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Veröffentlicht am 02.11.2019

Düsterer Regionalkrimi

Der Tod tanzt in Graz
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Für mich war es das erste Mal, dass ich dem Ermittlerteam um Armin Trost begegnet bin, dennoch lässt sich das Werk gut auch ohne Vorkenntnisse lesen, da die wichtigsten Ereignisse der Vergangenheit kurz ...

Für mich war es das erste Mal, dass ich dem Ermittlerteam um Armin Trost begegnet bin, dennoch lässt sich das Werk gut auch ohne Vorkenntnisse lesen, da die wichtigsten Ereignisse der Vergangenheit kurz im Laufe der Erzählung umrissen werden und man ein Gefühl für die Zusammenhänge bekommt.

Wer hier aufgrund des Volksmusik-Themas eine gemütliche Cosy Crime-Stimmung erwartet, irrt gewaltig. Auch in der schönen Steiermark, in dessen Hauptstadt Graz das größte Volksfest des Jahres ansteht (- das "Aufsteirern" -), ist nicht alles Gold was glänzt, schon gar nicht in der Musikbranche, die mit Schunkelrhythmen den Trachtenträgern und Biersüfflern eine heile Welt vorgaukelt. Bei einer Fanwanderung auf der Alm wird ein Musiker aus dem Hinterhalt erschossen und er wird nicht das einzige Mordopfer bleiben. Ermittlerin Annette Lemberg (eine zugezogene Deutsche) und ihr Kollege Hinterher (der den Spitznamen "Graf" hat und im wahrsten Sinne 'hinterher' ist, nämlich nach seiner hübschen Kollegin) müssen ohne ihren untergetauchten Abteilungsleiter auskommen, denn Armin Trost ist verschwunden – ab und zu erhalten sie eine kryptische Nachricht von ihm, sein Aufenthaltsort ist unbekannt. Dennoch ist Trost alles andere als untätig und mischt fleißig mit in den Ermittlungen, wenn auch zunächst undercover. Allen Bemühungen zum Trotz scheint der Mörder der Polizei immer einen Schritt voraus zu sein und alles steuert auf einen fulminanten Showdown hin, mitten in den Feierlichkeiten des Aufsteirerns – ein logistischer Albtraum.

Die Kapitel sind recht lang, jedoch übersichtlich unterteilt. Die Spannung steigt bis zum Schluss kontinuierlich an und nie entsteht ein Eindruck der Langatmigkeit oder Langeweile. Meine Lieblingsfigur war Lemberg, in die ich mich prima hineinversetzen konnte. Im Anschluss an den Roman folgt ein Anhang, der über Wahrheit und Fiktion aufklärt und eine Vielzahl typisch steirischer Begriffe zum Thema Volksmusik erläutert. Der Schreibstil verlangt dem Leser definitiv Konzentration ab, was bei einem Krimi/Thriller auch völlig berechtigt ist. Einzig der konstant negative Touch, der unterschwellig immer mitschwang, war mir manchmal ein wenig zu viel; etwas mehr Humor (nicht nur rabenschwarzer) wäre toll gewesen. Das Cover allerdings ist äußerst treffend gewählt worden und fängt die düstere Stimmung perfekt ein.

Fazit: Bestens geeignet zum Mitfiebern und Miträtseln!

Veröffentlicht am 08.09.2019

Solide!

Die Charité: Aufbruch und Entscheidung
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Aufgrund einer vielversprechenden Leseprobe, in der man sowohl die Hauptfiguren dieses in Berlin angesiedelten Romans als auch den Haupthandlungsort (- die königliche Charité -) kennenlernt, wagte ich ...

Aufgrund einer vielversprechenden Leseprobe, in der man sowohl die Hauptfiguren dieses in Berlin angesiedelten Romans als auch den Haupthandlungsort (- die königliche Charité -) kennenlernt, wagte ich mich an den Folgeband dieser Buchreihe heran, obwohl mir der erste Teil noch unbekannt war. Mein Eindruck hatte mich nicht getäuscht und dieses inhaltlich in sich geschlossene Werk kann durchaus ohne Kenntnis des Vorgängerbandes gelesen werden.

