Profilbild von Gaby2707

Gaby2707

Lesejury Star
offline

Gaby2707 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Gaby2707 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.09.2019

Spannend – interessant – unterhaltsam – sehr gut!

Der Stalker von List
0

Lennard Feddersen, der nach vielen Jahren auf seine Heimatinsel Sylt zurück gekehrt ist, wird erschlagen am Strand vom Ellenbogen, der nördlichsten Spitze der Insel gefunden. Hier auf Sylt ist er kein ...

Lennard Feddersen, der nach vielen Jahren auf seine Heimatinsel Sylt zurück gekehrt ist, wird erschlagen am Strand vom Ellenbogen, der nördlichsten Spitze der Insel gefunden. Hier auf Sylt ist er kein Unbekannter. Bevor er damals die Insel verließ, bekam er große Probleme wegen einer Frau, der bekannten Autorin Marete de Buhr, der er dauerhaft nachstellte, sie stalkte. Ein Näherungsverbot sollte ihn stoppen. Aber seine Liebe ist auch nach Jahren nicht erloschen und so ist er zurück um in ihrer Nähe zu sein.
Nun ist er tot und Kuno Knudsen und Arne Zander mit ihrem Team von der Kripo Wattenmeer haben einen neuen, sehr kniffligen Fall.


Ich als bekennende Serienleserin freue mich immer, wenn ich alte Bekannte wiederlese, die schon zu imaginären Freunden geworden sind. Mit diesen Freunden wollte ich den 7. Fall der Kripo Wattenmeer lösen. Und ich lerne auch wieder neue Menschen mit ihren Ängsten und Träumen, mit ihren Ecken und Kanten kennen. Alle sehr liebevoll gezeichnet und gut vorstellbar, wenn auch nicht alle sehr sympathisch rüberkommen.

In diesem Fall werde ich mit Stalking konfrontiert. Einer Art der Bedrängung, von der man ja immer wieder mal liest oder hört.
Ulrike Busch hat es geschafft mir sehr gut zu vermitteln, wie sich Marete de Buhr und auch ihr früherer Partner gefühlt haben müssen. Nicht nur während der Zeit des Stalkings, sondern auch noch, was ich noch viel schlimmer finde, viele Jahre danach. Ich finde es so schlimm, dass man das Gefühl beobachtet zu werden einfach nicht los wird. Es sind auch nicht nur Männer, die meinen, ihre Liebe mit dauernder Präsenz einfordern zu können. Wie ich hier gelesen habe, gibt es auch Frauen, die meinen so ihrer Liebe näher zu kommen.

Was mir immer sehr gut gefällt: wenn ich den Ermittlern auch privat näher komme und an ihrem Privatleben als Zaungast teilnehmen kann. Dadurch, dass dieser Fall sehr viel Zeit beansprucht, kommt das Privatleben in diesem Fall leider etwas zu kurz. Dass die Frauen der Kommissare dafür Verständnis zeigen und nicht aufmucken, finde ich richtig toll.

In diesem Fall tun sich immer mehr Fragen auf, immer mehr Verdächtige tauchen auf. Es ist ein verzwickter Fall. Aber Arne und Kuno schaffen es auch diesmal den Täter dingfest zu machen.

Dieser Fall war für mich auch aus lokaler Perspektive etwas ganz besonderes. Ich war in diesem Jahr das erste Mal auf Sylt und konnte mir daher Vieles, was ich hier gelesen habe, sehr gut bildlich vorstellen. Gerade das Sitzen im Strandkorb bei Gosch habe ich sehr genossen und auch „meinen“ Süßigkeitenstand voller Lakritz habe ich hier wiedergetroffen. Ich spüre beim Lesen den Sand zwischen meinen Zehen, rieche die salzige Luft und lausche, wie sich das Dünengras im Wind wiegt.

Alles in allem ein sehr interessanter, gut nachzuvollziehender Fall, bei dem ich mitgerätselt und mitgefiebert habe und der mir über einige Stunden hin ein spannendes Lesevergnügen beschert hat.

