Profilbild von Gaby2707

Gaby2707

Lesejury Star
offline

Gaby2707 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Gaby2707 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.06.2018

Ein Thriller der leisen Töne

Der Kreidemann
0

Es geht sehr fröhlich zu auf der Kirmes im südenglischen Städtchen Anderbury. Bis sich plötzlich aus einem der Fahrgeschäfte eine Gondel löst und herum fliegende Eisenteile einem Mädchen das halbe Gesicht ...

Es geht sehr fröhlich zu auf der Kirmes im südenglischen Städtchen Anderbury. Bis sich plötzlich aus einem der Fahrgeschäfte eine Gondel löst und herum fliegende Eisenteile einem Mädchen das halbe Gesicht weg reißen. Zusammen mit einem großen, bleichen, hageren Mann bleibt der 12-jährige Eddie Adams bei ihr bis der Krankenwagen sie abholt. Der Mann, den Eddie dort kennengelernt hat, ist ein neuer Englischlehrer an seiner Schule und er zeichnet mit Kreide. Von ihm schauen sich Eddie und seine Freunde Hoppo, Metal Mickey, Fat Gav und Nicky bunte Strichmännchen ab, die sie ab jetzt als Erkennungs- und Geheimzeichen nutzen. Bis weiße Strichmännchen die Clique eines Tages zu einer weiblichen Leiche führen.
Als Eddie und seine Freunde von damals 30 Jahre später Mitteilungen mit weißen Strichmännchen erhalten, wir die Vergangenheit für sie wieder lebendig und zwingt sie, sich damit auseinander zu setzen.

Die Geschichte, erzählt auf zweit Zeitebenen: einmal die Ich-Erzählebene des 12-jährigen Eddie in der Vergangenheit und einmal die des 42-jährigen Ed in der Gegenwart.
Der Prolog beginnt sofort sehr spannend und reißt mich gleich mitten hinein in die Geschehnisse in Anderbury 1986. Ab dem anschließenden Jahr 2016 wird es allerdings etwas ruhiger, gemächlicher, spannend bleibt es allerdings bis sich endlich alle Fragen klären und sich alles schlüssig und glaubhaft auflöst.

C.J. Tudor erzählt die Geschichte von Eddie, seinen Freunden und ihren Familien sehr lebendig, flüssig und leicht zu lesen. Die doch sehr unterschiedlichen Charaktäre schieben sich mit ihren Besonderheiten, Ecken und Kanten bildhaft, präzise und sehr gut vorstellbar vor mein inneres Auge. Ich finde es interessant, die Kinder und z.T. auch ihre Eltern sowohl 1986, als auch 2016 kennenzulernen und ihre Schicksale und ihren Werdegang beobachten zu können. Dabei kommt immer mehr zum Vorschein, was bei den Bewohnern in der Kleinstadt im Verborgenen liegt. Nach und nach kommt einiges ans Tageslicht, was eigentlich im Dunkeln bleiben sollte. Und so langsam formt sich ein Bild, bei dem erst ganz zum Schluss klar wird, was und warum sich einiges so verhält, wie es nun aufgedeckt wird.

Auch die Umgebungen und die besonderen Ort, die hier angesprochen werden, werden klar und deutlich geschildert und ich fühle mich in Anderbury auf der Kirmes oder im dicht bewachsenen Wald mittendrin.

"Der Kreidemann" hält nur wenige blutige Stellen für mich parat, was meinem Lesegeschmack sehr entgegen kommt. Die Geschichte ansich ist eher ruhig und man meint, sie plätschert einfach so dahin. Dabei fesselt sie trotzdem. Dann gibt es nicht zu erklärende Umstände, gruselige und unheimliche Szenen und Begegnungen, die es mir richtig schwer gemacht haben, das Buch mal zur Seite zu legen. Die Cliffhänger nach jedem Abschnitt tun ihr Übriges.

Obwohl ich mir von dieser Geschichte etwas ganz anderes erwartet hatte, bin ich absolut begeistert. Die Autorin versteht es gekonnt, leise Töne mit Hintergründigem zu vermischen. Sie lässt Gänsehaut entstehen und sät immer wieder Zweifel an dem Gelesenen.

