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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.08.2018

Beklemmend ehrlich

Mit der Faust in die Welt schlagen
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Lukas Rietzschel`s Roman „Mit der Faust in die Welt schlagen" schildert und erzählt die Geschichte zweier Brüder die an der Grenze zu Polen aufwachsen, nach kurz der Wende: Philipp und Tobias wachsen in ...

Lukas Rietzschel`s Roman „Mit der Faust in die Welt schlagen" schildert und erzählt die Geschichte zweier Brüder die an der Grenze zu Polen aufwachsen, nach kurz der Wende: Philipp und Tobias wachsen in sehr unsicheren Zeiten auf, viele Arbeitsplätze verschwinden, Läden schließen, die Eltern bauen ein Haus, beide müssen arbeiten, um das Haus abzuzahlen und im Dorf bietet sich den Jugendlichen nur wenig Abwechslung, die Stimmung ist trostlos, der ideale Nährboden für Frustration und Aggression….
Nüchtern, sachlich und sehr realistisch beschrieben, der Leser spürt beim Lesen die Hoffnungslosigkeit der Jugendlichen, aus der sie irgendwie versuchen auszubrechen, als sie sich dem Neo-Nazi Menzel anschließen, der im Dorf auftaucht. Klar beschrieben und nüchtern geschildert die Perspektivlosigkeit, die sie nach allem greifen lässt, was sich bietet, um ihr zu entrinnen.
Beklemmend ehrlich, sachlich und auf den Punkt gebracht. Ein Roman, der zum Nachdenken anregt und lange nachwirkt. Eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 26.08.2018

Beeindruckend und emotional

Zwischen uns ein ganzes Leben
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Drei Frauen und drei völlig unterschiedliche Leben, zwischen ihnen mehr als 50 Jahre, zwei verschiedene Kontinente und ein Versprechen aus der Vergangenheit, was nach vielen Wirren in der Gegenwart eingelöst ...

Drei Frauen und drei völlig unterschiedliche Leben, zwischen ihnen mehr als 50 Jahre, zwei verschiedene Kontinente und ein Versprechen aus der Vergangenheit, was nach vielen Wirren in der Gegenwart eingelöst wird, in zwei verschiedenen Erzählsträngen, Gegenwart und Vergangenheit.
Schon der Einstieg in den Roman war sehr emotional, Jacobina, eine der drei Protagonistinnen verspricht ihrem Vater auf dem Sterbebett, sich auf die Suche nach ihrer Halbschwester Judith zu machen, doch viele Jahre wird sie es nicht einlösen, bis sie durch Zufall auf Beatrice trifft, die für die Weltbank arbeitet. Beatrice führt ein luxuriöses Leben, doch zahlt sie dafür einen hohen Preis, im Job wird sie von ihrem Chef gemobbt und im Privatleben bestimmt die Tochter ihres Freundes das gemeinsame Leben. Das Schicksal führt die beiden zusammen und Jacobina fasst allmählich Vertrauen und erzählt Beatrice von ihrer Halbschwester Judith, die der Leser im Vergangenheitserzählstrang kennenlernt, hervorragend mit eingeflochten…
Schon von den ersten Seiten nahm mich der Roman mit dem flüssigen, leicht lesbaren Schreibstil gefangen. Spannend und fesselnd geschrieben erzählt Melanie Levensohn eine bewegende sehr emotionale Geschichte, man spürt als Leser, dass sie sich mit dem Roman, der Geschichte und den Charakteren vollständig identifiziert. Das Schicksal von Judith ist in der „Ich-Perspektive“ geschrieben und erzählt sehr emotional das Leben eines jüdischen Mädchens in dem von den Nationalsozialisten gesetzten Paris, von den Verfolgungen, den Repressalien, deren sie ausgesetzt ist, aber auch von einer zarten, sanft erwachenden wunderbaren Liebe zu Christian, der alles versucht, um Judith zu helfen. Besonders diese Passagen rühren das Herz, sind sehr emotional und man fühlt als Leser mit Judith, spürt ihre lähmende Angst förmlich am eigenen Körper, die Veränderung, die sie durchmacht, als Christian sie vor den Nazis versteckt. Im Erzählstrang der Gegenwart erlebt man die beiden Protagonisten Beatrice und Jakobina, die eine lebt im Luxus, lässt ab zu, dass man sie moppt und als Spielball für Gefühle benutzt und Jacobina, alt, verbittert, die in bitterster Armut, krank auf die Fürsorge anderer angewiesen ist – alle Charaktere wirken authentisch, sehr kontrastreich mit ihren jeweils eigenen Charme. Auch bei diesen Kapiteln sind sie Stimmungen der Charaktere sehr gut eingefangen, man lebt mit ihnen, man fühlt mit Ihnen und die Autorin bindet ihre Leser mit in das Geschehen ein und ganz allmählich schließt sich der Kreis um die drei Frauen.
Mich hat dieser Roman von der ersten bis zur letzten Seite gefangen genommen, berührt und Judiths Erlebnisse und Schilderungen haben eine wichtige und hoffentlich nie wiederkehrende Zeit sehr gut verpackt präsent werden lassen, von mir eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 06.08.2018

