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Veröffentlicht am 03.10.2019

Noch besser als seine Vorgängerbände

Sterbekammer
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Der Hund von Josef Hader gebärdet sich wie verrückt. Ist etwas passiert? Eine Nachbarin informiert Frida Paulsen, die sofort zur Deichmühle fährt. Und ja, es ist dort etwas passiert: Der alte Eigenbrötler ...

Der Hund von Josef Hader gebärdet sich wie verrückt. Ist etwas passiert? Eine Nachbarin informiert Frida Paulsen, die sofort zur Deichmühle fährt. Und ja, es ist dort etwas passiert: Der alte Eigenbrötler ist die Treppe herunter gefallen. Beim näheren Hinschauen fällt Frida eine Bodenklappe auf, die in den Keller führt. War dies hier ein Gefängnis? Bjarne Haverkorn, der sich immer noch von einer Rauchvergiftung erholt, erinnert sich an einen Cold Case, der nun schon 10 Jahre zurück liegt. Damals wurde die junge Frau und Mutter zweier kleiner Jungs, Anneke Jung, hier in der Gegend entführt. DNA-Spuren ergeben, dass Anneke eine Zeit lang hier gefangen gehalten sein muss.
Zeitgleich trifft bei der Mordkommission in Itzehoe die Meldung ein, dass in einer Tankstelle der Tankwart in der vergangenen Nacht ermordet wurde.
Für den neuen Leiter Nick Wahler, der die Mordkommission von seinem Vorgänger Andreas Vollmer, der zur LKA nach Kiel zur Operativen Fallanalyse gewechselt ist, übernommen hat, also zwei Fälle, die sehr arbeitsintensiv sind. Vor Frida Paulsen, Bjarne Haverkorn und ihre Kollege liegt eine Menge Arbeit.


Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn durfte ich schon bei zwei vorangegangenen Fällen begleiten und habe die beiden sympathischen Ermittler direkt ins Herz geschlossen.
Frida hat es in diesen Tagen nicht leicht. Nick Wahler scheint sich auf sie eingeschossen zu haben und lässt sie seine neue Macht spüren.
Ich finde es immer wieder schön, auch Persönliches über die Ermittler zu erfahren, lerne sie daher noch besser kennen und kann manches Tun besser einschätzen und verstehen. Es ist allerdings auch ohne Vorkenntnis der Vorgängerbände kein Problem dem Fall hier zu folgen. Manches aus der Vergangenheit wird kurz angerissen, was vollkommen zum Verständnis reicht.

Der leichte, schnell zu lesende Schreib- und Erzählstil lässt die Geschichte mit verschiedenen Strängen schnell an mir vorüber ziehen. Wobei mich gerade die Passagen, die in der Ich-Form von der Entführten erzählt werden, ganz besonders mitgenommen und Gänsehaut erzeugt haben. Es scheint unglaublich, was ein Mensch alles erleiden und erdulden kann. Ich bewundere die starke Frau, die den Tod nicht fürchtet, sich aber Gedanken macht, dass ihr Mann und ihre Kinder nicht wissen, was mit ihr geschehen ist. Es ist ein zähes Ringen. Wird sie es schaffen? Kann die Polizei ihr Martyrium noch rechtzeitig stoppen? Ich habe mit gerätselt, mich gegruselt, mitgefiebert, mit gebangt und mit gelitten.
Ich finde es so spannend und interessant am eigenen Leib zu erfahren, wie es die Autorin immer wieder schafft, die verschiedensten Emotionen bei mir zu wecken. Und mit diesem Buch hat sie sich, wie ich finde, gegenüber den beiden Vorgängerbänden wieder um Einiges gesteigert. Bitte weiter so, Frau Fölck.

Zum Schluss setzt noch mal eine Wendung ein, an die ich absolut nicht gedacht hätte. Alles wird logisch und schlüssig aufgelöst und ich bleibe mit einem wunderschönen Blick aus Bjarnes Augen in seine neue Lebensmitte zurück. Immer in der Vorfreude auf den nächsten Fall für Paulsen und Haverkorn.

