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Veröffentlicht am 20.02.2017

Konnte mich nicht überzeugen

Italienische Nächte
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„Italienische Nächte“ von Katherine Webb führt den Leser zurück in das Jahr 1921. Das Cover wirkt einladend. Der Blick schweift von einem Balkon über die hügelige Landschaft Apuliens, der Blick fängt sich ...

„Italienische Nächte“ von Katherine Webb führt den Leser zurück in das Jahr 1921. Das Cover wirkt einladend. Der Blick schweift von einem Balkon über die hügelige Landschaft Apuliens, der Blick fängt sich am kräftigen Rosa des Oleanders der die Aussicht umrahmt. Doch so heiter und friedvoll ist die Geschichte leider nicht, die den Leser in diesem Buch erwartet. Bereits im Prolog wird deutlich, dass sich gewisse Dinge für die Protagonistin Clare, die sich auf der Heimreise von Italien nach England befindet, geändert haben und sie selbst an den Ereignissen der zurückliegenden Wochen gereift zu sein scheint.

Gioia del Colle ist eine Kleinstadt in Apulien. Der englische Architekt Boyd Kingsley, Ende 30, wurde von dem italienischen Grundbesitzer Leandro Cardetta, den er vor einigen Jahren in New York kennengelernt hat, damit beauftragt, Pläne für die Renovierung seines Landguts zu machen. Die 29jährige Clare wird gegen ihren Willen in den Sommerferien zu ihm zitiert, begleitet von ihrem 15jährigen Stiefsohn Pip. In der Stadt kommt es immer wieder zu Aufständen der einfachen Arbeiter gegen die Landbesitzer. Clare fühlt sich hier gar nicht wohl und Cardetta bietet ihr an, dass sie, Pip und seine Frau die nächsten Wochen auf seinem nahen Landgut verbringen können.

Parallel zu diesem Handlungsablauf lernt der Leser mit dem Arbeiter Ettore einen weiteren Protagonisten kennen. Ettore wohnt gemeinsam mit seinem kranken Vater und seiner Schwester, die ein kleines Kind hat, in Gioia del Colle in einer ärmlich eingerichteten Wohnung. Die Familie lebt hauptsächlich von seinen Einkünften als Tagelöhner. Seine Liebste ist vor ungefähr einem halben Jahr verstorben. Obwohl sein Onkel Leandro Cardetta der Arbeiterschicht entstammt, gehört er nun zur oberen Schicht und hat Ettore bereits mehrfach Arbeit angeboten, die dieser jedoch aus Stolz abgelehnt hat. Eines Tages wird Ettore schwer verletzt, ein Freund bringt ihn zum Landgut seines Onkels. Clare ist Ettore bereits in der Stadt begegnet, doch jetzt ist sie verwirrt ihn auf dem Gutshof zu sehen. Bei einem Blick in seine Augen verliebt sie sich in ihn. Doch werden ihre Gefühle überhaupt erwidert? Empfindet sie für ihren Ehemann keine Liebe mehr? Ein dunkler Schatten aus der Vergangenheit liegt seit Jahren auf ihrer Ehe. Im Laufe der Geschehnisse deckt Clare ein unfassbares Geheimnis auf.

Die Autorin hat für ihren historischen Roman die eher ungewöhnliche Zeitform des Präsens gewählt. Der Leser hat dadurch den Eindruck, die Ereignisse unmittelbar miterleben zu können. Im Stil eines allwissenden Erzählers befindet sich der Lesende nicht nur an der Seite der Handelnden, sondern erfährt auch deren Gefühle und hält mit ihnen Rückblick auf vergangene Erlebnisse.

Während Ettore immer in ärmlichen Verhältnissen gelebt hat, ist Clare als Einzelkind schon älterer Eltern wohlbehütet und umsorgt aufgewachsen. Mit 19 Jahren wurde sie die Frau von Boyd, der nach dem Tod seiner ersten Frau eine Mutter für seinen Sohn suchte und sich in sie verliebte. Clare glaubte damals, seine Liebe zu erwidern. Aber Boyd ist anscheinend nie über den Verlust seiner ersten Frau wirklich hinweg gekommen, was die Beziehung belastet. Den Wunsch nach einem eigenen Kind hat ihr Ehemann ihr bisher verweigert.

