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Veröffentlicht am 21.04.2020

Erschreckender Rückblick

Der Himmel so rot
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Peter Schmickler ist mit seiner Sonde am Duisburger Kaiserberg in der Nähe der Denkmalwiese unterwegs, als er bei einem Ausschlag menschliche Knochen und eine Kette findet. Wer ist diese Frau und wo kommt ...

Peter Schmickler ist mit seiner Sonde am Duisburger Kaiserberg in der Nähe der Denkmalwiese unterwegs, als er bei einem Ausschlag menschliche Knochen und eine Kette findet. Wer ist diese Frau und wo kommt sie her. Hauptkommissarin Sofia Barucci versucht zusammen mit ihren Kollegen Licht ins Dunkel zu bringen und stößt bald auf Verbindungen, die nach Norditalien zeigen. Aber irgendjemand ist den Kommissaren immer einen schritt voraus und unternimmt alles, um die Ermittlungen zu boykottieren. Aber warum? Was steckt dahinter?


Mit ihren Büchern „Friedensengel“ und „Himmelskinder“ hat Marion Feldhausen schon einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen. Daher war es für mich ein Muss, auch dieses Buch zu lesen. Und ich wurde nicht enttäuscht. Ganz im Gegenteil.

Mit ihrem einerseits leichten und lockeren, auf der anderen Seite sehr eindringlichen und zum Nachdenken anregenden Schreibstil, der die Spannung immer weiter anheizt, hat mich die Autorin sehr schnell gefangen und in die Geschichte hinein gezogen. Es passiert so viel und ich muss aufpassen, dass ich nicht wichtige Details verpasse. Vor allem die Dialoge, die manchmal sogar witzigen Gespräche geben dem eher spröden Ermittleralltag eine gewisse Leichtigkeit.

Hauptkommissarin Sofia Barucci mit ihren italienischen Wurzeln, Oberkommissar Paul Scholten und vor allem Herma, die gute Seele des Kommissariats habe ich schnell ins Herz geschlossen. Staatsanwalt und Freund von Sofia Roland Hecht dagegen muss noch einiges tun, um sich meine Sympathien zu sichern.

Geschickt verbindet die Autorin geschichtliche Fakten mit Fiktivem und gibt mir immer wieder Anlass meine Gedanken zu dem Fall zu überdenken. Obwohl ich ziemlich schnell eine Idee hatte, wer hier für einigen Wirbel sorgen würde, hat es sehr lange gedauert, bis ich die endgültige Gewissheit dazu hatte

Als dann die Sprache in Einblendungen auf Geschehnisse vom August 1944 in dem kleinen Bergdorf Santa Maria in Norditalien kommt, habe ich hier und da schlucken müssen. Es ist mir einfach unverständlich, wie Menschen sich solche Grausamkeiten einfallen lassen können. Und anschließend weiterleben, als wäre nichts geschehen. Bzw. auch noch so tun, als wäre das zu dieser Zeit „normal“ gewesen.

Die Schlussszene dagegen finde ich einfach nur wunderschön und hat mich mit der Geschichte ausgesöhnt.

Ein fesselnder Roman voller Lebendigkeit, voller Emotionen, voller Dramatik, der mich für einige Stunden sehr gut unterhalten, aber auch fassungslos gemacht hat. Ein Roman, über den ich bestimmt auch immer wieder nachdenken werde.

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Veröffentlicht am 20.04.2020

Wie Oma Käthe zur Dancing-Queen-Mum wird

Nur Rudi tanzte schräger
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Dorfsheriff Jupp Backes ist verzweifelt: Er würde so gerne einen Töpferkurs machen, aber seine Frau Inge schleppt ihn zu einem Tango Kurs. Von dem sie auch nicht ablässt, als ihre Zehen immer blauer werden. ...

Dorfsheriff Jupp Backes ist verzweifelt: Er würde so gerne einen Töpferkurs machen, aber seine Frau Inge schleppt ihn zu einem Tango Kurs. Von dem sie auch nicht ablässt, als ihre Zehen immer blauer werden. Inge und Oma Käthe, die mit ihrem Nachbarn Karl-Heinz an diesem Kurs teilnimmt, lieben den Hüften schwingenden Latino. Als Julio Santos, der eben noch lautstarke Anweisungen zur Schrittfolge gegeben hat, abends am Fuß der Kellertreppe seines Vermieters liegt, ist Jupp schnell klar, dass er bestimmt nicht über seine Füße rückwärts die steile Treppe runter gestürzt ist. Zusammen mit seiner Frau als Assistentin und Oma Käthe als weitere Unterstützung gehen die Backes´ auf Tätersuche.