Wer es mag die verschiedensten Geheimnisse zu ergünden, mit den Protagonisten auf Spurensuche in der Vergangenheit und der Gegenwart zu gehen und sich nicht scheut auch mal in Abgründe zu schauen, der ist hier genau richtig.

Veröffentlicht am 07.06.2018

Mia Kaminski - die etwas andere Ermittlerin

Der letzte Gast
0

Maria-Antonia "Mia" Kaminski, 34, verdient sich in München als Dogwalkerin ihren Lebensunterhalt. Berna Kiening, 69, eine ihrer Kundinnen mit Pudel Coco beabsichtigt wegen ihrer unheilbaren Nervenkrankheit ...

Maria-Antonia "Mia" Kaminski, 34, verdient sich in München als Dogwalkerin ihren Lebensunterhalt. Berna Kiening, 69, eine ihrer Kundinnen mit Pudel Coco beabsichtigt wegen ihrer unheilbaren Nervenkrankheit in 14 Tagen in der Schweiz ihrem Leben ein Ende setzen zu lassen. Ihre Schwester, ihre beiden Neffen und ihre Nichte versuchen alles um ihr diese Idee auszureden. Wollen sie evtl. sogar entmündigen lassen. Die kommenden 2 Wochen will Berna nun noch nutzen um sich von Freunden zu verabschieden und noch einmal die Stellen aufsuchen, die ihr besonders am Herzen liegen. Doch dann ist Berna tot, stranguliert, und das kurz nachdem sie sich an der Haustür, wie Mia es scheint, endgültig von ihr verabschiedet hat. Mia stellt die letzten Worte von Berna an sich infrage und versucht auf eigene Faust den Mörder ausfindig zu machen. Hat der machtbesessene und skrupellose Neffe Nikolai Nawrath etwas mit dem Tod der alten Dame zutun? Oder liegt es an dem Testament, das zur Unterschrift beim Notar bereit liegt? Die Beweislage scheint eindeutig, aber Mia bekommt immer mehr Zweifel und merkt bei ihren "Schnüffeleien" nicht, wie sie sich selbst immer wieder in Gefahr bringt.

Der Kriminalfall, den mir Mia aus ihrer Sicht in allen Einzelheiten schildert, scheint eindeutig. Der Beschuldigte hat ein Motiv, die Indizien sind eindeutig, aber sie hat ihre Zweifel. Und die begleiten sie und mich durch einige Wendungen bis zur endgültigen Auflösung. Spannungsgeladen ab der ersten Seite, unterbrochen durch die Schilderungen der Hunde, die Mia betreut und von denen einer eine ganz besondere Rolle hier spielt, düse ich nur so durch die Seiten. Ich bin mit Mia ohne es zu wissen immer mal wieder ganz nahe am Mörder dran. Was mich zum Schluss sogar etwas erschreckt hat. Hier am Ende löst sich alles sehr real auf und ich bin froh, dass nicht mehr passiert ist. .

Ich finde es toll mit Mia mal einer ganz anderen Art von Ermittlern zu begegnen. Sie reagiert oft so ganz anders als ich es z.B. von den beiden Kriminalermittlern, die hier auch tätig sind, gewohnt bin. Was aber auch dafür sorgt, dass ich oft denke: So doch nicht Mädel. Aber sie macht ihre Sache im Großen und Ganzen sehr gut. Ich habe sie mit ihrer aufrichtigen, gradlienigen und herzlichen Art sofort ins Herz geschlossen. Genau so wie Greta, eine Dame, die mit ihrer Tochter in der Wohnung über ihr wohnt. Warum, das werdet ihr beim Lesen sehr schnell heraus bekommen. Und natürich die Hunde, mit denen ich durch den Englischen Garten und am Eisbach entlang streife und die den Kriminalfall etwas auflockern.
Auch die anderen Protagonisten kann ich mir gut vorstellen und meine Sympathien bzw. Antipathien, die es auch gibt, sind schnell verteilt.
Die bildhaften Beschreibungen, die immer wieder vorkommen, tragen dazu bei, dass mein Kopfkino ständig routiert.

Das die Geschichte in München spielt hat mich von daher fasziniert, dass ich alle Wege, die Mia mit ihren Hunden oder mit Greta geht, im Geiste mit gehen kann. Denn hier kenne ich mich aus. Da macht mir das Lesen noch einen Tick mehr Spaß. Und als Nicht-Münchner bekommt man den Beschreibungen z.B. vom Odeonsplatz oder dem Hofgarten bestimmt Lust, sich das auch mal anzuschauen.