Ein spannender Fall, der sich jederzeit und überall ereignet haben könnte. Sympathische Ermittler, die keine Kraftanstrengung scheuen, den neuen Fall zu lösen. Und ein neuer Kripochef, dem ich zutraue, sich bald richtig gut in die eingeschworene Gemeinschaft der Ermittler einzubringen.

Für alle, die gerne spannende Krimis lesen: Hier müsst ihr dabei sein!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Figuren
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 02.10.2019

Zum Vorlesen und darüber sprechen

Plötzlich war ein Wuckel da
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Der kleinen Ida geht es gar nicht gut. Die Eltern haben ein Wuckel mitgebracht. Und das bleibt jetzt da, schreit dauernd und alles dreht sich nur um das Wuckel. Bis Ida merkt, dass sie dem Wuckel alles, ...

Der kleinen Ida geht es gar nicht gut. Die Eltern haben ein Wuckel mitgebracht. Und das bleibt jetzt da, schreit dauernd und alles dreht sich nur um das Wuckel. Bis Ida merkt, dass sie dem Wuckel alles, was sie angestellt hat, in die Schuhe schieben kann. Ida ist einfach nur eifersüchtig.

Da unser Krümel noch zu klein für dieses Buch ist, habe ich es mit ihm nur angeschaut. Unsere kleine Nachbarin (4 1/2 Jahre) hat sich sehr gefreut, dass ich ein neues Buch habe und hat es sehr interessiert mit mir angeschaut und ich habe vorgelesen. Anschließend haben wir uns über Ida und das Wuckel unterhalten. Ich war erstaunt, dass die Kleine das Wuckel gleich als Baby angesehen und ihm einen Namen gegeben hat. Bei uns heißt das Wuckel nun Leon. Sie hat gar nicht verstehen können, warum Ida so fies zu Leon ist, da Babys doch so süß sind und sie sich unbedingt einen Babybruder wünscht und der soll dann Leon heißen.

Ich muss sagen, auch mir hat das Buch in seiner Farb- und Wortgestaltung sehr gut gefallen. Es eignet sich sehr gut für Kinder zwischen 3 und 6 Jahren, zum Vorlesen, vielleicht schon selbst lesen und vor allen Dingen zum anschauen und darüber sprechen.

Ein tolles Buch für junge Eltern, die schon ein Kind haben, das bald ein Geschwisterchen bekommen wird.

Veröffentlicht am 21.09.2019

Wenn Loretta ermittelt ist gute Laune vorprogrammiert

Darf`s ein bisschen Mord sein?
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Loretta Luchs ist umgezogen. Bei einem Streifzug durch ihr neues Viertel lernt sie Gitti Scheffer kennen, die einen kleinen Tante-Emma-Laden betreibt. Ihr geht es gerade nicht so gut: sie hat sich das ...

Loretta Luchs ist umgezogen. Bei einem Streifzug durch ihr neues Viertel lernt sie Gitti Scheffer kennen, die einen kleinen Tante-Emma-Laden betreibt. Ihr geht es gerade nicht so gut: sie hat sich das Schlüsselbein gebrochen. Unsere herzensgute Loretta greift natürlich helfend ein, bringt Gitti ins Krankenhaus und hilft im Laden aus. Dabei erfährt sie, dass Gitti bedroht wird: sie soll ihr Haus verkaufen. Als dann auch noch ein Toter neben dem Haus liegt, ist Loretta nicht mehr zu halten und zusammen gehen Minipli-Man und Hornbrillen-Girl auf Gangstersuche.

