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Veröffentlicht am 04.10.2021

Solide gearbeiteter Thriller mit aufsehen erregenden Morden

Trauma - Kein Vergessen
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„Trauma – Kein Vergessen“ von Christoph Wortberg ist der zweite Band der Trauma-Trilogie. Auch diesmal ermittelt wieder die Hauptkommissarin Katja Sand von der Mordkommission München und ihr Kollege Rudi ...

„Trauma – Kein Vergessen“ von Christoph Wortberg ist der zweite Band der Trauma-Trilogie. Auch diesmal ermittelt wieder die Hauptkommissarin Katja Sand von der Mordkommission München und ihr Kollege Rudi Dorfmüller. Der Prolog deutet darauf hin, dass hier der Täter erzählt. Ob es sich dabei um einen Mann oder eine Frau handelt verschweigt der Autor bewusst. Deutlich wird nur, dass die entsprechende Person niemals vergessen konnte, was mit ihr als Kind geschehen ist. Für diejenigen, die den ersten Teil nicht gelesen haben, gibt es an entsprechenden Stellen für das Verständnis Zusammenfassungen, so dass man den Band auch unabhängig davon lesen kann.

Katja Sand und Rudi Dorfmüller werden mit einem brutalen Mord an einer Rentnerin konfrontiert. Der Tatverdacht fällt auf den von ihr geschiedenen Ehemann. Die Ermittlerin zieht den Psychoanalytiker Dr. Alexander Hanning hinzu, der für seine Taten zurzeit im Gefängnis inhaftiert ist. Durch dessen Überlegungen gelingt es Katja Sand, Parallelen zu einer Serie von Morden an Frauen zu finden, die schon einige Jahre zurückliegt. Der damalige Täter wurde gerade aus der Haft entlassen. Bevor genügend Beweise gefunden wurden, um den Mörder zu überführen, geschieht ein weiteres Verbrechen. Ein älterer Mann wird auf die gleiche Weise getötet wie die Rentnerin. Der Fall passt allerdings nicht zum bisher angedachten Motiv.

Christoph Wortberg bindet in seine Geschichte ein sehr sensibles und bewegendes Thema ein. Katja Sands Privatleben ist inzwischen zur Ruhe gekommen, sowohl zu ihrer Tochter wie auch zu ihrer Mutter hat sich das Verständnis füreinander gebessert. Der Autor legt im Laufe der Erzählung ein weiteres Puzzlestück offen, welches das Bild des Traumas zusammensetzt, das die Ermittlerin aus ihrer Vergangenheit her vor allen verbirgt, sie aber emotional nicht loslässt. Katja Sand ist klar, dass Dr. Hanning Interesse daran hat, ihre schmerzhaften Erinnerungen offen zu legen. Dennoch hat sie für sich abgewogen, dass seine Hilfe bei den aktuellen Ermittlungen unumgänglich ist, was für mich nicht ganz schlüssig war.

Die Konstruktion des Thrillers finde ich gelungen, auch wenn die Fallermittlungen durch die Suche nach einem Motiv ins Stocken geraten und zu kleinen Längen führen. Katja Sand und Rudi Dorfmüller arbeiten durch ihre jahrelange Zusammenarbeit mit Vertrauen füreinander und dem Wissen und der Akzeptanz um die einzelnen Macken des jeweils anderen. In das Privatleben des Kommissars, der Anfang Dreißig ist, kommt Bewegung. Die beinhaltete Leseprobe des dritten Bands verspricht einen Abschluss der Trilogie, die die Ermittler nochmal auf besondere Weise herausfordern wird.

„Trauma – kein Vergessen“ von Christoph Wortberg ist ein solider gearbeiteter Thriller mit aufsehen erregenden Morden und einer Ermittlerin, die sich Gedanken über die Konsequenzen einer Verurteilung für den Mörder macht und ihre eigene seelische Erschütterung noch nicht überwinden kann. Der vorliegende Teils der Trilogie macht neugierig auf den abschließenden Band.