Was meinen Augen aufgefallen ist, ist die vergleichsweise große Schrift, die sie als sehr angenehm empfunden haben.

Zum Schluss noch ein Zitat, das mir sehr gut gefallen hat: „Das Leben meisterst du nur, wenn du schwimmst, nicht, wenn du alles nur vom Beckenrand aus beobachtest.“

Spannende Unterhaltung, ein Kriminalfall bei dem ich mittendrin bin und miträtseln kann und ein Schreibstil, der mich an die Seiten fesselt – das alles hat dieser wieder sehr gute Kornbichler-Krimi.

Veröffentlicht am 05.06.2018

Späte Erinnerung

Ostseerache
0

Flora Laubner kehrt nach 12 Jahren in ihren Heimatort Niensühn, einem 1000-Seelendorf an der Ostsee zurück. Hier kam damals ihr Freund Simon Hertling ums Leben. Durch ihre Schuld? Die Dorfbewohner glauben ...

Flora Laubner kehrt nach 12 Jahren in ihren Heimatort Niensühn, einem 1000-Seelendorf an der Ostsee zurück. Hier kam damals ihr Freund Simon Hertling ums Leben. Durch ihre Schuld? Die Dorfbewohner glauben das immer noch. Flora hat bis heute keine Erinnerungen an diesen alles verändernden Tag. Sie beginnt in alten Unterlagen ihres Vaters, der als Polizist zwar damals an den Ermittlungen nicht teilnehmen durfte, aber auf eigene Faust recherchiert hat, nach Spuren und ihrem Gedächtnis zu suchen..
Kurz nach ihrer Ankunft kommt die beste Sängerin des Ortes Nicole Mohr durch einen Giftanschlag ums Leben. Flora, die auf dem Weg zu ihrer Mutter ins Krankenhaus fährt, entgeht nur leichtverletzt einem fingierten Unfall. Und die Einwohner des kleinen Ortes zeigen Flora offen, dass sie hier nicht erwünscht ist. Haben der Tod von Nicole und der Unfall etwas gemeinsam? Will hier jemand die Vergangenheit rächen?
Pia Korritki von der Lübecker Kriminalpolizei soll hier zusammen mit ihrem Kollegen Heinz Broders ihren 13. Fall an der Ostsee lösen.

Auch wenn man noch keinen Fall mit Pia zusammen aufgeklärt hat, kann man den Ermittlungen ohne Vorkenntnisse gut folgen. Um einzelne Personen, die immer wieder in den Büchern auftauchen, besser verstehen und näher kennenzulernen, ist es allerdings gut, wenn man die Serie von vorne beginnt.

Für Pia, die ich im Laufe der Jahre richtig ins Herz geschlossen habe, soll sich in naher Zukunft einiges ändern. Ihr Chef will sie für eine Beförderung vorschlagen, die allerdings mit einer 40-Stunden-Woche einhergeht. Was sich Pia aber genau überlegen will, da sie ja "nur" Teilzeit arbeitet um mehr Zeit für ihren kleinen Sohn Felix zu haben. Ausserdem steht ihre Hochzeit mit ihrem Lebensgefährten Lars an.
Bei den Krimis von Eva Almstädt gefällt mir die Aufteilung von Krimihandlung und Privatleben der Ermittler besonders gut. Eine geschickte Mischung, die die manchmal etwas langatmigen Ermittlungen sehr gut auflockern.

Der Fall an sich ist sehr interessant und wird spannend in die Dorfgemeinschaft eingefügt. Die Spannung steigt ab der ersten Seite kontinuierlich an. Durch immer neue Erkenntnisse und Wendungen bin ich bei den Ermittlungen mittendrin und manchmal der Kommissarin, die ja nicht in die Köpfe der Zeugen rein schauen kann, einen Schritt voraus. Was sich aber ändert, wenn die Autorin mich mal wieder auf eine falsche Fährte hetzt.
Die Menschen hier kommen authentisch rüber und sind detailliert beschrieben. Jeder hat seine kleinen Geheimnisse, seine Ecken und Kanten. Ich bekam sehr gut ein Gefühl dafür, wie man sich als Zugereister oder Neubürger vorkommt.