Eine Frau, die als Ärztin praktiziert - das ist kurz nach Beginn des 20. Jahrhunderts in Deutschland noch eine Seltenheit. "Inzwischen hatte der Bundesrat beschlossen, auch in Deutschland Frauen zum medizinischen Staatsexamen zuzulassen, doch die einzelnen Länder ließen sich Zeit, die Vorgabe umzusetzen. Allen voran Berlin, das seine Universitätstüren für Frauen noch immer nicht geöffnet hatte." Als die ambitionierte, in Zürich ausgebildete junge Dr. Rahel Hirsch im Jahre 1903 in Berlin eintrifft, schlägt ihr das Herz bis zum Hals – sie wird ihre erste Stelle als Ärztin antreten! Dank ihres Großvaters, der ein bekannter Rabbiner gewesen war und die fortschrittliche Meinung vertreten hatte, dass Frauen in sämtlichen Aspekten des Lebens, auch dem Berufsleben, Gleichberechtigung gebührt, war ihr zunächst die Ausbildung zur Lehrerin und später im medizinischen Bereich ermöglicht worden. Damit hat Rahel eine mehr als privilegierte Position im Vergleich zu ihren Zeitgenossinnen, deren Alltag, sofern sie sich nicht reich verheiraten können, aus knochenharter Arbeit besteht, natürlich für lediglich einen Hungerlohn. Ein Beispiel für dieses andere Frauenschicksal ist die junge Barbara, die in der Hoffnung auf Arbeit vom Land in die Großstadt gezogen war und nun bei ihrer Tante Marlene lebt. Nur mit viel Glück gelingt es ihr, eine Anstellung in der Wäscherei der Charité zu ergattern. Dr. Hirsch und Barbara könnten unterschiedlicher nicht sein, doch durch eine schicksalhafte Begegnung kreuzen sich ihre Wege. Bald schon zeigt sich, wie wichtig ihre gemeinsame Freundschaft für jede von ihnen werden wird.

Die Autorin hat für dieses Werk eine meisterhafte Recherchearbeit geleistet (- was auch anhand von authentischen Dialogen und fachspezifischen medizinischen Begriffen deutlich wird -) und viele reale geschichtliche Ereignisse und Figuren in den Roman eingebunden, angereichert durch einen Hauch Fiktion. Nach der auf die weiblichen Hauptfiguren fokussierten Einleitung hatte ich erwartet, dass auch im Laufe der Lektüre deren persönliches Schicksal im Vordergrund stehen würde. Zwar sind sowohl Rahel als auch Barbara Dreh- und Angelpunkt der Story, aber aufgrund des allgemein gehaltenen Schreibstils und des massiven Umfangs der (realen) Hintergrundinformationen wirken sie auf mich eher wie Randfiguren und ich konnte mit keiner von ihnen warmwerden. Ein Beispiel dafür ist die Bindung zwischen Rahel und ihrer Schwester Theresa, die mittels häufigen Briefkontakts als besonders innig dargestellt wird, allerdings für meinen Geschmack zu dünn und unglaubwürdig ausgearbeitet worden ist, um zu überzeugen. Auch Rahels Liebesbeziehung zum Piloten Michael hat mich nicht berühren können. Sehr sympathisch und bedeutend tiefgründiger erschien mir hingegen die Darstellung von Rahels Kollegen Dr. Brugsch.

Mir kam es ehrlich gesagt so vor, als würde ich ein sachliches Geschichts(-lehr-)buch lesen, in das ein paar Beispielcharaktere zum besseren Verständnis eingestreut worden waren. Auch die ungewöhnlich großen Zeitsprünge erschweren es, ein Gefühl von Alltag aufkommen zu lassen – oftmals umfasst ein Kapitel gleich ein bis zwei Jahre. Hier hätte es mir besser gefallen, wenn etwas Tempo herausgenommen worden und stattdessen die Erzählung eindringlicher angelegt und eventuell auf einen kürzeren Zeitraum beschränkt worden wäre. (Der abschließende Zeitsprung zwischen 1919 und 1938 hätte beispielsweise als Einleitung für einen Folgeroman mehr Sinn gemacht.)