Der leichte und lockere Schreibstil von Dany Wood strapaziert auch diesmal nicht nur die Gehirnzellen bei der Ermittlungsarbeit sondern auch ganz besonders wieder die Lachmuskeln. Meine Mundwinkel waren beim Lesen durchgängig nach oben gezogen. Die Dialoge zwischen Inge und Jupp, die Kommentare von Oma Käthe, die Szenen im Tanzkeller und die Problemchen von Müllersch Marianne, die jedes mal der Dorfpolizist Josef Backes lösen muss, sind so köstlich. Mein Kopfkino ist an der ersten Seite angesprungen und hat im Dauereinsatz Bilder produziert. Naja, auf das ein oder andere hätte ich auch verzichten können. Aber welche Gedanken man sich zu einzelnen Szenen macht, ist ja jedem selbst überlassen.

Die Mitwirkenden in dieser Geschichte sind so lebendig und menschlich beschrieben. Sie könnten meine Nachbarn sein, auch wenn manch einer von ihnen doch etwas schräg ist. Ihre Gesichter hatte ich sehr schnell im Kopf.

Im Zuge der Ermittlungen war ich mir mehr als einmal sicher den Täter entlarvt zu haben. Aber Pustekuchen – bis kurz vor Schluss habe ich mich immer wieder auf falsche Fährten hetzen lassen. Und obwohl ich einen kurzen Moment dem Täter sehr nahe war, war ich doch überrascht und auch schockiert, als Jupp den Täter dann an das LKA übergeben hat.

Die eingestreuten saarländischen Begriffe, die sich zumeist selbst erklären, geben dem Dorfkrimi aus Hirschweiler den lebendigen lokalen Anstrich. Ein Saar-ABC erklärt aber im Anschluss an die Geschichte de wichtigsten saarländischen Ausdrücke.

Wer Ermittlungen in dörflicher Atmosphäre mag, wer ohne viel Blutvergießen in einem Krimi auskommt und wer vor allem humorige Einlagen und spaßige Unterhaltung bei einem Krimi liebt, der ist hier genau richtig. Das Leben außerhalb von Hirschweiler ist ernst genug.
Ich habe Jupp wieder sehr gerne beim ermitteln und hier beim tanzen über die Schulter geschaut. Und ich freue mich schon auf das nächste Mal, wenn ich mit Jupp, Inge und Oma Käthe auf Mördersuche gehen darf.

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Veröffentlicht am 20.04.2020

Einfach unfassbar

Die Hölle war der Preis
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Nachdem ihre gute Freundin Eileen 1973 in den Westen „rüber gemacht“ ist, wissen Gesa Stein und ihr Mann Ed, sie wollen auch nicht länger in diesem Land ohne Meinungsfreiheit, ohne Reisefreiheit, unter ...

Nachdem ihre gute Freundin Eileen 1973 in den Westen „rüber gemacht“ ist, wissen Gesa Stein und ihr Mann Ed, sie wollen auch nicht länger in diesem Land ohne Meinungsfreiheit, ohne Reisefreiheit, unter Dauerbespitzelung leben. Sie wollen die Flucht wagen. Was leider schief geht. Gesa und Ed landen im Stasi-Gefängnis Berlin-Pankow…


Hera Lind erzählt hier eine Geschichte, die ganz nahe an der Realität liegt. Gesa Stein hat ihr ihre Erinnerungen zur Verfügung gestellt. Herausgekommen ist ein Roman, den ich zwischendurch immer mal wieder zur Seite legen musste, um die Grausamkeiten, von denen hier berichtet wird, zu verarbeiten.