Gespannt bin ich auf die Veränderungen, die auf Pia zukommen. Sie persönlich hat in dieser Geschichte eine schlimme Nachricht bekommen.

Auch dieses Buch hat mich vom Kriminalfall und vpm Persönlichen her wieder voll überzeugt und ich freue mich auf eine Fortsetzung.

Veröffentlicht am 04.06.2018

Vom Träumen und Glauben

Wo die Dünen schimmern
0

Jessieanne Jessen ist 26, eine Künstlerin die Windräder aus den verschiedensten Materialien entwirft und baut, die eine ganz besondere Gabe hat: sie nimmt Gerüche als Farben wahr und kann sie sehen. Ihr ...

Jessieanne Jessen ist 26, eine Künstlerin die Windräder aus den verschiedensten Materialien entwirft und baut, die eine ganz besondere Gabe hat: sie nimmt Gerüche als Farben wahr und kann sie sehen. Ihr Traum ist es eine Körperlotion herzustellen, die nicht nur der Haut, sondern auch der Seele gut tut, die neue Lebenskraft und Optimismus bringt.
Als Kind hat sie ihre Leukämie erfolgreich bekämpft und nun bereiten ihr ihre Bronchien und die Lunge große Probleme. Ihr Vater Pinswin, ein anerkannter Archäologe und Paläontologe, schickt sie auf die Nordseeinsel Amrum, wo er geboren und aufgewachsen ist, um sich auszukurieren. So sehr Jessieanne sich anfangs dagegen wehrt, so schnell findet sie dort ihre "andere, zweite" Familie und auch ihr Herz wird auf eine harte Probe gestellt.

Der rote Faden, der sich durch die Geschichte zieht gehört zum einen Jessieanne, die ich in den Jahren 2004 bis 2005 begleite, andererseits zu ihrem Vater Pinswin, den ich heute genau so bei seinen Ausgrabungen begleite, wie ab 1943, als er als 8-jähriger wissbegieriger kleiner Junge, der seine Leidenschaft für die Erde und alles was sich darin verbirgt entdeckt, die er später zum Beruf macht.
Dazu kommen viele kleine Geschichten, die sich nicht nur um heitere Themen drehen, wie die schwere Erkrankung von Jessieannes älterer Freundin Katriona, die riesige Strandläufer baut. Ich habe mich eigentlich nie für die Geschichte unserer Erde und die vielen Versteinerungen interessiert. Aber hier wird das alles so leicht und flüssig in die Geschichte eingewoben, dass es sogar für mich richtig interessant wurde.
Dies ist eine der ganz wenigen Geschichten, bei denen mir keine Person, und davon gibt es hier sehr viele, richtig unsympathisch war. Sie haben alle ihre Ecken und Kanten, sind zumeist detailliert und menschlich beschrieben, und ich habe die meisten richtig lieb gewonnen. Ganz besonders ans Herz gewachsen ist mir Skem, ein Großonkel von Jessieanne. Aber den solltet ihr beim Lesen selbst kennenlernen.
Anfangs hatte ich mit den aussergewöhnlichen Namen (Jessieanne, Katronia, Pinswin, Skem) meine Probleme. Aber das hat sich beim Lesen schnell gelegt.
Ich habe auch ein neues Ziel gefunden, wohin ich unbedingt einmal reisen muss: die Insel Amrum. Ich kann jetzt noch das Salz des Meeres riechen, sehe den Strandhafer sich im Wind wiegen, fühle den starken Wind in meinen Haaren und schaue auf das endlos blaue Meer. Alles ist so nebensächlich, aber trotzdem beeindruckend beschrieben. Mein Kopfkino lief die ganze Zeit auf Hochtouren.
Gerade auch die Sprache, die dieses Buch prägt, gefällt mir sehr gut. Patricia Koelle zeichnet für einfache Worte wunderschöne einprägsame und farbige Bilder. Wie ein Sog zieht mich die Geschichte und die Menschen langsam immer tiefer in sich hinein.
Mit einer Nadel werden zwischendurch immer wieder Rezepte eingepickt, die mir während des Lesens schon das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen.