Es ist nun schon der elfte Fall für Loretta Luchs, wo ich ihr und Erwin beim „ermitteln“ über die Schulter schauen darf. Es ist so schön, die alten Bekannten aus dem Ruhrpott wiederzulesen. Loretta, ihren Chef Dennis Karger, Doris und Erwin, und natürlich Frank mit "Kropkas Klümpchenbude“ und seine Freundin Bärbel. Sie alle sind mir in den letzten Lesejahren richtig ans Herz gewachsen. Und nun kommen noch Gitti und die manchmal nervtötende Frau Sievers hinzu.

Lotte Minck hat eine so tolle Art zu schreiben, dass sich meine Mundwinkel immer wieder nach oben ziehen oder ich sogar mal laut lachen muss.
Die Ruhrpott-Atmosphäre kommt durch den immer wieder eingestreuten Ruhrpottdialekt, vor allem durch Gitti und Frank sehr gut zum Ausdruck. Er wird aber nur so dezent eingestreut, dass ihn auch „Südländer“ oder „Nordlichter“ sehr gut verstehen können.

Der Fall, in den Loretta diesmal rein gerät, könnte sich genau so oder so ähnlich wirklich zugetragen haben. Nur dass hier die Polizei nur am Rande zum Zuge kommt und Loretta und Erwin sich mal wieder als Privatermittler betätigen. Er glänzt durch seine Spannung, die auch im Hintergrund immer präsent ist und lässt sich gut nachvollziehen. Das Ende kommt mir hier sogar etwas zu schnell.

Spannend, mitreißend, humorvoll – einfach gute Unterhaltung – die neue Krimödie von Lotte Minck.

Veröffentlicht am 14.09.2019

Kann es wirklich nicht mehr so weitergehen?

Es wird Zeit
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Judith Rogge ist fast fünfzig Jahre alt und steht an einem Scheideweg:
Ihre Ehe mit einem Mann, den sie eigentlich nicht wollte, scheint am Ende; ihre drei erwachsenen Kinder brauchen sie nicht mehr; sie ...

Judith Rogge ist fast fünfzig Jahre alt und steht an einem Scheideweg:
Ihre Ehe mit einem Mann, den sie eigentlich nicht wollte, scheint am Ende; ihre drei erwachsenen Kinder brauchen sie nicht mehr; sie ist mit sich selbst total unzufrieden. Und dann stirbt auch noch ihre Mutter. Nun ist sie die Nächste. Kann das alles gewesen sein?
Die Fahrt zur Beerdigung ihrer Mutter führt sie aus Hamburg-Wedel nach Jülich im Rheinland, wo sie auch ihre frühere beste Freundin Anne, deren Leben gerade durch eine Krankheit auf der Kippe steht, und ihre große Liebe Heiko wiedersieht. Hier nimmt sie sich eine Auszeit und überdenkt ihr bisheriges und ihr vielleicht zukünftiges Leben.


Ich bin zwar schon etwas älter als Judith, habe mich aber beim Lesen immer wieder an die Zeit erinnert, als ich mit mir selbst immer wieder gehadert habe. Ich denke, diese Phase macht jede Frau mehr oder weniger mal durch. Schon daher hat mir dieses Buch sehr gut gefallen. Die eingestreuten Songtexte aus Judiths Jugendzeit haben mich auch immer wieder an mich selbst in dieser Zeit erinnert.

Da die Geschichte von Judith selbst erzählt wird, kann ich ihr Handeln und ihre Gedanken noch besser verstehen. Bin viel näher an ihr dran. Sie ist mir mit ihrer lieben, herzlichen und hilfsbereiten Art sofort sympathisch. Aber auch die anderen Menschen, in deren Umfeld ich mich hier bewege, werden sehr realitätsnah, menschlich und gut vorstellbar beschrieben.

Es geht um verschiedene menschliche Schicksale, um Fragen, die in einem bestimmten Alter fast von alleine kommen, von einer Krise, die bewältigt werden will. Obwohl es um viele ernste Themen geht, driftet die Geschichte zu keinem Zeitpunkt ins deprimierende ab. Die kleinen humorvollen Spitzen, die immer wieder eingestreut werden, aber auch die lebensbejahende Art von Judith lässt für ein Schmunzeln immer wieder Raum.