Wenn man sich zügig darauf einstellt, dass hier kein gefühlsbetonter Roman, sondern eher eine faktische Erzählung vorliegt, ist dies eine wunderbare Quelle des Wissens. Wichtige politische Entwicklungen wie der Kampf um das Frauenwahlrecht oder die Hintergründe des Ersten Weltkriegs, aber auch der Fortschritt in der Medizin und in der Luftfahrt sowie das unterschiedliche Schicksal verschiedener gesellschaftlicher Gruppierungen (das Los von kriegsgefangenen Zwangsarbeitern, das Schicksal der Juden, etc.) finden allesamt Erwähnung. Den größten Schwerpunkt bildet die Rolle der Frau, wozu auch die Nebencharaktere Melli Beese und Asta Nielsen hinzugezogen worden sind. (Auf letztere hätte – aufgrund ihres vergleichsweise kurzen und für die Gesamthandlung unbedeutenden Gastspiels, auch wenn dieses nicht uninteressant war – zugunsten der Tiefgründigkeit der anderen Figuren verzichtet werden können.) Wenn ich dieses Werk mit einem Wort beschreiben müsste, dann wäre es 'solide', denn das ist es wahrlich.

Fazit: Ein äußerst gut recherchierter historischer Roman um politische Entwicklungen im Allgemeinen und medizinischen Fortschritt im Speziellen.

Veröffentlicht am 29.08.2019

Westie-Hündin Lizzy ist der wahre Star des Romans

Vier Pfoten für ein Weihnachtswunder
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Ich glaube, es gibt wenige Menschen auf der Welt, die Hunde mehr lieben als ich - …sagt wahrscheinlich jeder, der das Glück hat, eine Fellnase als Familienmitglied zu haben. Und dem kann ich mich nur anschließen. ...

Ich glaube, es gibt wenige Menschen auf der Welt, die Hunde mehr lieben als ich - …sagt wahrscheinlich jeder, der das Glück hat, eine Fellnase als Familienmitglied zu haben. Und dem kann ich mich nur anschließen. Folglich ließen mich das niedliche Cover sowie der originelle Buchtitel regelrecht in Verzückung geraten - Hunde UND Weihnachten…besser geht es ja nun wirklich nicht! Entsprechend hoch waren meine Erwartungen an dieses Werk, ich hatte noch nie zuvor einen Roman der Autorin gelesen.

Die Story ist schnell zusammengefasst: Weihnachtsmuffel Laura hatte kürzlich Pech in der Liebe, wechselt daher den Job und landet in der Idylle und Harmonie des Sternbach-Clans. Sie soll das Marketing der familiengeführten Hotelanlagen übernehmen und ist wild entschlossen, keinesfalls wieder den gleichen Fehler zu begehen, Privates und Berufliches zu vermischen. Dumm nur, dass sie gegen die Liebenswürdigkeit der Sternbach-Familie nicht lange immun bleiben kann - vor allem, weil deren Sohn Justus ihr Herz schneller schlagen lässt. Und dann ist da auch noch die entzückende kleine West-Highland-Terrierhündin Lizzy, die mit dem Weihnachtsmann und dem Christkind gemeinsame Sache macht, damit Laura endlich wieder den Zauber der Weihnachtszeit erleben kann…