Ein Debütroman der Extraklasse – emotional und bewegend

Was wir zu hoffen wagten
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Felice, die Protagonistin des Romans lebt mit ihren Geschwistern Willi und Ille in Berlin und sie hat es schwer, denn sie durfte zwar Jura studieren, aber ausüben darf sie ihre Berufung nicht, während ...

Felice, die Protagonistin des Romans lebt mit ihren Geschwistern Willi und Ille in Berlin und sie hat es schwer, denn sie durfte zwar Jura studieren, aber ausüben darf sie ihre Berufung nicht, während Willi, ihr jüngerer Bruder in der familieneigenen Bank arbeiten soll, doch sein Herz schlägt für den Film und Ille, das Nesthäkchen, ist im Gegensatz zu ihren Geschwistern sehr angepasst und opfert sich für Felice, als sie ein Mann heiratet, der zwar für Felice bestimmt ist, den diese aber nicht heiratet. Die Geschwister haben große Hoffnungen, Wünsche und Träume, die durch Ausbruch des ersten Weltkrieges auf eine harte Probe gestellt werden. Wie gehen sie mit den Ereignissen um und was erwartet sie nach dem Ende des Krieges…
Schon von den ersten Seiten nahm mich der Roman mit dem flüssigen, leicht lesbaren Schreibstil gefangen. Spannend und fesselnd geschrieben erzählt Michaela Saalfeld eine bewegende Geschichte, man spürt als Leser, dass sie sich mit dem Roman, der Geschichte und den Charakteren vollständig identifiziert. Manche Charaktere bestechen durch ihre Warmherzigkeit und manche durch ihren Humor und sie haucht dadurch nicht nur der Protagonistin, sondern auch allen Charakteren ein sehr authentisches und reales Leben ein und lässt den Personen Raum, sich weiterzuentwickeln und zu wachsen. Sie beschreibt ausführlich geschichtlicher Ereignisse, wie die Schlacht um Ypern und vermittelt damit dem Leser sehr viel Wissen, ohne in irgendeiner Art und Weise belehrend zu wirken, im Gegenteil, sie bindet dieses Wissen eng verdorben in die Geschichte ein und gibt ihr damit einen, wie ich finde sehr realen Bezug. Michaela Saalfeld ist Historikerin und man spürt besonders bei den Schilderungen der Schlacht um Ypern, dass sie sehr ausführlich recherchiert hat und mit dem Herzen schreibt.
„Was wir zu hoffen wagten“ ist ein historischer Roman über Träume, Schicksale einer Generation, packend und fesselnd eingebunden in ein Stück Geschichte, was mich als Leser angesprochen hat, besonders tief bewegt hat mich der Satz in all seiner Tragik:“ Menschenkörper mit all ihren zarten, weichen, zerbrechlichen Teilen waren für diese Art von Krieg von Anfang an kein geeignetes Material gewesen.“
Eine Leseempfehlung für einen Debütroman der Extraklasse.

