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Veröffentlicht am 05.10.2016

Frauenschicksale in norwegischem Bergwerksstädtchen

Das Geheimnis der Mittsommernacht
1

Auf dem Weg in ein neues Leben begleitet 1895 Clara Ordal ihren Ehemann in dessen norwegische Heimatstadt Røros. Durch ein Unglück ist Clara in der fremden Stadt allein auf sich gestellt und stößt als ...

Auf dem Weg in ein neues Leben begleitet 1895 Clara Ordal ihren Ehemann in dessen norwegische Heimatstadt Røros. Durch ein Unglück ist Clara in der fremden Stadt allein auf sich gestellt und stößt als Katholikin überall auf Ablehnung. Nur ihr kleiner 6-jähriger Sohn Paul gibt ihr den Halt weiterzumachen. In Røros lebt Sofie, die Tochter des Bergwerksbesitzers Ivar Svartstein. Sie leidet unter dem harten Regiment, das ihr Vater nach dem Tod der Mutter führt. Eine heimliche Liebe zu einem adeligen Deutschen scheint ihr Ausweg zu sein.

Die Bücher von Christine Kabus erzählen Geschichten aus der Vergangenheit, lassen Figuren lebendig werden und Landschaften und Orte bildlich hervortreten. Auch hier im Norwegen des 19. Jahrhunderts hat man gleich das Gefühl die kleine Bergwerksstadt Røros wahrhaftig zu betreten. Durch detaillierte Beschreibungen, wie z. B. der Kleidung der Protagonisten, kann man sich ein Bild machen.

Zwei Frauenschicksale werden in aufeinander zulaufenden Handlungssträngen betrachtet. Clara Ordal muss fern ihrer deutschen Heimat in Norwegen fast mittellos als Witwe einen Neuanfang wagen. Trotz Sprachschwierigkeiten findet sie eine Anstellung und die fehlende Unterstützung der Familie ihres Mannes ersetzt ihre sympathische Vermieterin.
Sofie Svartstein wächst wohlhabend und behütet auf. Durch den Tod ihrer Mutter muss sie sich der Realität stellen. Vater und ältere Schwester geben die strengen gesellschaftlichen Regeln vor, wie das zukünftige Leben der jungen Frau aussehen soll. Sofie wehrt sich dagegen und hadert mit ihrem Schicksal.

Politische Hintergrundinformationen, technische Beschreibungen wie Druckmaschinen und Bergwerksarbeit werden als Einschübe in die Handlung eingeflochten, wollen aber nicht immer zum leichten Schreibstil passen. Besonders die immer wiederkehrende Erwähnung der Arbeiterbewegung, die sich gegen die Übermacht des Bergwerksbesitzers auflehnt und langsam an Gewicht gewinnt war, für mich nicht genug in die Handlung eingebunden. Der Charakter Per hätte besser herausgearbeitet werden müssen. Das Anliegen der Autorin war aber dennoch spürbar.

Trotz eines Geheimnisses, das die Familien Ordal und Svartstein umgibt, konnte mich die Handlung nicht fesseln. Schon recht früh hatte ich das Gefühl die Schicksale der beiden jungen Frauen zu kennen. Man ahnt, in welche Richtung Sofies Rebellion sie bringt und auch Claras Schicksal ist nicht überraschend, als ein gutaussehender Mann auf der Bildfläche erscheint.

Nebencharaktere wie die Samin Siru, die als Hirtin in den Wäldern lebt oder der alte Knecht, der Clara hilfreich auf dem Hof zur Seite steht, wirken weitaus sympathischer als die Hauptprotagonistinnen.

Auch wenn am Ende der Spannungsbogen deutlich steigt und das Geheimnis der Mittsommernacht überraschend gelüftet wird, konnte mich die Autorin diesmal nicht wie gewohnt begeistern.

Für Fans von historischen Liebesromanen sicherlich ein Lesegenuss, mir fehlte Tiefgang.

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Veröffentlicht am 12.11.2016

Unnötig grausam

Die Stille vor dem Tod
0

Das Team von Smoky Barrett wird an einen schrecklichen Tatort gerufen. In Denver wurde eine fünfköpfige Familie auf grausame Weise ermordet. Doch es kommt noch schlimmer: Weitere Familien in der Straße ...

Das Team von Smoky Barrett wird an einen schrecklichen Tatort gerufen. In Denver wurde eine fünfköpfige Familie auf grausame Weise ermordet. Doch es kommt noch schlimmer: Weitere Familien in der Straße wurden zum gleichen Zeitpunkt getötet und der Mörder hat eine blutige Botschaft für Smoky hinterlassen. Kurz darauf verändert sich Smokys Leben auf dramatische Weise und niemand in ihrer Umgebung scheint mehr sicher zu sein.

Ein Thriller sollte Spannung erzeugen, die während der gesamten Handlung präsent ist. Cody McFayden hat mit seinem neuesten Werk leider wenig davon aufkommen lassen. Abscheu, Widerwillen und Kopfschütteln kamen dagegen bei mir häufig vor. Traumpassagen und Zeitungsberichte unterbrechen die ohnehin fast nicht vorhandene Handlung.

"Ich muss auf den Geisterzug warten, der gleich kommen wird, muss die Albtraumwaggons sehen, die auf Rädern aus Blut und Knochen vorbeirattern. ....... Ich wollte, ich könnte im Sand sitzen (der aus Diamanten in sämtlichen Regenbogenfarben besteht), dich neben den Gleisen (Schienen aus Elfenbein, weiß wie die Zähne von Toten und hart wie Titan) ..."

Hier stehen nicht die schrecklichen Morde im Vordergrund, sondern die Charaktere. Ein Gespräch von Smoky mit ihrem Psychiater dauert ganze 40 Seiten lang an.

Immer wieder werden furchtbar abscheuliche Morde bis ins kleinste Detail geschildert. Hier feiern sich Seite für Seite die unterschiedlichsten Serienkiller ohne das wirklich ein Zusammenhang mit der Story zu finden ist. Besonders aufgeregt haben mich Szenen, in denen Morde an Babys geschildert wurden. Hier ist der Autor wirklich zu weit gegangen. Will er seine Leser vergraulen oder einfach nur provozieren?

Zu guter Letzt werden dann noch Verschwörungstheorien rund um die CIA gestreut, die mehr verwirren als aufklären. Das Ende löst keine Fragen, sondern hinterlässt einfach nur ein leeres Gefühl.

Ich habe dieses Buch als Rezensionsexemplar erhalten und nur deshalb bis zum Ende durchgehalten. Empfehlen kann ich es aber nicht.

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