Zunächst möchte ich festhalten: ich habe den Roman mitten im Hochsommer gelesen und fühlte mich sogleich in die kühle Jahreszeit versetzt. Weihnachtsfeeling pur, herrlich! Die vielen detaillierten Beschreibungen des wundervoll gewählten Settings (- im familienbetriebenen Hotel der Sternbachs würde ich sofort einen Urlaub verbringen wollen -) ließen automatisch die Bilder der Handlung vor meinem inneren Auge entstehen – als würde man einen Film anschauen. Man kann beim Lesen förmlich den Schnee unter den Füßen knirschen hören, während man mit Laura und Justus durch den Wald spaziert. Zum Schreibstil finde ich nur lobende Worte, die Dialoge und Gedankengänge der Figuren sind meist sehr authentisch und nachvollziehbar gestaltet worden. Keine schwere Lesekost, tatsächlich fliegen die Seiten nur so dahin, weil man sich mit den größtenteils sympathischen Charakteren so wohl fühlt, dass man einfach wissen muss, wie es weitergeht. Anfangs habe ich kurz stutzen müssen, als mir klar wurde, dass sowohl Santa Claus, das Christkind sowie diverse Elfen Teil der Handlung sind – aber wenn nicht in einem Weihnachtsroman, wann dann? Auf jeden Fall war dies eine erfrischende Abwechslung von anderen Weihnachtsgeschichten; auch die außerordentlich tiefgründigen Hintergrundstories der Protagonisten haben mich überrascht – die Autorin hat sich wirklich ins Zeug gelegt, um ihren Roman von der Masse abzuheben. Am niedlichsten fand ich die Gedankenbeschreibungen der kleinen Hündin – Lizzy ist für mich mit Abstand der eigentliche Star der Geschichte. Gerne hätte ich noch mehr von ihr gelesen, aber sie nimmt doch eine kleinere Rolle ein als erwartet. Die weibliche Hauptfigur, Laura, fand ich nett und angenehm – sie ist alles andere als verbittert, obwohl sie in der Vergangenheit schon viele Schicksalsschläge erleben musste. Und erst ihre Marketingideen – äußerst kreativ! Was ihre Persönlichkeit angeht, wird sie allerdings in Sachen Wiedererkennungswert und Sympathiefaktor von ihrer Freundin Angelique in den Schatten gestellt, die unheimlich auf Zack ist und mich komplett begeistert hat. Eventuell hat die Autorin ja ein zukünftiges Projekt rund um Lauras Freundin geplant, vielleicht in Kombination mit dem anderen Sternbach-Sohn (Patrick)...?

So bezaubernd ich die Grundidee des Werkes finde, gab es dennoch ein paar Dinge, die mir nicht so gefallen haben, weshalb ich nicht die volle Anzahl an Sternen vergeben kann. Die Familie Sternbach kam mir sehr überzeichnet vor – ja, sie sollten extrem liebenswert, herzlich und einnehmend wirken, aber letztlich fand ich sie wahnsinnig anstrengend und in ihrem Verhalten ziemlich penetrant. Dass sie ihre neue Angestellte permanent und ungefragt für Privatangelegenheiten einteilen – meinetwegen. Aber Justus und seine Flirtattacken auf Laura, obwohl diese ihn wiederholt bittet, Abstand zu halten, grenzen schon an Belästigung. Was, wenn sie ihn nicht attraktiv finden würde? An ihrer Stelle hätte ich mich mehr als unwohl gefühlt. Als er sie dann in einer Szene auch noch machomäßig "braves Mädchen" nennt, konnte ich gerade noch einen Würgereflex unterdrücken. Justus hätte so charmant sein können, aber als das konnte ich ihn wahrlich nicht empfinden. Am schlimmsten waren die eindeutig zu detaillierten Sexszenen. Vielleicht liegt es an mir, aber in einem mit unschuldigem Cover getarnten Weihnachtswerk inklusive Santa Claus möchte ich nichts über Brustwarzen, eindringende Finger, Orgasmen und Co. lesen – das passt einfach rein gar nicht zusammen und hat mir teilweise gehörig die Lesefreude verhagelt. Selbiges gilt für die Tränendrüsen-Elemente, die gegen Ende des Romans etwas zu viel des Guten waren.

Fazit: Wenn man die Erotikszenen überblättert und hinsichtlich des aufdringlichen Verhaltens der Figur Justus ein Auge zudrückt, hat man hier einen stimmungsvollen Weihnachtsroman.

Veröffentlicht am 16.08.2019

Angenehmer historischer Schmöker für zwischendurch

Das Erbe der Porzellanmalerin
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Dies ist der Folgeband des Romans "Das Geheimnis der Porzellanmalerin", welcher mir inhaltlich nicht bekannt war. Für mich war es das erste Buch der Autorin Birgit Jasmund und ich habe mich gut unterhalten ...

Dies ist der Folgeband des Romans "Das Geheimnis der Porzellanmalerin", welcher mir inhaltlich nicht bekannt war. Für mich war es das erste Buch der Autorin Birgit Jasmund und ich habe mich gut unterhalten gefühlt.