Der Leser ahnt bereits von Beginn an, dass es ein Geheimnis im Leben von Boyd gibt. Dieses Geheimnis hat mich weiterlesen lassen, weil es zumindest ein wenig Spannung in den Roman hineinbrachte. Katherine Webb hat für ihren Roman sehr gut recherchiert und die Arbeiteraufstände gegen die Landbesitzer realistisch in ihre Erzählung eingewoben. Allerdings nehmen die Kämpfe einen sehr breiten Raum in ihren Schilderungen ein.

Die spontane Liebe zwischen der biederen Mittelklassefrau Clare und dem trotzigen unbelehrbaren Ettore wirkte auf mich eher unglaubwürdig. Beide verschwenden keinen Gedanken an die möglichen Auswirkungen und handeln einzig triebgebunden, obwohl Clare mit jedem Tag die Mühen des Alltags der Landarbeiter beobachten kann und von den Kämpfen sogar angewidert ist. Clare konnte mir im Laufe der Geschichte nicht sympathisch werden. Einerseits gewinnt sie an Selbstvertrauen, gehorcht aber den Befehlen ihres Mannes und Cardettas ohne auf einer ausführlichen Erklärung für deren Handeln zu bestehen. Auch die Agitationsweise von Ettore konnte ich nicht immer nachvollziehen. Sein Stolz bringt seine Familienangehörigen, für die er verantwortlich ist, in Gefahr und seine Rachegefühle für diverse Geschehnisse in der Vergangenheit stehen, ohne die Konsequenzen zu bedenken, an erster Stelle.

Leider konnte mich der Roman nicht begeistern. Für meinen Lesegeschmack war die zwar wirklichkeitsnahe Darstellung des Klassenkampfes zu langatmig und die Liebesgeschichte zwischen Clare und Ettore nicht überzeugend genug. Den Hintergrund des Geheimnisses das am Ende der Geschichte aufgedeckt wird fand ich jedoch überraschend. Daher gebe ich dem Buch 3 Sterne. Man kann das Buch lesen, muss es aber nicht.

Veröffentlicht am 09.12.2016

High Fantasy mit Steampunk-Elementen und höfischem Szenarium

Der Winterkaiser
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Maia ist erst 18 Jahre alt als er durch den Unfalltod seines Vaters, dem Elfenkaiser, und seiner Brüder zum Thronerben wird. Seine Mutter war die vierte Frau seines Vaters und aus der herrschenden Linie ...

Maia ist erst 18 Jahre alt als er durch den Unfalltod seines Vaters, dem Elfenkaiser, und seiner Brüder zum Thronerben wird. Seine Mutter war die vierte Frau seines Vaters und aus der herrschenden Linie der Kobolde. Die Ehe basierte nicht auf Liebe, sondern wurde aus politischen Gründen arrangiert. Maias Mutter verstarb früh. Lange Jahre lebte er im Exil und wurde von einem Cousin nach strengen Regeln erzogen. Schnell wird ihm klar, dass er so bald wie möglich, die Nachfolge antreten muss. Trotz seiner Flugängste besteigt er wenig später ein Luftschiff um sich so schnell wie möglich zum Regierungssitz seiner Familie bringen zu lassen.

So beginnt der Fantasyroman „Der Winterkaiser“ von Katherine Addison. In der nun folgenden Geschichte begleitet der Leser Maia bei seinen täglichen Verrichtungen. Als erstes beschließt er seine Krönung und unmittelbar darauf hat die Beerdigung seines Vaters stattzufinden. Obwohl er nicht dazu erzogen wurde, Regierungsgeschäfte zu beschließen, sagt sein Verstand ihm, dass er als zukünftiger Kaiser die Entscheidungen ab sofort zu treffen hat, was er auch direkt in die Tat umsetzt. Damit gibt er eine klare Ansage an den bisherigen Berater seines Vaters. Maia bewegt sich auf dünnem Eis, denn er hat weder das Wissen dazu, den Elfenstaat zu führen, noch kennt er vertrauensvolle Personen von denen er sich Rat holen kann.

Katherine Addison, einem Pseudonym der Autorin Sarah Monette, schafft für ihren Roman eine eigene Welt von der der Leser auf der Innenseite der Klappbroschur eine Übersichtskarte erhält. Ihre Elfen sind ein altehrwürdiges Volk, sehr höflich und haben der allgemeinen Vorstellung entsprechend spitze bewegliche Ohren. Gewöhnungsbedürftig fand ich in diesem Zusammenhang die Form „Wir“ die Maia zu benutzen hat wenn er von sich selber spricht. Es gibt Hofrituale und Gesetze die uneingeschränkt auf für den Kaiser gelten. Bei Zuwiderhandeln drohen ein schneller Tod oder Verbannung. Die Namen der Elfen folgen eigens von der Autorin erdachten Regeln die im Anhang des Buches kurz erläutert werden. Für mich war es jedoch stellenweise schwierig, die Namen ihren jeweiligen Trägern zuzuordnen und dadurch wurde der Lesefluss gelegentlich gehemmt, zumal am Hof des Kaisers und in seinem Umfeld eine stattliche Anzahl Figuren angesiedelt sind. Im Anhang gibt es daher ebenfalls ein hilfreiches Verzeichnis dazu.

