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Veröffentlicht am 27.02.2017

Ein Fall für Lady Gloria Wingfield

Gloria und die Liebenden von Verona
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„Gloria und die Liebenden von Verona“ von Marlene Klaus ist in der Reihe „Baker Street Bibliothek“ des Dryas Verlags erschienen. Auf der Baker Street wohnte die fiktive Romanheld Sherlock Holmes, der seinen ...

„Gloria und die Liebenden von Verona“ von Marlene Klaus ist in der Reihe „Baker Street Bibliothek“ des Dryas Verlags erschienen. Auf der Baker Street wohnte die fiktive Romanheld Sherlock Holmes, der seinen detektivischen Spürsinn vor allem aufgrund genauer Beobachtung und scharfer Schlussfolgerung bewies. Ganz in diesem Sinn bringt die Autorin ihre Protagonistin Lady Gloria Wingfield in eine Situation, in der ihr eben diese Eigenheiten bei der Aufklärung eines Mors helfen.

Bereits die Aufmachung des Buchs lässt den Leser an eine Zeit von vor über hundert Jahren denken. Die Engländerin Gloria und ihre Großtante Josephine befinden sich auf einer Reise durch Europa. Kurz vor Erreichen von Verona, ihrem nächsten Ziel, wird ihre Kutsche von einer in Tränen aufgelösten jungen Frau angehalten. Ihr Verlobter Giulio ist verschwunden, nachdem er sich offensichtlich mit einem Freund duelliert hat. Dabei ist der Freund erschossen worden. Nach den Umständen ist Giulio der Mörder. Doch daran mag die junge Frau nicht glauben. Einerseits weiß Gloria nicht wie sie ihr helfen soll, andererseits denkt sie, dass es nicht schaden kann, sich den Duellplatz einmal anzusehen. Unerwartet kommt die Hilfe des sich ebenfalls auf Reisen befindlichen Lord Lyndon. Sein Beistand ist ihr unangenehm, da er Frauen gegenüber gewisse Vorurteile zu haben scheint.

Im Vordergrund stehen natürlich die Ermittlungen im Mordfall. Zunächst gibt es noch keinen Anhaltspunkt, bis Gloria und Lord Lyndon aufgrund einer vagen Idee zum Platz des Duells zurückkehren. Danach fügen sie Steinchen für Steinchen zum Puzzle zusammen, das schließlich den Anlass des Duells offenlegt und damit auch den Mörder. Glorias Antrieb zur Hilfe liegt in einer Begebenheit ihrer eigenen Vergangenheit begründet. Das Leid von anderen berührt sie zutiefst. Diese Geschichte offenbart sich dem Lesenden ebenfalls mit und mit. Gloria ist eine für ihre Zeit selbständige englische Lady, die danach strebt, ihre Eigenständigkeit aufrecht zu erhalten. Männern steht sie daher eher skeptisch gegenüber. Lord Lyndon passt im Laufe der Geschichte seine Einstellungen aufgrund der aktuellen Erlebnisse an und gewinnt dadurch bei Gloria an Sympathie.

Ganz nebenbei führt Marlene Klaus den Leser zu wichtigen Sehenswürdigkeit in Verona. Die Autorin hat sehr gut recherchiert, so dass man sich anhand der Beschreibungen die Orte und Umgebung wie beispielsweise auch die Kleidung der Personen gemäß der Zeit vorstellen kann. Außerdem gelingt es ihr eine Portion Liebe in die Geschichte einzuspinnen.

Der Krimi ist spannend, das Setting ist passend. Insgesamt ergibt sich für mich ein rundes Bild zu einem kurzweiligen Lesevergnügen. Eine Fortsetzung scheint vorgesehen.

Veröffentlicht am 27.02.2017

Mit Vertrauen und Liebe das Leben leben

Als ich erwachte
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Im Roman „Als ich erwachte“ nimmt Cynthia Swanson den Leser mit ins Jahr 1962 nach Denver/Colorado (USA). Dort lebt Katharyn Miller, Ende 30, Single. Katharyn, genannt Kitty führt gemeinsam mit ihrer langjährigen ...