Veröffentlicht am 07.09.2019

Für jede Lebenslage eine Geschichte

Krimis für jede Lebenslage
0

Ingrid Werner hat in dieser Anthologie 13 kleine Kriminalgeschichten für Jeden und jede Lebenslage zusammengefasst. Bis auf eine Geschichte, die Peter Goldner beigesteuert hat, stammen alle Geschichten ...

Ingrid Werner hat in dieser Anthologie 13 kleine Kriminalgeschichten für Jeden und jede Lebenslage zusammengefasst. Bis auf eine Geschichte, die Peter Goldner beigesteuert hat, stammen alle Geschichten aus ihrer Feder und wurden schon in anderen Anthologien veröffentlicht und z.T. auch mit Preisen bedacht.

Schon vor der ersten Geschichte weiß ich genau, worauf ich mich hier einlasse. Ich werde empfangen mit der Zeichnung eines halboffenen Sarges, davor ein Kranz mit Kondolenzschleife. Im Inhaltsverzeichnis erfahre ich gleich, welche Geschichte für wen steht. Und genau so werde ich mit einem Bild vor jeder Geschichte empfangen.

Ich hatte mir vorgenommen jeden Abend eine Geschichte zu lesen, habe dieses Vorhaben aber nach der zweiten Geschichte schon wieder aufgegeben. Ich konnte mich dem Sog der einzelnen Geschichten einfach nicht entziehen.

Dabei ist es absolut kein Einerlei, das ich hier vorgesetzt bekomme. Es gibt Geschichten, die mich traurig zurückgelassen haben; bei anderen habe ich schmunzeln müssen. Es gibt absolut spannende Geschichten, aber auch welche, die eine ganz leise, hintergründige Spannung verbreiten. Langeweile kommt beim Lesen der Geschichten jedenfalls nicht auf.
Insgesamt gesehen haben mich alle Geschichten, bis auf eine, absolut überzeugt und sehr gut unterhalten.

Mir gefällt diese gemeinsame Heimat, die die Autorin hier den unterschiedlichsten Kurzgeschichten gegeben hat, sehr gut.

Veröffentlicht am 28.08.2019

Eine humorvolle, lebendige, kindgerechte Kriminalgeschichte

Die besten Tantenretter der Welt
0

Seit dem Tod ihrer Eltern vor 8 Jahren leben Jonas und Fabian nun schon bei ihrer etwas verrückt-chaotischen Tante Erdmute. Die dritte bzw. 5 Klasse der Schule haben die Beiden geschafft und nun stehen ...

Seit dem Tod ihrer Eltern vor 8 Jahren leben Jonas und Fabian nun schon bei ihrer etwas verrückt-chaotischen Tante Erdmute. Die dritte bzw. 5 Klasse der Schule haben die Beiden geschafft und nun stehen die Sommerferien vor der Tür. Aber nix ist es mit Ruhe und Erholung, denn Tante Erdmute, die dauerhaft an Geldnöten knabbert, überfällt in ihrem roten Kleid und ihren Highheels einfach so mal eine Bank. Um erst einmal aus dem Visier der Polizei zu verschwinden, verstecken sich die Drei im Waldhotel. Doch auch hier hören die Schwierigkeiten nicht auf…


Ich habe dieses Buch mit meinem fast neunjährigen Nachbarbuben gelesen.

Als erstes ist uns das kunterbunte Cover aufgefallen, dass sofort ins Auge fällt und schon erahnen lässt, was auf Jonas, Fabian und Tante Erdmute zukommt.

Die schön große Schrift der Geschichte lässt sich sowohl vom Vorleser, als auch vom Erstleser sehr gut lesen. Da Jonas die Geschichte erzählt ist man noch näher an dem Geschehen dran bzw. wird richtig hinein gezogen.

Jedes neue Kapitel wird nicht nur durch eine eigene Überschrift, sondern auch durch eine kleine Illustration eingeleitet. Auch die gibt Stoff um die Gedanken kreisen zu lassen.