Gesas Lebensgeschichte beginnt in Rückblicken auf ihre Kindheit und Jugend, die sich sehr gut in die Gesamtgeschichte einpassen. Hier erklärt sich, warum sie zusammen mit ihrem Ehemann Ed unbedingt aus den Fängen dieses Regimes raus wollte. Als sie nach langen Entbehrungen endlich am Zenit ihrer Karriere als Tänzerin angekommen ist, wird sie genau so schnell zurückgeholt auf den Boden, um nur noch als Näherin von Ballettschuhen arbeiten zu können. Aber ihr Leben ist der Tanz und dort will sie wieder hin. Und zwar in der BRD.
Dieser Traum endet am 31.1.1974 am Kontrollpunkt Marienborn. Über das Stasi-Gefängnis Berlin-Pankow geht es zum Frauengefängnis Hoheneck, dann zum Stasi-Abschiebegefängnis Kaßberg. Am 11.8.1976 kommt sie zusammen mit ihrem Mann im Aufnahmelager Gießen an.

Klar, man hat immer mal wieder gehört, dass so ein Gefängnisaufenthalt kein Zuckerschlecken war. Aber es hier von einer Inhaftierten zu lesen, die dieses Martyrium zweieinhalb Jahre lang ertragen hat, das ist schon sehr krass. Es ist kaum zu glauben, zu welchen Gräueltaten, zu welchen Erniedrigungen die Wärter und Wärterinnen imstande waren. Und es ist unglaublich, zu lesen, was ein Mensch alles zu erdulden und zu erleiden imstande ist. Oft habe ich gedacht, dass es Gesa sehr zugute gekommen ist, dass sie bei ihrer Ausbildung zur Primaballerina immer wieder einen Satz ihrer Trainerin im Ohr hatte: „Hinter zusammenkneifen und durch“. Das hat sie durch manch schwer Situation gebracht, einiges leichter ertragen lassen. Andererseits ist es schön zu lesen, wie die kleinste Kleinigkeit Freude bereiten und Zuversicht erzeugen kann. Sie lernt hier sehr schnell mit dem Allerwenigsten zurecht zu kommen und zu überleben.

Ein fesselnder Roman, der mich noch mehr bewegt und erschüttert hat, weil ich immer vor Augen hatte, dass es sich um die Realität einer Frau in der DDR gehandelt hat. Ein Buch, das bei mir noch lange nachwirken wird.

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Veröffentlicht am 13.04.2020

Spannend, interessant und sehr abwechslungsreich

Inselaffäre
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Inselpolizist und Dienststellenleiter Martin Ziegler will eigentlich nur in Ruhe die Hochzeit von Daniela Rick und Frank Prinzen feiern, bei der er als Trauzeuge agiert. Aber an diesem Wochenende geht ...

Inselpolizist und Dienststellenleiter Martin Ziegler will eigentlich nur in Ruhe die Hochzeit von Daniela Rick und Frank Prinzen feiern, bei der er als Trauzeuge agiert. Aber an diesem Wochenende geht Norderney so einiges schief. Die Braut versackt bei ihrem Junggesellinnenabschied so derart, dass sie um ihre Hochzeit fürchtet. In einem der Schrebergärten hängt ein Mann kopfüber tot in einer Regentonne. Beim Treffen der Cosplayer in ihren Mangakostümen wird nach einem Fotoshooting eine junge Frau tot am Strand gefunden, ihre Mutter liegt tot in ihrem kleinen Haus und die Schwägerin des Toten aus dem Regenfass begeht Suizid. Da wissen Martin Ziegler, seine Norderneyer Kollegen und Renate Lichterfeld von der Mordkommission Aurich nicht mehr wo ihnen der Kopf steht. Aber Hochzeit will auch noch gefeiert werden.


Dies ist schon der dritte Krimi von Anja Eichbaum und für mich das erste Buch, das ich von ihr lese. Ich hatte beim Lesen nicht den Eindruck, dass mir irgendwelche Fakten fehlen würden, weil ich die ersten beiden Bücher nicht kenne.
Ich war schnell in der Geschichte drin, die aus vielen einzelnen Schauplätzen besteht und die Anja Eichbaum gekonnt zu einem spannenden Krimi verwoben hat. Da ist nichts mehr mit Ruhe auf der kleinen Nordseeinsel.

Gut finde ich das Personenregister am Anfang des Buches. Da habe ich ab und zu mal gespitzt, wer wer ist, da es doch sehr viele Menschen sind, denen ich hier begegne.
Mir haben die in ihrem Wesen, ihrem Verhalten und ihren Persönlichkeiten sehr unterschiedlichen Personen, die hier agieren, sehr gut gefallen. Die meisten sind so detailliert, menschlich und echt beschrieben, dass ich sie mir habe gut vorstellen können. Auch die unterschiedlichen Lebensformen oder Lebensbereiche, die hier aufgezeichnet sind, haben mir sehr gut gefallen. Alles zusammen ergibt ein gelungenes Gesamtwerk, bei dem ich mich sehr gut unterhalten gefühlt habe.