Das Werk verfügt über eine in sich geschlossene Handlung und kann problemlos ohne Vorkenntnis des Vorgängerbandes gelesen werden. Zudem geht dem Roman ein ausführliches Personenregister voran, welches nach fiktiven und realen historischen Persönlichkeiten unterteilt und in einem lockeren Ton gehalten ist. Zu meiner Freude findet dort sogar der freche Mops "Otto" Erwähnung.

Alle Hintergründe zu Figuren und deren Konstellation untereinander werden im Laufe der Geschichte aufgegriffen und schlüssig erklärt; man kann direkt in die Handlung eintauchen, ohne groß grübeln zu müssen, in welchem Verhältnis die Charaktere miteinander stehen. So wird beispielsweise auch kurz geschildert, wie der weiblichen Hauptfigur, Geraldine von Scholl, einst die Flucht aus Santo Domingo gelungen war, wo sie bei Pflegeeltern gelebt hatte. "Sie hatte sich für das ungeliebte Kind einer armen Frau und ihres Geliebten vom anderen Ende der Welt gehalten." (S. 71) Dank eines Medaillons hatte Geraldine letztlich ihren wahren Vater ausfindig machen können. Inzwischen ist dieser jedoch verstorben und hat Geraldine sein Rittergut vermacht. Als sie unerwartet die offizielle Erlaubnis erhält "außerhalb der Manufaktur auf Porzellan zu malen" (S.13), kann die schöne junge Frau ihr Glück zunächst kaum fassen, stürzt sich anschließend aber mit Feuereifer in die Arbeit. Ihr Halbbruder Peter hingegen sieht sich um sein rechtmäßiges Erbe betrogen und schwört wutentbrannt Rache. Geraldine ahnt nicht, dass er ausgerechnet in jenen Kreisen Unterstützung findet, die ihr bedrohlich nahe sind. Wem kann sie trauen und wer treibt ein falsches Spiel? Als wäre dies nicht dramatisch genug, gilt es plötzlich eine bis dato geheime Zusatzklausel des Testaments zu erfüllen: sollte Geraldine nicht binnen eines Jahres nach dem Tode des Vaters verheiratet sein, verliert sie ihr Erbe…ausgerechnet an Peter! Zusätzlich zur Suche nach einem geeigneten Gatten muss sich Geraldine noch gegen die Machenschaften eines Neiders wehren – ohne sich dessen doppelten Spiels bewusst zu sein. Eine Gefahr, die sie ihr Leben kosten könnte…

Geraldine hat in ihrer Jugend schon viele Schicksalsschläge erleben müssen und je mehr ich über ihre Vergangenheit erfahren habe, desto mehr gönnte ich ihr die jetzige wohlhabende Position. Dass sie sich ihren gütigen Charakter bewahrt hat und ihr der neue Reichtum keineswegs zu Kopf gestiegen ist, wird deutlich an der liebevollen, beinahe familiären Umgangsweise mit ihren Bediensteten. Weiterhin bewundert habe ich ihre Engelsgeduld (mit dem unerzogenen Hund, ihren Kunden, Jannes Tochter, etc.) und die Entschlossenheit, mit denen sie ihre Ziele verfolgt.

Der Schreibstil ist angenehm und verständlich; besonders gut gefallen hat mir, dass die Recherche der Autorin nicht nur historische Fakten beinhaltet hat, sondern dass auch die damalige Umgangssprache miteingebunden wurde, was die Dialoge sehr glaubwürdig macht. Das Leben auf dem Rittergut wird authentisch wiedergegeben. Insgesamt hätte ich mir lediglich eine intensivere Auseinandersetzung mit den Figuren gewünscht; wir erfahren zwar durchaus von deren Emotionen und Gedanken, aber die Charaktere blieben für mich dennoch ungewohnt flach. Normalerweise habe ich beim Lesen immer einen Film vor Augen laufen – hier war mir Geraldine zwar äußerst sympathisch, ihr Schicksal berührte mich allerdings nicht. Irgendwie blieben alle Figuren eher oberflächlich. Das Ende ließ mich kurz stutzen und erschien mir ziemlich unrealistisch: Widrigkeiten wurden angesichts der Tiefe des vorherigen Verrats und der Intrigen zu simpel und nahezu überstürzt aufgelöst.