Im Roman „Als ich erwachte“ nimmt Cynthia Swanson den Leser mit ins Jahr 1962 nach Denver/Colorado (USA). Dort lebt Katharyn Miller, Ende 30, Single. Katharyn, genannt Kitty führt gemeinsam mit ihrer langjährigen Freundin Frieda eine kleine Buchhandlung. Die Umsätze ihres Geschäfts sind rückläufig, eine Neuorientierung scheint unabwendbar. Doch Frieda und ihre Eltern sind ihr Rückhalt. Eines Tages erwacht sie in einem ihr unbekannten Schlafzimmer. An ihrer Seite ist ein Mann, der sich ihr auf Nachfrage als ihr Ehemann Lars Andersson vorstellt. Zwei Kinder fordern ihre Aufmerksamkeit. Ohne darüber nachzudenken handelt sie instinktiv und fragt sich, woher sie weiß, was zu tun ist. Schon nach kurzer Zeit erwacht sie in vertrauter Umgebung. Ihr fällt ein, woher ihr der Name Lars Andersson bekannt ist. Vor einigen Jahren hatte sie ein Date mit ihm, zu dem er nicht erschienen ist.

Immer wieder gerät Kitty nun in diese andere Welt, die sich zeitlich gesehen wenige Wochen in der Zukunft befindet. In der Nähe von Lars zu sein fühlt sich für sie richtig an. Doch irgendetwas stimmt dabei nicht. Menschen, denen sie in ihrem Traum begegnen, bemitleiden sie ohne jedoch den Grund zu nennen. Und dann blitzt während einer Shoppingtour mit ihren Kindern der Name Michael in ihrem Kopf auf. Doch wer soll das sein?

Das Cover ist retromäßig im Stil der 1960er Jahre gestaltet. Die Autorin versteht es, in ihren Roman viele Details dieser Zeit einzubinden. Der Titel trifft den Kernpunkt des Romans, denn durch ihre Träume gelangt Kitty von einer geträumten Welt in die andere. Sie erträumt für sich eine Welt, die doch so anders ist wie ihre eigene, aber ihre hätte sein können, wenn manche Dinge an bestimmten Punkten einen anderen Verlauf genommen hätten. Der Roman ist faszinierend. Beide Leben der Protagonistin sind real denkbar. Die Übergänge sind fließend. Beide Leben sind mit alltäglichen Sorgen und Problemen, aber auch mit vielen angenehmen Dingen gefüllt, doch von gänzlich unterschiedlicher Art. In der einen Welt ist Kitty erfüllt von ihrer Arbeit in der Buchhandlung, im anderen Leben scheint sie ganz Ehefrau und Mutter zu sein. Erst im ständigen Vergleich wird Katharyn bewusst, was ihr in den jeweiligen Welten fehlt und wonach sie sich sehnt.

Der Roman ist in der Ich-Form geschrieben. Auf diese Weise kann der Leser Katharyns Gedanken und Gefühle teilen. Er begleitet sie bei ihrer Suche nach Spuren ihres Lebens in der jeweiligen Welt. Es sind aber nicht nur materielle Dinge die Katharyn entdeckt, sondern tief in ihrem Innern bildet sich langsam eine neue Sicht auf ihr Leben. Mit und mit erkennt sie, wer ihr wohlgemeint zugeneigt ist, welche Fehler sie begangen hat, wie sie diese korrigieren kann und auf welche Weise es ihr gelingen wird, ihre Zukunft so zu gestalten, dass sie ihre Fähigkeiten und Kenntnisse mit Gewinn einbringen kann.

Cynthia Swanson setzt in dieser locker leicht erzählten Story geschickt spannende Momente ein, so dass sich eine gewisse Sogwirkung entwickelt. Mit der ständigen Frage im Hinterkopf, die danach sucht, welche Welt nun die reale für die Protagonistin ist, begibt sich der Leser auf Spurensuche. Es muss doch irgendwo Straßen, Gebäude oder Menschen geben, die Hinweis auf die Realität liefern. Doch so einfach ist es nicht, wohl auch dadurch, dass die zeitliche Einordnung der beiden Welten nicht weit voneinander entfernt liegt. Ganz nebenher erkennt der Leser gemeinsam mit Katharyn, dass man seine gegenwärtigen Probleme nicht dadurch lösen kann, indem man in Träumen versinkt. Nur wer Hilfe zulässt und annimmt, selbst Überlegungen anstellt und mögliche Lösungen in die Tat umsetzt, wird sein Leben meistern. Dazu ist viel Vertrauen und Liebe notwendig. Ein wunderbares Buch, das ich sehr gerne gelesen habe.

