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Veröffentlicht am 22.06.2023

Ein ganz besonderer Tropfen

Bretonischer Ruhm
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Bretonischer Ruhm - Kommissar Dupins zwölfter Fall von Jean-Luc Bannalec, erschienen im Kiwi Verlag am 21.06.2023.

Dupin und Claire sind auf Hochzeitsreise an die Mündung der Loire, wo sie einige Weingüter ...


Bretonischer Ruhm - Kommissar Dupins zwölfter Fall von Jean-Luc Bannalec, erschienen im Kiwi Verlag am 21.06.2023.

Dupin und Claire sind auf Hochzeitsreise an die Mündung der Loire, wo sie einige Weingüter ausgesucht haben, um Weinverkostungen zu machen und es sich mal so richtig gut gehen zu lassen. Es kommt, wie es kommen muss, ein Winzer wird ermordet und ist der Ex-Mann einer Freundin von Claire, auf deren Gut sie ebenfalls gedachten einige Tage zu bleiben. Die hofft natürlich auf Dupins Hilfe, da der zuständige Commisaire es als einen Unfall einordnet und nicht so recht ermitteln möchte. Dupin will sich aber nicht einmischen und zögert diesmal seine Mitarbeit raus. Da er und Claire aber beim nächsten Mord zufällig vor Ort sind, und Nolwenn ihm nahezu befiehlt zu ermitteln, gehen Claire und er die Verdächtigen durch, zu denen sich dann relativ schnell auch die Freundin von Claire gesellt.

Da Dupin privat vor Ort ist und der zuständige Commisaire auf keinen Fall Hilfe von ihm annehmen würde, da wurde sogar der Präfekt für angerufen, erfahren wir die Geschichte dieses Landstrichs diesmal nicht von Dupins Mitarbeitern, aber keine Angst, auch dieser zwölfte Fall ist gespickt von Landschaften, Geschichte, gutem Essen und für dieses Mal mit sehr viel Wein.

Wie immer gibt es eine neue Gegend zu erkunden. Die wirklich schönen Schlößer der Loire sind leider nicht in der Bretagne, aber wer würde nicht gerne wie Dupin durch Weinberge schlendern und Wein verkosten? Da wir uns fast ohne „Personal“ bewegen ist dieser Fall auch ohne große Vorkenntnisse lesenswert. Wer genau hinhört hat bald schon seinen eigenen Verdächtigen, wobei, sie sind ja alle so verdächtig, aber am Schluss macht alles Sinn. Die neuen Charaktere sind nachvollziehbar, z.T. recht spannend und auf jeden Fall hoffentlich irgendwann noch mal dabei.

Ein echter Dupin mit dem ich gerne Zeit verbracht habe und ich werde mir irgendwann auch noch die Mündung der Loire ansehen, die ich schon mehrfach besucht habe und auch gerne Wein verkostet habe. Echtes Urlaubsgefühl mit dem Kick des Krimis.

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Veröffentlicht am 19.06.2023

Menschliche Abgründe

Die Affäre Alaska Sanders
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Die Affäre Alaska Sanders (Die Fortsetzung des Weltbestsellers „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“) von Joël Dicker, gelesen von Torben Kessler, erschienen im Osterwoldaudio Verlag als ungekürzte ...

Die Affäre Alaska Sanders (Die Fortsetzung des Weltbestsellers „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“) von Joël Dicker, gelesen von Torben Kessler, erschienen im Osterwoldaudio Verlag als ungekürzte Edition bzw. Piper ebooks Verlag am 1. Juni 2023.

1999 wurde die Leiche der blutjungen und bildhübschen Alaska Sanders gefunden. Ein Mörder wurde schnell gefunden und mit einem Geständnis verurteilt und ins Gefängnis gebracht. 2010 erfährt Sergeant Perry Gahalowood eine Nachricht, dass die Ereignisse vor 11 Jahren anders als gedacht gewesen sind. Marcus Goldman ist dabei, wenn es darum geht außerhalb des Dienstweges die Ermittlungen aufzunehmen. Zuerst begeben sie sich auf die Suche nach dem Verfasser der anonymen Nachricht.
Man sollte vorher das Buch „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ gelesen haben, da der Autor die Geschichte mit in dieses Buch nimmt und z.T. auch Andeutungen macht, was es mit „Die Geschichte der Baltimores“ auf sich hat.

Wieder bekommen wir eine Geschichte, die sich anfühlt wie eine Matroschka. Immer wieder erfahren wir etwas Neues und müssen die Geschichte wieder völlig neu betrachten. 1999 waren die Untersuchungen des Mordfalls sehr oberflächlich gemacht worden da ja der Täten schnell ermittelt war und ein Geständnis vorlag.

Die Figuren sind gut gezeichnet und bleiben sich, so wir sie schon kennen, treu. Die Ausflüge, die der Autor Marcus zukommen lässt, machen die Geschichte interessanter und den Charakter Goldman fast zu einem realen Bekannten. Ich mag es gerne, wenn zur eigentlichen Storyline noch etwas Drumherum geliefert wird. Da Dicker es hervorragend versteht den Leser zu fesseln und ihn in eine faszinierende Welt abtauchen zu lassen, ist dieser Krimi einer der Geschichten, die im Gedächtnis bleiben, nicht unbedingt jeder Twist, aber, dass man sich gut unterhalten gefühlt hat.