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Veröffentlicht am 29.09.2021

Interessantes und spannendes Gedankenspiel mit einer futuristischen Idee

Die Anomalie
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Im Roman „Die Anomalie“ des Franzosen Hervé le Tellier kommt es, treffend zum Titel, zu einer sehr außergewöhnlichen Situation, von der sich beiläufig herausstellt, dass diese nicht einmalig ist. Dabei ...

Im Roman „Die Anomalie“ des Franzosen Hervé le Tellier kommt es, treffend zum Titel, zu einer sehr außergewöhnlichen Situation, von der sich beiläufig herausstellt, dass diese nicht einmalig ist. Dabei geht es um eine Boeing 787, die im März 2021 von Paris nach New York fliegt. Die Auswirkungen des Flugs betreffen das Flugzeug selbst, die Crew und die Passagiere. Das Thema Corona spielt in der Geschichte keine Rolle.

Das Buch ist in drei Kapitel geteilt. Im Folgenden lernte ich in weiteren Unterteilungen des ersten Kapitels verschiedene Mitreisende des genannten Flugs kennen. Dieser Teil des Romans liest sich wie Kurzgeschichten, die unabhängig voneinander gelesen werden können. Darin erfuhr ich mehr vom Alltag einiger Figuren aus dem Pool der Reisenden, ihren Beruf, über ihre Beziehung zu Verwandten und Bekannten sowie den Grund, warum sie von Paris nach New York fliegen. Der mittlere Teil beschäftigt sich damit, was nach Eintritt der Anomalie geschieht, welche Konsequenzen offizielle Stellen daraus ziehen. Dabei wird der Geheimdienst zugeschaltet, der Präsident der Vereinigten Staaten informiert und Wissenschaftler zur Klärung hinzugezogen. Im letzten Kapitel erlebte ich, welche persönlichen Folgen die Anomalie für die Passagiere und die Crew hat und wie diese damit umgehen.

Die Regelwidrigkeit, über die die Geschichte handelt, gehört in den Bereich des Science Fictions. Sie ist ein Gedankenexperiment mit dem der Autor gekonnt spielt. Hervé le Tellier schreibt literarisch mit Spannungsmomenten und komödiantischen Elementen. Der Genremix sorgt immer wieder für Überraschungen. Die Figuren sind abwechslungsreich. Neben einem Auftragskiller sitzen beispielsweise auch eine Mutter mit zwei Kindern, ein Architekt und seine Freundin, eine Anwältin und ein Schriftsteller im Flugzeug auf die der Autor genauer schaut. Die Figuren sind so gewählt, dass sie veranschaulichen, wie ganz unterschiedliche Personen mit einer Extremsituation zurechtkommen, egal welchen Alters.

Auf das dritte Kapitel freute ich mich besonders, denn ich wollte wissen, welches Schicksal der Autor den mir nun bekannten Figuren des ersten Teils weiter zukommen lassen würde. Dagegen fand ich das mittlere Kapitel unumgänglich, aber vom Verständnis her schwieriger als die anderen, denn Hervé le Tellier theoretisiert hierin mehrfach mit einigen Erklärungen für das Unglaubliche. Seine Ausführungen sind ausdrucksvoll, er zieht manche Schleife über das Geschehen hinaus und greift auch gerne zum Wortwitz.

Hervé le Tellier spielt in seinem Roman mit einer futuristischen Idee, deren Glaubwürdigkeit angezweifelt werden darf. Doch allein die Beschäftigung damit, welche Rädchen sich drehen müssen, um die Realität zu vertuschen und unser Dasein zu erklären, ist das Lesen wert, darum empfehle ich das Buch gerne weiter.

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Veröffentlicht am 20.09.2021

Einfühlsames Porträt der Künstlerinnen Lotte Laserstein und Traute Rose

Meine Freundin Lotte
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Wer Anne Sterns Romane rund um die Hebamme Hulda Gold kennt, erlebt die Autorin im Roman „Meine Freundin Lotte“ von einer ganz anderen Seite. Titelgebend und Protagonistin des Buchs ist die Malerin Lotte ...