Veröffentlicht am 27.02.2017

Vincent Veih bleibt hartnäckick

Schattenboxer
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„Schattenboxer“ von Horst Eckert ist der bereits zweite Fall für den Düsseldorfer Hauptkommissar Vincent Che Veih. Es ist allerdings kein Nachteil, wenn man den ersten Band nicht gelesen hat, da dieser ...

„Schattenboxer“ von Horst Eckert ist der bereits zweite Fall für den Düsseldorfer Hauptkommissar Vincent Che Veih. Es ist allerdings kein Nachteil, wenn man den ersten Band nicht gelesen hat, da dieser Fall in sich abgeschlossen ist. Für Vincent Veih sind die aktuellen Ermittlungen in einer Mordserie wie Schattenboxen, denn kaum glaubt er Hinweise zur Auflösung der Vorkommnisse gefunden zu haben, scheinen diese nicht als Beweis herhalten zu können. Der Fall führt ihn zunächst zu weiteren Ermittlungen, die zwei Jahre zurückliegen und an denen Kollegen beteiligt waren. Und schließlich reichen die Ereignisse noch weiter in die Vergangenheit zu einem bedeutenden Fall nationalen Ausmaßes. Bei seinen Nachforschungen stößt er auf Widersprüche, aber Veih bleibt hartnäckig und lässt sich nicht einschüchtern.

Pia, 17 Jahre alt, hat sich das Leben genommen. Sie war die Tochter eines Kollegen von Veih. Vor ungefähr zwei Jahren war sie als Tatzeugin dabei, als einer ihrer Freunde erschossen wurde. Der Fall soll wieder aufgerollt werden, und aufgrund einer neuen Zeugenaussage wird vermutet, dass der damals als Mörder verurteilte Thabo eventuell freigesprochen werden kann. Doch ist dieser Umstand eine Erklärung für Pias Selbstmord? Das junge Mädchen, das am Tag nach der Beerdigung von Pia auf deren Grab abgelegt wird, gehörte einer Initiative an, die Freiheit für Thabo fordern. Ihr Körper trägt grausame Spuren von Verletzungen. Eine weitere Verbindung der Mädchen zueinander besteht offensichtlich nicht. Während Vincent im Zuge des bevorstehenden Gerichtsverfahrens beauftragt wird, die damaligen Ermittlungen der Kriminalpolizei auf Korrektheit zu überprüfen, verschwindet eine junge Frau, die ebenfalls der Initiative für Thabo angehört hat. Wird Vincent es schaffen, den Serientäter zu stellen, bevor er sein nächstes Opfer töten kann?

Vincent Veih hatte keine einfache Kindheit. Aufgewachsen ist er als Sohn einer linksextremistischen Mutter und eines rechtsextremistischen Großvaters. Doch aus beidem hat er Schlüsse gezogen für sein eigenes Leben. Er wohnt allein. Obwohl er im Moment wieder eine neue Beziehung hat, fühlt er sich sehr von seiner Freundin beansprucht. Im Vordergrund steht für ihn der Beruf, gerade bei den aktuellen Ermittlungen, bei denen eine rasche Aufklärung wichtig ist. Veih lässt sich nicht verbiegen und bleibt seiner selbst treu, auch nachdem von ihm aus den eigenen Reihen Loyalität eingefordert wird. Die Wahrheit ans Licht zu bringen ist für ihn vorrangig, auch dann noch, als seine Aufklärungsversuche ihn in Reichweite eines Geheimdienstes führen. Er ist nicht bei allen beliebt, weiß aber durchaus einzulenken. Auch das macht ihn mir sympathisch.

Sowohl der Prolog als auch der Beginn der sieben Teile des Buchs führen den Leser in eine weiter zurückliegende Vergangenheit, bei denen Situationen geschildert werden, die in die aktuellen Fallermittlungen mittelbar hineinspielen und vor allem der Erklärung des Verhaltens einiger beteiligter Personen dienen. „Schattenboxer“ ist ein komplex aufgebauter Krimi. Die Verflechtungen der Handlungen aus den verschiedenen zurückliegenden Zeiten mit den aktuellen Geschehnissen zeigen sich erst nach und nach und erhalten so den Spannungsbogen über den gesamten Krimi hinweg. Viele Dialoge bieten häufig einen raschen Wortwechsel, über den man nur so hinweg fliegen kann. Mich hat der Krimi von Beginn an gefesselt und konnte mich überzeugen. Es gefällt mir auch, dass ich viele Handlungsorte des Buchs kenne und mir daher auch die Szenen, die an öffentlichen Plätzen spielen, besonders gut vorstellen kann. Gerne empfehle ich ihn weiter und freue mich auf Folgebände.