Ich habe mich nicht mit dem Buch begnügen können und habe zusätzlich auch noch das Hörbuch gehört, etwas, was ich schon beim ersten Band der Reihe gemacht habe. Auch hier hat Torben Kessler hervorragend gelesen und der Geschichte den wunderbaren Kick gegeben, dass ich mich ganz versinken lassen konnte. Klare Kaufempfehlung.

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Veröffentlicht am 14.06.2023

Intrigen auf dem Vulkan

Pompeji oder Die fünf Reden des Jowna
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Pompeji oder Die fünf reden des Jowna von Eugen Ruge, gelesen von Ulrich Noethen, erschienen im ‎ Argon Verlag, als ungekürzte Hörbuchausgabe am 24. Mai 2023.

Jownas Familie ist eingewandert nach Pompeji, ...

Pompeji oder Die fünf reden des Jowna von Eugen Ruge, gelesen von Ulrich Noethen, erschienen im ‎ Argon Verlag, als ungekürzte Hörbuchausgabe am 24. Mai 2023.

Jownas Familie ist eingewandert nach Pompeji, aber die Metzgerei lief nicht und nach dem frühen Tod des Vaters, verbringt der Junge seine Zeit damit sich sportlich zu betätigen und mit seiner Bande Verbindungen zu Frauen her zu stellen. Dazu gehen sie zu einem Verein, der sich vordergründig als Vogelfreunde bezeichnet, bei dem es sich aber um die Neugründung eines Philosophenvereins handelt, da Philosophenvereine gerade verboten wurden. Dort erklärt ein Grieche, warum das kürzlich stattgefundene Erdbeben und noch einige weitere Vorzeichen, darauf hindeuten, dass sie Pompeji auf einem aktiven Vulkan befindet. Jowna hält die Erklärungen für richtig und beginnt eine Gruppe um sich zu scharen, die außerhalb von Pompeji eine neue Stadt gründen wollen, um der Gefahr zu entgehen. Das ruft die mächtige Livia Numistria auf den Plan, da mit der Gefahr auf einem Vulkan zu leben die Immobilienpreise fallen.

Es ist nun kein Geheimnis wie die Geschichte endet, aber der Weg dahin ist einfach grandios von Eugen Ruge erfunden. Ja, es gibt geschichtlich verbürgte Personen, aber die Namensgebende Person, Jowna, ist frei erfunden und doch so real, es könnte sein, dass wir ihn aus dem 21. Jahrhundert ganz an den Beginn der Zeitrechnung verschoben haben. Die Geschichte wertet nicht, lässt uns aber daran teilhaben, wie sich so manche Geschichte entwickelt. Da gibt es Fakten, die sehr deutlich darauf hinweisen, dass es einen aktiven Vulkan gibt, der droht auszubrechen. Das interessiert die Bürger und Politiker nicht. Jeder versucht noch möglichst viel Geld aus der Sache zu ziehen, von Mietwucher über den Erwerb öffentlicher Betriebe, die dann durch Zuschüsse derer denen sie gehört haben, renoviert werden sollen, Es gibt seltsame Sekten, man fühlt sich manchmal etwas an Monty Python erinnert, und die Menschen ignorieren die Vorzeichen, nehmen sie anders wahr, oder im Fall Jowna, vollführen so schnelle Sinneswandlungen, dass einem fast schwindelig wird.

Für den Leser ist es natürlich einfach zu wissen, was richtig und was falsch ist. Immerhin sitzen wir an dem Teil, der weiß, wie die Sache ausgegangen ist. Man kann sicher annehmen, dass der Autor uns genau darauf stoßen will, ohne Partei ergreifen zu müssen oder jemandem auf die Füße zu treten.

Ulrich Noethen hat einen sehr guten Job gemacht und sein Herzblut in die vielen Charaktere laufen lassen. Klare Kaufempfehlung

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Veröffentlicht am 07.06.2023

Es beschäftigt einen, auch Tage nachdem man es gelesen hat

Blue Skies
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Blue Skies von T.C. Boyle, erschienen im Carl Hanser Verlag 15. Mai 2023.

Ottilie und Frank leben in Kalifornien. Cooper, ihr Sohn lebt nicht weit entfernt mit seiner Freundin Mari. Mari ist Zeckenforscherin ...

Blue Skies von T.C. Boyle, erschienen im Carl Hanser Verlag 15. Mai 2023.

Ottilie und Frank leben in Kalifornien. Cooper, ihr Sohn lebt nicht weit entfernt mit seiner Freundin Mari. Mari ist Zeckenforscherin und hatte ihre Ausbildung zur Wissenschaftlerin nicht nur abgeschlossen, sondern auch den Doktortitel erlangt, derweilen kommt Cooper nicht wirklich weiter und ist auf der Station inzwischen mehr Handyman und Hilfskraft, als dass er seine Ausbildung zum Abschluss bringt. Cat, die Tochter von Ottilie und Frank, wohnt mit ihrem Verlobten in Florida, direkt am Strand, weiß nicht wirklich was mit sich anzufangen und träumt davon Influencerin zu werden. Um ein Markenzeichen zu haben besorgt sie sich einen Tigerpython, obwohl sie von Schlangen keinerlei Ahnung hat.