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Veröffentlicht am 28.07.2018

tiefgründige Satire

Guten Morgen, Genosse Elefant
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Das Cover des Romans ist schlicht und recht einfach gestaltet, doch der Inhalt, der hat es in sich…..
Juri Zipit der zwölfjährige Protagonist des Romans, lebt allein mit seinem Vater in einer Dienstwohnung ...

Das Cover des Romans ist schlicht und recht einfach gestaltet, doch der Inhalt, der hat es in sich…..
Juri Zipit der zwölfjährige Protagonist des Romans, lebt allein mit seinem Vater in einer Dienstwohnung im Zoo, direkt neben dem Elefantengehege. Juris Mutter wurde vom System verschleppt und Juri selbst ist behindert, nachdem er vom Milchwagen überfahren, durch die Luft geflogen und schlussendlich noch von einer Straßenbahn überfahren wurde. Geistig hat dieser Unfall tiefe Spuren hinterlassen, denn Juri gilt als geistig behindert. Als eines Tages der Vater abgeholt wird und Juri mitnimmt, findet er sich im Zentrum der sozialistischen Macht wieder, auf Stalins Datscha….
Christoper Wilson hat einen Roman geschrieben, bei dem man oft lachen muss, einem aber das Lachen auch oft im Halse stecken bleibt, der Roman ist flüssig und leicht lesbar geschrieben, er ist tragisch, komisch und eine Satire. Die Figur des Juri ist dem Autor hervorragend gelungen, er wirkt authentisch, ist charmant, sympathisch, tiefgründig und seine Schilderungen sind wertfrei.
Der Autor erzählt von politischen Absurditäten, einem paranoiden und wahnsinnigen Stalin sowie dessen brutalem und menschenverachtendem Wirken. Die überzeichneten Charaktere werden satirisch auf die Schippe genommen, doch bleibt ein bleibender Eindruck durch einen ganz eigenen Blickwinkel auf die Schreckensherrschaft des Josef Stalin, seine letzten Wochen.
„Guten Morgen, Genosse Elefant“ ist ein Roman mit Tiefgang, mehr, als die ersten Seiten erahnen lassen, gewürzt mit Humor ist es ein wunderbar satirischer Roman.

Veröffentlicht am 22.07.2018

Berührt die Seele

Der Duft des Lebens
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Ein schlichtes Cover, fein gezeichnet und schon die Leseprobe hat mich in ihren Bann gezogen, auch der Roman liest sich ganz wunderbar, er berührt auf eine ganz eigene seltene Weise, was für ein Schreibstil, ...

Ein schlichtes Cover, fein gezeichnet und schon die Leseprobe hat mich in ihren Bann gezogen, auch der Roman liest sich ganz wunderbar, er berührt auf eine ganz eigene seltene Weise, was für ein Schreibstil, der mit Worten den Leser umgarnt, einnimmt für eine Geschichte, die sich von Beginn an wunderbar leicht und fließend lesen lässt. Welch` poetische Schreibweise, feinfühlig und ich kann Anselm Grüns Kurzbeschreibung „Voll poetischer Schönheit“ nur zustimmen. Einen Roman über die Beschaffenheit der Seele zu schreiben, über das Gute im Menschen, das sich gegen das Böse durchsetzt und die Botschaft über die menschliche Selle, die rein, voller Licht und Vertrauen geboren wird und erst durch innere und äußere Umstände um Licht ins Dunkel gleiten kann ist der Autorin Clara Maria Bagus einfühlsam aber auch sehr ehrlich gelungen. Dieser Roman ist ein Lesegenuss, betört den Leser und erklärt von mir eine klare Leseempfehlung.