Maia wirkte auf mich durchgehend unwissend und unerfahren. Ohne um seinen Vater, zu dem er nie engeren Kontakt hatte, zu trauern, ist er sofort bereit die Thronfolge anzutreten. Er ist froh darüber, seinem bisherigen Lehrer, der ihn streng erzogen hat, aufgrund seiner neuen Machtbefugnisse eine neue Rolle fern von ihm zuzuordnen mit der Folge, dass er nun niemand Vertrautes mehr an seiner Seite hat. Reglementierungen hätte er ohnehin aufgrund seiner neuen Stellung von seinem Cousin nicht zu befürchten gehabt. Jetzt steht er im Fokus ohne dass er beurteilen kann, wer für ihn oder gegen ihn ist. Sein Handeln orientiert er daher sogar an den Beobachtungen, die er am Dienstpersonal im Exil gemacht hat. Und natürlich unterwirft sich nicht jeder diesem unerfahrenen, unbekannten Kaiser. Keine Figur des Buches konnte mir sympathisch werden, dazu agierte jeder Charakter zu sehr zu seinem eigenen Nutzen.

In dieser Fantasy werden Kämpfe nicht mit Waffen ausgetragen, sondern mit Worten. Die Autorin beschreibt gerne die Art und Weise der sprachlichen Mitteilung, wodurch der Leser erst ein Bild über die weitere Bedeutung erhält. Freundschaft und Liebe sind den Elfen zur Erhaltung ihrer Stellung im gesellschaftlichen Leben nicht wichtig. Ehen werden aus politischen Gründen geschlossen. Intrigen und Ränkespiele sind an der Tagesordnung. Auch besteht eine ständige Gefahr, selbst für den Kaiser, Unwillen auf sich zu ziehen und es nicht allen recht machen zu können.

Mir persönlich war die Fantasy etwas zu ruhig, das Gebaren am Hof zu aufgesetzt. Wer klirrende Schlachten und Zaubereien mag ist bei diesem Buch leider nicht richtig. Wer eine High Fantasy mit Elementen aus dem Steampunk und ein höfisches Szenarium mit politischen Rangeleien mag ist hier willkommen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Konnte mich nicht fesseln

Bad Romeo - Wohin du auch gehst
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„Wohin du auch gehst“ von Leisa Rayven ist der erste Band der Dilogie „Bad Romeo & Broken Juliet“ Auf dem Cover findet sich ein rotes Herz, das zerrissen ist und von dem sich Teile ablösen. Dennoch scheint ...

„Wohin du auch gehst“ von Leisa Rayven ist der erste Band der Dilogie „Bad Romeo & Broken Juliet“ Auf dem Cover findet sich ein rotes Herz, das zerrissen ist und von dem sich Teile ablösen. Dennoch scheint in der Mitte ein glühender Funke dafür zu sorgen, dass die Liebe, die das Herz zu vergeben hat, nicht abbricht. Synonym steht dieses Herz für die Beziehung der beiden Protagonisten des Buchs Cassandra Taylor, Cassie genannt, und Ethan Holt.

Cassandra steht kurz vor ihrem 20. Geburtstag und ihr sehnlichster Wunsch ist es, Schauspielerin zu werden. Nach dem Abschluss der Highschool im Jahr 2007 bewirbt sie sich deswegen an der angesehenen Schauspielschule Grove School in Westchester im Bundesstaat New York. Bei der Aufnahmeprüfung begegnet sie Ethan zum ersten Mal. Direkt fällt ihr der große, breitschultrige, gutaussehende Junge ins Auge. Der Zufall will es, dass sie mit ihm eine Pantomime vorführen soll. Während der kleinen Aufführung bemerken nicht nur die beiden eine knisternde Spannung zwischen sich. Ethan, der bereits zum dritten Mal an der Prüfung teilnimmt, lehnt eine tiefere Freundschaft mit der eher schüchtern auftretenden Cassie aber zunächst ab. Cassandra ist von ihren eigenen Gefühlen verwirrt, genauso wie von den Reaktionen Ethans auf ihre Freundschaftsbekundungen.