Durch die sehr bildhafte und kindgerechte Schreib- und Erzählweise haben wir nach jedem Kapitel, die nicht zu lang gehalten sind, eine kleine Pause gemacht und das Gelesene Revue passieren lassen. Dadurch wird die Fantasie noch weiter angeregt und das Lesen hat uns noch mehr Spaß gemacht.
Da Tante Erdmute sehr gerne und laut singt, haben wir ihr es nachgemacht, uns kleine Reime ausgedacht und diese dann laut gesungen. Hat uns Beiden riesigen Spaß gemacht.
Obwohl die Tantenretter zwei Jungs sind, finde ich die Geschichte genau so gut für Mädchen geeignet.

Aber nicht nur die Figuren der Tante Erdmute, von Jonas und Fabian sind sehr gut ausgearbeitet. Auch andere Charaktere, wie die kleine Johanna, Herr Hartenbein, die Stinktierfrau, der Penner oder Kommissar Wuttke konnten wir uns gut vorstellen.

Eine wunderbar kindgerechte, lebendige Kriminalgeschichte, die mir als Erwachsene aber auch Spaß gemacht hat zum Lesen, drüber reden und zum Anregen der Fantasie.
Meinem kleinen Nachbarn und mir hat diese Geschichte mit den kleinen Illustrationen sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 25.08.2019

Jona Hagen – eine aussergewöhnliche Ermittlerin

Stromaufwärts
0

Ihre beste Freundin Vesna Ikanovic wird vermisst und Melanie Fritsch-Hagen macht sich große Vorwürfe. Fürchtet sie doch, dass ihr letzter Streit Anlass für Vesna´s Verschwinden ist. Nach zwei Tagen wird ...

Ihre beste Freundin Vesna Ikanovic wird vermisst und Melanie Fritsch-Hagen macht sich große Vorwürfe. Fürchtet sie doch, dass ihr letzter Streit Anlass für Vesna´s Verschwinden ist. Nach zwei Tagen wird die Leiche von Vesna aus dem Main geborgen. Psychotherapeutin Jona Hagen würde ihrer Nichte sehr gerne helfen, kommt aber in Gesprächen nicht an sie heran. Dann taucht ein Blog auf, den Vesna wohl ins Netz gestellt hat; Zettelchen und ein Abschiedsbrief werden gefunden. Ist Vesna gemobbt worden? Hat sie sich deshalb das Leben genommen?
Vier Freundinnen, eine anstehende Castingshow, eine Lehrerin, die die 4 Mädels scheinbar unterstützt??? Schnell glaubt Jona nicht mehr an einen Selbstmord. Aber Mord???
Kommissar Ulf Steiner, der Freund von Melanies Tante sind die Hände gebunden. Ermittelt werden kann erst, wenn ein konkreter Verdacht besteht. Und so schaltet sich Jona selbst ein und versucht Klarheit in die vielen Ungereimtheiten zu bringen.

Sonja Rudorf nimmt mich in dieser Geschichte um die vier Mädchen, die sich in einer Castingshow beweisen wollen, mit nach Frankfurt. Ich lerne Melanie, Kim und Dorothee, die aus total unterschiedlichen Familien kommen, näher kennen und erfahre auch einiges über die tote Vesna, ihre Träume und ihre herausragende Begabung für Musik und Texte. Alle vier haben ihre eigene Persönlichkeit, auf die auch immer wieder eingegangen wird.

Fand ich die Psychotherapeutin Jona Hagen im ersten Teil der Geschichte zu übergriffig – schließlich geht es um das Privatleben ihrer Nichte – fand ich es im zweiten Teil sogar gut, dass sie sich eingemischt und Fragen gestellt hat. Bei ihr erfahre ich auch wieder etwas mehr aus ihrem privaten Bereich, was sie mir noch näher bringt. Eine selbsternannte Ermittlerin, die noch viel Potential hat und die sich gerne weiter einmischen darf.