Bisher habe ich noch kein Buch der Autorin gelesen. Was sich aber nun nach „Es wird Zeit“ ändern wird. Mir hat der eingängige, leicht zu lesende und zu verstehende und sehr realitätsnah geschriebene Roman sehr gut gefallen. Eine so warmherzige Geschichte mit viel Humor, mit traurigen Momenten, jeder Menge Emotionen und viel Gefühl, der mich nachdenklich gemacht hat. Der aber auch zeigt, wie viel das Leben zu bieten hat. Man muss es nur annehmen.

Wunderschöne Zeichnungen von Peter Pichler runden den Roman ab.

Ich habe es nicht bedauert, einen kleinen Teil ihres Lebens mit Judith gemeinsam gegangen zu sein. Nein, ich habe es richtig genossen.

Veröffentlicht am 11.09.2019

Spuren im Wald

Tote Hand
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Lindinger, der Wirt von Leonhard Kreuthners Stammkneipe, schneidet sich aus „Versehen“ seine rechte Hand ab. Beim Versuch, diese in der Nähe einer Kapelle zu beerdigen stößt Kreuthner mit seinen zwielichtigen ...

Lindinger, der Wirt von Leonhard Kreuthners Stammkneipe, schneidet sich aus „Versehen“ seine rechte Hand ab. Beim Versuch, diese in der Nähe einer Kapelle zu beerdigen stößt Kreuthner mit seinen zwielichtigen Kumpels auf eine Leiche. Und schon hat die Kripo Tegernsee einen neuen Fall.

Die beiden in ihren Ansichten von Polizeiarbeit so grundverschiedenen Polizisten, Kommissar Clemens Wallner und Leonhard Kreuthner bilden auch in diesem Fall wieder ein unschlagbares Team. Besonders Kreuthner ermittelt sich in diesem Fall einige Pluspunkte, die er vor den Augen seines Chefs auch dringend braucht.


Häusliche Gewalt, Zwangsheirat, Eifersucht, Besitzansprüche, Vergewaltigung, falsch verstandene Loyalität sind die Themen, die hier mehr oder weniger zur diesmal sehr vielschichtigen Handlung beitragen. Und obwohl alles anfangs sehr verworren scheint, löst sich alles nach und nach nachvollziehbar und schlüssig auf.
Auch wenn die hier behandelten Themen nicht sehr humorvoll erscheinen, schafft es Andreas Föhr doch immer wieder, mir ein Schmunzeln zu entlocken und auch schon mal herzhaft zu lachen. Und genau das macht für mich einen guten Krimi aus.

Genauso vielschichtig wie der Kriminalfall sind auch die darin verwickelten Personen. Auch sie sind so detailliert gezeichnet, kommen menschlich und echt rüber, dass ich keine Mühe hatte, sie mir bildlich vorzustellen und meine Sympathien zu verteilen. Wobei ich nicht alle Menschen mag, die ich hier kennengelernt habe.

Bei einem Krimi interessiert mich aber auch das Privatleben der Ermittler. Und so erfahre ich hier wieder einiges Neues von Opa Manfred und dem Rest von Wallners Familie. Ich sehe den Häuptling Manfred jetzt noch im Schneidersitz vor mir sitzen. Er ist halt trotz seines hohen Alters immer noch für eine Überraschung gut.

Andreas Föhr hat es auch mit seinem 8. Fall für Wallner und Kreuthner geschafft mir mit Kreuthners eigenwilligem Humor, seinen unkonventionellen, manchmal etwas übertriebenen Aktionen und Wallners über korrekter Arbeitsweise, einige unterhaltsame Stunden zu bescheren, wobei die Spannung teilweise weit oben angesetzt war. Und auch nach diesem Fall freue ich mich auf ein Wiederlesen mit den Beiden.