (Mai 2021, Penguin Verlag, 464 Seiten) handelt es sich um den 2. Band der Soho-Love-Reihe von Nena Tramountani. Wie schon beim Vorgängerband (dessen Kenntnis zum Folgen der Handlung übrigens ...

Bei "Try & Trust" (Mai 2021, Penguin Verlag, 464 Seiten) handelt es sich um den 2. Band der Soho-Love-Reihe von Nena Tramountani. Wie schon beim Vorgängerband (dessen Kenntnis zum Folgen der Handlung übrigens nicht nötig ist, da alle wichtigen Informationen in die aktuelle Story um Matilda Wakefield und Anthony Sinclair eingeflochten worden sind) besticht das stylische Cover durch seine schillernden Glanzeffekte und die außergewöhnliche Farbkombination.

Matilda möchte ihre beste Freundin Briony vor einer Enttäuschung durch den charismatischen Hipster-Kunststudenten Anthony bewahren, der es unmöglich ernst mit ihr meinen kann. Immerhin sind alle Kerle gleich: nicht vertrauenswürdig! Sie geht sogar so weit, Anthony, den sie von Grund auf verachtet, ein Angebot zu unterbreiten: Wenn er die Finger von Briony lässt, hat er einen Wunsch frei. Tonys prompte Reaktion: Matilda soll für ihn als Aktmodell posieren. Zähneknirschend stimmt sie zu – und ahnt nicht, dass längst nicht nur Brionys Herz in Gefahr ist…

Ich war total gespannt auf diese Geschichte, da die freche, toughe Matilda in Band 1 meine Lieblingsfigur war. Leider begegnete mir hier eine gänzlich andere junge Frau; zwar sprüht Matilda noch immer vor Selbstbewusstsein, verhält sich allerdings häufig patzig und schlichtweg unsympathisch, was angesichts Aussagen wie "Ich wusste, wie man Menschen manipulierte, um das zu bekommen, was man wollte. Dieses Verhalten hatte ich in den letzten Jahren perfektioniert" kein Wunder ist. Gerade zu Beginn habe ich sie als enorm anstrengend empfunden. Ihr Verhalten soll wahrscheinlich Fürsorglichkeit ausdrücken, aber in meinen Augen war es übergriffig und hatte beinahe schon etwas Obsessives; sie reagiert völlig übertrieben in ihrer Sorge um Briony. Beste Freundin hin oder her, Bry ist immerhin erwachsen und Matilda führt sich wie ein Kontrollfreak auf - sie kontrolliert Brys Onlinestatus, verfolgt sie heimlich/spioniert ihr nach, besticht mit ihrem Sex-Appeal einen Fitness-Studio-Trainer, um Infos über Brys Tagesablauf zu erhalten…bei einem Mann wäre hier längst von Stalking die Rede. So manches Mal dachte ich nur: 'Anstatt Psychologie zu studieren, sollte die Gute lieber selbst schleunigst einen Psychiater aufsuchen – normal ist ihr Verhalten definitiv nicht'. Überhaupt wirkt Matilda anfangs einfach nur verbittert, düster, desillusioniert und hart. Erst gegen Mitte der Handlung bzw. insbesondere im letzten Drittel des Werkes hatte ich einen besseren Zugang zu ihr gewonnen und konnte ihre Ängste mehr nachvollziehen. Ganz anders erging es mir mit Anthony, der so gar nicht dem Klischee des Bad Boys entspricht und zwar ein wenig verpeilt, doch durchaus liebenswürdig und gutherzig rüberkommt. Ehrlich gesagt, tat er mir größtenteils leid. Auch er hat sein Päckchen an Trauma zu tragen und lässt keine Frau nahe genug an sich heran, um jemals Gefühle zu entwickeln – aus Angst, erneut verlassen zu werden, nicht gut genug zu sein, als "Fehler" angesehen zu werden. Doch während er all seine Passion in die Kunst legt (- obwohl er sich trotz Bestnoten an der Uni mit zahlreichen Nebenjobs gerade so über Wasser halten kann und seine Arbeit als Straßenkünstler seinem Talent nicht gerecht wird -), hat Matilda der Kunst nach einer familiären Enttäuschung abgeschworen. Dementsprechend entsetzt ist sie, als ausgerechnet Tony dafür sorgt, dass sie mit ebendieser Welt erneut konfrontiert wird und sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen muss. Dieses Element nimmt eine tragende Rolle ein, Kunst ist eines der Hauptthemen des Romans.

Der Schreibstil ist locker, leicht und sehr umgangssprachlich; einzig manche Gesten erschienen mir etwas übertrieben, zu dick aufgetragen – als wären die Dialoge nicht Inhalt genug und müssten zusätzlich mit 'Füllstoff' versehen werden: die Jungs nennen sich "Sweetheart", die Mädels geben sich permanent Schmatzer auf die Wangen, werfen sich Kusshände zu, strecken sich gegenseitig die Zunge raus…alles Gesten, die schon MAL vorkommen im realen Leben, aber hier wirkt es in der Gesamtheit ein wenig überzogen bzw. unauthentisch.

Gut gefallen hat mir, dass im Vergleich zu Band 1 ernste Themen dieses Mal deutlich tiefgründiger ausgearbeitet und nicht nur oberflächlich angerissen worden sind, wobei ich mir gerade in Bezug auf Brionys Problem (auf das ich aus Spoiler-Gründen hier nicht weiter eingehe) gerne eine noch nähere Auseinandersetzung gewünscht hätte, aber vielleicht geschieht dies noch im Folgeband.

Hinsichtlich der Erotikszenen hat sich die Autorin ordentlich gesteigert und allerlei prickelnde Momente zwischen den Hauptfiguren erschaffen.

Fazit: Auch wenn mich die Emotionen nicht 100%ig erreicht haben, kann ich dieses Werk kunstinteressierten Fans des New-Adult-Genres empfehlen.

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