Die Geschichte ist logisch und nachvollziehbar aufgebaut und in 2 große Abschnitte aufgeteilt. Ich lerne die Gedanken, Sorgen, Zwistigkeiten und Geheimnisse der Jugendlichen kennen und meine so Jona, die viele Fragen stellt, immer einen kleinen Schritt voraus zu sein. Auch, dass ich die Sichtweise auf die Geschehnisse einmal durch Jona, ein anderes Mal durch Melanie, und auch durch Rückblenden erfahre, macht die Geschichte immer spannender. Bis zu einem Showdown, den ich so wirklich nicht erwartet hatte.

Eine aussergewöhnliche „Ermittlerin“, eine interessante Geschichte um Freundschaft, Intrigen und Geheimnisse – ein Krimi, der mich sehr gut unterhalten hat mit vier Protagonistinnen, die unterschiedlicher kaum sein könnten.

Nicht nur für Frankfurt-Fans ein Krimi, den ich gerne weiter empfehle.

Veröffentlicht am 25.08.2019

Spritzige, leicht böse Comedy vom Feinsten

Frauen, die Bärbel heißen
0

Als die Dermoplastikerin und Einsiedlerin Bärbel Böttcher mit ihrer Mischlingshündin Frieda beim morgendlichen Gassigehen einen MAMIL = middle age man in lycra mit einem Stöckchen, das sich perfekt für ...

Als die Dermoplastikerin und Einsiedlerin Bärbel Böttcher mit ihrer Mischlingshündin Frieda beim morgendlichen Gassigehen einen MAMIL = middle age man in lycra mit einem Stöckchen, das sich perfekt für Frieda eignen würde, im Auge findet, ahnt sie noch nicht, dass es mit ihrem eintönigen, perfekt eingerichteten Alltag ohne fremde Menschen nun endgültig vorbei ist und ihr bisheriges Leben total auf den Kopf gestellt wird. Von den Scherereien, die sie hat, mal ganz abgesehen.


Ich weiß ja nicht, ob ich Bärbel Böttcher, hier ohne einen Funken Empathie, was vielleicht auch ihrer schweren Kindheit geschuldet ist, im normalen Leben als meine Freundin haben möchte. Aber hier in der Geschichte, wo ich sie immer näher kennenlerne, ist sie mir mit ihrer verschrobenen, durchgeknallten, etwas naiven Art und ihren schrulligen Gedanken schon sehr bald ans Herz gewachsen. Sie erzählt hier ihre Geschichte in der Ich-Form, was mich noch näher an ihr dran sein lässt.

Kurze Kapitel und ein eingängiger, leicht zu lesender Schreib- und Erzählstil machen das Lesen für einige Stunden zu einem besonderen Erlebnis und einer rasanten Fahrt durch einige Wochen aus Bärbels Leben.
Aber nicht nur Bärbel ist eine aussergewöhnliche Frau. Auch die weiteren Protagonisten, sei es das MAMIL = Schauspieler Ansgar Wonnemuth, seine Frau Valerie, die Bärbel wegen ihrer großen rehbraunen Augen nur Bambi nennt, Beate Hahn, dank ihrer Größe und Figur nur „Liberty“ genannt – alle sind so außergewöhnlich, so skurril und trotzdem lebensecht gezeichnet, dass ich bei vielen Szenen das Grinsen nicht aus meinem Gesicht bekam.

Eine Geschichte über die Freundschaft und den Aufbruch in ein unfreiwillig neues ganz anderes Leben.

Für Liebhaber skurriler Comedy, interessanten Wortschöpfungen, bissigem, schwarzen Humor, guter Unterhaltung mit einem Schuss Spannung und schrägen Protagonisten mit einem Hang zur Selbstinszenierung ist dieser Roman / Krimi ein Muss.

Mich jedenfalls hat Marie Reiners sehr gut unterhalten. Von diesem Humor hätte ich sehr gerne mehr.