Veröffentlicht am 27.02.2017

Ein Buch dem ich noch viele Leser wünsche

The Power of the Heart
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Im Buch „The Power oft he Heart – Finde den wahren Sinn deines Lebens“ ebnet Baptist de Pape dem Leser einen Weg dahin, die Macht seines Herzens zu erkennen. Im Gespräch mit 18 der größten Denker, spirituellen ...

Im Buch „The Power oft he Heart – Finde den wahren Sinn deines Lebens“ ebnet Baptist de Pape dem Leser einen Weg dahin, die Macht seines Herzens zu erkennen. Im Gespräch mit 18 der größten Denker, spirituellen Lehrer, Schriftsteller und Wissenschaftlern hat der Autor ergründet, welche Rolle unser Herz dabei spielt unsere wahre Bestimmung zu finden. Nach einem persönlichen Vorwort folgen drei größere Teile, die nochmals in verschiedene Kapitel unterteilt sind. Im ersten Teil bringt Baptist de Pape uns die Intelligenz unseres Herzens nahe, den Zusammenhang aller körperlichen Funktionen zum Rhythmus dieses Organs. Die Weisheit des Herzens übertrifft die des Verstands bei weitem und wer innehält und auf die Stille lauscht, wird die Botschaften erkennen. Doch das ist zunächst nicht so einfach. Hilfreich dabei sind die Kontemplationen am Ende jeden Kapitels.

Zu erkennen, wie wichtig es ist, authentische Macht zu entwickeln, erfährt der Leser im zweiten Teil des Buchs. Auch hierbei helfen die Übungen am Ende der Kapitel. Um uns dem Leben gegenüber zu öffnen, sollte unser Herz mittels Intuition sprechen. Folgen wir der Sprache unseres Herzens können wir Vertrauen aufbauen. Mit diesem Verständnis beschreibt nun der dritte Buchteil wie wir uns in der Welt zurechtfinden können, d.h. wie wir so unterschiedlichen Gefühlen wie Angst und Liebe begegnen können. Auch wenn wir mit offenem Herzen in die Welt gehen bleiben wir verletzlich. Der Autor weicht diesen Problemen nicht aus, sondern gibt Ratschläge wie wir damit umgehen können.

Schon seit Schulzeiten versuche ich im Leben einen für mich bestimmten Sinn zu finden. In diesem Buch bin ich Menschen begegnet, deren Worte mich tief berührt haben und die mir aus der Seele heraus und in die Seele hinein gesprochen haben. Neben Ausschnitten aus den Interviews hat Baptist de Pape seinen Text mit vielen wunderschönen Sprüchen weiterer Denker und spiritueller Lehrer ergänzt und bereichert. Gerne werde ich immer wieder dieses Buch zur Hand nehmen um sie nachzulesen.
Das Buch verlangt nicht nur danach im Text einzutauchen, sondern vor allem sich damit auseinanderzusetzen. Beim Lesen des ersten Teils kamen mir ungeduldige Gedanken. Statt innezuhalten eilten diese voraus und warfen Ängste auf. Doch auch auf diese Sorgen geht der Autor letztlich ein. Aus meiner Erfahrung heraus, weiß ich, dass mein inneres Gefühl mir schon oft die richtige Richtung gewiesen hat. Mitgefühl und Verständnis für seine Mitmenschen aufzubringen gehört sicher zu den schwierigeren Übungen, sehr oft spielt das gegeneinander abwiegen im Eigeninteresse des Verstands in die Handlungsentscheidung hinein. Der Weg zu unserem Herzen ist kein einfacher.

Diesem Buch wünsche ich noch viele Leser und hoffe, dass es ihre Denkweise so verändert, dass sie ihr Herz sprechen lassen und damit die Welt etwas friedlicher machen.