Da Meißner Porzellan noch heutzutage in aller Munde ist, war ich gespannt darauf, mehr über die Hintergründe zur Herstellung der feinen Ware zu erfahren. Tatsächlich wird eindringlich auf die Porzellanmalerei eingegangen, was mir gut gefallen hat. Auch das geschmackvolle Cover hat mich begeistert.

Fazit: Zwar kein Werk, das einem bedeutend unter die Haut geht und noch ewig nachwirkt, aber durchaus empfehlenswert für Fans von historischen Frauenromanen.

Veröffentlicht am 02.06.2019

Die Nebenfigur ist der wahre Star

Happy End mit Honigkuss
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Bereits an Buchtitel und Covergestaltung lässt es sich erahnen: Janina Venn-Roskys Werk ist ein Wohlfühlroman durch und durch.

Zum Inhalt: Die junge Autorin Mia steht der Liebe eher skeptisch gegenüber ...

Bereits an Buchtitel und Covergestaltung lässt es sich erahnen: Janina Venn-Roskys Werk ist ein Wohlfühlroman durch und durch.

Zum Inhalt: Die junge Autorin Mia steht der Liebe eher skeptisch gegenüber – zu tief sitzt die Enttäuschung, die sie in der Vergangenheit hatte erleben müssen; nie wieder möchte sie so verletzt werden. Die Helden in ihren Romanen hingegen dürfen sich wagemutig ins Leben stürzen, um die wahre Liebe zu finden. Die Inspiration für ihre Figuren sammelt Mia beim people watching, dem Beobachten anderer Cafébesucher/innen in ihrem Lieblingslokal Florabella. Ohne es zu ahnen, ist ein junger Mann dort zum Helden für Mias neuesten Roman auserkoren worden. Und ehe sie sich versieht, findet Mia sich plötzlich in ihrer ganz eigenen Love Story wieder…

Mit der Hauptfigur Mia bin ich leider nicht wirklich warmgeworden, da ich ihr Verhalten oftmals als etwas übertrieben empfunden habe. Ihre Freunde wollen nur das Beste für sie und bemühen sich nach Kräften, sie aus ihrem Schneckenhaus zu locken und für das echte Leben – jenseits der Bücherwelt – zu begeistern. Als Dank reagiert Mia jedoch häufig schnippisch, kratzbürstig und beinahe pampig. …wie ein trotzköpfiger Teenager. Ihre Ausdrucksweise wirkte auf mich oftmals eher gestelzt und nicht wirklich authentisch - ich fragte mich: wer redet denn so im echten Leben? Aber Menschen sind eben verschieden und man muss nicht jeden mögen. Ein wahres Highlight hingegen war Mias Verlegerin und Freundin Alexa, die mit ihren humorvollen Ansagen, ihrer optimistischen Lebenseinstellung und Fels-in-der-Brandung-Mentalität für mich der wahre Star der Geschichte war und Mias Story leicht verblassen ließ. Die Wortwahl in Alexas Aussagen ist näher an der Realität und nicht nur unheimlich sympathisch, sondern auch sehr glaubwürdig. Einfach eine Wucht, diese Frau, die einen eigenen Roman verdient hätte! Die Dialoge zwischen Alexa und Mia haben der Geschichte deutlich mehr Leichtigkeit verliehen.

Erzählt wird aus Mias Perspektive; zudem erhalten wir Einblicke in ihren Roman. Sehr gut gefallen hat mir, dass die Autorin auch einige interessante Informationen zum Thema Bienenhaltung und -pflege in die honigsüße Story eingeflochten hat. Die Handlung ist überschaubar und logisch aufgebaut; hinsichtlich des Schreibstils punkten die schwungvollen Dialoge sogar mehr als die verbindenden Erzählelemente dazwischen.

Fazit: Ein angenehmer Roman, der mit der Nebenfigur im Fokus eventuell sogar noch peppiger gewirkt hätte. Verdiente 3,5 Sterne für die Idee an sich, die wundervolle Alexa und das romantische Cover.