Eine ruhige, nicht immer leichte Geschichte über Menschen, die ihre Träume leben. Ich habe sie sehr gerne gelesen und wurde zum Träumen verführt.

Veröffentlicht am 30.05.2018

Die beeindruckende Liebe einer besonderen Frau

Der Sommer der blauen Nächte
0

Alles was Jule Jansen nach dem Tod ihrer Mutter Marie, die eine begnadete Malerin war und die besonders die Farben geliebt und gelebt hat, geblieben ist bzw. was sie behalten wollte, hat sie in einen einzigen ...

Alles was Jule Jansen nach dem Tod ihrer Mutter Marie, die eine begnadete Malerin war und die besonders die Farben geliebt und gelebt hat, geblieben ist bzw. was sie behalten wollte, hat sie in einen einzigen Karton gepackt. Darunter ist auch ein Schuhkarton mit Fotos. Drei davon mit einem Mann, den Jule nicht kennt, am Felsenbdeplatz in Manarola im Cinque Terre in Italien, wo sie mit ihrem Bruder und ihrer Mutter vor 30 Jahren Urlaub gemacht hatte. Das wirft Fragen auf. Ausserdem ist die azurblaue Bilderserie, die Marie nie weggeben wollte, verschwunden. Marie macht sich auf zu den Urlaubsplätzen von früher und wird mit Antworten konfrontiert, die ihr gar nicht gefallen; die ihre Mutter in ein Licht rücken, das Jule nicht sehen will und mit einer Wahrheit, die sie nur schwer akzeptieren kann.
Sie merkt aber auch, wie sehr sie selbst vom Leben ihrer Mutter beeinflusst ist und muss sich mit ihrem eigenen Leben auseinander setzen und sich ihm stellen.

Stefanie Gregg hat es auch diesmal sehr schnell geschafft mich in die Geschichte hineinzuziehen. Mit ihrem gefühlvollen, farbigen und eindrucksvollen Erzählstil bringt sie mir die Farben, die Empfindungen und die Gedanken der Protagonisten sehr nahe. Fast schon wie in einem Krimi steigt der Spannungsbogen leicht an und hält sich, bis sich die Geschichte anders als erwartet, aber doch ganz in meinem Sinne auflöst.

Besonders Marie, die ich anfangs als sehr egoistisch empfand, komme ich immer näher. Ich habe ihren melancholischen, nach innen gekehrten Künstlerblick direkt vor Augen. Ich spüre beim Lesen ihre Hingabe zu den Farben und Formen, ihre Euphorie beim Betrachten ihrer Bilder, wie sie sich in ihre eigene Welt zurückzieht und darüber manchmal sogar ihre Kinder vergisst. In den wichtigen Momenten war sie aber immer für ihre beiden Kinder Thomas und Jule da. Aber auch ihre Zerrissenheit, ihre Trauer und ihre Verzweiflung werden hier sehr deutlich. Ich sehe sie, genau wie Jule, immer und überall tanzen. Ich lerne aber auch eine Marie kennen, die sich ihre große Liebe versagt, für ihren Mann und für ihre Kinder und die demzufolge ihr eigenes großes Glück lange nicht findet oder leben kann.

Jule, die ich bis auf wenige Momente von Anfang an mochte, durchlebt bei ihren Nachforschungen und in ihrem privaten Leben ihre Höhen und Tiefen. Ich möchte sie in ihrer Verzweiflung trösten, sie manchmal von ihren Zweifeln befreien und freue mich, dass sie zusammen mit Jen und Ben ihren Weg findet und auch geht.

Auch die anderen Menschen, die ich hier kennenlerne wirken menschlich, haben ihre Ecken und Kanten und teils ihre Geheimnisse.

Jeder der vier Abschnitte wird durch eine Farbe eingeleitet und jedes der 33 Kapitel wird mit einem Seestern abgeschlossen. Das symbolisiert für mich das Meer sowohl in Italien, als auch in Frankreich und gefällt mir persönlich mir sehr gut.

Stefanie Gregg hat mir keinen einfachen Liebesroman zu lesen gegeben, obwohl es um fast nichts anderes geht als um die Liebe. Ich habe eine Familiengeschichte gelesen, die so anders läuft wie Vieles im Leben. Eine Geschichte, die mich berüht und gerührt hat und die bestimmt noch eine Weile in mir nachwirken wird.