Wer Anne Sterns Romane rund um die Hebamme Hulda Gold kennt, erlebt die Autorin im Roman „Meine Freundin Lotte“ von einer ganz anderen Seite. Titelgebend und Protagonistin des Buchs ist die Malerin Lotte Laserstein, geboren 1898. Die Geschichte beginnt im Jahr 1961, als die Protagonistin ihre Freundin Gertrud Rose, genannt Traute und deren Ehemann Erich als Gäste in ihrer neuen Heimat Kalmar zu Besuch in Schweden hat. Im Wechsel übernehmen Lotte und Traute die Erzählperspektive in der Ich-Form. Doch nicht nur das aktuelle Miteinander, sondern vor allem ihre langjährige Freundschaft und die gemeinsamen Jahre in Berlin sind Gegenstand der Erzählung.

Die Freundinnen lernten sich im Winter 1924 bei der Ausgabe kostenloser Suppe an Bedürftige kennen. In Traute fand Lotte das perfekte Modell für ihre Malerei. Sie ist eine der wenigen Frauen, die damals bereits an der Kunstakademie Berlins studieren können. Da das Einkommen in Lottes Familie gering ist, unterrichtet sie und verkauft einige ihrer Bilder. Es entwickelt sich eine vertrauensvolle Beziehung zwischen der Malerin und Traute, die als Fotografin ihre eigenen Wege geht und mit Erich schon als junge Frau einen Partner zur Seite hat. Während Lotte stur ihrer malerischen Leidenschaft nachgeht und sich dennoch gerne mal fröhlich und ausgelassen ins Getümmel stürzt, ist die herbe Schönheit Traute die einfühlsamere von beiden, die in unangenehmen Situationen zu klären versteht.

In Kalmar kommt es immer wieder zu misslichen Auseinandersetzungen bei denen Vieles unausgesprochen bleibt zwischen den Frauen. Bis dato bedauert Traute, dass Lotte nach dem Zweiten Weltkrieg nicht wieder nach Deutschland zurückgekehrt ist. Als Jüdin hat die Malerin 1937 eine Möglichkeit gefunden nach Schweden zu emigrieren und für einige Zeit verloren die beiden den Kontakt zueinander. Doch auch kleine Geheimnisse und verborgene Gefühle liegen in der Luft. Anne Stern schreibt auf eine ruhige Art über die besondere Beziehung der Freundinnen, wobei auch die Kunst von Lotte in ihrer Berliner Zeit nicht zu kurz kommt. Anhand der von Anne Stern vorgenommenen, teil poetischen Beschreibung entstehen die Bilder vorstellbar im Kopf und forderten mich dazu heraus, im Internet nach Abbildungen zu suchen.

„Meine Freundin Lotte“ von Anne Stern ist das feinsinnige Porträt zweier Künstlerinnen, Lotte Laserstein und ihrer Freundin Traute, über viele Jahre hinweg, die über ihre Arbeit miteinander verbunden waren und deren Zuneigung dabei zunahm. Die Autorin lässt dabei beide Frauen ihre Gedanken und Gefühle mit dem Leser und der Leserin teilen. Gerne empfehle ich den Roman denen weiter, die sich für Biografien historischer Personen interessieren.

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Veröffentlicht am 25.08.2021

Romantische Komödie mit fantasievollen Einfällen

Dich hab ich nicht kommen sehen
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Nina Resinek hat mit dem Buch „Dich hab ich nicht kommen sehen“ ihren Debütroman geschrieben. Ihre Protagonistin ist 31jährige Mari Thaler, die genauso wie die Autorin Rechtswissenschaft studiert hat. ...