Das Buch beginnt im Jahr 2013 während der Proben zu einem neuen Theaterstück zu dem sowohl Cassandra wie auch Ethan für die Hauptrollen gecastet wurden und nun wieder einmal ein Liebespaar darstellen sollen. Inzwischen sind beide angesehene Schauspieler, Ethan kann sich vor weiblichen Fans kaum retten. Doch beide sind in der Realität nicht mit einander verbandelt, sie sind eigentlich noch nicht mal Freunde. Cassie erzählt die Geschichte in der Ich-Form und nachdem der Leser beide Schauspieler in der Gegenwart im Theaterumfeld kennengelernt hat, blendet die Erzählung zurück auf die Ereignisse in 2007. Immer wieder wechselt nun die Perspektive von Vergangenheit und Jetzt, ruht aber schwerpunktmäßig auf den damaligen Geschehnissen.

Von Beginn an ist sicher, dass Ethan die besondere Beziehung zu Cassie irgendwann zerstört haben muss. Jetzt benehmen Cassandra und Ethan sich in ihren Begegnungen zu dem neuen Theaterstück auf der Bühne wie professionelle Schauspieler, doch beide können eine bestehende Anziehungskraft zueinander nicht leugnen. Nur mühsam entwickelt sich die Geschichte in der Gegenwart und wird hauptsächlich davon getragen, dass Cassie Angst vor einer Wiederannäherung hat. Aber auch die vergangenen Geschehnisse haben keine spannende Handlung und sind eigentlich nur ein großes Gefühlschaos von Cassandra, die sich zu Ethan hingezogen fühlt. Ihre Zuneigung scheint erwidert zu werden, doch Ethan scheut sich davor, eine feste Beziehung einzugehen. Emotionen kommen in diesem Buch ausreichend zum Tragen.
Fokussiert auf den beiden Hauptpersonen des Romans, sind Charaktereigenschaften und Hintergründe weiterer Figuren, wenn überhaupt nur kurz angerissen. So bleibt alles außerhalb der Beziehungsgeschichte recht blass. Die Seiten sind gefüllt mit der Erzählung eines jungen Mädchens, die einen kaum älteren Jungen anschmachtet, zugegebenermaßen in ästhetischer Weise. Die Autorin lässt vermutlich einen Teil ihrer eigenen Jugendträume einfließen, denn sie selbst hat sich früher gewünscht, Schauspielerin zu werden.

Der Roman lässt sich leicht und flüssig und dank etlicher Dialoge auch schnell lesen. Das Katz und Mausspiel von Ethan und Cassandra ist an einigen Stellen auch erheiternd. Am Ende des Buchs bricht die Erzählung zum Ende des Jahrs 2007 ab. Der zweite Band wird demnach die Jahre bis zur Gegenwart ausfüllen.

Leider konnte mich die Geschichte nicht fesseln, zu sehr schleppte sich die Handlung dahin. Auch Cassies Verhalten konnte ich teilweise nicht nachvollziehen. Als Freund von Liebesgeschichten kann man das Buch lesen, muss es aber nicht.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Leider nur Mittelmaß

Bretonische Brandung
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In „Bretonische Brandung“, dem zweiten Band der Krimiserie um den bretonischen Kommissar George Dupin, werden auf Le Loc’h, einem Eiland das zu den Glénan-Inseln gehört, nach einem heftigen Sturm drei ...

In „Bretonische Brandung“, dem zweiten Band der Krimiserie um den bretonischen Kommissar George Dupin, werden auf Le Loc’h, einem Eiland das zu den Glénan-Inseln gehört, nach einem heftigen Sturm drei Leichen angeschwemmt. Zunächst sieht alles danach aus, als ob die anfangs noch nicht identifizierten Männer bei einem Bootsunfall infolge des Unwetters ums Leben gekommen sind. Schließlich stellt sich heraus, dass einer der Toten ein Freund des Präfekten ist und so bekommt die Aufklärung des Vorgangs Priorität. Die folgende Obduktion zeigt zum Leidwesen von Dupin, dass es Mord war. Die Ermittlungen bringen den Kommissar zu unterschiedlichen Mordmotiven, denen er nur mit der Hilfe seiner Assistenten nachkommen kann, zumal er sich hauptsächlich auf den Inseln aufhält.