Es hat eine Weile gedauert, bis ich die verschiedenen Todesfälle in die richtige Reihenfolge und dem richtigen Geschehen zugeordnet habe. Es war ganz schön viel für so ein kurzes Wochenende. Aber zum Schluss war ich mit den verschiedenen Auflösungen sehr zufrieden und konnte alles gut nachvollziehen.

Durch die Augen von Anne Wagner, der Freundin von Martin Ziegler, und den Beschreibungen von Anja Eichbaum, der Autorin, lerne ich die Nordseeinsel mit ihren vielen Sehenswürdigkeiten und der wunderschönen Natur sehr gut kennen. Da bekomme ich gleich Lust Norderney selbst kennenzulernen. Aus den Beschreibungen merke ich, wie verbunden sich Anja Eichbaum mit dieser Insel fühlt und es schafft, mich daran teilhaben zu lassen.

Diesen spannenden, sehr interessanten Krimi, der mich zu den verschiedensten Auffindeplätzen mitgenommen hat, empfehle ich sehr gerne weiter und vergebe 5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 13.04.2020

Witzig, spannend und lehrreich

Das Eichhörnchen mit Höhenangst
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Zusammen mit Ronny, dem kleinen Eichhörnchen lerne ich das Leben im Wald bzw. in einer Eiche und einer Rotbuche kennen.
Mit seiner Mama, seiner Schwester und seinem Bruder lebt der kleine Ronny in einem ...

Zusammen mit Ronny, dem kleinen Eichhörnchen lerne ich das Leben im Wald bzw. in einer Eiche und einer Rotbuche kennen.
Mit seiner Mama, seiner Schwester und seinem Bruder lebt der kleine Ronny in einem in einem warmen Nest, dem Kobel, in einer hohen Eiche im Wald. Seine Geschwister turnen schon auf den Ästen und Zweigen herum und erkunden die Welt um sich herum. Nur Ronny, der Jüngste der drei Eichhörnchenkinder, liegt weiter in seinem warmen Nest und genießt es, dass Mama ihn weiter füttert. Als er dann endlich ausziehen will, bemerkt er, dass er Höhenangst hat. Höhenangst – bei einem Eichhörnchen – das geht ja gar nicht. Doch Ronny tut alles dafür, sie zu überwinden. Ob und wie er das schafft, müsst ihr schon selbst lesen.


In 12 kleinen Geschichten lesen wir von Ronnys Abenteuern im Wald, wie er sich ein eigenes Zuhause sucht und plötzlich seine Mama seine Hilfe braucht.
Es ist ein wunderschönes kleines Buch zum Vorlesen, z.B. als Gute-Nacht-Geschichten an 12 Abenden hintereinander. Ältere Kinder und Leseanfänger werden es auch selbst lesen wollen.

Sehr ausführlich, bildlich und spannend beschreibt Knut Volquardsen, wie der kleine Ronny trotz seiner Behinderung nach und nach die Rotbuche und die Eiche für sich erobert und mit Grauhörnchen, Habicht, Fuchs und Eule fertig wird. Die anfänglichen Ängste des kleinen Kerlchens kommen sehr gut hervor, aber auch, wie er damit umgeht. Und er findet für alles eine Lösung.

Sehr gut gefällt mir, dass auch Wissenswertes über die Eichhörnchen und den Wald geschickt in die Geschichte eingebaut werden. So lernen die Kinder nicht nur, dass man seine Ängste überwinden kann, wenn man nur den festen Willen dazu hat. Sondern bekommen auch noch einen tieferen Einblick in die Geschehnisse des Waldes.

Ein ganz kleiner Minuspunkt, der sich aber nicht in der Bewertung niederschlägt: Mir hätte es noch besser gefallen, wenn die Geschichte hier und da noch durch Bilder bereichert worden wäre.

Ein wunderschönes kleines Buch über Mut, Zuversicht und wie man seine Ängste überwinden kann nicht nur für ganz junge Leser.

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