Nina Resinek hat mit dem Buch „Dich hab ich nicht kommen sehen“ ihren Debütroman geschrieben. Ihre Protagonistin ist 31jährige Mari Thaler, die genauso wie die Autorin Rechtswissenschaft studiert hat. Nach einigen Schicksalsschlägen beschließt Mari einen Neuanfang, der darin besteht, dass sie eine neue Arbeitsstelle in einer großen Berliner Kanzlei annimmt. Damit verbunden ist ein Umzug in die Hauptstadt. Cover und Titel verleihen dem Buch bereits beim Betrachten einen freundlichen Anklang.

Mari ist ganz begeistert von der Annonce eines Lofts in Berlin und freut sich über die Zusage. Bereits am Vortag des verabredeten Mietbeginns bringt sie einige Einkäufe zur Wohnung und trifft dort auf einen Handwerker. Bald schon stellt sich heraus, dass dieser Leo heißt und der Bruder ihrer Vermieterin Alexandra ist. Die sonst auf Contenance bedachte Mari bekommt im Kontakt mit Leo weiche Knie. Aber sie vermutet, dass sie ihn nicht wiedersieht. Zu diesem Zeitpunkt ahnt sie noch nicht, wie sehr sie in die familiären Wirrnisse von Alexandra einbezogen werden wird und wie oft Leo ihre Wege dabei kreuzt.

Die Autorin hat einen erfrischend eigenen Schreibstil, der sich durchgehend amüsant liest. Mari ist eine Figur voller Sorgen, als sie in Berlin ankommt. Das bleibt auch nach außen hin nicht unbemerkt. Im neuen Job muss sie sich erst bewähren, als neue Angestellte hält sie ihre Arbeitsbedingungen für nicht diskutabel. Demgegenüber findet sie bei Alexandra und ihren Bekannten und Verwandten einen Ort, an dem ihr Verständnis entgegengebracht wird, allerdings ist sie skeptisch und bleibt verschlossen. Es kommt zu Missverständnissen und zahlreichen Verstrickungen. Zum Ende des Buchs hin gab es ein paar Ereignisse, bei denen ich die Entwicklungen etwas schnell und für mich nicht ganz realistisch empfand.

Nina Resinek kennt sicher aus eigener Erfahrung das juristische Berufsumfeld und lässt diese in ihre Geschichte einfließen. Sie schreibt mit einer Überspitzung der Gegebenheiten, die zu vergnüglichen Szenen führen. Jeder Situation nimmt sie den ernsten Ton und gibt ihr etwas belustigendes, dennoch lässt sie unterschwellig problematische Themen anklingen. Maris Beziehung zu Leo geht über Höhen und Tiefen hin zu mehr Selbstbewusstsein. Erst dadurch kann sie ihre Gefühle zulassen, die die Autorin nachvollziehbar herausarbeitet. Der Umgang von Mari zu einem Kleinkind und ihrer in diesem Zusammenhang eingesetzten Fantasie fand ich bemerkenswert.

Das Buch „Dich hab ich nicht kommen sehen“ von Nina Resinek ist ein romantische Komödie, die durch einen eigenen Schreibstil auffällt. Die Geschichte ist durchgehend heiter und überrascht mit fantasievollen Einfällen. Gerne empfehle ich den Roman weiter.

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Veröffentlicht am 11.08.2021

Reale Version des Lebens der Frauen einer Bauernfamilie in der 2. Hälfte des letzten Jahrhunderts

Wildtriebe
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Der Roman „Wildtriebe“ von Ute Mank gibt Einblicke in das Leben auf dem Land über mehrere Generationen hinweg. Dabei stehen drei Frauen im Fokus. Im Vergleich verhält sich deren Leben wie Wildtriebe, ihre ...

Der Roman „Wildtriebe“ von Ute Mank gibt Einblicke in das Leben auf dem Land über mehrere Generationen hinweg. Dabei stehen drei Frauen im Fokus. Im Vergleich verhält sich deren Leben wie Wildtriebe, ihre Wege führen sie trotz bestehender Werte und Konventionen in eine andere als die von ihren Angehörigen vorgesehene Richtung. Das Cover nahm mich optisch mit in die Natur, die im Buch eine tragende Rolle spielt, denn sie lässt alles Wachsen und Gedeihen und bildet die Erwerbsgrundlage in der Landwirtschaft.