Das Buch zeigt, wie bereits der erste Band, die Liebe des Autors zur Bretagne. Da ich das Buch vor Ort in Concarneau gelesen habe, kann ich bestätigen, dass er Land und Leute treffend beschrieben hat. Leider konnte mich die Story nicht fesseln. In Gedanken habe ich Dupin über die Inseln gehen gesehen, während er telefonisch seine Anweisungen erteilte, aber es fehlte mir an Spannung. Auch in Sachen Liebe gibt die Geschichte sehr wenig her. Natürlich ist das Buch ein Kriminalfall, aber etwas mehr Entwicklung hätte ich mir für den Kommissar gewünscht.

Die Charaktere sind gut beschrieben, jeder mit besonderen Eigenarten. Durch die kurze Aufklärungsdauer des Falls, die Ermittlungen dauern nur drei Tage, haben sie aber keine Zeit sich zu entwickeln. Allerdings erfährt der Leser in Verbindung mit dem Fall Wissenswertes aus der Historie der Glénan-Inseln der letzten 50 Jahre. Aufgrund der fehlenden Spannung bleibt der Krimi für mich leider nur Mittelmaß.

Veröffentlicht am 27.05.2019

Gute Grundidee, aber viel Potential verschenkt

Böses Geheimnis
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Die Psychiaterin Olivia Hofmann sowie Levi Kant, Dozent an der Polizeiakademie und ein früherer Leiter der Mordkommission in Wien, versuchen im gleichnamigen Thriller des Autorenduos B.C. Schiller ein ...

Die Psychiaterin Olivia Hofmann sowie Levi Kant, Dozent an der Polizeiakademie und ein früherer Leiter der Mordkommission in Wien, versuchen im gleichnamigen Thriller des Autorenduos B.C. Schiller ein „Böses Geheimnis“ aufzudecken. Es ist fünf Jahre her, dass der Teenager Lisa Manz ermordet wurde, Levi war in die Ermittlungen involviert. Immer wieder wurde Lisa aufgrund psychischer Probleme in einer Klinik behandelt. Einer der Patienten Olivias erzählt ihr vom Rucksack der Toten, den er zu Hause aufbewahrt und bietet ihr an, sich diesen anzusehen. Als sie sich dem Mehrfamilienhaus nähert, in der ihr Patient wohnt, sieht sie zu, wie er vom Fensterbrett seiner Wohnung im vierten Stock springt. Olivia glaubt, dass er gestoßen wurde. Gemeinsam mit Levi geht sie weiteren Hinweisen nach, mit der dringenden Frage, ob Lisa eventuell noch lebt.

Als Leser konnte ich einen Blick auf ein Stück problematischer Vergangenheit bei beiden Protagonisten werfen. Es ist, wie der angebliche Tod von Lisa, auch fünf Jahre her, dass Ehemann und Tochter von Olivia verschwunden sind. Hierzu gibt es aber enttäuschender Weise später nur kurze Erklärungen. Levi hat seit fünf Jahren Eheprobleme, denn seine Frau wünscht, dass er den Fall Lisa Manz endgültig ruhen lässt und fordert Konsequenzen. Die Kommunikation der Eheleute über das Thema ist nicht genug ausgeführt, so dass ich den Zorn der Ehefrau als nicht gerechtfertigt ansehe.

Leider wurde beim Ausbau des Thrillers viel Potential verschenkt. Es wirkte für mich seltsam, dass Levi Auskünfte erhält, die anderen verwehrt wurden, nur weil er angibt, dass er Polizist ist. Das Autorenduo flicht eine bewegende Geschichte rund um seine Großmutter ein, die allerdings zu den Ermittlungen in keiner Beziehung steht und auch zu keiner anderen Handlung hinführt. Ein Beweisstück wird versteckt und wird nach fünf Jahren jetzt doch plötzlich zur Verfügung gestellt, ein anderes wird vernichtet, obwohl der Besitzer sich über die Möglichkeit von Fingerabdrücken im Klaren sein sollte. Sicher, zur Steigerung der Spannung tragen Stilmittel bei, hier werden sie jedoch teils unpassend angewendet. Die Charaktere blieben für mich blass, ich konnte nicht mit ihnen fühlen, wahrscheinlich weil ich auch die Logik ihrer Handlungen nicht immer nachvollziehen konnte.

Die Geschichte fließt nicht aus dem Ablauf der Geschehnisse heraus, insgesamt wirkt der Thriller versatzstückartig. Die Grundidee der Geschichte ist gut und der tatsächliche Ablauf der Tat und der Täter bleiben lange verborgen. Doch leider hat mir der Thriller aufgrund der oben aufgeführten Punkte nicht gefallen.