Das Buch spielt in einer Gegenwart, die sich sofort so entwickeln würde, wenn die entsprechenden Wetterfaktoren eintreten. Ottilie und Frank gehören der Generation der Babyboomer an und versuchen sich dem neuen Normal zu stellen. Es ist pulvertrocken in Kalifornien und unter dem blauen Himmel brennt es. Wasser muss gespart werden und Ottilie stellt sich dem Problem der Ernährung mit dem Umschwenken auf Insekten als Nahrungsmittel. Die Eltern sind nette Leute, die begriffen haben, dass wir Menschen uns und unser Verhalten ändern müssen, Cat reagiert nur auf die entstehenden Probleme, kümmert sich um nichts und ist insgesamt eine anstrengende Protagonistin, die unsympathisch und dümmlich wirkt. Cooper, der nach einer Infektion mit einer Zecke große Probleme bekommt, ist aufbrausend, besserwisserisch, unentschieden, wenn es um seine Pläne geht und relativ desinteressiert, was seine Freundin betrifft. Irgendwie haben Ottilie und Frank da bei der Erziehung zu viel schleifen lassen. Boyle lässt die Protagonisten handeln und beschreibt ihre Handlungen, ohne zu werten, was in mir Redebedarf geweckt hat. Auf jeden Fall ein Buch, welches man in einem Buchclub lesen kann.

Das Buch lässt sich gut lesen, Verhalten und Sprache passen zu den jeweiligen Generationen. Am Beginn hatte ich etwas Probleme mich auf Cat einzulassen, aber dann schnell gemerkt, dass ich ihr Verhalten einfach unerzogen fand.

Boyles Romane zu lesen ist immer sehr eindrucksvoll, bei diesem blieb der Spaß etwas auf der Strecke, da man sich gut vorstellen kann, dass der Klimawandel uns wirklich ziemlich viel abverlangt. Der Schluss war nicht meins, aber ich würde dieses Buch doch sehr empfehlen.

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Veröffentlicht am 07.06.2023

Die Wette

Der Eisbär und die Hoffnung auf morgen
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Der Eisbär und die Hoffnung auf morgen von John Ironmonger, gelesen von Johann von Bülow, erschienen im ‎ Argon Verlag als gekürzte Hörbuchversion am 24. Mai 2023.

Der Politiker Montague Causley kommt ...

Der Eisbär und die Hoffnung auf morgen von John Ironmonger, gelesen von Johann von Bülow, erschienen im ‎ Argon Verlag als gekürzte Hörbuchversion am 24. Mai 2023.

Der Politiker Montague Causley kommt am exakt falschen Tag auf die Idee im Pub des Dorfes St. Piran in dem er ein Haus besitzt zu besuchen. Tom Horsmith feiert dort schon geraume Zeit mit viel Cider seinen Geburtstag mit Freunden. Causley und er könnten nicht unterschiedlicher sein in ihren politischen Ansichten. Causley ist bekennender Klimaleugner und Tom, vom vielen Cider angestachelt, streitet sich mit dem überrumpelten Politiker und schließt am Ende eine Wette ab. In 50 Jahren soll sich Causley in sein Haus setzen und dort durch das gestiegene Meeresniveau ertrinken. Sollte das Wasser nicht so hochsteigen, muss Tom ins Wasser gehen und ertrinken. Dummerweise filmen Toms Freunde die Wette und veröffentlichen sie sofort im Internet, was natürlich zur Folge hat, dass Causley politisch ausgeknockt ist, und Tom weltbekannt wird.

Der Autor verbindet zwei Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Von Tom erfährt man nur Bruchstücke seines Berufslebens, dafür viel davon, wie er und seine spätere Frau denken und versuchen die Welt die, wie die reale Welt, vor dem Abgrund steht. Derweilen erfahren wir fast nichts über die Privatperson Montague Causley, aber viel darüber warum er wie politisch handelt.

Ich habe schon Der Wal und das Ende der Welt und Das Jahr des Dugong gelesen, und dieses Buch ist mehr wie das Erstere. Keine brillanten neuen Ideen und lesen werden es sicher nur die, die das mit dem Klimawandel längst verstanden haben. Die Geschichte ist interessant und ich fand die Erzählung, die sich um den Politiker rankte, sehr interessant. Natürlich kann man sich besser in Tom reinversetzen, aber die Toms dieser Welt sind nicht das Problem.

Johann von Bülow mag ich als Sprecher sehr gerne. Man bekommt eine Geschichte wunderbar vorgelesen und fühlt sich mit der Stimme des Sprechers gut aufgehoben.

Insgesamt ein schönes Buch, welches ich gerne allen ans Herz legen möchte, die den Wal und das Ende der Welt vom Aufbau her mochten.

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