Die Geschichte spielt etwa um die Wende vom 20. ins 21. Jahrhundert. Lisbeth, inzwischen etwa Mitte 70, hat den in einem kleinen hessischen Dorf gelegenen elterlichen Hof übernommen, nachdem ihre beiden Brüder im Zweiten Weltkrieg gefallen waren. Kurze Zeit nach dem Tod ihrer Geschwister hat sie ihre Mutter verloren. Ihr einziges Kind, ihr Sohn Konrad hat zu Beginn der 1970er Jahre seine langjährige Freundin Marlies geheiratet, die in einem Kaufhaus in der Stadt arbeitet. Die beiden haben eine Tochter Joanna. Zu Beginn des Romans begibt die 19-jährige Joanna sich nach ihrem Abitur auf große Fahrt, um ein Jahr Freiwilligenarbeit in Afrika zu leisten. Schon auf den ersten Seiten ist zu erfahren, dass Konrad inzwischen nur noch im Nebenerwerb Landwirt ist.

Ute Mank blickt auf das bewegte Leben der Frauen, vor allem aber auf das von Lisbeth und Marlies und ihr Verhältnis zueinander. Lisbeth hat schon früh gelernt, eigene Entscheidungen zu treffen, immer zum Wohl des Hofs und seiner Bediensteten. Sie war immer diejenige, die das Sagen hatte. Es ist schwierig für sie nun mir ihrer Schwiegertochter eine Berufsfremde im Haus zu haben. Wie es damals üblich war, hat Marlies ihre Arbeitsstelle nach der Heirat aufgegeben. Marlies wurde der Weg aufs Gymnasium von ihren Eltern untersagt, stattdessen wurde sie auf Ehe und Haushalt vorbereitet. Sie hat gelernt, den Entscheidungen ihrer Eltern nicht zu widersprechen. Lisbeth begegnet sie mit Respekt, aber es ist und bleibt zu viel Schweigen in ihrer Beziehung, um Vertrauen aufzubauen. In ihrer Rolle als Bäuerin ist sie nie richtig angekommen, ihre beruflichen Erfolge werden von ihrem familiären Umfeld nicht anerkannt.

Die Autorin beschreibt ein Verhalten, dass früher auf dem Dorf normal war, Platz für Selbstverwirklichung war hier meist nicht. Marlies fügt sich in die Gegebenheiten, doch sie schafft sich immer wieder Genugtuung, indem sie sich durch ihr Handeln dem Willen von Lisbeth bei Kleinigkeiten widersetzt. Schließlich erringt sie die Zustimmung ihres Ehemanns zu einigen für sie wichtigen Freiheiten. Ihrer Tochter eröffnet sie durch ihre Erziehung weite Wege und ist erstaunt darüber, dass Joanna manche ihrer eigenen Entscheidungen früher ihrer Großmutter mitteilt als ihr. Die Autorin begründet Lisbeths Verhalten Joanna gegenüber mit einem Geheimnis, das eigentlich in der Dorfgemeinschaft, in der jeder alles von jedem weiß, nicht sein kann. Für Lisbeth und Marlies hat die vermutete, gefestigte Meinung der Verwandten und Ortsbewohner maßgeblich zu ihrem Tun beigetragen, Joanna setzt sich unkonventionell darüber hinweg. Lisbeth ist mit dem Alter gelassener geworden, bleibt aber hauptsächlich Marlies gegenüber fast trotzig bei ihren Ansichten.

Ute Mank schildert in ihrem Roman „Wildtriebe“ das unterschiedliche stille Streben einer Bäuerin, ihrer Schwiegertochter und ihrer Enkelin um mehr Selbstbestimmtheit und Anerkennung ihrer Persönlichkeit. Durch ihren Schreibstil drückt die Autorin die nie gesagten Worte zwischen ihren Protagonistinnen aus und beschreibt eine reale Version des Lebens auf dem Land in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Gerne empfehle ich das Buch weiter.

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