Veröffentlicht am 27.02.2017

Eine schwierige Entscheidung

Der dunkle Weg
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Im Buch „Der dunkle Weg“ nimmt Susanne Goga den Leser mit nach Dublin ins Jahr 1912. In Irland schließen sich immer mehr Iren zusammen, um gemeinsam für die Selbstbestimmung des Landes zu kämpfen, nicht ...

Im Buch „Der dunkle Weg“ nimmt Susanne Goga den Leser mit nach Dublin ins Jahr 1912. In Irland schließen sich immer mehr Iren zusammen, um gemeinsam für die Selbstbestimmung des Landes zu kämpfen, nicht nur mit Waffen, sondern auch mit Worten. Der dunkle Weg ist nicht der einfache, angepasste, er ist stattdessen schwierig und steinig, vor ihm kommt die Angst ihn zu betreten. Vor der Entscheidung diesen Weg an der Seite ihrer Freunde zu beschreiten steht die Protagonistin des Romans Ida Martens.

Ida, aus einer reichen Hamburger Kaufmannsfamilie stammend, ist Malerin. Auf Einladung ihrer Freundin Grace, mit der gemeinsam sie in London studiert hat, begibt sie sich auf eine Reise nach Dublin. Sie ist von der Stadt fasziniert und erwägt schon bald einen längeren Aufenthalt. Der Verkauf einiger ihrer Arbeiten und eine feste Arbeitsstelle ermöglichen es ihr schließlich, unabhängig von ihren Eltern zu leben. Durch Bekannte lernt sie den jungen Arzt Cian O’Connor kennen, der ihr gegenüber zunächst aber Abstand hält. Mit der Zeit entdecken beide jedoch ihre Sympathien zueinander. Cians Freunde kämpfen für ein von England unabhängiges Irland und Cian steht auf ihrer Seite. Teilweise arbeitet er unentgeltlich für die arme Bevölkerung der Stadt, die sich keinen Arzt leisten können. Mit Sorgen blickt Ida nach Österreich-Ungarn. Als Deutsche in Irland spürt Ida das Misstrauen der Bevölkerung gegenüber ihrem Heimatland. Die Schatten des ersten Weltkriegs überlagern sogar den Freiheitskampf Irlands. Ida muss sich entscheiden, ob sie in Dublin an der Seite Cians bleibt und sich für die Ziele ihrer Freunde einsetzt oder zurück in die Heimat kehrt.

Die Autorin hat einen Roman geschrieben, der mich schon sehr bald in seinen Bann gezogen hat. Ida und ihre Freundin Grace sind liebenswerte und selbstbewusste junge Frauen sind, die mich für sich eingenommen haben. Susanne Goga schildert die innere Zerrissenheit der Protagonisten in Bezug auf deren Gefühle, denn Ida muss sich entscheiden zwischen Hamburg und ihrer Wahlheimat, zwischen ihren Eltern und ihren neuen Freunden. Die Charaktere handeln wirklichkeitsnah und nachvollziehbar.

Neben dem Freiheitskampf der Iren gibt es vor Ort ein weiteres Problemfeld, das der Religionszugehörigkeit. Auch dieses Thema spiegelt sich in der Erzählung wieder. Grace ist eine historisch verbürgte Person, deren Vater und Brüder Katholiken, deren Mutter und Schwestern aber Protestanten sind. An diesem Beispiel zeigt die Autorin die Schwierigkeiten auf, die bei der Wahl von Freunden und Partner unterschiedlicher Glaubensrichtungen entstehen können. Der historische Hintergrund ist genau recherchiert und in den Roman eingearbeitet, ohne jedoch auszuschweifen. Zur Untermalung sind zahlreiche Bücher, Bilder und Theaterstücke erwähnt, die man zu der Zeit in der die Geschichte spielt gelesen, betrachtet beziehungsweise angesehen hat. Das Geschehen der damaligen Zeit konnte so vor meinen Augen lebendig werden.

Ganz nebenher macht die Autorin deutlich, wie wichtig Freundschaft und Vertrauen aufeinander sind. Obwohl Ida es in Dublin nicht leicht hat, gefiel es mir, sie auf einem kleinen Stück ihres fiktiven Lebenswegs zu begleiten. Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen und gerne empfehle ich es daher weiter, vor allem an Leser historischer Romane.